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Probleme mit "älterer" Lüftungsanlage

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  •  frischluft
2.10. - 29.12.2014
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Hallo! Vielleicht hat jemand gute Ideen, wie wir unser Problem mit der zentralen Lüftungsanlage in Griff kriegen könnten:
Niederenergiehaus, quasi aus Leichtbeton (Ziegelit), ohne Innenputz, offene Bauweise, zentrales Lüftungsgerät Nilan VP 18 mit Wärmerückgewinnung, Erdwärmetauscher rund um das Haus aus "Kanalrohren", Ansaugung ca einem Meter über dem Niveau, Ansaugturm seit 8 Jahren ohne Taschenfilter, nur Filterflies um die Öffnungen. Die Lüftungsrohre gehen zuerst in die Schlafzimmer, dann von den Schlafzimmern im OG ins EG. 2 Erwachsene, 2 Kleinkinder, gegessen wird wochentags außer Haus, getrocknet mit Trockner.
Fazit ist, dass die Luft insbesondere in den Schlafräumen im ganzen Jahr extrem trocken ist bzw sich unangenehm anfühlt. Seit einem Jahr wird es trotz Luftbefeuchtung in der Heizperiode unlustig, auch ohne Heizung blieb im Sommer das Wohnklima unangenehm trocken, dh kids haben oft Nasenbluten, wir sind oft erkältet mit dauerhüsteln ...
Lüftung läuft auf Stufe 2 von 4 ... Da es auf Urlaub immer besser wurde (und wir waren heuer schon viel wegemoji , kommt für die Schleimhautreizung nur die Lüftung in Frage.
Da stellen sich folgende Fragen:
•Abdrehen. Keine Ahnung wie hoch bei dem beschriebenen Feuchtigkeitseintrag die Gefahr einer Schimmelbildung bei
einer geplanten 2 x täglichen Querlüftung ist?

•Reinigung (Kosten scheinbar ohne EWT fast 3.000,--, fraglich ob der EWT - falls er verkeimt ist - überhaupt hygienisch wieder hinzukriegen wäre)

Mit einem 0815-Messgerät liegt die Luftfeuchtigkeit zwar zwischen 40 und 50. De facto ist aber, dass der Körper etwas anderes sagt (trockene Schleimhäute, Lippen, Augen ....).
Falls Keime schuld sein sollten, wie bekommt man die aus den Schlafzimmern wieder raus??? Reicht ein Luftreiniger???
Nachdem ich schon wahrscheinlich Wochen, gemessen an der tatsächlich investierten Zeit, im Internet verbracht habe, bleibt für mich offen, wie man ohne technischem Aufwand die Luft durch die Lüftung so angenehm macht wie durch manuelle Lüftung. Viele Maßnahmen scheitern auch, wenn durch die Lüftung neue trockene (verdreckte?) Luft kommt.
Wäre für hilfreiche Tipps dankbar.
mfg Frischluft

  •  miraculum
21.12.2014  (#21)
Hallo Weichmann,

Zitat: "Kann man heute kein Niedrigenergiehaus ohne diese Anlage bewohnen? Einfach Fenster auf und zu. Unsere Wohngegend ist sauber,viel Grün, keine Industrie, keine Strasse, keine Allergiker im Haus.Also ich bin verunsichert und überlege mir noch, ob ich sie wirklich BRAUCHE."

Wie es in Österreich ist kann ich nicht sagen, wäre aber interessant.
Die Antwort auf obige Frage ergibt sich in Deutschland aus 2 normierten Schritten: Zuerst wird festgestellt, ob sogenannte "lüftungstechnische Maßnahmen" notwendig sind, dann, welche Lüftungssysteme sich zur Umsetzung der notwendigen Maßnahmen als geeignet erweisen.

Das bedeutet, der Luftvolumenstrom durch Infiltration und der erforderliche Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz werden rechnerisch miteinander verglichen.
Ist der Luftvolumenstrom durch Infiltration größer als der Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz, ist keine lüftungstechnische Maßnahme erforderlich. Ist er kleiner, muss man sehen wie man das Gebäude belüftet (freie Lüftung, Abluftanlage, Zu- und Abluftanlage usw.).

MfG
miraculum

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  •  bts
  •   Gold-Award
21.12.2014  (#22)

zitat..
Weichmann schrieb: Also ich bin verunsichert und überlege mir noch, ob ich sie wirklich BRAUCHE.


Dein Haus wird ohne Lüftung nicht unbewohnbar sein, also in dem Sinn brauchen tust Du die Anlage nicht. Aber die Argumente von MinMax kann ich bestätigen, der Komfortgewinn ist enorm. Insektengitter ersparst Dir auch.

Mein Tipp: Wenn Du momentan die Ausgabe nicht machen willst, dann bestell im Internet ein Rohbauset, bestehend aus den Schläuchen und Ventilkästen und bau das ein. Die Lüftungsanlage kannst später noch immer machen, und wennst es selbst machst, bist mit 6-7 kEUR insgesamt dabei.

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  •  2moose
  •   Gold-Award
22.12.2014  (#23)

zitat..
miraculum schrieb: Ist der Luftvolumenstrom durch Infiltration größer als der Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz, ist keine lüftungstechnische Maßnahme erforderlich.

Wird in Deutschland eine undichte Gebäudehülle (durch diese erfolgt die Infiltration) tatsächlich als probates Mittel zum Feuchteschutz gesehen? Da wo Infiltration (Eindringen kalter Luft von außen) passiert, passiert gleichzeitig Exfiltration (das Entweichen warmfeuchter Luft durch die undichte Gebäudehülle nach außen). In erhöhtem Maße (und des ist nötig wenn man den Feuchtigkeitsanfall einer mehrköpfigen Familie bedenkt) ist das der wohl sicherste Weg zu dauerhaften Schäden am Bauwerk.

