« Hausbau-, Sanierung  |

Haus zu klein, um passiv zu sein!?

Teilen: facebook    whatsapp    email
 <  1  2 ... 3  4 ... 5  > 
  •  2moose
1.3.2009 - 19.3.2010
99 Antworten 99
99
Hallo Forum!

Eine Diskussion um ein 80m² Passivhaus ist schon im Gange - wir streben ein ebensolches an. Nun steht nach den ersten Recherchen ein großes Problem im Raum: 80m² zu klein für Passivhaus.
Besonders das ungünstige Verhältnis von Volumen zu Oberfläche scheint ein k.o.-Kriterium zu sein, spätestens bei der scharfen Vorgabe für die Nö Passivhausförderung (Euro 50.000,- ab 10kWh/m²a) ist Schluss mit Lustig.

Wie seht Ihr das?

  •  dandjo
3.3.2010  (#41)
Paradebeispiel - Er ist ja bei weitem kein Einzel- aber Extremfall. Es sind dann halt keine 50km sondern "nur" 20km und "nur" 2 oder 3 Autos. Ich persönlich kenne eigentlich kein berufstätiges Paar, das weiter außerhalb von Wien lebt und nicht mindestens 2 Autos fährt. Ich kenne mehr als genug Leute, die genau so aus der Stadt raus gezogen sind, weiterhin in der Stadt arbeiten und glauben sie würden durch ein neues Haus ökologischer leben, obwohl sie täglich oft zu zweit in die Stadt pendeln. Das wird ja von der Wirtschaft so suggeriert, kein Wunder, wenn es die Leute irgendwann selbst glauben. Und hey: Pendlerpauschale und Pendlerhilfe gibt's ja noch obendrein.

Es sind keineswegs nur Scheidungshäuser, welche sich, nebenbei bemerkt, in den Randbezirken von Wien mehr als wesentlich besser verkaufen. Die Leute sind großteils naiv, ja. Ein junges Paar beginnt zu bauen, wenn die Beziehung das durchgestanden hat stehen sie meist vor dem Problem, dass das Geld ausgeht. Dann muss plötzlich ein neues Auto her, denn in Hintertupfing hat man eben nicht das Lebensmittelgeschäft um die Ecke wie in der Stadt. Das sind alles Negativbeispiele, klar, aber die Realität. Ich kenne auch einige, die es in der allergrößten Einöde geschafft haben, obwohl auch deren Arbeitsplatz mehr als fragwürdig ist.

Ich lebe lieber klein aber oho. Ich bin selbst zwei Jahre lang gependelt: nie wieder!

1
  • ▾ Werbung
    Energiesparhaus.at ist Teilnehmer des Amazon-Partnerprogramms, das zur Bereitstellung eines Mediums für Webseiten konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Partner-Links zu Amazon.de Entgelte verdient werden können.
Hallo dandjo, schau mal hier im Shop nach, da siehst du Preise und wirst sicher auch fündig.
  •  Reinhard
  •   Gold-Award
4.3.2010  (#42)
ökologisch? - die gründe, warum jemand "von der stadt aufs land" zieht, sind einfach erklärt: snob-effekt ... da sich die wenigsten leut die villa in hietzing oder das penthouse im ersten leisten können, muss ein ersatz her ... und das ist halt das "landdomizil" mit 8x4'er pool, dazu noch der leasing-bmw und der geleaste mini für die gattin und die traute zweisamkeit ist perfekt; im korneuburger 500m2 grundstück lässt es sich dann so richtig toll mit seinen freunden (die vielleicht noch in der 100m2 mietwohnung - die offiziell noch auf die schon seit 10 jahren verstorbenen oma läuft - in der josefstadt wohnen und es noch nicht "geschafft" haben) dann so richtig ausgelassen feiern ...

niemand, aber wirklich niemand zieht auf's land weil er der umwelt was gutes tun möchte ... er/sie will für sich was gutes tun und eben sein erreichtes zur schau stellen ... und das die lebensqualität in der st.andräa "blauen lagune" sicher trotzdem besser ist, als im simmeringer gemeindebau ist natürlich so ...

denkt man diesen prozess weiter, dann wird die struktur der gesellschaft der stadt älter, ärmer, das bildungsniveau sinkt und der, der es sicht eben nicht leisten kann, verbleibt in der stadt; und alle jene, die es sich leisten können, ziehen in das umfeld (wiener speckgürtel) ... der, der sich wirklich was leisten kann bleibt natürlich in den nobelbezirken wohnen ... das sind aber halt die wenigsten ...

somit verbleibt das untere drittel der bevölkerungsschicht in der stadt, das birgt zig konfliktpotentiale und bietet ein ideales umfeld für div. politische randgruppierungen ... london/paris'er umfeld lässt grüßen ...

aber bitte, von tausend leuten, sind's gerade eine handvoll, die wirklich aus ökologischen gründen bauen ...

dem 2moose, dem glaub ich's, aber sonst fällt mir keiner ein ...

1
  •  dandjo
4.3.2010  (#43)
Die Gründe sind sicher von Mensch zu Mensch unterschiedlich und oft ein Mix, aber der ökologische Grund lässt sich doch sehr leicht mit dem Snobeffekt vereinen. Man rühmt sich doch als Bauherr mit der ökologischen Bauweise. Ob der ökologische Effekt gesamtheitlich eintritt, interessiert die meisten Gäste, die das Bauwunder dann begutachten, ohnehin nicht. Die wenigsten fragen sich: bringt es wirklich einen Mehrwert an Lebensqualität, wenn ich zig Kilometer mehr zum Arbeitsplatz kutschieren muss?

