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·gelöst· Können sich junge Menschen noch ein Vermögen aufbauen?

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  •  Blabla
  •   Silber-Award
8.3. - 24.8.2021
167 Antworten | 43 Autoren 167
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Aufgreifend auf den recht dürftigen Artikel des Standard möchte ich die Frage in den Raum werfen: 
https://www.derstandard.at/story/2000124700484/koennen-sich-junge-menschen-heute-noch-ein-vermoegen-aufbauen

Meine Einschätzung dazu: 

Herausforderungen
Die Generation die heute in die Arbeitswelt stößt, steht vor extremen Herausforderungen. Arbeitslosigkeit (Corona), Praktika, etc... Als Akademiker kannst dir eine Wohnung kaufen oder ein Haus bauen, nur wenn du die Unterstützung der Eltern hast (Erbe oder Zuwendung), oder alles auf eine Karte setzt im Niedrigzinsumfeld und einen extrem hohen Kredit aufnimmst. Teilweise besser geht es den Leuten mit guten Jobs nach der Lehre. Verdienen recht früh und können oft auch schwarz etwas dazuverdienen. Aber auch hier sinken die Gehälter ggü. früher in einstigen Großbetrieben (Beispiel Agrana, Vöst). Hier spielen aber oft Kontakte und Eigenleistung noch ein wenig mehr in die Karten und der Hausbau funktioniert doch noch eher, speziell wenn die Eltern noch was beisteuern. 

Arbeitseinstellung
Gleichzeitig ist man heute meiner Meinung (und das schließt mich mit ein), nicht mehr bereit alles für die berufliche Karriere und den beruflichen Erfolg zu opfern. Ich möchte meine Kinder aufwachsen sehen und ich habe es nicht einmal erlebt, dass ich von den älternen Generation als "mit zu wenig Biss" eingestuft wurde. Ich sage dann immer, es hat am Sterbebett noch nicht ein einziger Mensch auf dieser Welt gesagt "hätte ich doch mehr gearbeitet in meinem Leben". Natürlich geht das zulasten eines Vermögensaufbau, wenn du nicht mehr auf Teufel komm raus Stunden investiert, sei es im Büro oder beim Pfusch. Und ja man hat heute auch mehr Wünsche als früher - der jahrelange Verzicht auf jeden Urlaub nur um die Kreditrate zu bedienen? Was hilft es einem auch wenn man alles opfern und dann hast einen Unfall oder eine Krebserkrankung wie ich es oft gesehen habe in meinem Umfeld :(

Vermögensaufbau
Viele sind dann so mit dem Abstrampeln für Eigentum und/oder Familie so eingedeckt, dass über langfristigen Vermögensaufbau gar nicht nachgedacht hat. Das ist natürlich insofern ungünstig denn je intensiver und früher man sich damit beschäftigt desto besser weden die langfristigen Ergebnisse sein. Aktien haben historisch immer die besten Ergebnisse geliefert, ich bin aber selbst schon zwei Mal eingefahren und verstehe die Angst vieler davor gut. Auch ich überlege intensiv wie ich nach gerade erfolgten Kauf des Zauns und somit Abschluss des Hausbaus langfristig in den Vermögensaufbau investiere. Ich tendiere zu einer Fünfteilung "überschüssiger" Mittel (30% MSCI, 15% Fond, 15% Gold, 20%, Liquididät, 20% frühzeitige Kreditrückzahlung), wobei MSCI und Fond noch nicht gewählt sind, mir aber Nachhaltigkeit in der Investition wichtig ist. 

Was bringt die Zukunft?
Ich habe ein paar Glaskugeleinschätzungen die natürlich völliger Blödsinn sein können:
 • Die Zinsen werden steigen, natürlich weiß ich auch nicht ob in 2, 5 oder 10 Jahren, aber die Anzeichen dafür werden eher mehr als weniger. Das wird die ganze Baubranche in Schieflage bringen. Damit einhergehend ist das Ansteigen der Grundstückspreise nicht in Stein gemeißelt und ich persönlich würde mir heute kein Grundstück mehr kaufen, dass ich nicht selber bewohne. 
 • Der Corona-Schock wird lange verdaut werden müssen. Neben der strukturell höheren Arbeitslosgikeit könnten die hohen Staatsschulden zu einigen Denkoptionen führen:
 • Ich halte höhere Inflation (ich rede nicht von Hyperinflation, sondern von historisch "normalen" Zinssätzen) am wahrscheinlichsten. Gut für heutige Fixzinskreditnehmer, schlecht für zukünftige Kreditnehmer oder heutige Flexible die noch viel offen haben. 
 • Vermögens- und Erbschaftssteuer: meiner Meinung dringend notwendig, mit der derzeitigen Kanzlerpartei aber unrealistisch.  
 • Schuldenschnitt - wohl als last resort wird über Schuldenschnitte nachgedacht werden, aber das würde wohl wirklich am Schluss stehen
 • Das Pensionieren der Babyboomergeneration ist in vollem Gange und wenn hier das Sterben beginnt wird ein enorm großer Erbfluss beginnen, der insbesondere im Immobiliensektor für einen grundlegenden Wandel sorgen wird. Der Sektor wird sich in meiner Einschätzung dramatisch vom Neubau zur Restorierung bewegen. Was macht man sonst mit der vielen Substanz und man hört auch heute immer mehr Stimmen, die gegen Neuwidmung und Bodensversiegelung (meist aus Umweltsicht) auftreten. 
 • Der klassiche "Beruf" mit guter Ausbildung (vom Tischler bis zum Schlosser) wird wieder an Wert gewinnen, "niedrigere" (das Wort soll nicht abschätzig klingen) Tätigkeiten werden noch schlechter bezahlt und schließlich von der Automatisierung bzw. den Robotern ersetzt. 
 • Der Klimawandel wird uns immer mehr verdeutlicht und wahrscheinlich auch mit einem Absinken des materiellen Lebensstandard einhergehen (müssen). Auch die Steuerschraube wird sich über kurz oder lang in diese Richtung bewegen müssen auch wenn es viele heute noch nicht wahrhaben wollen.

