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How To: 3 Kleinkinder, beide Eltern arbeiten

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  •  rocco81
  •   Gold-Award
24.3. - 11.8.2021
128 Antworten | 29 Autoren 128
128
Ausgangslage:
Kind 5J -> vormittags Kindergarten
Kind 3J -> vormittags Kindergarten 
Kind 1J -> ein Elternteil muss immer Zuhause sein. 

Papa arbeitet Vollzeit ca. 50h, Mama in Karenz zuhause.

Großeltern können nur im Ausnahmefall die Betreuung übernehmen. Arbeiten selbst noch / können gesundheitlich nicht mehr.

Jetzt könnte Mama einen guten Job in der Nähe bekommen. So eine Chance kriegt man nicht oft und wir wollen die Gelegenheit beim Schopf packen. 
Haken bei der Sache: Der Arbeitgeber will nur mit Vollzeitbeschäftigung einstellen. 

Beide Vollzeit geht sich niemals aus, aber Papa hätte gesetzlich eigentlich Anspruch auf Elternteilzeit. Der AG hat damit gar keine Freude, es müssen jetzt schon Aufträge abgesagt werden weil Arbeitskräfte fehlen. 

Wenn jeder 25h Arbeiten könnte wäre schön, erfahrungsgemäß werden dann sowieso mehr Stunden gearbeitet wie geplant.
Es wird aber eher auf 40h zu 20h hinauslaufen damit Mama den Job kriegt. Papa hat damit kein Problem, aber die getrübte Stimmung bei Chef und Kollegen halt auch zu ertragen.

Wer hatte so eine Situation und wie habt ihr das gemacht?
Habt ihr euch tageweise abgewechselt oder einer Vormittag einer Nachmittag?

Nur nebenbei: Finanziell lohnt es sich nicht wirklich wenn beide halb Arbeiten. 

  •  MalcolmX
  •   Gold-Award
4.8.2021  (#61)
Klingt als ob die halt 3.5-4 Tage Woche pauschal hergenommen haben. Das Ziel ist ja dass die Frau deutlich mehr als 50% arbeitet...

Mit mehreren Kindern wird es definitiv nicht einfacher. Bei uns ist der Kindergarten sehr ok bezüglich Betreuung.  Ich bringe den Kleinen zwischen 8 und 9 zum Kindergarten (meine Frau geht um 6:30 ausser Haus, ich stehe zeitgleich auf, fange meistens schonmal an zu arbeiten im Homeoffice). Meine Frau holt den Kleinen dann so um 14:30 ab, somit kommt sie auf ihre Vollzeit (zzgl. 24h Diensten) und ich schaffe es auch... müssen wir beim zweiten Kind schauen ob es sich weiter so super ausgeht...

1
  •  taliesin
  •   Gold-Award
4.8.2021  (#62)

zitat..
rocco81 schrieb: überall an den Betreuungsmöglichkeiten hapert?

Der Bedarfsanstieg ist auch gigantisch ...

Ich finde die institutionalisierte Kinderbetreuung auch recht zwiespältig:

Positiv:
+ es bleibt nicht mehr alleine an den Frauen hängen (der Effekt ist aber geringer als er sein sollte)
+ die Kinder bekommen relativ schnell ein soziales Umfeld (Großfamilienflair)

Negativ:
- beide gehen arbeiten, zahlen Steuern, das wieder für die Kinderbetreuung ausgegeben wird ... über die Leistungseffizienz lässt sich sicher trefflich diskutieren
- es sind dann fast immer 2 Autos nötig, die neue Kosten und mehr Verkehr verursachen
- die Hol- und Bringzeiten gehen in der Bilanzrechnung häufig unter
- die Betreuungsqualität ist, denke ich, oft schlechter ... weniger Frauenpower (ja vorwiegende Kindergärtnerinnen) pro Kind als zu Hause

Soll nicht grundsätzlich gegen den Kindergarten gesprochen sein, aber manchmal habe ich das Gefühl die Mütter und Väter sollen bloß arbeiten gehen, koste es was es wolle, damit ja die Lohnsteuerquote passt.