Dass viele nicht aufs Land ziehen, weil sie ökologisch leben möchten, stimmt sicher, zu sagen, es tut aber keiner, möchte ich auch nicht so stehen lassen, obwohl ich nicht viel davon halte. Was die gesteigerte Lebensqualität betrifft, bin ich geteilter Meinung. Man darf nicht vergessen, dass man sich mit Eigentum (besonders mit einem solchen Wert) immer in Abhängigkeit begibt. Lebensqualität bedeutet für jeden etwas anderes. Viele fühlen sich mit viel Eigentum abhängig und nicht mehr frei. Ein Schuldenberg, auf den man die nächsten 20 oder 30 Jahre sitzt, ist auch nicht jedermanns Sache. Für viele ist es auch keine Lebensqualität täglich zu pendeln. Andere fühlen sich wiederum mit einem riesigen Haus, einem überdimensionierten Garten und dem BMW vor der Haustüre nicht glücklich und sehnen sich nach einem Strandhaus am Meer.

Dein Nächster Absatz scheint mir etwas an der Realität vorbei argumentiert. Die Gesellschaft der Stadt wird älter und ärmer? Genau das Gegenteil ist der Fall. Das Umland wird älter und kleine Dörfer ohne Infrastruktur sterben mit ziemlicher Sicherheit in Zukunft an Überalterung als aller erstes. Die Abwanderung junger Leute aus deren elterlichen Dörfern in die Stadt ist doch nirgends zu leugnen. Außerdem war es schon immer so, dass die wohlhabendsten Menschen in der Stadt gelebt haben, das ist auch heute so. Mein arabischer Freund, der damals eine Wohnung über mir gewohnt hat, hat sicher das dreifache verdient als ein Länderbanker in der Provinz, lebt aber wahrscheinlich auf einem drittel der Wohnfläche und zudem höchstwahrscheinlich hundertmal ökologischer. Auch dass das Bildungsniveau sinken soll, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Schlechte und gute Schulen gibt es da wie dort, auch gibt es in Wien Schulen, auf die man besser nicht geht, die gibt es aber auch zu Hauf im Umland. Wien ist die Universitätsstadt Nummer eins und der Anteil junger Leute war seit dem 20. Jahrhundert schon immer höher als in ländlichen Gebieten. Dass die Wiener, die es sich leisten können in das Umland ziehen stimmt so auch nicht, eher im Gegenteil. Wenn der Wunsch nach einem Haus mit Garten da ist, ziehen die Leute je weiter weg von der Stadt, je weniger Geld sie ausgeben können/möchten. Die Grundstückspreise sind nun mal näher an der Stadt höher. Und wenn es sich die wenigsten Leute in Wien leisten können, frage ich mich, warum noch immer fast die Hälfte der Einwohner in der Innenstadt und in den Nobelbezirken wohnen.

Du kannst auch nicht London oder Paris mit Wien vergleichen, dafür sind die Städte von Grund auf zu verschieden, schon alleine politisch, gesellschaftlich und geographisch. Keine Stadt achtet derart akribisch auf die Vermischung der Gesellschaftsschichten wie Wien, dass das nicht immer hundertprozentig funktioniert, ist auch logisch. Nicht umsonst wurde Wien 2009 als die Stadt mit der besten Lebensqualität auf diesem Globus gekürt, hatte ich aber glaube ich schon mal hier erwähnt.

Die wenigsten leben dann ökologischer, das stimmt sicher, die meisten, und da bleibe ich bei meiner Meinung, sind aber der Ansicht ökologischer zu leben. Mein alter Bekannter mit dem BMW glaubte ja ein paar Stunden nach unserem Gespräch ernsthaft wieder daran das Richtige für die Umwelt getan zu haben.

1
  •  2moose
  •   Gold-Award
4.3.2010  (#44)
Sind wir doch froh, dass es solche und solche gibt - jeder, - der seinen Kompromiss gefunden hat und lebt. Ich war schon immer ein Landei und werd immer eins bleiben. Ich habs in der Stadt probiert - aber die Stadt bietet mir nicht das, was ich brauche und was sie bietet, brauche ich nicht. Ich lege großen Wert darauf, Teil einer kleinen Ortschaft zu sein und nicht nur eine Nummer am Briefkasten ... ich kann alle Geschäfte des täglichen Bedarfs (Bäcker, Fleischer, Bioladen, Nahversorger) im Umkreis von 600m zu Fuß erreichen, wohne barrierefrei (und somit bis ins Alter) und hab Platz für einen Gemüsegarten. Mehr will ich nicht. Und durch das fehlen von Zaun, Pool und Golfrasen merken Igel, Hase und Rehbock nichtmal den Übergang vom Waldrand auf unser Grundstück.

Wenn sich jemand in der Stadt das so gerichtet hat, ebenso super.

Kontraproduktiv finde ich aber jene, die in der Stadt arbeiten, dort das Geld verdienen und meist auch ein großen Teil davon dort wieder lassen (Einkauf, Schule, Kindergarten) und am Land außer Flächenverbrauch und Umweltbelastung keinen Beitrag leisten ... egal, ob finanziell oder gesellschaftlich. Denn die vielen infrastrukturlosen EFH-Ghettosiedlungen (mit 8x4-Pool emoji sind oft ein Dorf im Dorf ohne Kontakt zum Umfeld.

Ich denke, dass weder Städte noch Dörfer aussterben ... es wird nur die Kluft dazwischen größer ... so wie die Hecken immer höher und breiter werden.

