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Von 300 auf 30m²: Kleingarten-Tiny-Haus

   
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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
18.7. - 25.7.2025
48 Antworten | 17 Autoren 48
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Von 300 auf 30m²: Unser Kleingarten-Tiny-Haus
Ich habe die Vorstellung des Projektes immer wieder vor mich hergeschoben. Da ich nun gerade auf Kur bin, nutze ich die Zeit, um eine Diskussion zum Thema „Tinyhouse“ zu starten. Um den Faden nicht auf zu viele Einzelthreads zerreißen zu müssen, werde ich für die Haustechnik einen zweiten Thread eröffnen, jedoch alle anderen Themen mit weniger Essenz auch hier abhandeln.
Vorgeschichte:
Ich habe 20 Jahre in einem Zweifamilienhaus in der Nähe von Tulln mit insgesamt ca. 300 m² Wohnfläche gelebt, das von 2000 bis 2010 mit viel Eigenleistung erweitert und energetisch generalsaniert wurde. Es war ein Altbau Bj 1956, an dem bis dahin nur ganz wenig modernisiert wurde. Eigentlich wäre dieses Objekt auch einen Thread wert, da man daraus viel ableiten kann, was man aus heutiger Sicht noch immer machen sollte, und was heute vielleicht besser nicht mehr. Aber das Thema hebe ich mir für später auf.
Motivation zum Kleingartenhaus:
In meinem zweiten Lebensabschnitt lebe ich mit meiner Partnerin in einer 75m² Wohnung in St. Pölten, die mich als „gelernten“ Landmenschen nicht ganz zufriedenstellt. Mir fehlt die Ruhe, Wald und Wiesen in unmittelbarer Nähe und ganz besonders ein Naturgarten. Soviel kann ich verraten: Meine Partnerin, die sich ursprünglich immer zum Stadtleben hingezogen gefühlt hat, kann sich inzwischen auch nicht mehr vorstellen, ohne unser Sommerhaus zu leben, schätzt aber nach wie vor die Vorzüge des Kleinstadtlebens. Es haben ja beide Siedlungsformen ihren Reiz.
Eigentlich war es meine bessere Hälfte, die die Initiative für den Kleingarten ergriffen hat (wofür ich ihr sehr dankbar bin). Ich habe mich entgegen meiner anfänglichen Skepsis aufgrund der den Schrebergartensiedlungen anhaftenden Klischees sofort in die Gegend verliebt. Danach war uns klar, wir wollen dieses Projekt gemeinsam angehen.

von Muehl4tler, samitama, Claucia2, Harperinnungen

  •  leitwolf
  •   Gold-Award
21.7.2025  (#21)

zitat..
RoterFuchs schrieb: Mir gefällt das auch, leider keine Badewanne.

Beim Schlafbereich würde ich es anders machen. Es gibt doch so Schrankbetten. Links und rechts also Regale hin so breit wie das Schrankbett und hoch hinaus.
Neben der Eingangstür ne 3er Couch. Tisch quer und 2 Sessel mit halbhohem Rückenteil.

Damit hätte man die Möglichkeit mit einem weiteren Klapptisch und ein paar Klappstühlen auch mit 8 Leuten dort zu sitzen.

Wanne kommt wahrscheinlich aufs Dach. Einfach unschlagbar am Abend oder in der Nacht in der warmen Wanne unter freiem Himmel zu sitzen (aus dem Blickfeld der Nachbarn), das hat etwas besonderes.

Unsere Einrichtung ist nichts Endgültiges. Vielleicht haben wir irgendwann andere Ansprüche und gestalten um. Für große Gesellschaften ist das Haus jedenfalls innen nicht geeignet. Dazu bietet sich der Außenbereich an.

Man darf nicht vergessen, dass es beim Kleingartenhaus hauptsächlich um den Garten geht.


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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
21.7.2025  (#22)

zitat..
MalcolmX schrieb: Klo und Bidet kann man doch gut zusammenwürfeln zu einem Klo mit Bidetfunktion....

Ja, wir dachten auch zuerst an ein Dusch-WC. Dazu habe ich mit zwei mir vertrauten Installateuren gesprochen. Hohe Anschaffungskosten, hohe Ersatzteilkosten, sonstige Nachteile bei der Bedienung haben uns abgeschreckt. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens ohne Bidet verbracht und es war nicht unbedingt ein Muss. Wir haben uns daher für die kostengünstige und unproblematische low tech und Einstiegsvariante Bidet entschieden und sind zufrieden damit. 