Alternativ könnte man wohl die eine oder andere Institution einsparen und die Betreuungsarbeit einfach vernünftig bezahlen, inkl. Pensionsanspruch!? Wenn man das volkswirtschaftlich durchrechnet, kann das fast nicht schlechter abschneiden.

zitat..
rocco81 schrieb: Lest mal die Kommentare unter dem Standard Artikel. Da sieht man welchen Neid das schon wieder schürrt.

Also wenn wer neidig ist, Kinder KANN wirklich fast jede(r) emoji


1
  •  Thuata
5.8.2021  (#63)
Das sind halt die interessanten Punkte: Ich bin selbst zuhause geblieben bis die Kleine in den Kindergarten kam und hab die Zeit mit beiden Kindern genossen. Trotzdem "muss" ich wieder arbeiten gehen damit wir eben genug Geld für Hausbau und sonstiges haben. Und will ich auch. Für mich war Corona tatsächlich auch ein Glücksfall weil eben mehr HomeOffice ganz plötzlich möglich war, die Arbeitswege weggefallen sind und da auch mehr Zeit rausgesprungen ist.

Aber es wird von "Wahlfreiheit" geredet, es fehlen aber Betreuungsplätze. Und die tatsächliche finanzielle Wahl. Frauen müssen arbeiten gehen sonst fehlts in der Pension, in der Haushaltskasse und in den Augen der Gesellschaft. Männer sowieso.
Erwartet wird doch bitte, dass beide Eltern 40 Stunden arbeiten, zusätzlich ihre Kinder betreuen, sich caritativ oder sonst wie engagieren, nebenbei noch jede Menge konsumieren um die Wirtschaft am Laufen zu halten,...

So gehts tatsächlich einfach nicht. Deswegen eben meine Hoffnung auf die 4-Tage-Woche. Oder nennen wirs "32-Stunden-Woche". DAS sollte die "Normalarbeitszeit" sein. Und zwar für alle. Ohne finanzielle Einschränkungen.

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  •  Maarch
  •   Silber-Award
5.8.2021  (#64)

zitat..
rocco81 schrieb: Mir scheint das Ganze sehr unausgegoren und wird vermutlich so nicht kommen.

Wird leider so sein.
Schade halt, weils mal ein Ansatz wär, der auch die Väter einbezieht und nicht nur auf die Mütter abzielt.

1
  •  Maarch
  •   Silber-Award
5.8.2021  (#65)

zitat..
taliesin schrieb: Negativ:
- beide gehen arbeiten, zahlen Steuern, das wieder für die Kinderbetreuung ausgegeben wird ... über die Leistungseffizienz lässt sich sicher trefflich diskutieren
- es sind dann fast immer 2 Autos nötig, die neue Kosten und mehr Verkehr verursachen
- die Hol- und Bringzeiten gehen in der Bilanzrechnung häufig unter
- die Betreuungsqualität ist, denke ich, oft schlechter ... weniger Frauenpower (ja vorwiegende Kindergärtnerinnen) pro Kind als zu 

Also über die ersten 3 Punkte liesse sich trefflich streiten. Allgemein gültig sind die nicht.
Der 4. Punkt hat teilweise seine Berechtigung, aber auch je nachdem um welche Betreuungsform es sich handelt und vor allem wie alt das Kind ist...

Was 'Mann' an der 'guten alten Zeit'  (Mann geht arbeiten, Frau schupft Kinder und Haushalt) gerne vergisst: in welche wirtschaftliche Abhängigkeit sich die Frau dadurch begeben hat und immer noch begibt.
Die daraus resultierenden finanziellen Verluste für die Frau (kein bis weniger eigenes Gehalt, kein beruflicher Aufstieg, Niedriglöhne und zum Schluss deutlich weniger Pension) und dadurch die Gefahr eines Ungleichgewichts in der Beziehung werden nach wie vor oft unter den Teppich gekehrt.
Und das I-Pünktchen drauf: In einer solchen Konstellation hätte Mann theoretisch jederzeit die Möglichkeit die Partnerschaft aufzukündigen (also quasi Optionen), wohingegen die Frau in der Beziehung aus finanzieller Sicht gefangen ist, je länger sie dem Berufsleben zu fern bleibt (quasi keine Optionen)...