1
  •  Noldman
  •   Gold-Award
4.3.2010  (#45)
@2moose - Da haben sie leider Unrecht dass Dörfer nicht aussterben werden.
Die Überalterung in manchen Teilen, zb. Mühlviertel in OÖ, nördliche Steiermark, Waldviertel in NÖ, südliches Burgenland (so mal als Beispiele wo es schon extrem heftig ist) + Abwanderung vor allem der Jungen Frauen mit hoher Bildung in die Städte (Frauen waren immer schon die ersten die das sinkende Schiff verlassen haben) ist Fakt.
In OÖ gibt es massivste Anstrengungen Nahversorger im ländlichen Raum wieder anzusiedeln. Warum? Ganz einfach, die Jugend von heute schaut bei der Grundstücksauswahl wenn es sie sich leisten kann (wobei die letzten Jahre der Anteil an Hausbesitzern von 49% auf 37% der Wohnformen gefallen ist; Tendenz stark sinkend > von der Jugend wollen nur mehr 20-25% überhaupt noch ein Haus) extrem auf die Infrastruktur. Ach kein Nahversorger im Ort >> kein Interesse an den Grundstücken mehr ..... der Ort stirbt. Geschieht derzeit langsam (so schnell sterben Menschen halt nicht), wird aber die nächsten Jahre rasant zunehmen.

Beispiel: Im meinem Nachbarort gab es vor 15 Jahren noch zwei 1. Volksschulklassen. Derzeit gibt es insgesammt nur noch 2 Klassen. Man hat dort mittlerweile weil die Geburten so rasch zurückgehen sogar die Schulstufen zusammenlegen müssen, weil sonst wäre die Volksschule schon geschlossen.

Selbst wenn wir die Grenzen wieder öffnen würden (Der Zuzug nach Österreich ist die letzten Jahre um 3/4 eingebrochen) könnten wir sie nur mehr für qualifiziertes Personal (also nicht für die Hilfsarbeiter-Gastarbeiter wie bisher) öffnen. Und qualifiziertes Personal lässt sich in Städten nieder, würde also auch dem ländlichen Raum nichts nützen.

Dazu kommt noch, dass das Sterben ganzer Ortschaften mittlerweile (vor allem in den Gegenden die ich eingangs erwähnt habe) derart akut ist, dass man in manchen Gegenden bereits das System der "shrinking cities" anwendet (kennt manche einer vielleicht aus der Heimatstadt von Michael Moore). Künstlicher staatsfinanzierter Rückbau wenns jemand auf Deutsch haben will.

Man muss aber ehrlich sein, auch was die Städte betrifft, bis auf Wien wächst auch der Rest nur mehr extrem langsam.

Sieht man sich Europa als ganzes an (die Nachbarländer sind da schon weiter als wir in dieser Entwicklung) dann sieht man sehr stark dass das schrumpfen derzeit bloß ein paar hundert tausend pro Land ausmacht, die nächsten Jahre aber in die Millionen an weniger Einwohnern geht (manche Ostländer sind bereits dort angelangt).
Nur ein paar Zahlen am Rande: ab 2013 wird es in Öst. zu einem sinken der arbeitenden Bevölkerung kommen (die Nachbarländer haben diesen Punkt bereits großteils überschritten). Derzeit erhalten ca. 3 Arbeiter 1 Pensionisten. Ab ca. 2020 ist das Verhältnis 1:1 (die ÖBB hat dieses Verhältnis bereits erreicht), also Unfinanzierbar. Von den 55-65 jährigen sind in Öst. nur mehr ca. 25% Erwerbstätig. Um unser Pensionsystem finanzieren zu können sind mind. 70% nötig. Wir sind mit diesem Wert Weltmeister. Nur noch in Belgien ist das System derart kurz vor dem Kollaps wie bei uns. Irland zb. erhöht das Pensionsalter jetzt Stufenweise auf 68. Ist aber auch logisch. Längere Lebensdauer bedeutet nun mal späteren Pensionsantritt. Es wird hier die nächsten Jahre gewaltig krachen. Gerade erst hat der EuGH bestätigt dass ein ungleiches Pensionsantrittsalter von Frauen und Männern diskriminierend ist. Witzigerweise sah man es hauptsächlich für die Frauen als diskriminierend and, weil sie durch kürzere Pensionseinzahlungsdauer auch weniger Pension bekommen. Unser Pensionsystem ist auf eine durchschnittliche Pensionsdauer von 10-15 Jahren ausgelegt. Die meißten Pensionisten geni

1
  •  2moose
  •   Gold-Award
4.3.2010  (#46)
Schwarzmaler emoji - Wie kann bis 2020 das Verhältnis Abeiter:Pensionist von 3:1 auf 1:1 sinken?

Um die Jungen am Land zu halten, bringen Nahversorger nix. Eine Tanke mit 24h Öffnungszeit, Shop und ein Pizzalieferdienst hätten ein weit größeren Effekt ... und ein McD alle 10km. Diese Generation ist mobil und geht zum Merkur und nicht zum Greissler.

Solange die Einstellung Geld- und Geiz-dominiert ist, ist die Stadt der logische Anziehungspunkt. Dort endest im Alter aber allein und entweder in einer unerreichbaren Substandard-Wohnung, im 3. Stock ohne Lift oder die Wohnkosten werden zum echten Problem ... oder beides. Ein soziales Netz wie am Land suchst man in der Stadt lange ... das einem einen Verbleib im Eigenheim ermöglicht.

Ich glaub, dass die Spirale nur nach unten geht ... auch bei den Hausmeistern hats ne Weile gedauert, bis man draufgekommen ist, dass Outsourcing ein Schuss in den Ofen ist. Kleinstdörfer werden wohl uninteressanter, aber Kommunen mit 2.000 EW und drüber sind i.d.R. Eigenständig funktionierende Einheiten mit Zukunft ... zumindest bei uns. Wenn die Leute nur weniger Energie ins Raunzen und totsagen investieren würden und stattdessen ein wenig mitmachen würden.
Allein die Qualität unserer Lebensmittel und die der Handwerksleistungen sind es wert hier zu leben ... aber das geht den meisten am A....h vorbei - denn alles, was nicht in geizhals und myhammer gelistet ist, existiert für sie einfach nicht emoji



1
  •  dandjo
4.3.2010  (#47)
@Noldman:

So sieht es leider aus. Du wirst lachen, aber die Volksschule, auf die ich gegangen bin, gibt es nicht mehr, geschlossen wegen Mangel an Kindern. Wir waren damals schon nicht viele Kinder in der Schule, trotz großem Einzugsgebiet über die gesamte Marktgemeinde. Die heutigen Kinder pendeln schon mit dem Bus in die nächste Bezirksstadt zur Schule.

