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Speicherofen oder Kaminofen im Passivhaus

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  •  aHouseInTheMiddle
21.12.2025
4 Antworten | 4 Autoren 4
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Liebe Forumsgemeinde,

wer hat Erfahrungen mit einem Holzscheitofen in einem Passivhaus behelfsweise in einem modernen Niedrigenergiehaus? Ich habe ähnliche Diskussionen in verschiedenen Forum zu Hauf gelesen, bin aber noch nicht schlüssig unter welchen Umständen das funktioniert und wann nicht. Mir geht es explizit nicht um die Grundsatzdiskussion, ob ein Ofen in einem Neubau sinnvoll ist und sich finanziell rechnet (es ist Luxus) oder Umwelt und Gesundheit belastet. Mir geht es darum, wie WELCHER Ofen unter WELCHEN Gegebenheiten (Raumgröße, Dämmung, etc) zu WELCHEM Ergebnis (in Grad Celcius und Nutzerbehaglichkeit) führt.

Zu meinem Setting: Das geplante Passivhaus hat einen Heizwärmebedarf von ~10-12 W/qm. Das Haus wird ausschließlich über Zuluft beheizt (Heizung am Lüftungsauslass und zentral durch einen Wärmepumpenzusatz in der Lüftung), keine wasserführende Heizung. Der Ofen steht zentral in einem 50 qm Küche/Essen/Wohnzimmer. Die Luft hat nur ein paar Meter zu einer Tür zu Büro/Gästezimmer und zu einer anderen Tür zum Flur mit Treppenhaus nach oben.

Die Heizlast für Raum ist damit theoretisch extrem gering und jeder Ofen ist wahrscheinlich überdimensioniert. Heizlast heißt aber auch so wie ich das verstanden habe, dass ich damit 20.5° C halten kann und das hört sich nicht gemütlich an, wenn man sich gerne im Schlafanzug vor den Fernseher setzen möchte und die Frau die 28° C Kaminatmosphäre bei Bekannten als "schön warm" empfindet.

Jeder Ofenbauer und der zuständige Kaminkehrer haben mich in Richtung Grundofen/Kleinspeicherofen beraten. Mir sind die Vorzüge bewusst: es wird weniger Energie auf einmal abgegeben, dafür über einen längeren Zeitraum. Damit kriege ich die durchschnittliche Wärmeleistung wahrscheinlich in den Bereich 1.7 - 2.2 kW. Es wird angenehmere Strahlungswärme abgegeben. Dafür ist der Ofen eher träge, es dauert ne halbe Stunde bis sich was tut und erst nach 2 h - 3 h habe ich die maximale Wärmeabgabe erreicht.

Mein Energieberater hat viel Erfahrung mit Passivhaus und rät mir genau zum Gegenteil: Er meinte, einen schnellen Ofen (also Kaminofen) mit so wenig kW wie möglich. Er sieht den Ofen eher für Spitzenlast zuständig, nicht für Grundlast: Wenn ich abends heimkomme und habe 20° C, dann will ich es gleich warm und nicht erst in Stunden. Gespeicherte Wärme im Ofen kann ich nicht mehr kontrollieren, d.h. wenn es mir schon warm genug ist, dann braucht der Ofen nicht noch stundenlang weiter heizen.

Pelletöfen könnte man weit runtermodulieren, aber die sind uns zu funktional und zu wenig atmosphärisch. Aber einen Kaminofen in einen richtig kleinen Leistungsbereich zu kriegen (der dann vielleicht auch noch irgendwie gut aussieht), ist gar nicht so einfach. Unter 3 kW kommt man quasi nur, wenn die Wärme wo anders hingeht, zB Speicher oder Wasser (was bei uns aus KfW-Gründen ausscheidet). Und auch bei diesen Kaminöfen sind dann schon murksige Sachen dabei wie Scheitlänge < 20 cm. Bestenfalls kriegt man einen 5 kW Ofen, der auch noch in einem niedrigeren Bereich funktioniert und da frag ich mich schon, wie sich das mit der oben genannten Heizlast ausgeht.

