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Hangwasser - wie kritisch ist das wirklich?

   
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  •  hallo123
19.7. - 21.7.2025
5 Antworten | 4 Autoren 5
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Hallo an alle,

ich hoffe, das Forum passt für diese Frage. Wenn nicht, gerne verschieben.

Ich habe ein Haus in der Steiermark besichtigt. BJ 2004, mit Dichbetonkeller. Passt eigentlich alles - folgendes verunsichert mich aber noch.

Es ist zwei Mal Regenwasser in den Keller gelaufen und hat einen ~5cm Wasserstand produziert. Laut Aussage des Eigentümers ist der Sickerschacht durch die großen Regenmengen so voll geworden, dass Wasser zurück in die Lichtschäche des Kellers gelaufen ist und diese gefüllt hat. Da die Fenster dann unter Wasser waren, ist durch die Dichtungen Wasser in den Keller gelaufen. Wasser wurde laut seiner Aussage sofort entfernt und danach professionell über mehrere Wochen der Keller getrocknet.

Jetzt versuche ich gerade anhand der Hochwassergefährdungskarte https://gis.stmk.gv.at/wgportal/atlasmobile/map/Fachkarten/Hochwasser?gdischeme=egbkarte_hochw zu eruieren, ob diese Gegend ein grundsätzliches Problem mit Hochwasser (genauer: Hangwasser) hat. Von den klassischen "Hochwasserüberflutungsbereichen" ist das Haus auch bei einem 300jährigen Ereignis sehr weit entfernt, da es keinen Fluss oder Bach in der Nähe gibt, der über die Ufer treten kann. Dafür scheint es aber häufig Probleme mit Hangwasser von den angrenzenden Hängen und Bergen zu geben. Die Gemeinde hat in der Zwischenzeit ein Pufferbecken errichtet bzw stark vergrößert. Mehrere Zeitungsartikel aus der Vergangenheit deuten auch darauf hin, dass es grundsätzlich öfter vollgelaufene Keller in der Gegend gibt. Weiters hat der Hauseigentümer einen 3m³ Puffertank als Überlauf für den Sickerschacht errichtet, sowie Rückschlagventile in den Abläufen der Lichtschächte, damit bei einem Überlaufen des Sickerschachts kein Wasser mehr zurück in die Lichtschächte fließen kann, welches dann über die Fenster-Dichtungen in den Keller dringt.

Meine Fragen an die Sachkundingen unter euch - die Einordnung der Karte und welche Implikationen das in der realen Welt hat, fällt mir sehr schwer:
- Wie genau sind die oben verlinkten Gefährdungskarten mit Bezug auf Hangwasser? Sie zeigen die Wasserhöhe des abfließenden Hangwassers bei einem 100-jährigen Ereignis in m an. Die Straße, die direkt an das Haus angrenzt, zeigt eine Wasserhöhe von 0.5m. Direkt am Grundstück werden aber 0m angezeigt. Anbei ein Screenshot (nicht vom Haus selbst, aber zeigt ein ähnliches Bild), um das ein bisschen zu illustrieren. Dunkelblau = 0.5 m Hangwasser, grün/rot=0m Hangwasser. Wurden die gezeigten Häuser einfach "gut" gebaut, weil etwas höher als die Straße - und vermeiden deshalb viel Hangwasser? Oder ist das eine Scheingenauigkeit, die im schlimmsten Regenfall in der Realität trotzdem nicht viel bringt?
- Ist also die Karte/Berechnung örtlich tatsächlich so genau, dass das differenziert werden kann?
- Habt ihr sonst Tipps, wie man mit solchen Gegenden umgeht, in denen es grundsätzlich beim Blick auf die Karte aufgrund der vielen umliegenden Berge sehr viel Hangwasser gibt - sollte man Gegenden, in denen grundsätzlich Zonen mit viel Hangwasser vorkommen, meiden, wenn es geht - oder ist so eine lokale Betrachtung, wei unten, zielführender und ausreichend?
- Habt ihr sonst Tipps/Erfahrungen über meine Fragen hinaus mit Bezug zu Hang/Hochwasser?


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Danke und schönen Abend!

  •  Thuata
  •   Bronze-Award
20.7.2025  (#1)
Meine MEINUNG dazu: wasser findet immer einen Weg. Wenn es schon überschwemmte Keller in dieser Gegend gab (mehrfach offensichtlich) dann wird es die auch wieder geben. Evtl. erst in 30 oder 50 (oder eben 300) Jahren aber irgendwann kommt das Wasser wieder. 
Wie man damit umgeht ist dann wiederum jedem selbst überlassen aber prinzipiell: 

- nicht in der Gegend bauen/kaufen (wenn wir von 300 Jahren reden wirds tatsächlich irgendwann schwierig noch was zu finden ;) )

- Kosten/Nutzen/Riskikorechnung: Wieviel muss ich investieren (und ich würde da einen entsprechenden Sachverständigen beauftragen, der DIR eine Einschätzung gibt und nicht auf irgendwelche Zusagen vom Verkäufer vertrauen) um das ganze so herzurichten, dass das Wasser "keinen" Schaden anrichtet. Da sind wir einerseits bei dem Puffer den es angeblich schon gibt, aber halt auch bei der Überlegung: wie bekommt man so ein Haus im Anschluss wieder trocken wenn doch was passiert?

Oder sind wir tatsächlich im Bereich der 300 Jahre und glaubt man, dass man lang genug davon kommt, dass jede Investition in die Richtung verschwendet wäre (blöd wenns dann halt nicht so ist). 