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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
21.7.2025  (#23)

zitat..
Neubau2022 schrieb: Was ist das für ein Tank im Technikabteil? Warmwasserspeicher? Durchlauferhitzer geht nicht?
Lässt sich gut über dem WC platzieren. Eigentlich müsste man doch so ein Haus mit einer Splitklima heizen, dann hängt die Technik außen und nimmt keinen Platz weg.? (kühlen und entfeuchen ist wie gelöst?)

Ausrichtung nach Nord haben wir auch und finden es gut! Allerdings sind wir nicht oft auf der Terasse, da es im Haus so schön ist.......

Alles der Reihe nach. Der Bericht über die Haustechnik folgt noch.


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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
21.7.2025  (#24)
Wand- und Dachaufbauten
Je kleinvolumiger das Haus, desto größer der Unterschied zwischen Brutto- und Nettofläche. Bei einem kleinen Haus mit 37m² Bruttofläche machen ein paar cm Wandstärke einen bedeutenden Unterschied.
Bei nur 20 cm Wandstärke verliert man bereits 4,7 m² Wohnfläche. Bei 30 cm Wandstärke sind es fast 7(!) m², das sind 18,9% der Bruttofläche. Die Innenwände wurden da noch gar nicht berücksichtigt.
Die ursprüngliche Idee war, alle tragenden Teile aus KLH (CLT) zu machen. Mit einer vernünftigen Dämmstärke liegt man hier teilweise deutlich über 30 cm Wandstärke. Außerdem sind die Kosten nicht zu unterschätzen und die Möglichkeit der Eigenleistung sind eingeschränkter, als bei einem Holzriegel. Leitungen müssten vorher außen eingefräst werden, da Installationsebenen zusätzlich an der Fläche nagen. Von dieser Seite betrachtet spricht alles für eine klassische Holzriegel-Wandkonstruktion.
Das Haus wird primär in den warmen Monaten genutzt, soll aber auch die Möglichkeit bieten, gelegentlich im Winter einen Aufenthalt unter behaglichen Bedingungen zu ermöglichen. Für den sommerlichen Wärmeschutz sind ein guter Beschattungsgrad, ein guter Wärmeschutz und eine optimale Phasenverschiebung des Wand- und Deckenaufbaus erforderlich. Wenn man das Haus im Winter nur gelegentlich nutzt, dann will man keine hohen Speichermassen aufheizen müssen. Ich habe dazu mit Ubakus an den Aufbauten herumprobiert und die wesentlichen Parameter überprüft.
Die Wand besteht von außen nach innen aus 6 cm Holzweichfaserplatte auf 16 cm Holzriegel, 15 mm OSB Platte und 10 mm Fermacall. Außen haben wir südseitig eine hinterlüftete Holzfassade mit vertikaler Chaosschalung, die auch den Abstellraum umgibt. Alle anderen Flächen sind mit weißem Dünn-Silikatputz beschichtet. Die Dämmung der Wände haben wir mit Holzfaserplatten (Steico 160mm) ausgeführt. Das Pultdach wurde mit 140 mm KLH Platten ausgeführt. Darauf ist ein Foliendach, 2x100 mm XPS, ein Speichervlies und eine extensive Dachbegrünung auf 15-20cm Substrat.
Holz- oder Betonbodenplatte
Besonders hat mich das Thema der Fundamentierung des Gebäudes beschäftigt. Mir hätte ein Holzbodenplatte aus KLH-Elementen auf Gartenniveau zugesagt, um keine Baumeisterarbeiten zu benötigen. Eine Aufständerung des Hauses ist aufgrund der max. Traufenhöhe von 3,0 m nicht möglich, daher ist der Eingang auf Gartenniveau alternativlos.  Die Bodenplatte wird dazu in einer ausgekofferten, mit Rollschotter angefüllten Wanne aufgeständert, sodass der notwendige Unterlüftungsabstand gegeben ist. Dazu wären L-Steine oder Wände unter dem Haus notwendig gewesen. Für die Punktfundamentierung wären bei unserem steinigen Untergrund (Steine bis 30 kg) Schraubfundamente vermutlich nicht anwendbar gewesen. Die Machbarkeit von Rammfundamenten war aufgrund meiner Recherche auch fraglich.
Auf den ersten Blick ist eine Holzbodenplatte einfacher, schneller und kostengünstiger, als eine klassische Betonbodenplatte. Betrachtet man allerdings die einzelnen Arbeitsschritte im Detail, ergeben sich einige Fragezeichen, komplexe Details und schlecht kalkulierbare Kosten.
Also war für uns eine Betonbodenplatte die sichere Variante, bei der alle Arbeitsschritte klar und kalkulierbar sind. Diese bietet auch die Möglichkeit der Eigenleistung, was unserem begrenzten Budget entgegenkam. Nun war aber noch ein Problem zu lösen. Wie kann man einen Betonsockel bei einer Wandstärke von 26 cm realisieren, ohne dass eine Wärmebrücke entsteht. Dafür konnte uns keine, der von uns befragten Baufirmen eine Lösung bieten. Alle Wände der Leichtbauhäuser in der Nachbarschaft stehen direkt auf der Bodenplatte. Das war uns allerdings aufgrund des erforderlichen Spritzwasserschutzes und vor allem aufgrund von möglichem Oberflächenwasser bei Starkregen zu riskant.
Ich habe dann die Idee geboren, den Schwellenbalken der Holzriegelkonstruktion auf Stahlfüße mit ca. 16 cm Höhe zu stellen und alle Bauteile im Fußbodenaufbau möglichst feuchtigkeitsunempfindlich zu wählen. Unser Zimmerer konnte dieser Idee auch einiges abgewinnen und unterstützte diese Art der Ausführung. Der Schlitz zwischen Schwellenbalken und Bodenplatte wurde später außen mit Purenitstreifen geschlossen.
Um Kosten zu sparen, wurde auf eine unterseitige Dämmung mit XPS oder Glasschaumschotter verzichtet. Stattdessen wurde auf der Bodenplatte eine 12 cm Perlitschüttung eingebracht. Ich habe die bauphysikalisch etwas kritische Konstruktion (mögliche Kondensation auf der Bopla) mit einem befreundeten Bauphysiker besprochen und sie wurde unter gewissen Voraussetzungen als unkritisch eingestuft.

