« Heizung, Lüftung, Klima  |

Kachelofen als Ganzhausheizung - Erfahrungen

Teilen: facebook    whatsapp    email
  •  drhuxtable
16.10. - 8.11.2017
8 Antworten | 3 Autoren 8
8
Da ich schon viele gute Tipps aus dem Forum habe – aber relativ wenig über Ganzhaus-Kachelofen Erfahrungen gefunden habe, möchte ich hier mal meine Erfahrungen zur Verfügung stellen. Wir sind 2014 in einen Neubau eingezogen und haben mit etwas Skepsis einen Grundofen mit Luft/Wasser-Wärmetauscher und eine Solaranlage als Heizsystem installiert. Wer auf der Suche nach der optimalen Anlage bezüglich Kosten, Komfort und Ökologie ist, ist vermutlich mit einer Wärmepumpe und PV am besten beraten. Für uns war aber das Heizen mit Holz und die Behaglichkeit eines Ofens im WZ ein „must-have“. Kostenloses und CO2 neutrales Heizen&WW war das Ziel - Wärmeerzeugung durch Strom (außer selbstgemacht) hat uns etwas abgeschreckt. Skeptisch waren wir ob die nötige Wärme mit erträglichem Aufwand herzustellen ist – das heißt für mich max. 1x täglich anfeuern und max. 6m3 Holzverbrauch im Jahr. Kurz-um es hat – jedoch mit ein paar Einschränkungen – geklappt!!

Aber vorweg mal zu den Zahlen/Daten Fakten:
- Schwerer Grundofen mit Luft/Wasser Wärmetauscher im Wohnzimmer (60m2)
- Solaranlage ~20m2
- Kombispeicher 1300l + 80l Frischwasser Durchlauferhitzer
- Heizstab im oberen Drittel des Speichers, Nachtstrom hält oben min. 45°
- Fussbodenheizung, VL 25-30°
- Komfortlüftung
- Holzständerbau mit Holzfaserdämmung
- EKZ ca. 27kwh/m2, Schwachpunkte sind zu viel Glas und zu viel Außenflächen
- >90m2 Glas, Holz/Holz, UW0,5, passive Beschattung,
- Ca. 200m2 Wohnfläche inkl. Abstellraum, kein Keller kein Dachboden,
- EG Betonboden, OG Parkett
- Standort auf 800m Seehöhe, Südausrichtung, recht sonnig und kalt

  •  drhuxtable
16.10.2017  (#1)
Stärken:
- Wir kommen wie erhofft mit 5m3 Holz im Jahr durch. Es hängt natürlich extrem vom Wetter ab – der Jahresverbrauch war aber recht konstant bislang. Ich rechne jetzt damit im DEZ,JAN,FEB – täglich anzufeuern. OKT,NOV sowie FEB,MAR sind Übergangsmonate – da hängt es sehr vom Wetter ab und ist alles möglich. In dem warmen Herbst vor 2 Jahren haben wir bis Weihnachten fast gar nicht geheizt - würde sagen im Durchschnitt vielleicht jeden 4. Tag während dieser Monate. Und im Rest des Jahres ist der Ofen im Urlaub
- Im Sommer und Großteils in der Übergangzeit übernimmt die Solaranlage Heizen und WW WW [Warmwasser]. Mit der Restwärme im Haus bzw. auch mit dem Speicher kann man auch mal ein paar sonnenlose kalte Tage gut auskommen.
- Ökologisch find ich schneidet das System sehr gut ab, und die laufenden Kosten sind sehr niedrig i.b. natürlich wenn man Wald oder Holz-Bezugsquellen hat.
- Wir haben keine Überhitzungsprobleme wegen dem Ofen. Haben ca. 60m2 WZ – der Ofen steht in der Mitte - bzw. geht an der Rückwand die Treppe nach oben. Der Ofen wird nicht wirklich heiß – liegt an der Luftschicht im Ofen und auch an der Wärmeentnahme. Einzig über das Glasfenster wird es heiß – das müsste bei kleineren WZ wahrscheinlich auch kleiner ausfallen
- Schichtspeichern funktioniert tadellos. Auch wenn alle Kreise laufen hab ich wenig Durchmischung – oben im Speicher ist und bleibt es immer deutlich wärmer für das WW WW [Warmwasser].
- KWL möchte ich nicht missen. Man merkt zwar deutlich den Wärmeverlust über die Lüftung – schalte im Winter daher immer etwas zurück. Die Alternativen – 1. nicht lüften und schlechte Luft oder 2. manuell lüften also 1. - sind aber deutlich schlechter
- Hat jetzt nichts mit dem System zu tun – aber die Wärmegewinne (dafür auch die Verluste) durch das Fenster sind bei uns sehr hoch. Ist meist sehr angenehm - hatten auch schon 28° im WZ im Jänner. Der Betonboden dient hier zusätzlich als Speicher. Wir haben die Fenster (raumhoch) zurückversetzt – somit kommt die Sonne wenn sie hoch steht nicht direkt rein – im Winter aber schon.
- Haben eine Vorratsraum für 6m3 Holz (notfalls auch 8-10) trocken über die Terrasse erreichbar und einen selbstgebauten Holzwagen – reicht für ca. 5x anfeuern und kann im Schrank neben dem Ofen verstaut werden. Mit dem Zentralstaubsauger bzw. dem ausziehbarem Schlauch (Vroom) – gleich daneben lässt sich der Dreck schnell wegmachen
- Für uns war Feuer schauen ein Muss, ich mach die Holzarbeiten immer noch gerne und selber die Wärme fürs Nest machen hat einfach was.