@2moose:

So schwarz malt Noldman gar nicht. Ich denke eher weniger, dass Tankstellen, McD und Co für die Altersklasse interessant ist, die eine Familie gründen und sich wo niederlassen möchte, um die geht es ja hauptsächlich, wenn es um Besiedelung geht. Was die Greissler betrifft kann ich nur berichten, dass diese in den Randbezirken von Wien gerade eine Renaissance erfahren. So viel frische Aufstriche, frisch gebackenes Brot und Gemüse direkt aus dem Marchfeld habe ich in meinem Heimatkaff nirgends bekommen, auch nicht in der nächsten Kleinstadt. Meine Großeltern waren früher selber Großbauern und machten das meiste Geschäft in Wien am Markt, also selbst wenn der Trend wieder in Richtung lokale Produkte tendiert, was es hoffentlich bald wieder vermehrt tut, kann das Umland nicht ohne Stadt und umgekehrt auch nicht.

Auf die Zeiten, in denen Geld nicht mehr dominiert, möchte ich nicht unbedingt warten. Die Finanzwelt hat noch jede Krise gemeistert, selbst diese, die wir kürzlich meistern durften. Ohne Zahlungsmittel geht's halt auch nicht und für einen Flächendeckenden Tauschhandel ist unsere Gesellschaft schon viel zu groß und fortgeschritten/komplex. Dass man generell sagt, man endet im Alter in der Großstadt alleine in einer Substandardwohnung ist sehr sehr über den Kamm geschert. Es gibt sowohl am Land als auch in der Stadt vereinsamte alte Menschen, das liegt aber nicht an der Wohngegend sondern am sozialen Umfeld, und das kann man da wie dort pflegen oder nicht. Das Problem am Land wird in Zukunft eher ein viel prekäreres als in der Stadt. Wer soll die ganzen alten Leute betreuen, wenn es keine jungen mehr im Dorf gibt? Da kann das soziale Umfeld am Land um noch so viel stärker sein, umsonst macht dir Altersbetreuung da auch keiner. Da hat die Stadt schon auch ihre Vorteile. Was die Wohnsituation im Alter betrifft kann ich nur sagen, das muss jeder selbst entscheiden. Sicher sind die eigenen vier Wände anfänglich eine sehr große Investition, man investiert jedoch gerade damit in Altersvorsorge, denn die Kreditrate sinkt, Mieten steigen. Die Investition ins Eigenheim ist meiner Meinung nach sinnvoller als jede Privatpension. Auch das ist ein Grund, warum ich nicht verstehe, dass sich junge Leute am Land derartige Villen aufstellen. Wer soll diese Villen im Alter erhalten? Wer benötigt in der Pension, womöglich alleine, 200m² Wohnfläche.

Die Spirale hat wohl weniger mit Outsourcing als mit Arbeitsplätzen und Möglichkeiten zu tun. Kommunen ab 2000 EW ok, wenn man bedenkt, dass man ab ca. 3000 EW sich schon als eine Kleinstadt eintragen darf. ;)
Was die Qualität der Produkte betrifft, hmpf, da habe ich gegenteilige Erfahrung gemacht.

1
  •  2moose
  •   Gold-Award
4.3.2010  (#48)
Die Betreuung der Alten werden in Zukunft nicht die Jungen - übernehmen, die sind selber mit einem oder mehreren Jobs, Kindern, Haushalt und Urlaub eingedeckt.
Es werden die "nicht ganz so Alten" sein, sprich rüstige Pensionisten, die sich ohnehin etwas dazuverdienen müssen um über die Runden zu kommen. Das funktioniert heute bei uns schon ganz gut, Besuche, Kochen (auch in verbindung mit Essen auf Rädern), Erledigungen ... denn die wenigen Besuche (mit leider immer häufger wechselndem Personal) der professionellen Organisationen (Hilfswerk, Caritas) sind nicht geeignet, um das soziale Leben aufrecht zu erhalten.

Wir haben an die 2.400 Einwohner, Volk- und Hauptschule (letztere gemeinsam mit der Nachbarortschaft) und ein stets wachsendes Angebot an Nahversorgern und Lokalen (nachdem von 5 Wirtshäusern nur noch eines geblieben ist) ... und die Bevölkerungszahl ist auch stabil. Kleinere werdens schwer haben ... und wo wir es auch schwer haben, ist der Personalschwund in der Kirche. Das mag die Jungen herzlich wenig interessieren ... ist für Ältere aber schon ein Thema, wenn früher 2-3 Personen den Pfarrhof bevölkerten und heute ein Priester für 2-3 Gemeinden zuständig ist und Ansprechpersonen wegfallen.