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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
22.7.2025  (#25)
Das noch unbebaute Grundstück im April 2022


_aktuell/20250722601671_th.jpg
ein Rendering für den Einreichplan


_aktuell/2025072266693_th.jpg

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  •  christoph1703
22.7.2025  (#26)
Wow, das schaut ja ur gut aus 🤩 Gefällt mir wirklich!

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  •  RoterFuchs
22.7.2025  (#27)
Das mit der Phasenverschiebung und dem Wärmeschutz, Beschattung sehe ich pers. anders. Ich würde eher von innen mit einer Korkdämmung arbeiten, nicht viel, vielleicht 2cm und mit Klimasplits oder eben Lüftung arbeiten. Beim Kork dürfte es sich dann nicht so kalt anfühlen und wäre mit Luft schnell aufgewärmt und auch abgekühlt. Im Sommer gilt dann bei Nutzung von PV, je mehr vom Dach kommt desto mehr Sonne, desto mehr Strom, desto mehr kühlen mit Lüftung/Klima.

Aber mal im ernst, wenn man dermaßen viel Glasfläche einbaut, dann ist einem das heizen/kühlen doch eigentlich auch schon egal oder? 

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  •  Zypern
22.7.2025  (#28)
Als ehemalige KLH Besitzerin würde ich für dieses Projekt Holzriegel nehmen. Weit spannende Decken und Auskragungen gibts ja nicht.

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  •  MissT
  •   Gold-Award
22.7.2025  (#29)
Ich kenne mich jetzt nicht mehr so ganz aus: Wurde das Bauprojekt bereits umgesetzt oder steht das erst bevor?

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  •  Jacky1905
  •   Silber-Award
23.7.2025  (#30)
Wow 😍
So ein Sommerhaus hätte ich auch gerne!

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  •  Landei
  •   Gold-Award
23.7.2025  (#31)

zitat..
MissT schrieb: Ich kenne mich jetzt nicht mehr so ganz aus: Wurde das Bauprojekt bereits umgesetzt oder steht das erst bevor?

liest sich so als wäre das Projekt entweder mittendrinn oder in der Finalisierung ("Durch unser Probewohnen auf der Baustelle haben wir festgestellt,",... "Wanne kommt wahrscheinlich aufs Dach"). 