1
  •  drhuxtable
16.10.2017  (#2)
Schwächen:
- Der Luft/Wärmetauscher bringt ca. 10h lang eine Wassertemp. Von 35-45°. Das würde zwar rechnerisch für WW WW [Warmwasser] reichen – allerdings geht die Wärme zunächst in die FBH FBH [Fußbodenheizung] – und bis der Estrich warm ist, ist der Ofen wieder zu kalt. Für WW WW [Warmwasser] müsste also gleich nochmal angefeuert werden – dann würde es tagsüber aber wahrscheinlich zu warm im WZ werden. Zur Sicherheit bzw. Abwesenheit planten wir von Beginn schon den Heizstab ein. Die obere Speichertemp. geht bei uns im Winter vielleicht 3-4° täglich runter – und das wird jetzt (wenn es Solar und KO nicht machen) mittels Nachtstrom wieder hochgeheizt. Ist wahrscheinlich nicht viel Strom (hab es nicht gemessen) – aber der Punkt der mich am meisten stört. Evtl. ginge es bei KO mit Wärmetasche bzw. Kollektor besser – hat aber wieder andere Nachteile (höhere Temperaturen, Unsicherheit wegen Wasser im Ofen, Bauform – nicht alles möglich)
- Investitionskosten sind sicher höher als bei anderen Systemen
- Der Luft/Wärmetauscher ist im WZ gut zu hören. Wir haben ihn direkt im Ofen. Besser wäre im Keller/Raum darunter. Wenn im WZ der Fernseher läuft spielt das aber keine Rolle mehr – in anderen Räumen hört man nichts
- Im Jänner – wenn die Sonne nicht rauskommen will und Dauerfrost herrscht, kann ein 2.x anfeuern notwendig werden. Das habe ich ca. 5x pro Winter gemacht. Wir heizen immer abends ein – in diesen Fällen dann zusätzlich auch morgens
- Man muss mit schwankenden Temperaturen rechnen. Konstant dieselbe Raumtemperatur oder Temperatur nach Wunsch in jedem Zimmer spielt sich nicht. Eine Decke auf dem Sofa oder Hausschuhe braucht es zumindest manchmal
- Überhitzung haben wir aufgrund der großen Fenster und im Sommer im OG auch wegen der offenen Räume (kein Dachboden). Ist im Winter eigentlich nicht so das Problem – notfalls kurz die Tür aufmachen hilft schon. Und im Hoch-Sommer lüften wir nachts zusätzlich manuell
- Holzofen im Wohnzimmer ist wegen dem Dreck ein Problem - einheizen im Vorraum mit Sichtfenster im WZ wäre optimal
- Abwesenheit im Winter – hab noch keine Erfahrung mit längerer Abwesenheit. Wenn die Sonne scheint – sehe ich da aber kein Problem. Sonst wird es vermutlich schon ziemlich auskühlen. Einen Tag nicht heizen ist kein Problem – ist dann halt kurzfristig etwas kühler im Haus