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  •  taliesin
  •   Gold-Award
5.8.2021  (#66)

zitat..
Maarch schrieb: Allgemein gültig sind die nicht.

Darum ja auch ...

zitat..
taliesin schrieb: Ich finde die institutionalisierte Kinderbetreuung auch recht zwiespältig:

Ich denke, es wird oft zu wenig über die angeführten Punkte nachgedacht, gerade bei kleinen Gehältern (die oft zitierte Friseurin oder Verkäuferin)

zitat..
Maarch schrieb: wirtschaftliche Abhängigkeit sich die Frau dadurch begeben hat

Mein Beitrag sollte keinesfalls 'die gute alte Zeit' heraufbeschwören ...

Bei einer Entgel'd'ung der Kinderbetreuung wäre der Effekt weniger schlimmer, sicher immer noch nicht vollständig ausgemerzt. Ganz weg ginge das erst, wenn das Gehalt, das vor den Kinder bezahlt wurde, dann während der Betreuung weitergezahlt würde.

Eventuell geht sich das finanziell im Staatshaushalt ja irgendwann aus, wenn google und Co vielleicht auch mal Steuern zahlen und wir gerade keine Banken- oder sonstige Großbetriebsverluste sozialisieren 🤣

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  •  speeeedcat
  •   Gold-Award
5.8.2021  (#67)
Physiologisch betrachet kann halt nur die Frau das Kind austragen, gebären und stillen. Somit hat die Mutter so gut wie immer das emotionalere Band zum Kind. Die Natur hat sich schon was dabei gedacht.
Sollte das Argument aus der Tierwelt kommen: es muss aber kein Tier Geld verdienen, da funktioniert 50:50 😉.

Solange sich der Großteil der Mädchen und später Frauen sich für schlecht bezahlte Berufe entscheidet, wird das nix mit der Gleichberechtigung bei der Bezahlung. 
In größeren/großen Firmen ist die Bezahlung bzw. die Verdienstmöglichkeit bei identer Ausbildung gleichgestellt, zumindest in meinem Umfeld bzw. Tätigkeitsbereich. Das wird z.B. im medizinischem Bereich (Arzt/Ärztin) nicht anders sein.

Dass das Thema polarisiert, ist mir klar, vor allem gut ausgebildete Frauen kommen mit einer traditionellen Rollenverteilung nicht klar.  Dabei sollte es als Geschenk gesehen werden, ein Kind bekommen und beim Aufwachsen begleiten zu dürfen. Leider werden auch hier - so wie in allen Bereichen - die Kinderzeit mit Kosten "auf- und gegengerechnet". 

Zu einem Großteil muss ich bei dem heißen Thema mal Talesien recht geben, vieles sehe ich auch so. Nur der verklärten Mär von der Großfamilie sowie den scheinbar essentiellen Sozialkontakten in der Krabbelgruppe muss ich vehement widersprechen. Kinder haben zumindest bis zum 2. Lebensjahr kein Wir-Bewusstsein. Da vertraue ich der Kompetenz meiner Frau an der Front als Elementarpädagogin.
Karriere UND Kindererziehung lässt sich halt schwer vereinbaren, man sollte dahingehend eine bewusste Entscheidung treffen. 
Aber leider lässt sich die Gesellschaft gerne wie der Stier durch die Menge ziehen: Haus, Garten, Urlaube, teure Hobbies, Elektroauto, usw.: alles muss jederzeit leistbar sein. Dazu soll und *muss* sich jeder beruflich und finanziell verwirklichen können, nur dann ist das alles leist- und finanzierbar.
Ob das der Weisheit letzter Schluss ist? Ich bezweifle das. Das soll gerne bei bewusst kinderlosen Paaren so sein.
Das Ergebnis dieses "alles unter den Hut bringen zu wollen" sieht man des Öfteren im Hotel schon beim Frühstück, wenn der 2-köpfige Nachwuchs noch nicht mal richtig laufen aber dafür das Tablet bedienen kann. Kommunikation? Fehlanzeige.