Von anderen Kaminöfen kenne ich es, dass sich die Wärme um den Ofen staut und ein paar Meter weiter es wesentlich kälter ist. Es kamen noch die Anregungen, dass raumhöhe Türen einen ziemlichen Unterschied machen würden, weil sich die Wärme dann nicht am Sturz sammelt und mehr ins Obergeschoss zieht. Alternativ könne man über ein Lüftungsrohre Warmluft mit einem PC-Lüfter nach oben bringen, aber das ist halt eine Bastelei und ein Rohr ist nicht ideal, was Hygiene und Lärmschutz betrifft. Am realistischsten ist wahrscheinlich mit Kaminventilator zu arbeiten und einen Deckenventilator zur Wärmeverteilung zumindest planerisch schon mal vorzusehen.

Was meint ihr? Wer hat konkrete Erfahrungen, die in einer ähnlichen Situation, wie dem von mir geplanten Neubau? 

  •  Pedaaa
  •   Gold-Award
21.12.2025 16:12  (#1)
sinnfrage sollte schon nochmal gestellt werden. Aber wenn, dann wirklich nur einen kleinen Schwedenofen.

die ganze Konstellation erscheint mir aber doch sehr wenig durchdacht. Auch werdet ihr die größten Probleme eher mit trockener Luft im Winter haben, als mit einer fröstelnden Frau

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  •  Akani
21.12.2025 17:16  (#2)
Ich denke in Bezug auf Ofen in Einem Passivhaus für schwierig, wel Grundofen mMn am Sinnvolsten, da er Wärme lang und nicht unerwartet abgibt, zumal dies über Lüftung gut wverteilt werden kann. Ein normaler Schwedenofen wird für ein Passivhaus immer zu viel punktuelle Leistung abgeben. 
Es wir beides ein Kompromiss sein

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  •  Puitl
  •   Silber-Award
21.12.2025 19:43  (#3)
Möglich wäre sonst so etwas wie ein Drooff Brunello L (haben den selbst):
Der brennt auch mit 2 Mini-Scheitel (gehen aber auch nur recht kurze rein falls dich das stört), gibt über die große Scheibe gleich mal Wärme ab und lässt sich trotzdem mit (teuren) Speichersteinen ausstatten.
Wenn du viel heizt aber sicher nicht so effizient wie z.B. ein Grundofen wie der Rondolino, da aber auch Schwedenofen im Raum steht dürfte das egal sein.

Grundsätzlich besteht aber die Gefahr mit der reinen Luft-Heizung nicht glücklich zu werden da bei so einem Haus wirklich alles perfekt passen muss, inklusive Standort und solare Erträge.
Meistens wird dann über zu trockene Luft im Winter und zu wenig Heizleistung geklagt (das jeweils andere verschlechtert sich sobald vom anderen mehr gewünscht wird) und dann erst wieder ineffiziente Lösungen wie Infrarotheizung installiert...

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  •  aHouseInTheMiddle
21.12.2025 21:32  (#4)
Hallo Puitl,

danke, den Brunello hatte ich mir noch nicht angeschaut, nur ähnliche Modelle von anderen Firmen in der Art. Genau nach Erfahrungen mit solchen Modellen hatte ich hier gesucht. Kannst mir deine Nutzung, dein Setting (Aufstellraum, Dämmung) und das was dann als Wärme rauskommt noch etwas näher erläutern?

Der hat jetzt wie manche Speicheröfen eine verschließbare Konvektionsöffnung. Bei Speicheröfen würde es auch initial Wärme zur Verfügung stellen. Bei dem Kaminofen hier geht es anscheinend eher darum, den Speicher aufzuladen. So wie das aussieht, geht die Wärme direkt durch die Speicherringe, scheint damit ähnlich zum Speicherofen. Der Speicher ist also nicht nur außen dran gepappt wie bei vielen Öfen, wo das keinen nennenswerten Effekt hat. Allein von der Masse (109 kg?) her, ist das aber wie du meintest eher schwach im Vergleich zum richtigen Speicherofen.

Der Hersteller gibt an, dass man den auch mit 3 kW betreiben kann, also wahrscheinlich das, was du mit 2 Scheitl beschrieben hast. Reicht das auch zum Anfeuern an? Ich hab mir sagen lassen, die erste Feuerung muss volle Kanne sein, damit alles auf Betriebstemperatur kommt, sonst versottet der Kamin langfristig. Reicht das für die Scheibenspühlung oder verrußt der dann, wenn man ihn mit wenig Holz betreibt? 

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