Ich persönlich bezweifle übrigens, dass solche Karten auf den Meter genau sind. Aber auch da sind wir im Bereich der Meinung, nicht des Wissens.

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Hallo hallo123,
hier gibt es dazu Erfahrungen und Preise: Hangwasser - wie kritisch ist das wirklich?

  •  Akani
21.7.2025 9:13  (#2)
Schutz gibt's ja auch nicht immer zu 100%. Schaut euch bei den letzten Unwettern manche Häuser an die eigentlich nicht annähernd hätten ablaufen sollen. Die Wetter werden schlimmer und davor ist niemand gefeit.
Ein bestehendes Haus nur deshalb nicht kaufen weils mal passiert ist find ich übertrieben, geeignete Maßnahmen dagegen schaffen und gut.
Ist bei uns im Dorf dieses Jahr zum ersten Mal passiert, vorher war nicht ein vollgelaufener Keller

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  •  TobiK
  •   Bronze-Award
21.7.2025 10:59  (#3)
Hi! Ich habe mich mit dem Thema recht umfangreich beschäftigt, da wir selbst in Hanglage bauen (nur 10%) und ein anderes Hanggrundstück mit deutlich höherer Hangneigung besitzen und es in der Umgebung Erdrutsche gab.

Vorab: ein geologisches Gutachten ist durch NICHTS zu ersetzen - die Gegebenheiten können teilweise schon innerhalb von einem Radius von 20 Metern komplett anders sein. 
Wenn ich das richtig verstehe, geht es dir um Hangwasser, also den Abfluss von Regenwasser in Hanglagen über die Oberfläche. Nicht um "Bergwasser" (so hat es unser Geologe genannt), also dem Wasserpegel unter der Geländeoberkante.

Den Oberflächenabfluss kann man ja durch bauliche Sicherung recht gut vom Gelände/Haus wegleiten, für den Wasserpegel unter GOK muss man entsprechend dicht bauen, was bei dir ja mit der weißen Wanne bereits der Fall ist. 

Nach dem Unwetter letztes Jahr in NÖ ist mein Learning: entweder mit Betonmauer den Wasserabfluss beeinflussen oder ausreichend Sandsäcke lagern. Wenn du im Hang bist, steht das Wasser ja nicht direkt vor deiner Tür, sondern fließt bei tagelangen Regenschauern kontinuierlich. Dass es da zu einer Höhe von 0,5m kommt, halte ich für sehr unwahrscheinlich (wir sprechen ja von einer Hanglage, nicht Ebene). Wenn du wirklich in Hanglage 0,5m bei dir am Grund hast, dürftest du riesige Probleme haben - und das Tal unterhalb deines Hanggrundstücks dürfte nicht mehr existieren. Versuch dir mal, 0,5m Wasserstand, also 500l pro m2 fließendes Gewässer, vorzustellen auf deinem Grund und was das bedeuten würde - daran kannst du m.E. ganz gut erkennen, ob das realistisch ist oder nicht.

Abhängig von der genauen Situation würde ich mir im Hang eher weniger über hohe Wasserstände bei abfließendem Hangwasser machen, eher über das Wasser unterirdisch (was ggf. auch zu Rutschungen führen kann). Fließendes Oberflächen-Wasser in Hanglage ist mit baulicher Vorkehrung m.E. ganz gut zu beherrschen.

Das hier kennst du vermutlich bereits? 
https://www.wasserwirtschaft.steiermark.at/cms/dokumente/12853646_4570309/afef49c4/Leitfaden_Hangwasser_2021_2.pdf

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  •  Innuendo
  •   Gold-Award
21.7.2025 13:41  (#4)

zitat..
TobiK schrieb: (was ggf. auch zu Rutschungen führen kann)

Und das Thema unbedingt mit reinnehmen. Wie sah es in der Vergangenheit aus? 
Hab selber mitbekommen das Häuser bzw. Hänge saniert wurden und dann die Besitzer versucht haben zu verkaufen weil sie bei jedem Regenereignis nicht mehr ruhig schlafen konnten.
Unbedingt gelogisches Gutachten und sich nicht nur aufs Wasser konzentrieren. Das Thema wird leider in Zukunft eher noch brisanter.


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  •  TobiK
  •   Bronze-Award
21.7.2025 16:24  (#5)

zitat..
Innuendo schrieb:

Und das Thema unbedingt mit reinnehmen. Wie sah es in der Vergangenheit aus? 
Hab selber mitbekommen das Häuser bzw. Hänge saniert wurden und dann die Besitzer versucht haben zu verkaufen weil sie bei jedem Regenereignis nicht mehr ruhig schlafen konnten.
Unbedingt gelogisches Gutachten und sich nicht nur aufs Wasser konzentrieren. Das Thema wird leider in Zukunft eher noch brisanter.

... jup, deswegen werden wir auf jeden Fall der "auf Nummer Sicher-Lösung" des Geologen folgen und auf duktilen Rammpfählen gründen (primär wegen nicht homogenem Untergrund, aber zeitgleich eine gute Absicherung gegen Hangkriechen bzw., dass das Gebäude mitkriecht). Gehe auch davon aus, dass sich diese Prozesse in den nächsten Jahrzehnten beschleunigen werden. Habt ihr auch eine Hanglage und welche Vorkehrungen habt ihr getroffen?

Was man immer im Hinterkopf haben muss: bei Hangrutschungen/Gebäudeschäden zahlt dir keiner was. Versicherung max. 10k o.ä. - dafür brauche ich dann keine Versicherung. 




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