Wie immer meine höchstpersönliche Wahrnehmung ohne Anspruch auf Richtigkeit. Jedem und jeder bleibt es unbenommen, sich selbst wiederzufinden. 

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Finanziell könnte man es entschärfen, dass der (die) Verdienst(e) bzw. die Lohnsteuereinstufung der Partner auf beide (berufstätig und betreuend) zu gleichen Teilen aufgeteilt wird, somit wäre das Schreckgespenst der kalten Progression keines mehr. 
Dazu die Splittung der Sozialversicherungsbeiträge und Anrechung auf das Pensionskonto während der Kinderbetreuung.

Somit wäre mMn. der Gerechtigkeit genüge getan und der Stellenwert Kinderwunsch und einer eingetragenen Partnerschaft deutlich erhöht.

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  •  Maarch
  •   Silber-Award
5.8.2021  (#68)

zitat..
speeeedcat schrieb: vor allem gut ausgebildete Frauen kommen mit einer traditionellen Rollenverteilung nicht klar.  Dabei sollte es als Geschenk gesehen werden, ein Kind bekommen und beim Aufwachsen begleiten zu dürfen.

...und doch sind es meist Männer (gut und auch weniger gut ausgebildete), die dieses Geschenk ein Kind beim Aufwachsen zu begleiten 'zugunsten' der Partnerin ausschlagen (müssen).
Alles andere verkneif ich mir zu diesem Kommentar... 🧐

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  •  speeeedcat
  •   Gold-Award
5.8.2021  (#69)
Weniger gut ausgebildete Männer verdienen deswegen oft mehr, da sie im Metaller- oder Baukollektivlohn tätig sind. Da gibt es es dann SEG (Schmutz, - Erschwernis- und Gefahrenzulage).
Friseure oder Sekretäre gibt es halt nicht sooo oft. Da ist es dann eine einfache ökonomische Rechnung, wie die Aufteilung erfolgt. Oder als aktuelles Beispiel hier im Forum: wenn wie bei Malcom X die Frau Ärztin ist und besser verdient als er, geht auch "ER" in Karenz. Also auch hier wird ökonomisch vorgegangen.
Wenn beide gleich viel verdienen, wird es ebenso wurscht sein, wer in Karenz geht bzw. wie lange.
Das enspricht aber nicht der Regel, denn wie geschrieben, entscheidet sich der Großteil der Mädchen bei ihrer Berufswahl für schlecht bezahlte Berufe.

Bez. Pension:
ist es nach wie vor ein Ungleichgewicht, dass Frauen 5J früher in Regelpension gehen. Da ist es nur zu verständlich, dass sich diese 5 fehlenden Jahre ebenfalls negativ bei der Rentenhöhe auswirken. Das wird halt bei den meisten reisserischen Artikel nirgends erwähnt.
Für die Zeit der Kinderbetreuung habe ich ja schon den Vorschlag gemacht:

zitat..
speeeedcat schrieb: Dazu die Splittung der Sozialversicherungsbeiträge und Anrechung auf das Pensionskonto während der Kinderbetreuung.

auf beide Partner zu gleichen Teilen.

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  •  Maarch
  •   Silber-Award
5.8.2021  (#70)

zitat..
speeeedcat schrieb: ist es nach wie vor ein Ungleichgewicht, dass Frauen 5J früher in Regelpension gehen. Da ist es nur zu verständlich, dass sich diese 5 fehlenden Jahre ebenfalls negativ bei der Rentenhöhe auswirken. Das wird halt bei den meisten reisserischen Artikel nirgends erwähnt.