Ich freue mich auf eure Ideen. 

von atdada

  •  hinterholzacht
  •   Bronze-Award
9.3.2021  (#41)
kurz und knapp - ja, aber es wesentlich schwerer als noch in den 2 Generationen davor.

Die Immobilienpreise steigen in den meisten Regionen weit über der"normalen" Inflation. Viel zu viel Geld fliest derzeit in diesen Sektor, er muss Marge für die Investoren abliefern
Ein Investor/Bauträger hat das entsprechende Geld um bei diesen Preissteigerungen mitzugehen, ein klassischer Häuslbauer meist nicht.

Der Staat nascht fleißig mit. Es wäre doch leicht möglich die ganzen vorgegebenen "Nebenkosten" zu senken, wenn anschließend ein Hauptwohnsitz vor Ort gegründet wird. Gleichzeitig könnten die Kosten für Investoren erhöht werden um die Verluste für den Staat auszugleichen.

Mit viel Fleiß und einer Portion Glück lässt sich natürlich auch in unserer Generation noch ein Vermögen aufbauen, speziell wenn man sich selbstständig macht oder ein Unternehmen gründet.
So mancher steht sich natürlich mit einem teuren Lebensstil selbst im Weg.

Was ich aber auch kritisch sehe sind die geringen Lohnentwicklungen in vielen Bereichen. Viele Branchen zahlen sehr schlecht, IMHO ist das durchschnittliche Einkommen viel zu niedrig.
Außerdem zahlen viele Unternehmen nicht mehr so gut wie "früher". Die Generation der Babyboomer bekam noch wesentlich bessere Arbeitsverträge bei Gehalt und Bonus-Leistungen. Ich kenne aus vielen großen Unternehmen Beispiele wo es die guten, alten Verträge gibt und man sich als junger Mitarbeiter damit abfinden muss, dass man das nicht mehr bekommt.

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  •  Blabla
  •   Silber-Award
9.3.2021  (#42)

zitat..
speeeedcat schrieb:
__________________
Im Beitrag zitiert von Blabla: Es geht nicht darum die Steuern zu erhöhen sonder die Steuerstruktur in diese Richtung (weg von Arbeit) zu kommen. Das wollen nicht nur die (in Österreich derzeit erfolglosen) Linken, sondern das empfielt uns von OECD bis Europäischer Kommision jeder (wahrscheinlich keine Institutionen denen man linkes Denken vorwerfen kann).

Das kam aber zumindest für mich nicht so rüber 😉
Dass ich mit dem bewusst linkslinken Ausdruck in ein Wespennest steche, war mir klar. Schön, dass die Reaktionen nicht lange auf sich warten ließen.
Vor allem Talesien's "Standard"-Zitate mit den Deppen und Ur-Deppen läßt tief blicken, aber bitte, es soll sich jeder bemüßigt fühlen, die rechts-Keule auszupacken (auch wenn diese Gesinnnung meine Person nicht im Geringsten betrifft).

Bin ich wirklich eine aussterbende Art? Ich habe GAR nichts von irgendwem bekommen, weder geerbt, noch geschenkt. 
Hatte/habe ich einen 9 to 5 - Job? Nö, ich habe 2 Jobs. Out of the box, sprich auch nach den Bürozeiten, auch am Wochenende. 80 Wochenstunden sind keine Seltenheit.
Stört' s mich? Nein, im Gegenteil, bin selbstbestimmt und sehr zufrieden.
Es bleibt auch was hängen. Dafür gehen auch 50 - 55% Spitzensteuersatz weg. 
Aber: meine Work-Life-Balance stimmt, keine Sorge 😊.

Im Gegensatz dazu hatte/n meine Frau/wir weder Anspuch auf Bildungskarenz, Weiterbildungsgeld, Arbeitslosengeld, was weiß ich, für ihre Weiterbildung mit 35 Jahren:
4 Semester Nachholung AHS-Matura sowie 6 Semster Studium Elementarpädagogik.

Leistung durch selbstauferlegten Fleiß und Freude am Tun ins Lächerliche ziehen - so muss das sein, @Talesien. Bezeichnend für die heutige Zeit. Ich würde mich hüten mir anzumaßen, diese deine "witzigen" Totschlagargumente rüberzubringen.

Ich könnte auch nur 40h/Woche arbeiten, aber: mir machen meine Jobs Freude. Bei einem funktionierendem Familienleben.
Kaum zu glauben, oder 😘?

Ich glaube dir das dir deine Jobs Spaß machen, aber wenn mir jemand erzählt er arbeitet jede Woche 80 Stunden und sieht seine Kinder aufwachsen dann belügt er sich (meiner Meinung nach). Aber das geht mich natürlich nichts an und du wirst es vielleicht anders empfinden. 