Fazit – wir würden es wieder so machen – evtl. würde ich mir PV statt Solar noch etwas genauer anschauen. Kann aber auch gut verstehen wenn jemand mit Holz, der Holzarbeit oder mit täglichem anfeuern nichts anfangen kann oder einfach empfindlich auf Temperaturschwankungen ist. Brennholz zu kaufen würde die Bilanz auch wieder etwas ändern – bei uns findet man aber wenn man die Arbeit nicht scheut gratis Brennholz Bezugsquellen. Hoffe dem ein oder anderen mit den Erfahrungen weiterzuhelfen – und beantworte auch gerne weitere Fragen. Evtl. hat auch jemand Tipps wie man das WW WW [Warmwasser]-Problem optimieren könnte.


1
  • ▾ Werbung
    Energiesparhaus.at ist Teilnehmer des Amazon-Partnerprogramms, das zur Bereitstellung eines Mediums für Webseiten konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Partner-Links zu Amazon.de Entgelte verdient werden können.
Hallo drhuxtable, schau mal hier im Shop nach, da siehst du Preise und wirst sicher auch fündig.
  •  maider187
16.10.2017  (#3)
Danke für das Vorstellen deines Heizsystem. Kannst du davon Bilder oder auch Skizzen machen wie die das ganze System genau ausschaut. Kann es mir schon sehr gut vorstellen aber mit Bilder wird es immer einfacher und Transparenter.

Wo steht eigentlich der Puffer mit 1300l? Sind dann ja doch auch einige Leitungswege die du zurücklegen musst, oder?


1


  •  drhuxtable
16.10.2017  (#4)
OK - Bilder kann ich noch welche machen. Im Grunde ist der Speicher der Mittelpunkt und hat 3 "Eingänge" (KO, Solar und Heizstab) und zwei Ausgänge (FBH und WW WW [Warmwasser]). Der Technikraum ist bei uns etwas außergewöhnlich im OG - recht nahe über dem KO und unter der Solaranlage. Der Puffer ist in der warmen Hülle - somit sind Verluste im Winter recht egal - die Leitungen aber auch nicht wirklich lang. Um es positiv auszudrücken - im Sommer kann man den Raum auch als Sauna nutzen.

1
  •  maider187
16.10.2017  (#5)

zitat..
drhuxtable schrieb: im Sommer kann man den Raum auch als Sauna nutzen.


emoji emoji emoji glaube ich gerne

1
  •  army
6.11.2017  (#6)
Wo bleiben denn die Bilder? Klingt jedenfalls spannend!

1
  •  drhuxtable
8.11.2017  (#7)
... so, hab jetzt ein paar Bilder vom KO, Technikraum und Grundrisse in der Galerie hochgeladen - hoffe es hat funktioniert!


1
  •  drhuxtable
8.11.2017  (#8)
Ein Punkt zu den Schwächen ist mir noch eingefallen. Die Abstimmung zwischen Ofenbauer und Installateur war recht schwierig. Unser Installateur - und ich denke da sind viele so - wollte sich nicht recht auf das System einlassen. Highlight war, dass wir jetzt einen Außentemperatur Fühler haben der die Heizung (!) bzw. Umwälzpumpe steuern sollte ... naja - jetzt kann ich mir auf der Steuerung zumindest die Aussentemperatur anzeigen lassen. Als Laie steht man da ziemlich machtlos da. Ähnlich war es bei den FBH FBH [Fußbodenheizung]-Raumthermostaten die wir uns andrehen lassen haben. Deren einziger Zweck ist es in einzelnen Räumen die FBH FBH [Fußbodenheizung] generell an oder abzuschalten - und das ginge vermutlich am Verteiler auch - nur etwas weniger komfortabel.

1

Thread geschlossen Dieser Thread wurde geschlossen, es sind keine weiteren Antworten möglich.

Nächstes Thema: Filter für Wasser Wasser Wärmepumpe