Naja, faktisch sinds 2 Jahre Unterschied, nicht 5... deren Effekt auf 40% Pensionsunterschied halte ich für fast vernachlässigbar. https://www.derstandard.at/story/2000117819005/pensionsantrittsalter-im-vorjahr-erneut-leicht-gesunken

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  •  Gemeinderat
  •   Gold-Award
5.8.2021  (#71)
wie gut, dass unser Bub 4 Jahre bei uns war.

sie als Volksschullehrerin, ich oft Home Office Selbstständig. 

Es war immer jemand da. Und er ist nie zwider oder ungut. Und mag Kinder sehr um sich - obwohl er nicht mit 1-2 Jahren in die Krabbelstube abgescho... ich meine abgegeben wurde.

Wenn ich mir da unsere Verwandtschaft anschaue - puh. 


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  •  Maarch
  •   Silber-Award
5.8.2021  (#72)
Zur Vereinbarkeit von Arbeit, Haushalt und Familie muss jeder seine individuelle Lösung finden (dürfen!), ohne Verurteilung durch wen auch immer - und auch ohne substantielle Benachteiligung der Beteiligten, seien es die Kids, die Frauen oder die Männer.
Und alles, was eine oder mehrere Beteiligte mittel- bis langfristig in eine Abhängigkeit fallen lässt, ist aus meiner Sicht Benachteiligung.
Meine Meinung... 


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  •  Maarch
  •   Silber-Award
5.8.2021  (#73)

zitat..
speeeedcat schrieb: Wenn beide gleich viel verdienen, wird es ebenso wurscht sein, wer in Karenz geht bzw. wie lange.

In der Praxis ist das definitiv leider nicht der Fall - bei Männern wird Karenz/Teilzeit gesellschaftlich und aus unternehmerischer Sicht noch bei weitem nicht so akzeptiert wie bei Frauen!
Haben wir ja eh in einem anderem Thread hier drin gehabt, wo die Reduzierung eines 40h-Jobs 'nicht gewünscht' war.

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  •  chris72
5.8.2021  (#74)
Ich habe jetzt nur wenige Beiträge gelesen.

Mein Gedanke dazu: Versucht es auch aus der Perspektive der Kinder zu sehen (wenn es das Familien-Einkommen erlaubt), Firmen sind oft "undankbar", Kinder bleiben immer eure Kinder.

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  •  csblack
  •   Silber-Award
5.8.2021  (#75)
Ich glaube prinzipiell, dass hier ein Umschwung der gesamten Gesellschaft notwendig ist. Nicht nur der Arbeitgeber. 
Viele AG sind auf das Modell der Teilzeit bzw. Stundenreduzierung nicht eingestellt, bzw angepasst. Aber nicht nur das, bei Teilzeitmodellen (und dazu zähle ich jetzt der Einfachheit halber auch die rund um 30h Modelle) müssen sich auch die Kollegen umstellen.

Eine Kollegin wollte auf 30h reduzieren, einfach, weil sie eine private Ausbildung nebenbei machen wollte. Menschlich gesehen kein Problem für uns alle, ABER dennoch war der erste Gedanke, wer denn dann die restliche Zeit (Differenz auf die 38,5h) ihre Vertretung übernimmt. Diesen nicht einmal 10h pro Woche war es dann geschuldet, dass eine gelernte Kollegin mit viel Wissen gekündigt hat, weil ihr die Teilzeit nicht möglich war.
Damit will ich sagen, dass in vielen Unternehmen an so vielen Schrauben gedreht werden muss ( z.B telefonische Erreichbarkeit) , damit mehr Teilzeitmodelle möglich sind, und man selbst aus diesem "Vollzeit-Arbeit"-Muster aussteigen muss. 

Erst dann werden auch mehr Leute in Teilzeit gehen wollen. 