Was mich mehr wundert ist, dass du als jemand der sich alles selbst erarbeitet hat so gegen eine Erbschaftssteuer auftrittst. Wie gesagt es ginge um eine Umschichtung weg von Arbeit in Richtung leistungslosen Einkommen wie eine Erbschaft und es mir tatsächlich ein völliges Rätsel wie man das als leistungsorientierter Mensch (wie ich dich einschätze) anders sehen kann. Auch die Bemerkung von @­MissT lese und höre ich immer wieder. Das Doppelbesteuerungsargument würde für alle anderen Ausgaben, angefangen von der Umsatzsteuer genauso gelten. In einer perfekten Welt hat jedes Kind die gleichen Voraussetzungen bei der Geburt. Erbschaften sind in Österreich der größte Faktor für Ungleichheit überhaupt und wenn man hier zumindest ein paar Prozent einbehält und dafür den Faktor Arbeit entlastet, dann wäre der Mittelschicht tatsächlich geholfen. Ich bräuchte auch nicht einmal eine Freigrenze, wenn ich ein Haus um 700.000€ erbe und ich muss 5% Steuern zahlen, dann habe ich immer noch 665.000€ ohne jede Leistung geschenkt bekommen und bin damit 90% aller anderen Menschen etwas voraus ohne etwas dafür getan zu haben. 

Den Einwand einer gesamthaltlichen Betrachtung von @saerdna80 finde ich gut. 
Ich finde auch toll wenn hier einige wie @Gemeinderat von Verzicht sprechen der sie nicht belastet. Der heutige Konsumwahn ist teilweise ein Wahnsinn, ein Umdenken hat in meiner Einschätzung aber schon ansatzweise stattgefunden (man blicke nur an das Boomen von willhaben). Völliger Verzicht für den Hausbautraum wäre allerdings nichts für mich - man weiß nie was passiert und das hier und jetzt zu genießen, sollte immer an erster Stelle stehen (wie viele Leute gibt es die mir sagen "das mache ich dann in ein paar Jahren" oder "wenn die Kinder größer sind" oder "wenn die Kinder ausgezogen sind" oder "wenn ich dann in Pension bin" - irgendwann geht es dann nicht mehr.  


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  •  Blabla
  •   Silber-Award
9.3.2021  (#43)

zitat..
hinterholzacht schrieb: kurz und knapp - ja, aber es wesentlich schwerer als noch in den 2 Generationen davor.

Was ich aber auch kritisch sehe sind die geringen Lohnentwicklungen in vielen Bereichen. Viele Branchen zahlen sehr schlecht, IMHO ist das durchschnittliche Einkommen viel zu niedrig.
Außerdem zahlen viele Unternehmen nicht mehr so gut wie "früher". Die Generation der Babyboomer bekam noch wesentlich bessere Arbeitsverträge bei Gehalt und Bonus-Leistungen. Ich kenne aus vielen großen Unternehmen Beispiele wo es die guten, alten Verträge gibt und man sich als junger Mitarbeiter damit abfinden muss, dass man das nicht mehr bekommt.

Das sehe ich auch als großes Problem. Ein Freund von mir arbeitet mit 33 als Schlosser und bekommt zwar schon deutlich weniger als jemand der 10 Jahre früher angefangen hat, aber (und das ist wirklich wild), einer der heute als sein Kollege anfängt, bekommt 1000€ weniger wie er. Für die gleiche Arbeit. Das führt nicht nur dazu, dass sich junge Leute weniger leisten können, es sorgt auch für große Unzufriedenheit in den Betrieben unter Kollegen (natürlich weiß man was der andere bekommt). Und das alles dafür, dass die Konzerndividende wieder passt. 

Ich beobachte da noch zwei weitere Effekte: 
1) den Mitarbeitern drastische Einsparungen ankündigen >> Aufschrei, Versammlungen, Diskussionen, ewiges hin und her >> ein paar Monate später werden dann viele Einsparungen zurückgenommen >> die Leute sind froh dass nicht mehr passiert ist >> gewisse Einsparungen bleiben aber übrig und ich behaupte, dass die Unternehmensführungen genau auf das hinaus wollen
2) es ist auch in guten Zeiten immer alles schlecht und man muss beim Personal sparen: Entweder war der Gewinn unter dem Rekordgewinn (Katastrophe) oder bei Rekordgewinn muss man sich für den drohenden Rückgang wappnen. 


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  •  MissT
  •   Gold-Award
9.3.2021  (#44)

zitat..
MissT schrieb: Ich bin klar gegen Erbschaftssteuer. Wenn Eltern oder Großeltern ihr versteuertes (!) Einkommen sparen und später innerfamiliär vererben, dann ist in eine Erbschaftssteuer in meinen Augen nichts anderes als eine Strafsteuer dafür, dass das Einkommen dem Konsum zugeführt wurde.

Hier fehlt leider ein „nicht“:
..., dass das Einkommen nicht dem Konsum zugeführt wurde.


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  •  eXTrEm.aT
9.3.2021  (#45)
Vermögen aufbauen - ja.
Bin auch kein Akademiker und kein Großverdiener, aber Handwerklich ganz gut (Angefangen vom Auto bis hin zum mauern oder betonieren bis Bodenlegen oder Elektriker spielen). Wenn man sich hier überall Arbeitsstunden spart passts im Endeffekt auch wieder. 

Was viele nicht vergessen dürfen.
Die Häuslbauer in den 80-90ern haben auch nicht Schlüsselfertig gebaut, sondern selbst jahrelang im Haus gearbeitet. Nochdazu gab es kein Kinderbad, kein Ankleideraum und auch ein Büro wurde kaum gebaut. Das alles spart natürlich beim Hausbau nochmal Geld.

Aber es ist heute sicherlich schwieriger wenn man Grund & Haus kaufen/bauen muss. Möglich ist es sicher trotzdem, bleibt aber eine Lebensaufgabe..
Lustig finde ich Bekannte, die bis 30 auf "großem Fuß" gelebt haben (teure Autos, sehr viel teurer Urlaub & teure Mietwohnung) und dann plötzlich draufkommen dass sie gerne Hausbauen wollen.. Ohne EK und ohne das Gefühlt dafür sparsam zu sein. Sowas eignet man sich nicht von heute auf morgen an..