1
  •  Noldman
  •   Gold-Award
4.3.2010  (#49)
...Mal so als Beispiel mein Ort:
Wir sind ca. 2700 Einwohner. Massivst überaltert. Bekommen jetzt ein betreubares Wohnen mit für den Anfang 12 Wohneinheiten und ein neues Altersheim. Haben seit kurzem einen Spar im Ort + einen Greissler. 2 große Wirtshäuser mit richtig großen Sälen für Hochzeiten, 2 kleine Wirtshäuser, 2 Kaffees und ein kleines Stehkaffee im Greissler. 1 Disco für Junge (geht alle paar Jahre in Konkurs), eine Disco für Alte - beide schlecht besucht. Und ein Pub. Hätt doch fast den Braugasthof vergessen. Ferienwohnungen etc. gibts zur Genüge. Dazu Seminarräume....
2 Fußballvereine (wobei die derzeit eher mangels Nachwuchs mit 2 Nachbargemeinden am Fusionieren sind - hier sieht man es am deutlichsten was abgeht. Früher wurde gestritten wer spielen darf, heute läuft einem der Verein hinterher und muss aus 2 Nachbargemeinden schon Jugendliche abholen - deren Fußballvereine gibts seit ner Weile nicht mehr, mangels Nachwuchs). 3 Tennisplätze. Musikkapelle samt Lernmöglichkeiten dort. 1 Heurigen, 2 Feurwehren + 1 Berufsfeuerwehr. 2 Volksschulen + 1 Hauptschule (hier kommen auch mittlerweile aus Nachbargemeinden Schüler). Achja wir haben noch 1 Postamt. Eines haben wir verloren. 1 Tankstelle mit Tankstellenshop. 1 Bank. Geht der in Pension ist die Tanke aber warhscheinlich für immer weg. Ist weit und breit meist der günstigste. 2 Kirchen. Nur mehr einen Pfarrer, der aber dauernd in Pension will. Man lässt ihn aber nicht.
Sehr gute Infrastruktur eigentlich.
Aber jetzt beginnts auch bei uns (Unglaublich aber wir hatten vor 15-20 Jahren noch 3 Wirtshäuser mehr). Beide Bäcker haben die letzten drei Jahre leider geschlossen. Von unseren 2 Bahnhöfen wollen sie einen zudrehen (wobei ich das sogar verstehe, dort steigen eh am Tag keine 10 Leute mehr ein und aus). 1 Postamt weg. PSK weg.

@2moose: Nachdem du schreibst die Alten werden sich um die Alten kümmern. Bei der Aussage nehme ich an du hast noch nie in diesem Bereich gearbeitet, bzw. niemanden mit dem du jede Woche zu tun hast, der entweder gepflegt wird oder in dem Bereich arbetet. Ich habe ein Jahr in dem Bereich gearbeitet, manche vom Stammtisch sind in diesem Bereich und nur extrem wenige Alte rüstige kümmern sich um andere Alte. Die heutigen Alten sind sehr gut im wegschauen. Viel besser als die heutige Jugend und auch viel mehr auf ihren eigenen Vorteil bedacht als die Jungen. Die Ältere Generation ist Beinhart.......

1
  •  Noldman
  •   Gold-Award
4.3.2010  (#50)
Achja noch was: - Bei uns hat man mittlerweile Wohnungen gebaut um die massive Abwanderung der Jungen zu stoppen. Sind aber viel zu wenige und viel zu teuer. Die Jungen wollen einfach keine Häuser mehr, könnten sich aber auch großteils die Gründe nicht leisten. Dazu kommen jetzt nochmal 12 Wohnungen und ein paar Reihenhäuser. Keiner weiß aber ob nicht zu spät reagiert wurde.
Was auch hier zb. massiv abgeht ist ein Kindergarten der den ganzen Tag offen hat und nicht nur ein paar Stunden wie derzeit. Oder dass der mal endlich in den Ferien offen hat.

1
  •  dandjo
5.3.2010  (#51)
In Zukunft - wird es aber immer weniger rüstige Pensionisten geben, denn die Zeiten, in denen man mit Anfang 50 oder gar früher in Pension gehen kann werden bald Geschichte sein. Ich finde es aber dennoch gut, dass das bei euch jetzt funktioniert, obwohl man das wahrscheinlich auf die wenigsten Regionen umlegen kann. Und wie du auch sagst, umsonst machen die es auch nicht.

Anscheinend glauben immer noch viele am Land lebende und vom Land kommende, in der Stadt gäbe es kein soziales Leben. Klar, wenn man keine 5 Jahre in der Stadt lebt, kann man kein großartiges soziales Netz aufbauen. Man kommt ganz automatisch mit Leuten in Kontakt und wenn man nicht als gänzlicher Ungustl auftritt, kann man sehr gute Freundschaften schließen. In meinem Fall ist es sogar so, dass fast alle meine damaligen Freunde nun in Wien leben und arbeiten. Man geht dann zum Heurigen, zum Wirten um die Ecke oder unternimmt kulturelles. Mir fehlt an Lebensqualität wirklich an nichts.

Mit 2400 EW, einer Volks- und Hauptschule, mehreren Nahversorgern und Lokalen ist man kein kleines Dorf mehr, das ist in den Regionen, die Noldman angesprochen hat, schon fast eine Bezirksstadt. Die extremst zersiedelten Regionen, wie wir sie zum Beispiel im Norden und Osten von Österreich haben, haben keine Zukunft, wenn die Politik nicht die Füße in die Hand nimmt. Selbst in erschlosseneren Gebieten im Süden Österreichs stagniert die Bevölkerung der kleinen Dörfer. Auch dort zieht es junge Leute in die Ballungsgebiete.

1
  •  2moose
  •   Gold-Award
5.3.2010  (#52)
Ach geh, die Satdtstrukturen funktionieren doch am Land - nicht, wer sollte das denn bezahlen? Kinder ganztägig in den Kindergarten abschieben und dann nahtlos übergehend in Schule und Hort ... bin froh, dass es das bei uns nicht gibt. Wenn man mit Gott und der Welt samt Verwandtschaft zerstritten ist, ist es natürlich schwer ... aber sonst funktionierte die Kinderbetreuung bei uns schon seit jeher ... und nicht erst seitdem es Tagesmütter gibt - wenn alle Stricke reißen. Es gibt die rüstigen Pensionisten, die sich bei uns tatsächlich um ältere kümmern ... und auch um Kinder, es gibt Nachbarn, es gibt noch rel. viel Landwirtschaft wo am Hof den ganzen Tag jemand anwesend ist.
Was die Altenbetreuung angeht ... warum sollte ich ahnungslos sein? Ich erlebe es jeden Tag. Es geht auch nicht um das rumwuchten und waschen, dass in einer halben Stunde von professionellem Personal erledigt wird und mit persönlichem Kontakt wenig zu tun hat ... Massenabfertigung halt - sondern vielmehr um die restlichen 23,5 Stunden. Die sind es, die die Lebensfreude erhalten. Und die "beinharten" Alten von heute, wie Du sie beschreibst - das sind die verbitterten Einsamen von Morgen ... denn um Grantscherm kümmern sich nur jene, die es müssen. In unserer geheiligten Unabhängigkeit vergessen wir manchmal, das der Weg in die Abhängigkeit im Alter ein unumgänglicher ist.
Die Bahn wird bei uns auch nur aus Nostalgiegründen erhalten ... aber wenn se weg ist, fährt der Bus ... das Leben geht weiter.
Wohnhausanlagen wurden bei uns auch einige gebaut ... nach Jahrzehnten des Stillstandes - und alle voll. Drum tut die Verlagerung von Haus auf Wohnung dem Land auch nicht so weh wie mache denken.