Kinder geben mit Sicherheit einen anderen Motivationsfaktor ab, aber so eine Stundenreduzierung wäre auch kinderlos eine durchaus interessante Option 😎



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  •  hartbau
  •   Bronze-Award
5.8.2021  (#76)
Ein anderes Problem, dass ich gerade selbst miterleben durfte ist die längere Arbeitspause und der mögliche fehlende Anschluss bei Frauen. Zu dem 1-2 Jahren Karenz folgt dann meist ein 10-20h Einstieg. Es kann passieren, dass man den Anschluss verliert. Ich wollte eine sehr gut ausgebildete Frau mit zwei Kindern (3, 6) im Bereich R&D aufnehmen. Leider war sie 5 Jahre zuhause, dann 15h weit unter ihrer Kompetenz angestellt. Jetzt 'läuft' das Familienleben mit den zwei größeren Kindern und sie will wieder in ihr Gebiet zurück. Bis jetzt nur absagen, Grund: Zu lange Pause, das Feld hat sich weiterentwickelt -> sie aber nicht. Es gab nur Stellen weit unter ihrer Kompetenz mit wenig Verantwortung und auch keine Luft nach oben. Ihrem Mann wurde durch die Blume gesagt, dass wenn er länger als ein halbes Jahr Karenz macht werden ihn andere überholen und die Aufstiegschancen werden schwinden bzw. erst gar nicht eingeleitet. Zuerst müssen die Firmen umdenken, die Gesellschaft akzeptiert meist was ihr die Wirtschaft vorgibt.

Nachsatz: Die Frau durfte ich nicht weiter in Betracht ziehen: Falsches Gebiet, zu wenig Erfahrung, bla bla bla. Heißt: Kinder zu klein, Familie im Vordergrund, vielleicht sehr dynamische Stunden, noch ein Kind (< 35)

Den kurzzeitigen monetären Nachteil kann man wahrscheinlich verkraften. Die längerfristigen Folgen (Pensionsansprüche, Wiedereinstieg, Abhängigkeit eines 40h-Gehaltes) nur schwer einschätzbar.

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  •  speeeedcat
  •   Gold-Award
5.8.2021  (#77)

zitat..
speeeedcat schrieb: Dabei sollte es als Geschenk gesehen werden, ein Kind bekommen und beim Aufwachsen begleiten zu dürfen.

Das sehe ich eben genau so. Zumindest bis zum Schuleintritt. Ein behütetes Zuhause kann keine Kinderbetreuung der Welt aufwiegen. Ich selber habe seit 15 Jahren freitags Home Office und check(t)e  nicht nur an diesem Tag Haushalt, Essen, Aufgabe machen usw. 

zitat..
chris72 schrieb: Mein Gedanke dazu: Versucht es auch aus der Perspektive der Kinder zu sehen (wenn es das Familien-Einkommen erlaubt), Firmen sind oft "undankbar", Kinder bleiben immer eure Kinder.

In einer gut funktionierenden Partnerschaft wird auch eine Pensionsteilung kein Thema sein, egal wer jetzt mehr Pension bekommt.

Aber scheinbar haben viele eine Exit-Strategie und rechnen nicht mit einem dauerhaften Funktionieren und gemeinsam alt-werden.


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  •  csblack
  •   Silber-Award
5.8.2021  (#78)

zitat..
hartbau schrieb: Es kann passieren, dass man den Anschluss verliert.

Ganz genau. Und mit weniger Stunden bekommt man in vielen Betrieben leider noch die weniger "geistig hochstehenden" (bitte nicht wortwörtlich nehmen, mir ist gerade kein passenderer Begriff eingefallen) Arbeiten. Das freiwillig zu akzeptieren muss man auch mögen/können.

Ergänzend dazu muss aber auch die Gesellschaft lernen, nicht immer und überall taggleich Antworten zu erhalten. Für fast 70% aller Anrufer ist es ein Ding der Unmöglichkeit ein oder zwei Tage auf den/die Zuständige zu warten. Fällt demnach wieder auf den/die Vollzeit -Kraft zurück. Ergo, Ärger und Verdruß unter Kollegen und weniger gewünschte Teilzeitstellen.

Liegt demnach auch sehr an uns als Gesellschaft, da Änderungen zu vollbringen.