Viel Glück euch allen

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  •  Notausgang
  •   Bronze-Award
9.3.2021  (#46)

zitat..
Blabla schrieb:

Auch die Bemerkung von @­MissT lese und höre ich immer wieder. Das Doppelbesteuerungsargument würde für alle anderen Ausgaben, angefangen von der Umsatzsteuer genauso gelten. In einer perfekten Welt hat jedes Kind die gleichen Voraussetzungen bei der Geburt. Erbschaften sind in Österreich der größte Faktor für Ungleichheit überhaupt und wenn man hier zumindest ein paar Prozent einbehält und dafür den Faktor Arbeit entlastet, dann wäre der Mittelschicht tatsächlich geholfen. Ich bräuchte auch nicht einmal eine Freigrenze, wenn ich ein Haus um 700.000€ erbe und ich muss 5% Steuern zahlen, dann habe ich immer noch 665.000€ ohne jede Leistung geschenkt bekommen und bin damit 90% aller anderen Menschen etwas voraus ohne etwas dafür getan zu haben. 

Aus meiner Sicht sollte man hier nicht auf einzelne Personen bzw. Kinder "abstellen". Ich bin grundsätzlich für Erbschaftssteuern, aber mit hohen Freigrenzen bzw. Ausnahmen für den "engen" Familienkreis (zB nicht für "Erbtanten").

Eine "normale" Familie sollte nicht bestraft werden, wenn sie zugunsten der Kinder auf Konsum verzichtet - und auf das wird es ja am Ende immer hinauslaufen.

Bsp von 2 Familien mit gleichem Einkommen: 
*Familie A baut ein Vermögen iHv 500k auf, vererbt dieses an die Kinder
*Familie B "verprasst" die 500k für teure Urlaube, große Autos, Luxusartikel etc. 

Familie A muss dafür eine zusätzliche Steuer bezahlen, Familie B nicht.

Ist aus meiner Sicht nicht fair.

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  •  MalcolmX
  •   Gold-Award
9.3.2021  (#47)

zitat..
Notausgang schrieb:

Blabla schrieb:

Auch die Bemerkung von @­MissT lese und höre ich immer wieder. Das Doppelbesteuerungsargument würde für alle anderen Ausgaben, angefangen von der Umsatzsteuer genauso gelten. In einer perfekten Welt hat jedes Kind die gleichen Voraussetzungen bei der Geburt. Erbschaften sind in Österreich der größte Faktor für Ungleichheit überhaupt und wenn man hier zumindest ein paar Prozent einbehält und dafür den Faktor Arbeit entlastet, dann wäre der Mittelschicht tatsächlich geholfen. Ich bräuchte auch nicht einmal eine Freigrenze, wenn ich ein Haus um 700.000€ erbe und ich muss 5% Steuern zahlen, dann habe ich immer noch 665.000€ ohne jede Leistung geschenkt bekommen und bin damit 90% aller anderen Menschen etwas voraus ohne etwas dafür getan zu haben. 

Aus meiner Sicht sollte man hier nicht auf einzelne Personen bzw. Kinder "abstellen". Ich bin grundsätzlich für Erbschaftssteuern, aber mit hohen Freigrenzen bzw. Ausnahmen für den "engen" Familienkreis (zB nicht für "Erbtanten").

Eine "normale" Familie sollte nicht bestraft werden, wenn sie zugunsten der Kinder auf Konsum verzichtet - und auf das wird es ja am Ende immer hinauslaufen.

Bsp von 2 Familien mit gleichem Einkommen: 
*Familie A baut ein Vermögen iHv 500k auf, vererbt dieses an die Kinder
*Familie B "verprasst" die 500k für teure Urlaube, große Autos, Luxusartikel etc. 

Familie A muss dafür eine zusätzliche Steuer bezahlen, Familie B nicht.

Ist aus meiner Sicht nicht fair.

Familie B hat dann aber 100k€ Mehrwertsteuer gezahlt 😉 also so einfach ist es nun auch nicht. 

Ich kann es nur für uns sagen... immerhin privilegiert genug gewesen für ein Studoum, auch wenn es durch Arbeit zum allergrößten Teil selber finanziert war... Ich hatte die Kinderbeihilfe und das Geld von meiner Arbeit in den Ferien (10 Wochen im Jahr, das waren ungefähr 5000-6000€) während des Studiums.

In den ersten 2 Jahren nach dem Studium in Wien hab ich schnell gemerkt dass man mit Anfängergehalt und 800€ Miete keinen Blumentopf gewinnen kann. Da braucht man also einen sehr langen Atem für etwas Wohlstand. Wir sind dann zum Geld verdienen in die Schweiz gegangen (und weil es beruflich eh auch interessant war)... und zurückgeschaut denke ich das war nicht die blödeste Entscheidung... wir schaffen unseren Hausbau ohne je einen Cent von der Familie dafür erhalten zu haben. 
Wenn ich das bis zur Pension (die ja noch knappe 30 Jahre entfernt ist) extrapoliere kann man durchaus ohne Starthilfe ein Haus und ein kleines "Vermögen" aufbauen. Nur arbeiten muss man dafür natürlich schon hart... daher liegt unser persönlicher Fokus ab dem Einzug ins Haus definitiv im Leben genießen.  Weil bis zur Pension so weiterhackeln macht einfach keinen Spaß,  speziell für meine Frau (50-60h/Woche im Spital).
Also Vermögen schön und gut, aber zu leben vergessen sollte man auch nicht :)

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  •  Notausgang
  •   Bronze-Award
9.3.2021  (#48)

zitat..
MalcolmX schrieb:

Familie B hat dann aber 100k€ Mehrwertsteuer gezahlt 😉 also so einfach ist es nun auch nicht. 

