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Flachdach - Fehlt der Notüberlauf und wie schlimm ist Staunässe?

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  •  Informatiker
  •   Bronze-Award
3.11. - 4.11.2025
15 Antworten | 7 Autoren 15
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Hallo zusammen,
ich hätte zwei Fragen zur Ausführung meines Flachdachs und hoffe auf eure Erfahrungswerte:

1. Notüberläufe: Mein Flachdach besitzt lediglich zwei Gullys zur Entwässerung, aber keine Notüberläufe. Mich würde interessieren, wie das bei euren Flachdächern umgesetzt wurde. Ist das Fehlen von Notüberläufen ein großes Risiko oder Problem (Stichwort Rückstau/Überlastung bei Starkregen)?
2. Gefälle/Staunässe: Mir ist aufgefallen, dass das Gefälle an einigen Stellen nicht perfekt ist, wodurch sich kleine Bereiche mit Staunässe bilden könnten. Ist eine solche leichte Abweichung in der Praxis noch "normal" oder kann das auf lange Sicht zu ernsthaften Problemen (z. B. Belastung der Abdichtung, Veralgung) führen?

Bilder vom Dach: 

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Über eure Meinungen und Erfahrungen, wie ihr diese Punkte gelöst habt oder einschätzt, würde ich mich sehr freuen!

  •  TobiK
  •   Silber-Award
3.11.2025 18:43  (#1)
Wenn das kein gefälleloses Dach ist, ist Staunässe in jedem Fall zu vermeiden bzw. schädlich. Da du da ja verschweißte Bahnen hast, würde ich das in jedem Fall bemängeln. Beim Holzbau plant man ja eigentlich mit 3% Gefälle, damit das eben nicht passiert.
Fehlt da die Attika noch? Die Folie ist da am Rand ja nicht besonders toll verschweißt...


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  •  Informatiker
  •   Bronze-Award
3.11.2025 18:48  (#2)
Der Spenglerabschluss fehlt noch.

Die EPDM Bahnen sollten verklebt sein.

Und das Flachdach sollte ein Gefälle von 3% haben. (so stehts im Vertrag)

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  •  TobiK
  •   Silber-Award
3.11.2025 18:56  (#3)

zitat..
Informatiker schrieb: Die EPDM Bahnen sollten verklebt sein.

Das ist ja genauso ein potentielles Problem, eine durchgängige Folie wäre besser. Umso vorsichtiger wäre ich hier.

zitat..
Informatiker schrieb: Und das Flachdach sollte ein Gefälle von 3% haben. (so stehts im Vertrag)

Das würde ich definitiv nachmessen und ggf. bemängeln. Fehlenden Notüberlauf genauso, der ist m.W. gemäß ÖNorm verpflichtend - die Frage ist nur, ob auch mittels ÖNorm gebaut wurde.




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  •  Informatiker
  •   Bronze-Award
3.11.2025 19:03  (#4)
Ich habe leider die ÖNORM-Vorgaben nicht explizit in den Bauvertrag aufnehmen lassen. :( 

Ich werde das Gefälle zusammen mit meiner Örtlichen Bauaufsicht noch einmal genau nachmessen lassen. Sollte sich herausstellen, dass das vorgeschriebene Gefälle nicht eingehalten wurde und sich Staunässe bildet, werde ich dies als offiziellen Mangel aufnehmen. (wie könnte man sowas überhaubt beheben)

Erste Regenprobe:
Die letzte Nacht hat es in Wien durchgeregnet. Glücklicherweise stand am Morgen kein zentimeterhohes Wasser (>1cm) in den Ecken. Das ist zwar eine kleine Entwarnung, aber ich werde die Situation weiterhin genau beobachten, da selbst geringe Staunässe auf Dauer problematisch sein kann.

Bzgl. Notüberläufe habe ich auch mal bei der ÖBA nachgefragt, da ich auch denke sowas sollte man in Zeiten (mehr Starkregenereignisse) wie diesen umsetzen....

Wieso muss man als Bauherr auf alles achte... Ist sowas den Baufirmen einfach egal?

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  •  christoph1703
3.11.2025 19:14  (#5)

zitat..
Informatiker schrieb: Wieso muss man als Bauherr auf alles achte... Ist sowas den Baufirmen einfach egal?

Ja. Aber eigentlich wäre das die Aufgabe der ÖBA, dafür zahlst du ja.


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  •  Informatiker
  •   Bronze-Award
3.11.2025 19:20  (#6)
Tja, das ist eben der Haken: mit bloßem Auge sieht man ein minimal falsches Gefälle beim Dach leider nicht. Da muss man wirklich ran und messen!
Mein Bauleiter/ÖBA meinte zwar, es sei noch nicht "so wild", solange sich kein stehendes Wasser über 1 cm bildet.
Ich habe ihm aber gesagt, dass wir es ins Protokoll aufnehmen werden bzw. eine Rückmeldung nach der nächsten Besichtigung an die Holzbaufirma schreiben werden. (was das dann genau bedeutet, vorallem wenn es z.b. erst in 10 Jahren ein Problem gibt weiß ich nicht)
Trotzdem sollte man solche Punkte unbedingt ansprechen bevor die Schlusszahlung rausgeht – danach hat man ja bekanntlich kaum noch Hebel! 😉

Aber nochmal konkret zur Frage, die mich am meisten beschäftigt: Wie schlimm ist so ein bisschen stehendes Wasser auf einem Flachdach mit 3% Gefälle wirklich?