Solange wir versuchen, die teilweise fragwürdigen Stadtstrukturen dem Land aufzupflanzen, kann von Nachhaltigkeit keine Rede sein ... und ohne Beteiligung der Bevölkerung geht gar nix. Die raunzt aber bloss lauthals und vergisst, beim Projet "Dorf" mitzumachen. Da muss man aber manchmal mit seinen Mitmenschen reden ... was vielen unglaublich zuwider wist. Will sagen: Nirgends hat man soviel Einfluss ob es läuft oder nicht wie in kleinen Strukturen ... im Dorf. Da ist selbst die Politik noch begreifbar. Hingehn tut trotzdem kaum wer. Aber schimpfen.



1
  •  2moose
  •   Gold-Award
5.3.2010  (#53)
Es spielt auch keine Rolle selbst wenn wir mit 70 in Pension - gehen ... hier laufen jetzt schon genug 90jährige rum. Verschiebt sich bloss alles nach hinten.

Was soll denn die Politik machen, damit die Bevölkerung in Kleinstdörfern wächst? Selbst wenn sie gratis Häuser hinstellen fahren die Bewohner in die Stadt arbeiten und einkaufen. Das muss schon von der Bevölkerung kommen ... da schauts aber eher schlecht aus.

1
  •  dandjo
5.3.2010  (#54)
Das ist doch ein Hauptproblem - der ländlichen Gebiete. Ein Dorf funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen und das funktioniert in wirklich sehr sehr seltenen Fällen gut. Ein Dorf ist viel abhängiger von der so genannten Nachbarschaftshilfe, dort werden die kleinen Gesten nicht bezahlt und da liegt der Hund begraben. Ich kenne das ja von meinen Großeltern. Jahrzehnte lang wurde das Dorf von einer unbezahlten Gemeinschaft schön gehalten. Die Leute sterben nach der Reihe weg und die Jungen haben keine Zeit dafür, bezahlen will man aber auch niemanden, denn das Geld ist ohnehin knapp. So wurde aus einem einst schön gestalteten Dorf ein großer wilder Garten und die Streiterei ist perfekt. Schönes soziales Leben.

In der Stadt verdient man üblicherweise etwas besser und die Strukturen (Müllentsorgung, Straßenreinigung, und und) funktionieren sehr gut, auch wenn sie etwas kosten. Ich habe ja selbst keine Lust zum Beispiel den Streusplitt jedes Frühjahr tonnenweise selbst zu kehren. Da bin ich sehr froh, dass das die MA für mich macht, schafft ja auch Arbeitsplätze.

Stadtstrukturen funktionieren am Land nicht, das ist logisch. Kann mich ja nur zu gut an die Reaktionen der Einwohner erinnern, als sie in einem etwas größerem Nachbarort Sozialwohnungen aufgezogen haben. Damit ziehe man doch nur Gesindel an, war der Tenor.

1
  •  creator
  •   Gold-Award
5.3.2010  (#55)
ich wundere mich schon manchmalwie leicht es ist, den leuten irgendwelche fiktionen als fakten zu verkaufen. offenbar will halt jeder an das glauben, was er für richtig oder wünschenswert hält, völlig unbelastet von fakten oder absehbaren entwicklungen.
das schönste klischee ist "die gute alte zeit", das goldene zeitalter. was war an onkel adolf, dem ständestaat oder der monarchie mit krieg und bürgerkrieg und minimalstem sozialrecht (ok, onkel adolf hat zumindest das geändert) so super? nee, eh nix,aber die umwelt war ja so toll... besonders in den städten war das ja ein paradies, mit pocken, syphillis, tbc, zig anderen dreckbedingten seuchen. kleines detail: der 2-takt-ottomotor bekam die zulassung zur verwendung in geschlossenen räumen... weil er sauberer als dampfmaschinen z.b. bei webstühlen war.

auch nicht - aber das dorf war ja noch so schön romantisch... weil die rauschbedingten dorfdeppen noch von hof zu hof betteln gehen mussten und das leben als knecht oder magt mit unehelichen kind (ca. 20%9 z.b. in tirol) so geil war...
ein bisschen zeitgeschichte bringt da einiges ins lot...

wenn irgendwer glaubt, dass die umwelt

1
  •  Noldman
  •   Gold-Award
5.3.2010  (#56)
LOL - ...

1
  •  Reinhard
  •   Gold-Award
5.3.2010  (#57)
um meinen senf - loszuwerden ...