...was der Erbe dann natürlich auch tun wird wenn er das Geld ausgibt emoji und bei direkt "nutzbarem" Vermögen wie zB Immobilien wurden ja auch (hoffentlich) bereits entsprechend Steuern bezahlt.

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  •  MissT
  •   Gold-Award
9.3.2021  (#49)

zitat..
eXTrEm.aT schrieb:
Was viele nicht vergessen dürfen.
Die Häuslbauer in den 80-90ern haben auch nicht Schlüsselfertig gebaut, sondern selbst jahrelang im Haus gearbeitet. Nochdazu gab es kein Kinderbad, kein Ankleideraum und auch ein Büro wurde kaum gebaut. Das alles spart natürlich beim Hausbau nochmal Geld.

Das sehe ich nicht so. In den 80-90ern wurde sehr viel größer gebaut als in den letzten 10-15 Jahren. Abgesehen von den grundsätzlich niedrigeren Baukosten wurde zum einen hinsichtlich Energiebedarf auf einem anderen Standard gebaut - U-Werte verschiedener Baustoffe, Luftdichtheit, keine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] etc. -, zum anderen hat man auch noch keinen Wert gelegt auf Alarmanlage, Haustechniksteuerung, Heimnetzwerk, FBH, große Glasflächen plus außenliegende, elektrische Beschattung, PV etc. etc. Meiner Meinung nach lag der Fokus damals mehr auf geringeren Anschaffungskosten zum Preis höherer laufender Kosten. Heute ist das umgekehrt. 

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  •  Blabla
  •   Silber-Award
9.3.2021  (#50)

zitat..
Notausgang schrieb:

MalcolmX schrieb:

Familie B hat dann aber 100k€ Mehrwertsteuer gezahlt 😉 also so einfach ist es nun auch nicht. 

...was der Erbe dann natürlich auch tun wird wenn er das Geld ausgibt und bei direkt "nutzbarem" Vermögen wie zB Immobilien wurden ja auch (hoffentlich) bereits entsprechend Steuern bezahlt.

Das Beispiel mit den Familien hakt aus meiner Sicht wegen einem anderen Grund: die Beispiele sind nicht repräsentativ. Man muss ich hier die Daten anschauen. Die Erbschaften die für die Ungleichverteilung in Österreich (und anderen Ländern) sorgen, sind nicht vom Vererber der sein ganz Leben gespart hat, sondern von dem der ohnehin auf großem Fuß lebt und da halt trotzdem noch viel übrig bleibt. Von mir aus macht man ein Freigrenze von einer halben Million, dann kann mir echt keiner mehr erzählen, dass man jetzt verarmt wenn man für die Summe darüber ein paar Prozent bezahlt. 
Außerdem ist die Familiensicht aus individueller Sicht zwar nachvollziehbar, als Staat sollte aber sollte jeder Staatsbürger als Invidiuum betrachtet werden wenn man jeden "gleich" behandeln will. Das wäre zumindest mein Konzept von "fair". Und wenn man es so sieht, dann ist der Erbe eben an ein leistungsloses Einkommen gekommen. 


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  •  hinterholzacht
  •   Bronze-Award
9.3.2021  (#51)

zitat..
Blabla schrieb:
__________________
Im Beitrag zitiert von hinterholzacht: kurz und knapp - ja, aber es wesentlich schwerer als noch in den 2 Generationen davor.

Was ich aber auch kritisch sehe sind die geringen Lohnentwicklungen in vielen Bereichen. Viele Branchen zahlen sehr schlecht, IMHO ist das durchschnittliche Einkommen viel zu niedrig.
Außerdem zahlen viele Unternehmen nicht mehr so gut wie "früher". Die Generation der Babyboomer bekam noch wesentlich bessere Arbeitsverträge bei Gehalt und Bonus-Leistungen. Ich kenne aus vielen großen Unternehmen Beispiele wo es die guten, alten Verträge gibt und man sich als junger Mitarbeiter damit abfinden muss, dass man das nicht mehr bekommt.

Das sehe ich auch als großes Problem. Ein Freund von mir arbeitet mit 33 als Schlosser und bekommt zwar schon deutlich weniger als jemand der 10 Jahre früher angefangen hat, aber (und das ist wirklich wild), einer der heute als sein Kollege anfängt, bekommt 1000€ weniger wie er. Für die gleiche Arbeit. Das führt nicht nur dazu, dass sich junge Leute weniger leisten können, es sorgt auch für große Unzufriedenheit in den Betrieben unter Kollegen (natürlich weiß man was der andere bekommt). Und das alles dafür, dass die Konzerndividende wieder passt. 

Ich beobachte da noch zwei weitere Effekte: 
1) den Mitarbeitern drastische Einsparungen ankündigen >> Aufschrei, Versammlungen, Diskussionen, ewiges hin und her >> ein paar Monate später werden dann viele Einsparungen zurückgenommen >> die Leute sind froh dass nicht mehr passiert ist >> gewisse Einsparungen bleiben aber übrig und ich behaupte, dass die Unternehmensführungen genau auf das hinaus wollen
2) es ist auch in guten Zeiten immer alles schlecht und man muss beim Personal sparen: Entweder war der Gewinn unter dem Rekordgewinn (Katastrophe) oder bei Rekordgewinn muss man sich für den drohenden Rückgang wappnen.

da kann ich dir nur voll zustimmen, ich denke das ist einer der Hauptgründe, dass die Schere zwischen der normalen Bevölkerung und den Reichen immer weiter aufgeht. Der Mittelstand dazwischen erodiert, dass wird nur abgefedert durch finanzielle Zuwendungen der Eltern/Großelterngeneration.