Weiter oben wurde es auch schon erwähnt. Man gilt oftmals nur als arbeitend, wenn man Vollzeit arbeitet. Es beginnt zwar noch ein Umschwung, der allerdings in kleinen Schritten...

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  •  hartbau
  •   Bronze-Award
5.8.2021  (#79)
Dann isoliert sich Österreich mit seiner familienfreundlichen und arbeiterfreundlichen Haltung vom Rest der Welt. Wir kämpfen gerade gegen chinesische, indische und russische Büros im eigenen Unternehmen. Da herrscht eine andere Arbeitseinstellung  (> 12h, immer erreichbar, keine Krankenstände, begrenzt Urlaube, andere Zuckerl gibt es defacto nicht). Viel 'Kleinarbeit' wird schon ausgelagert. Diese ist aber auch wichtig um Neuen den Einstieg zu erleichtern. Zukünftige Erfahrung und Mitarbeiterentwicklung verdient im Moment nichts und wird von den Betriebswirte oft nicht verstanden.

Solange die Qualität der Arbeit (Stichwort: Technologiestandorte) noch viel höher als den Billiganbietern ist sind wir im Vorteil, zumindest im Gleichgewicht. Der Rest der Welt ist halt auch nicht blöd und lässt sich bei uns ausbilden, geht zurück ins Ursprungsland und arbeitet unter deren ihren Bedingungen.

Zum Glück liest meine Frau hier nicht mit, sonst wäre das Projekt Kind in Gefahr.

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  •  Gemeinderat
  •   Gold-Award
5.8.2021  (#80)

zitat..
chris72 schrieb:

Ich habe jetzt nur wenige Beiträge gelesen.

Mein Gedanke dazu: Versucht es auch aus der Perspektive der Kinder zu sehen (wenn es das Familien-Einkommen erlaubt), Firmen sind oft "undankbar", Kinder bleiben immer eure Kinder.

So ist es und deshalb habe ich zu meiner Freundin auch gesagt, dass sie zwar fürs Haus auch ein Einkommen beitragen müsse (damals wusste ich noch nicht, dass ich mein Gehalt verdoppeln bis verdreifachen werde können) aber damit sie was vom Kind hat und ich auch weiterhin im Home Office sein kann, reicht es Teilzeit - das war ihr auch Recht. 
Und so will ich das gerne auch in Zukunft fortführen. 
Klar, dass sie dann um einige hunderter umfällt und das wird sich auch auf die Pension niederschlagen. 


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  •  Thuata
5.8.2021  (#81)
Ich denke, zu momentanen Zeitpunkt sollte man sich im Klaren sein: Karriere UND (Zeit mit dem) Kind ist so nicht machbar. Aber ich red ja auch nicht von Karriere. Sondern von "einfach nur arbeiten". Selbst das ist schon schwierig.

Bzgl. "Sozialisation" der Kinder: Bei meiner Großen hat man (tatsächlich 3 Monate vor geplantem Kindergartenbeginn) sehr exakt gemerkt, wann sie andere Kinder wahrgenommen hat und aktiv mit ihnen interagiert hat. Und auch das hat sie zu diesem Zeitpunkt dann gebraucht. Das kann ihr in unserer Wohnsituation nur der Kindergarten bieten.

Bzgl. "alles haben wollen": Wir könnten für den Rest des Lebens Miete bezahlen. Oder eben mein Gehalt in das Haus stecken. Langfristig haben die Kinder vom Haus in jeder Hinsicht mehr. Mehr Garten, mehr Freiraum, mehr Platz, mehr Rückzugsraum. Und auch mehr Erbe. Es ist (in meiner Hinsicht) ALLES eine Kosten/Nutzen-Rechnung (natürlich nicht nur finanziell). Aber wie weiter oben schon geschrieben: Selbst wenn man die finanzielle Möglichkeit hat, länger zuhause zu bleiben - man bleibt halt beruflich zurück. Bis zu dem Moment wo man gar keinen Einstieg mehr findet. Und was macht man wenn die Kinder aus dem Haus sind?

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