2moose's heidi-idylle funktioniert ja auch deswegen, weil gleich um's eck ein riesenwerk ist, in dem wahrscheinlich das halbe dorf hackelt und zum anderen, weil der rest (der, der nicht im werk hackelt) dann halt in der landeshauptstadt seinen dienst als beamter, landesbediensteter oder in einer sonstigen "geschützten werkstätte" unterkommt ... so gesehen ist es nicht schwer, sich seine idylle zusammen zu zimmern ... nur was wenn eine oder sogar beide faktoren wegfallen?

richtig: --> landflucht ...

weiters werden in dieser gegend die gründe gerne verschenkt ... ah sorry, dh richtig "baurechtsgründe" ... warum wohl ?? richtig, weil sonst keiner hier wäre ...

will damit sagen, dass die gelobte "dorfgemeinschaft" ein produkt aus "nächstenliebe", aber vielmehr quersubventionierung ist ... arbeitsplätze (=wohlstand) sorgen für mehr zusammenhalt ..


und die begeisterung von dandjo für die stadt kann ich nachvollziehen, nur sie wird sich in ein paar jahren wahrscheinlich umschlagen ... die stadt hat schon vorteile; nur, das was man heute als vorteil sieht, ist vielleicht bald ein nachteil etc. kenn halt keinen mit familie, der in der stadt wohnen will ... kenn aber einige, die dort wohnen müssen ... vielleicht kenn ich auch nur die falschen leut emoji)


1
  •  dandjo
5.3.2010  (#58)
Heidi-Idylle - Ich glaube sie funktioniert auch (noch), weil der Tourismus (noch) halbwegs funktioniert, oder warum unternimmt die Bundesregierung gerade extremste Anstrengungen um den Urlaub in Österreich wieder attraktiv zu machen? Richtig, der Osten ist, besonders für die Wiener, nicht weit und dort ist die Natur auch sehr schön.

Weil Reinhard Quersubventionierung anspricht: das bröckelt ja auch extremst seit der Finanzkrise.

Warum soll meine Begeisterung in ein paar Jahren umschlagen? Welche Vorteile sollten sich als Nachteile herausstellen? Ich habe Familie und bereue meine Entscheidung absolut nicht.

1
  •  creator
  •   Gold-Award
6.3.2010  (#59)
hier mal ein link zur statistik austria: http://www.statistik.at/web_de/presse/033887

wien wird bis 2050 jünger und niederösterreichs ländlicher raum auch nicht aussterben.
http://docs.google.com/viewer?a=v&q=cache:O0OsiyPbMuUJ:www.laendlicher-raum.at/filemanager/download/41526/+bev%C3%B6lkerungsentwicklung+%C3%B6sterreich+2050+l%C3%A4ndlicher+raum&hl=de&gl=at&pid=bl&srcid=ADGEESjgqtS_pHENpAbfVxcYPKwqDBf4Ocvr0VoDYlHjUjtkUiMWE_uUVgbgKBTjPD4Km7zGOZvbfuL0H5arBmt6Z036qlJzbQKAfiH_ZTNytQTsxSLZlWJBSEBryfvYYcwuG6DScjCw&sig=AHIEtbRTQ_zXSLx3KI8GROqLr1ay1IvNew

auch klar, wie sich die dinge entwickeln werden.

würde in wien nicht nur der mob gefördert, wäre ich auch in wien in einer etw geblieben - nur kriegt man keine mit 2 garagenplätzen zu halbwegs vernünftigen konditionen.

einerseits, weil es fast nur geförderte neubauten gibt und die nur an "förderungswürdige" vergeben (blöd, wenn man nicht förderungswürdig ist - schon gar nicht, wennst im umkreis von "nur" 100km vielleicht noch ein haus hast. da kann man ja eh super pendeln, sind ja nur 198km jeden tag... und öffis kann man da gleich vergessen) und freifinanzierte wahnwitzige klauseln in ihren verträgen haben.

da spreche ich gar nicht vom preis - da ist eh klar, dass man die schlechtere infrastruktur mit sehr viel günstigeren m²-preisen und baukosten kompensiert.

meine jetzigen platzverhältnisse wären selbst in den no-go-bezirken wiens um ein vielfaches teurer und damit fast unbezahlbar. da kann ich bis zur pense pendeln und bin auch mit sprit für €3,10 pro liter billiger dran - diese umstände mit förderungen und preisen bedenken die umweltfreaks, die noch dazu völlig falsche daten verwenden, nie.

quersubventionierung ist in ö. ganz normal und nennt sich u.a. finanzausgleich. ach ja, kopfgeld für jeden hauptwohnsitz gibt's natürlich auch...


1
  •  dandjo
6.3.2010  (#60)
Statistik - Schau dir mal die Grafiken in deinem zweiten Link an. Da sieht man ja sehr deutlich, wo sich das Geschehen abspielt: Linz, Salzburg, Wien und minimal in Graz und Klagenfurt. Besonders der Speckgürtel um Wien wächst extrem. Die ländlichen Gebiete sterben laut Statistik vielleicht nicht aus, die Statistik berücksichtigt jedoch nicht, wie ländlich die Gebiete sind. Sieht man sich besonders Niederösterreich an wird schnell ersichtlich wohin der Trend geht: näher Richtung Wien. Das gesamte nördliche Wein- und Waldviertel ist akutes Abwanderungsgebiet. Ich lehne mich jetzt weiter aus dem Fenster und behaupte, dass zumindest eine im Speckgürtel wohnende Person einer Wohngemeinschaft (Familie) in Wien den Unterhalt verdient.

Zu deinen Garagenplätzen: wer benötigt in Wien zwei Garagenplätze, wenn beide Elternteile in Wien arbeiten? Wir wohnen in einem Randbezirk und benötigen das eine Auto, das wir haben, nur in den allerwenigsten Fällen. Ich finde es gut, dass der Autoverkehr in Wien nicht gefördert wird, wofür gibt es umweltfreundliche öffentliche Verkehrsmittel?
Auch was die Förderung des Mobs angeht finde ich deine Aussage etwas hart. Wir Österreicher leben ja ohnehin im Überfluss und dann wird auch noch geraunzt, wenn Wohlstand nicht gefördert wird. Wir sind beide berufstätig (gut verdienend) und selbst wir haben in Wien sowohl Wohnbauförderung (die nebenbei höher ist als in NÖ) als auch die Ökoförderung (nicht zurückzuzahlender Zuschuss) erhalten. Dass man nicht förderungswürdig ist, wenn man schon einen Wohnsitz hat, ganz gleichgültig wie weit entfernt, ist nur fair. Denk mal nach wie fair unser Fördersystem wäre, käme man damit durch, mal abgesehen davon, dass es ohnehin nicht ganz so fair ist, dein Wunsch wäre aber dann die Spitze des Eisberges. Wenn ihr auf Grund eures Einkommens nicht förderungswürdig seid, brauchen wir gar nicht weiter diskutieren.