Das die generell stagnierenden oder zu niedrigen Gehälter politisch kein größeres Thema sind ist bedenklich. Ja, Fernseher, Laptops, etc. sind leichter leistbar als vor 20 Jahren. Was hab ich aber davon, wenn die eine große Ausgabe im Leben (Haus, Wohnung) immer weniger leistbar wird?

Und dann glauben viele Menschen auch noch, dass die Sozialleistungen zu niedrig sind im Vergleich zu den Gehältern. Gewisse Interessengruppen schaffen es, dass der normale Hackler/Angestellte eher meinen der Nachbar bekommt zu viel Sozialhilfe fürs Nichtstun, als sich zu fragen wie es sein kann, dass man in vielen Brachen mit einem Vollzeitjob nicht über die Runden kommt.




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  •  coisarica
  •   Gold-Award
9.3.2021  (#52)

zitat..
Blabla schrieb: Erbschaften sind in Österreich der größte Faktor für Ungleichheit überhaupt

so betrachtet müßte man aber erbschaft grundsätzlich hinterfragen. ob der erbe 700.000,-- oder 665.000,-- bekommt macht ja in buzug auf ungleichheit kaum einen unterschied.




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  •  Sparfratz
  •   Silber-Award
9.3.2021  (#53)
Also erstens "fair" gibt es sowieso nicht. Man hat aber in Österreich alle Möglichkeiten etwas aus sich zu machen, auch ohne familiäre Unterstützung. Man muss es halt auch tun und nicht nur alle anderen in der Verantwortung sehen.

Ich bin für den Sozialstaat, aber ob es nun gerade fair ist, dass man als bewusst "Nixtuer" defacto in Österreich ein ganzes Leben verbringen kann, dass von jenen bezahlt wird die etwas leisten, sei mal dahingestellt. Dennoch mag ich das an Österreich. 

Mein Mann und ich hatten keine finanzielle Unterstützung beim Hausbau aus der Familie. Wir haben dennoch sehr hochwertig gebaut mit sehr viel Eigenleistung. Das war unsere Leistung und aus meiner Sicht sollen davon mal unsere drei Kinder profitieren. Bin daher gegen Erbschaftssteuer. 

Ich kenne genügend aus unseren Bekanntenkreis,  die jammern weil Hausbau so unerschwinglich ist. Aber mal ehrlich auf irgendwas verzichten kommt nicht in Frage. Das Haus muss fix fertig mit Pool da stehen. Eine Küche um 30k muss sein und ohne Bora Abzug geht sowieso nix (nur als Beispiel) - und das von Menschen die tw gar nicht kochen können. 
Wie wir teilweise angeschaut wurden weil wir nicht alles sofort fertig hingestellt hatten. 

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  •  MalcolmX
  •   Gold-Award
9.3.2021  (#54)

zitat..
Notausgang schrieb:

MalcolmX schrieb:

Familie B hat dann aber 100k€ Mehrwertsteuer gezahlt 😉 also so einfach ist es nun auch nicht. 

...was der Erbe dann natürlich auch tun wird wenn er das Geld ausgibt und bei direkt "nutzbarem" Vermögen wie zB Immobilien wurden ja auch (hoffentlich) bereits entsprechend Steuern bezahlt.

Bei einem Hauskauf zahlt niemand MWSt. 

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  •  Blabla
  •   Silber-Award
9.3.2021  (#55)
Ja dieses "vom Staat leben" wird nach wie vor romantisiert - viele Leute glauben diese Mär immer noch. Es mag einzelne Fälle geben, die das System geschickt ausnutzen aber die Kontrollmechanismen sind deutlich stärker geworden als noch vor 20 Jahren. Und selbst diese Fälle können natürlich nicht den Lebensstandard anderer bewerkstelligen, da geht sich vielleicht das tägliche Bier beim Beisl aus, aber von Haus oder Urlaub brauch ma nicht reden. Ich habe es eh schon geschrieben, zwei Drittel der Mindestsicherungsbezieher sind "Aufstocker", arbeiten also Teilzeit. Nicht unsere Sozialleistungen sind zu hoch, sondern die Löhne zu niedrig. Leider wird nicht nach oben geschaut, sondern nach unten getreten. 
 


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  •  Notausgang
  •   Bronze-Award
9.3.2021  (#56)

zitat..
MalcolmX schrieb:

Bei einem Hauskauf zahlt niemand MWSt.

In Österreich bezahlt grundsätzlich keiner MWSt. 

Dafür wird (zumindest bei uns) auf jede Rechnung (Makler, Baumeister, Handwerker, Material, etc.) 20% USt "draufgeschlagen".

Und nein - auch das Argument dass bei einem "gebrauchten" Haus keine (neuerliche) USt fällig wird gilt aus meiner Sicht nicht - bei gebrauchten Konsumgütern (zB Gebrauchtwagen) ist dies auch nicht der Fall. 

Ein Spezialfall sind natürlich Grundstücke - aber hier gibt es eigene Steuern.

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  •  Thuata
9.3.2021  (#57)
Aus persönlicher Erfahrung: Mein Mann und ich haben es uns (zu) lange gut gehen lassen. Dadurch ein sehr geringes EK angespart um ein Haus zu bauen. Möglich ist es uns trotzdem, wenn halt auch mit entsprechendem Kredit. Erbe (falls es denn etwas gibt) muss jedenfalls mit den Geschwistern aufgeteilt werden und dauert (hoffentlich) auch noch ein Weilchen.
Teil des Problems ist sicherlich, dass es allgemein länger dauert bis man sein Erbe antritt.
Teil des Problems ist auch, dass man halt Dinge haben "muss" weil man die halt hat. Im Falle meines Mannes zB am liebsten immer das neueste iPhone (Gott sei Dank kein Problem mehr, seit er das von der Firma gestellt bekommt).
Sparen geht halt in den meisten Fällen nur über verzichten. Wenn man das schafft, dann ist auch der Vermögensaufbau machbar.