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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
23.7.2025  (#32)

zitat..
RoterFuchs schrieb: Das mit der Phasenverschiebung und dem Wärmeschutz, Beschattung sehe ich pers. anders. Ich würde eher von innen mit einer Korkdämmung arbeiten, nicht viel, vielleicht 2cm und mit Klimasplits oder eben Lüftung arbeiten. Beim Kork dürfte es sich dann nicht so kalt anfühlen und wäre mit Luft schnell aufgewärmt und auch abgekühlt. Im Sommer gilt dann bei Nutzung von PV, je mehr vom Dach kommt desto mehr Sonne, desto mehr Strom, desto mehr kühlen mit Lüftung/Klima.

Meine bessere Hälfte ist empfindlicher als jedes Messgerät was Zugluft angeht, also praktisch die Referenz der Zugfreiheit. Daher wäre Splitklima als Heizung nie in Frage gekommen, abgesehen einmal vom Geräusch in der Nacht. Mit Lüftung kannst du so ein kleines Haus mit so einer schlechten spezifischen Heizlast nicht heizen. Selbst bei Superdämmung, was hier nur mit Vakuumdämmung aufgrund des Flächenverlustes möglich wäre, würde eine Luftheizung mit 100% Außenluftanteil zu Problemen führen.


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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
23.7.2025  (#33)

zitat..
Zypern schrieb: Als ehemalige KLH Besitzerin würde ich für dieses Projekt Holzriegel nehmen. Weit spannende Decken und Auskragungen gibts ja nicht.

Ist es auch geworden, nur die Decke wurde in KLH ausgeführt.


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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
23.7.2025  (#34)

zitat..
MissT schrieb: Ich kenne mich jetzt nicht mehr so ganz aus: Wurde das Bauprojekt bereits umgesetzt oder steht das erst bevor?

Habe ich dich durch Mischung von Gegenwarts- und Vergangenheitsformen verwirrt.

zitat..
Landei schrieb: liest sich so als wäre das Projekt entweder mittendrinn oder in der Finalisierung ("Durch unser Probewohnen auf der Baustelle haben wir festgestellt,",... "Wanne kommt wahrscheinlich aufs Dach").

Aufmerksam gelesen und gut interpretiert! Aber mit den nächsten Beiträgen und vor allem Fotos kommt noch mehr Klarheit ins Spiel. 

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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
23.7.2025  (#35)

zitat..
christoph1703 schrieb: Wow, das schaut ja ur gut aus 🤩 Gefällt mir wirklich!

Ich hoffe, ich werde dich mit der realen Version nicht enttäuschen.


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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
23.7.2025  (#36)
Ein paar Fotos der Bauphase


_aktuell/20250723903313_th.jpg


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_aktuell/20250723890348_th.jpg


_aktuell/20250723264060_th.jpg
Im diesem Bild ist der Frostschirm aus Glasschaumschotter rund um das Haus zu sehen, der gleichzeitig als Versickerungskoffer dient.

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  •  MissT
  •   Gold-Award
23.7.2025  (#37)

zitat..
leitwolf schrieb:
Habe ich dich durch Mischung von Gegenwarts- und Vergangenheitsformen verwirrt. 

Ja!

Da habt Ihr Euch ein schönes Plätzchen gefunden. Meine Großmutter hat nicht weit davon gelebt.


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  •  christoph1703
23.7.2025  (#38)

zitat..
leitwolf schrieb:


_aktuell/20250723679018_th.jpg

Damit ist die Frage nach der KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] auch beantwortet 😉


zitat..
leitwolf schrieb: Ich hoffe, ich werde dich mit der realen Version nicht enttäuschen.

Bisher schonmal nicht 🤩 




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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
23.7.2025  (#39)

zitat..
christoph1703 schrieb: Damit ist die Frage nach der KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] auch beantwortet 😉

Schaut ganz so aus, aber ist nicht die KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung].


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  •  christoph1703
23.7.2025  (#40)

zitat..
leitwolf schrieb:

──────..
christoph1703 schrieb: Damit ist die Frage nach der KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] auch beantwortet 😉
───────────────

Schaut ganz so aus, aber ist nicht die KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung].

LWWP? Du machst es aber auch spannend 😅 Bin gespannt auf die weiteren Berichte!


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  •  Muehl4tler
  •   Bronze-Award
23.7.2025  (#41)
Herrlich, dass du uns so auf die Folter spannst und nicht alles auf einmal postest. 
Macht gleich noch mehr Freude dein Projekt zu verfolgen.

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