Ich hatte mir von ein paar Jahren meine gesamten Lebenserhaltungskosten ausgerechnet und ich kam in Wien sogar billiger, warum? Der Hauptfaktor war Auto. Jetzt in Wien benötige ich ein Auto und das nur sehr sehr selten, sprich die Ausgaben für Treibstoff sind verschwindend klein. Hätten wir beide um die 50km eine Strecke pendeln müssen, hätten wir uns um die Mehrkosten für das zweite Auto plus den _jetzigen_ Treibstoffpreisen eine kleine Mietwohnung in einem gut situierten Bezirk nehmen können. Wenn man bedenkt, dass ich, wenn ich weiter weg am Land die Zelte aufgeschlagen, auch nicht größer gebaut hätte (bezüglich Wohnfläche), habe ich hier, bis auf das etwas kleinere Grundstück, keine Einbußen. Mein Garten ist, zugegeben, für jemanden, der um 5€/m² kauft, klein, für uns aber mehr als ausreichend. Am Land hätte ich auch maximal einen Garten von 300 bis 400m² angelegt, alles darüber ist nur unnötige Arbeit.

Finanzausgleich ja, aber wenn ich mir ansehe auf welchem Schuldenberg manche Gemeinden sitzen, huiii.

1
  •  Noldman
  •   Gold-Award
6.3.2010  (#61)
Die Statistik deren Link creator oben gepostet hat, bestätigt meine Aussagen bis 2030. Ab 2030 wird dort wieder eine massive Zuwanderung erwartet > aber: woher soll die kommen? Europas Bedeutung in der Welt sinkt.

Was an dem Link aber bereits jetzt nicht stimmt ist genau diese Zuwanderung. Ich behaupte bereits seit ein paar Jahren dass die Zuwanderung sinken wird, einfach auch deswegen weil Europa gegenüber Asien (und auch weil sich derzeit Afrika in einer Geschwindigkeit erholt und dort die Wirtschaft wächst dass es einen in vielen Regionen dort an den Aufstieg von Asien vor 10 Jahren erinnert) und anderen Regionen massivst an Boden verliert. Wem es gut geht, der verlässt seine Heimat nicht. Zwar vereinfacht gesprochen, aber im Großen und Ganzen stimmt das schon.

In dem Link (aus 2008) wird davon ausgegangen dass ca. ab 2015 die Erwerbstätigen sinken, da wurde allerdings mit anhaltender Zuwanderung gerechnet. Diese ist jedoch gewaltig vor allem letztes Jahr eingebrochen und sinkt weiter. Von daher nicht 2015 sondern wie es heute aussieht 2013 dass das sinken der potentiellen Erwerbstätigen beginnt (sagen auch die aktuellen Prognosen die an den Unis derzeit für die Lehre verwendet werden).

Um vorauszusehen wie sich die Bevölkerung entwickelt braucht man sich eigentlich nur die Geburtenraten.... ansehen. Die sprechen eine deutliche Sprache, vor allem am Land.
Und es ist schön und gut wenn Statistiken zeigen dass ein Bundesland weiterwächst, sieht man sich diese aber genauer an, dann sieht man dass lediglich die großen Städte wachsen und im Rest die Geburtenraten massiv nach unten gehen und dass dort vor allem gebildete Junge wegziehen (in die Städte). Die Zahlen von Akademikern und Anzahl der aktuellen Studenten sind ebenfalls eine deutliche Sprache wenn man sich die % Zahl des jeweiligen Jahrgangs ansieht und danach wie hoch diese Zahl an der Bevölkerung am Land ist. Zeigt auch schön wie höher Gebildete in die Städte abwandern. Nachdem die Bildung insgesammt steigt, bedeutet dass zwangsläufig dass es wegen Abwanderung weniger Junge am Land gibt, selbst wenn die Geburtenrate gleichbleiben würde.

Die Frage ist natürlich auch immer was ist überhaupt Land und was Stadt. Die wachsenden Ortschaften direkt um Linz, die auch mit Öffis direkt ab Linz erreichbar sind, sind defakto ein Teil von Linz. Politisch hat man sich halt in vielen Gebieten um Linz noch nicht für eine Eingemeindung (sieht man sich die letzten 150 Jahre von Linz an, dann fand diese Eingemeindung immer wieder statt) entscheiden können.

Auch der Link oben sagt nichts anderes wie zusammengefasst: Überalterung am Land. >>> Folge der ganzen Faktoren: Die ländlichen Gebiete überaltern und sterben in Folge. Klar geht das über Jahrzehnte (und wird in vielen Gegenden ein Gleichgewicht mit dem man Leben kann erreichen) aber der Kreislauf hat begonnen, das kann niemand leugnen. Und wer es nicht glaubt, der setzt sich einfach mal mit den Schülerzahlen in den Volksschulen auseinander.

Ob der Speckgürtel um Wien noch Land ist oder ob es nicht bereits defakto zu Wien gehört, darüber kann man streiten. Das das Wachstums Wien über die Landesgrenzen hinaus stattfindet und damit auch die "Stadt" Wien ins Umland wächst, kann aber niemand leugnen.


1

Thread geschlossen Dieser Thread wurde geschlossen, es sind keine weiteren Antworten möglich.


next