Bzgl. Sozialstaat wird mir hier die Diskussion zu undifferenziert: Wir sind zB selbst aus einem Land ohne echtes soziales Netz wieder nach Österreich gezogen. Um eben davon zu profitieren. Und hier red ich nicht von "einen faulen Lenz machen" sondern von so Kleinigkeiten wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Arbeitslosengeld wenn mal die Firma schließt oder auch vom Arzt behandelt zu werden ohne vorab mal einen Schein auf den Tisch zu legen.

Ich kenne auch durchaus Fälle die zum "normalen" Leben nichts taugen. Nichts gelernt, nie was anderes gemacht als Putzfrau zu sein, noch nicht mal ein Führerschein um irgendwo anders hin zu kommen. Ohne Mindestsicherung wäre diese Person auf der Straße. Und das trotz "Erbe" (ein langsam verfallendes Haus) das ja aber auch irgendwie erhalten werden muss. Und das Essen nicht bezahlt.

Ich kenne aber auch Fälle die es sich eben gut gehen lassen. Immer grad so lang arbeiten bis man wieder Arbeitslosengeld bekommt, nebenbei noch schwarz hackln,...

Alles in Allem glaube ich: Der Sozialstaat funktioniert (im Großen und Ganzen). Das heißt aber nicht, dass nicht trotzdem einzelne Personen durchs Netz fallen.

1
  •  Stoffal02
  •   Silber-Award
9.3.2021  (#58)

zitat..


Wir haben konkret vor rd. 8 Jahren mit einem Eigenkapital von ca. 50k und einem "Familieneinkommen" von netto ca. 3.000 EUR (zum "Höchststand" ca. 5k) "angefangen" und sind inzwischen (nach Wohnungskauf und Hauskauf) bei einem rechnerischen Eigenkapital von deutlich über 500k . Dafür ist unser Auto zB 15 Jahre alt (und war auch als Neuwagen sicher keine Schönheit).

Soll heißen, dass ihr in 8 Jahren 450.000 Euro "angespart" habt? Das wären 56.000 Euro im Jahr und bei 14 Gehältern 4.000 Euro im Monat! Bei einem Einkommen von 3.000 Euro????


1
  •  Jacky1905
  •   Silber-Award
9.3.2021  (#59)
Ich glaube, ich gehöre auch zu einer aussterbenden (oder vielleicht schon ausgestorbenen) Sorte 😅

Habe es von meinen Eltern nicht anders gesehen bzw. gelernt. Meine Eltern (beide haben Otto-Normalverdiener-Jobs) haben sich mit 25 Jahren ein Grundstück gekauft und dieses erst mal abbezahlt. Mein Vater hat so ziemlich ALLE Brunnen in der Siedlung gegraben (10-14m Tiefe), um sich ein schönes Zusatzgeld für den Bau zu verdienen. Damals war sowas noch Gold wert. 10 Jahre später (da war ich 6 Jahre alt) wurde angefangen zu bauen. Wir lebten bis zu meinem 11. Lebensjahr zu dritt in einer 41qm Wohnung, weil diese günstig war. Da meine Eltern jede freie Minute auf der Baustelle verbracht haben, hatte ich die Wahl zwischen mitfahren und fadisieren oder zu meiner Oma. Naja ich teilte es mir auf. Nachdem ich aber 3 Mal in die Baugrube gefallen bin, war ich öfter bei der Oma bis der Keller zu war 😂
Trotzdem war ich ein richtiges Baustellenkind und habe es geliebt. Mein Vater hat mir viel gelernt, hat mich auch mitmachen und viel probieren lassen.
Meine Eltern haben (bis auf wenige Gewerke) ALLES selbst gemacht (in Gemeinschaft mit Freunden und Verwandten, denen wir dann wiederum auch wieder beim Hausbauen geholfen haben), darum hat es auch 4 Jahre gedauert, bis wir schlussendlich, aber dennoch auf eine Baustelle eingezogen sind.
Das Haus ist sehr groß und wurde auch bis vor einem Jahr noch abbezahlt.
Das hieß aber auch, dass es für mich als Kind keine tollen Urlaube gab oder teure Schuhe oder viel Spielzeug. Was aber nicht heißt, dass ich nicht glücklich war.
Ich wusste damals schon, dass das schönste Geschenk, Zeit ist, die man gemeinsam verbringt.

Ich hatte aber trotzdem damals schon Blut geleckt. Mein Exfreund hat von seinem Großvater ein kleines, altes Haus aus den 50-er Jahren geerbt und dieses haben wir komplett kernsaniert, kaum dass ich 21 Jahre alt war. 
Meine Eltern konnten uns finanziell nicht unterstützen, da sie ja selber noch abbezahlen mussten, aber mein Vater stand uns mit Rat und Tat und natürlich seiner Muskelkraft zur Seite und half uns, wo es nur ging. Wir sind an diesem Projekt wahnsinnig gewachsen und haben viel gelernt, was wir uns vorher bestimmt nie zugetraut hättten. Nach und nach wurde es dann außen auch schön und fertig.
Auch haben wir alles schuldenfrei saniert, und das, obwohl da knapp über 100k reingeflossen sind. 
Wir lernten bereits als Kinder, zu sparen, um später was zu haben.
Neben dem Bau kauften wir uns beide ein neues Auto, einfach, damit wir kein unnötiges Geld mehr in unsere beiden Alten stecken mussten, da diese auch bereits kleine Überraschungstüten waren 😅 

2015 kaufte ich mir nach der Trennung und meinem Auszug (in eine Mietwohnung) dann ganz alleine ein Grundstück und verkaufte es nach 2,5 Jahren wieder mit einem Mords-Gewinn.