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  •  miraculum
22.12.2014  (#24)
Hallo 2moose,

Infiltration findet bei "normalen" Wohngebäuden immer statt, heute wie vor 50 Jahren, in Deutschland, Österreich, überall.
Früher war Feuchtigkeit, Schimmel und dgl. kaum ein Problem, da der Luftvolumenstrom durch Infiltration diese Lasten mittels Querlüftung aus dem Haus getragen hat.
Z.B. war es bei der Heizlastberechnung vor 20 .. 30 Jahren nicht ungewöhnlich, wenn die Lüftungsheizlast durch Infiltration größer war, als hygienisch erforderlich (0,5-facher Luftwechsel).
Dem ist heute nicht mehr so. Der Luftwechsel durch Infiltration wird immer kleiner. Die Schäden durch Feuchtigkeit, welche nicht mehr auf natürliche Weise das Gebäude verlassen, nehmen zu.

Dementsprechend wurde ein Berechnungsverfahren entwickelt, welches diesem Sachverhalt Rechnung trägt.

Zitat: "In erhöhtem Maße (und des ist nötig wenn man den Feuchtigkeitsanfall einer mehrköpfigen Familie bedenkt) ist das der wohl sicherste Weg zu dauerhaften Schäden am Bauwerk. "
Wohl kaum, es ist genau umgekehrt. Sonst müssten ja alle Gebäude, welche älter als 20 Jahre und mehr sind, versottet sein.
Im o.g. Berechnungsverfahren werden natürlich auch die Anzahl der Personen berücksichtigt.
Dieses Reglement (DIN 1946-6) ist mit Sicherheit nicht vollkommen. Es ist aber auch nicht der schlechteste Ansatz, diese Problematik normativ zu erfassen und aufzulösen.

MfG
miraculum

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  •  2moose
  •   Gold-Award
22.12.2014  (#25)
Mir gehts ned um die Gebäude älter als 20 Jahre sind, sondern um die Aussage, dass es heute noch Fälle gibt, in denen die Feuchteabfuhr über Infiltration erfolgt. Nicht nur, weil die Infiltration in hohem Grade vom Winddruck abhängig ist, halte ich die Aussage für eine theoretische Zahlenspielerei. Nach dem Motto: "Eine undichte Gebäudehülle ist kein bug - it's a feature."



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  •  dyarne
  •   Gold-Award
23.12.2014  (#26)
hallo miraculum,

mich würde da der praktische aspekt der planung/ausführung interessieren, warum sichs in einem fall rechnerisch ausgeht, im anderen nicht.

häuser werden doch heutzutage nicht mehr 'variabel dicht' geplant?

norm/ral-einbau der fenster bis zur geplanten luftdichten ebene sind doch unverhandelbarer standard?

kommt die tolerable feuchtelast dann nur aus dem verhältnis insassen pro m2 wandfläche ?

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  •  miraculum
23.12.2014  (#27)
Hallo dyarne,

Zitat: "häuser werden doch heutzutage nicht mehr 'variabel dicht' geplant?"
Nein, diese müssen natürlich normierten Vorgaben (bei uns EnEV) genügen, sprich, die angestrebte Dichtheit muss gleich oder besser sein (dauerhaft luftundurchlässig), als die verordnungsseitigen Forderungen.

Zitat: "norm/ral-einbau der fenster bis zur geplanten luftdichten ebene sind doch unverhandelbarer standard?"Korrekt, genauso ist es.

Zitat: "kommt die tolerable feuchtelast dann nur aus dem verhältnis insassen pro m2 wandfläche ?"
Nein. Es spielen mehrere Einflüsse eine Rolle:
- Wohnfläche
- Anzahl der Geschosse
- Gebäudehöhe
- mit oder ohne integriertem Installationsschacht
- Art des Wärmeschutzes
- Angestrebte Gebäudedichtheit
- Mittlere Raumhöhe
- Anzahl der Personen
- Anzahl und Art der Ablufträume (Bad, WC, Küche, HWR, Fitnessraum, Sauna usw.)
- Mit Kamin/Ohne Kamin
- Art des Kamins
- Liegt das Gebäude in einem windschwachen oder windstarken Gebiet
- fensterlose Bäder/WC's vorhanden
- fensterlose Küchen vorhanden

Es werden auch nicht einfach die Anzahl der Personen (30 m³/h Pers. werden angesetzt, kann aber erhöht werden) addiert.
Z.B. ist ein wichtiger Parameter die Lage des Gebäude. Jedem leuchtet ein, dass der Infiltrationsluftvolumenstrom in einem windstarken Gebiet größer ist, als in einem windschwachen. Das vergrößert die Chance, auf eine "lüftungstechnische Maßnahme" zu verzichten.
Oder die Ablufträume, Ihre Anzahl hat großen Einfluss auf den Gesamtluftvolumenstrom.

Dieser ganze "Zahlenbrei" wird vermengt und heraus kommt ein Ergebnis, welches so gut wie möglich die Wirklichkeit (statistische Erhebung von über 5000 Wohnungen) abbildet.

Der Rest ist wie bei euch. Zuluftbereich, Überströmbereich und Abluftbereich. Wobei der Komfortgedanke bei der kWL-Planung in Österreich größer ist.

MfG
miraculum

PS: Euch allen wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest.



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  •  dyarne
  •   Gold-Award
29.12.2014  (#28)
danke miraculum für die ausführungen und ebenfalls schöne feiertage...

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