Dies war der Grundstein für mein Haus, das ich jetzt mit meinem Freund (hoffentlich bald Mann) seit nun über einem Jahr bewohne. Es ist eine Doppelhaushälfte, aber es reicht uns vollkommen, da wir keine Kinder geplant haben und neben dem Häuschen auch noch leben möchten. Wir haben eine total tolle und nette Nachbarschaft, wo bereits viele enge Freundschaften entstanden sind und wir uns wahnsinnig wohlfühlen. Ich denke, besser kann mans fast nicht treffen 😊

Wir haben nur das Haus von einem GU belagsfertig hinstellen lassen, aber alles andere (Carport, Nebengebäude, Außenanlagen, etc.) organisieren und machen wir selbst, da wir das beide lieben und mein Feund witzigerweise genau die selbe Kindheit hatte wie ich.
Wir kommen beruflich beide aus dem handwerklichen Bereich und da hat man natürlich einige und nützliche Fähigkeiten und Connections.

Ich habe eine Lehre zur Bürokauffrau, Werkstoff- und Wärmebehandlungstechnikerin gemacht und wurde in dem Bereich auch gut bezahlt. Ich habe immer in männerdominierten Berufen gearbeitet und leite heute erfolgreich ein Geschäft für den gewerblichen Bedarf an Bau- und KFZ-Werkzeugen, Maschinen, Chemie und Zubehör. Mein Freund ist Inbetriebnahmetechniker für Recyclinganlagen weltweit.
Wir sind also auch keine Großverdiener.

Wir hatten beide niemals irgendwelche Finanzspritzen und haben uns alles selbst erarbeitet und erspart und ich finde, dass man das was man hat, dann auch viel mehr schätzt. 
Natürlich ist auch beim jetzigen Haus bei Weitem noch nicht alles fertig, aber wir sind auch nicht die Typen, die in ein komplett fertiges, durchgestyltes Haus mit fertigem Garten, wo der letzte Strauch und Grashalm schon passt, einziehen möchten 😜

Wir werden beide irgendwann mal gut erben (mein Elternhaus, sein Elternhaus, das Haus seiner Großeltern), da wir beide Einzelkinder sind. Wir hatten zwar keine finanziellen Hilfen als wir "jung" waren, dafür wird das mal unsere Belohnung sein, dass wir etwas früher in Pension gehen 😄

Ich denke, es gibt immer einige Sorten von Menschen, die einen leben eben exzessiver, gönnen sich viel, aber haben keine Vermögenswerte. Die anderen wiederum sparen schon seit Kindesbeinen an, haben vielleicht relativ früh eine Immobilie, aber haben dafür sicher einiges nicht erlebt, was andere erlebt haben. Und wieder andere erben oder bekommen ein Grundstück, eine Immobilie oder einen guten Haufen Geld, der erst mal den Grundstein für Weiteres legt.
So oder so kann man sehr glücklich sein und muss niemandem etwas neidig sein.
Für mich zB ist sparen ganz normal und natürlich, ich muss mich hierfür nicht einschränken. Ich komme gut mit meinem Gehalt aus und kann genug sparen, um mir alle 2 Jahre einen Mittelklasse-Wagen kaufen zu können, wenn ich das möchte. Da braucht es auch keine Neider, denn dafür spare ich ja monatlich sehr viel. Regelmäßige materielle Dinge machen mich auch nicht glücklich, ich spare immer auf "Größeres" 😉 Dazu hasse ich shoppen - ich gehe viel lieber in einen Bau- oder Gartenmarkt.

Für uns ist es auch nicht ausgeschlossen, in 10-15 Jahren nochmal zu bauen. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Alles in allem - macht, was auch glücklich macht! Ein kleiner Teil wird euch vom Elternhaus mitgegeben, für den größten Teil seid ihr aber immer selbst verantwortlich!

Just my Senf 😎

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  •  coisarica
  •   Gold-Award
9.3.2021  (#60)

zitat..
Jacky1905 schrieb: Dazu hasse ich shoppen - ich gehe viel lieber in einen Bau- oder Gartenmarkt.

ich nenne das shoppen :)


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  •  Notausgang
  •   Bronze-Award
9.3.2021  (#61)

zitat..
Stoffal02 schrieb:

Soll heißen, dass ihr in 8 Jahren 450.000 Euro "angespart" habt? Das wären 56.000 Euro im Jahr und bei 14 Gehältern 4.000 Euro im Monat! Bei einem Einkommen von 3.000 Euro????

Ja, aber in etwa die Hälfte kam nicht vom Gehalt sondern von anderen Posten, ganz grob gerechnet:
*Preissteigerung Wohnung (2013 gekauft) bis Verkaufzeitpunkt 2020: 100k (unter Berücksichtigung aller Nebenkosten)
*Preissteigerung Grundstück (2016 günstig gekauft): 100k (Basis m²-Preis von 2020 verkauftem Nachbargrundstück)
*Ertrag Vermietung Bestandshaus AirBnB: 20k (angemeldet aber wegen hohen Abschreibungen & Zinskosten steuerfrei)
*Förderungen: 20k (nicht rückzahlbar)

Das Familieneinkommen ist natürlich in den 8 Jahren auch gestiegen bevor es (kinderbedingt) wieder deutlich gesunken ist...

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