Laut Norm (ÖNORM B 3691) ist stehendes Wasser eigentlich ein Mangel, da es die Lebensdauer der Abdichtung reduziert. Aber was sagt die Praxis?

Ich habe mir die Dächer der Nachbarn angesehen (auch mit Folie und Pultdach) – und überall stand etwas Wasser, oft an den Verklebestellen oder in kleinen Vertiefungen. Es scheint fast so, als hätten alle Flachdachbesitzer mit minimalen Pfützen zu kämpfen.

Was sind eure Langzeit-Erfahrungen damit? Führt das wirklich zwingend zu Problemen wie vorzeitiger Materialermüdung, Moos/Algenbildung oder gar Undichtigkeiten, solange das Wasser schnell wieder verdunstet (also nicht tiefer als z.B. 5 mm)?

Und ja ich werde das Flachdach wohl jährlich überprüfen lassen müssen....

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  •  schurlmaster
  •   Bronze-Award
3.11.2025 19:47  (#7)

zitat..
Informatiker schrieb:

Tja, das ist eben der Haken: mit bloßem Auge sieht man ein minimal falsches Gefälle beim Dach leider nicht. Da muss man wirklich ran und messen!
Mein Bauleiter/ÖBA meinte zwar, es sei noch nicht "so wild", solange sich kein stehendes Wasser über 1 cm bildet.
Ich habe ihm aber klargemacht, dass wir das trotzdem ins Protokoll aufnehmen oder als Rückmeldung festhalten müssen. Schließlich müssen solche Punkte unbedingt geklärt sein, bevor die Schlusszahlung rausgeht – danach hat man ja bekanntlich kaum noch Hebel! 😉

Aber nochmal konkret zur Frage, die mich am meisten beschäftigt: Wie schlimm ist so ein bisschen stehendes Wasser auf einem Flachdach mit 3% Gefälle wirklich?

Laut Norm (ÖNORM B 3691) ist stehendes Wasser eigentlich ein Mangel, da es die Lebensdauer der Abdichtung reduziert. Aber was sagt die Praxis?

Ich habe mir die Dächer der Nachbarn angesehen (auch mit Folie und Pultdach) – und überall stand etwas Wasser, oft an den Verklebestellen oder in kleinen Vertiefungen. Es scheint fast so, als hätten alle Flachdachbesitzer mit minimalen Pfützen zu kämpfen.

Was sind eure Langzeit-Erfahrungen damit? Führt das wirklich zwingend zu Problemen wie vorzeitiger Materialermüdung, Moos/Algenbildung oder gar Undichtigkeiten, solange das Wasser schnell wieder verdunstet (also nicht tiefer als z.B. 5 mm)?

Und ja ich werde das Flachdach wohl jährlich überprüfen lassen müssen....

Irgendwann wird alles undicht, je steiler das Dach umso mehr Zeit hast du. Nicht umsonst heisst es das Winkel vom Dach = Lebenszeit des Daches. 
Flachdach sind meiner Meinung nach generell die schlechtest Lösung, weil die Physik trickst halt ned aus. 
Und ja als Bauherr musst du alles beachten, ein schaue ist halt kein Standard Produkt wie ein Handy/TV.


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  •  Informatiker
  •   Bronze-Award
3.11.2025 19:50  (#8)
Aber die entscheidende Frage für uns Bauherren ist: Was bedeutet das konkret für die Praxis?

Ist das jetzt ein riesiges, akutes Problem für mein EPDM-Dach?
Oder ist es leider nur die traurige Realität vieler Flachdächer – ein Schönheitsfehler in der Ausführung, der schlimmstenfalls bedeutet, dass die betroffenen Stellen statt 40 Jahren vielleicht "nur" 30 Jahre halten oder in 10 bis 15 Jahren lokal repariert/überarbeitet werden müssen?

Ich bin gespannt auf die Meinungen von Leuten, die ihr Flachdach schon länger als 5 oder 10 Jahre haben: Habt ihr durch minimale Staunässe wirklich schon ernste, undichte Probleme bekommen?

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  •  Innuendo
  •   Gold-Award
4.11.2025 8:48  (#9)
Nach 11 Jahren haben wir noch keine Probleme (4 Dachflächen) und an 2 Stellen auch seichte "Pfützen". Aber die befinden sich an keiner Naht oder sonstwo. Wir haben aber kein EPDM und die Folie ist mechanisch befestigt. Jedes Dachsystem steht bzw. fällt mit der Ausführung, aber um das ganze so lange wie möglich schadfrei zu halten:

- geh ich min. 2 mal im Jahr aufs Dach
- habe Rohrbegleitheitzungen im Norden bei den Hauptsträngen nachgerüstet (hilft nicht nur gegen das zuwachsen der Fallrohre sondern auch um die Gullis frosftrei zu halten und die Einbindung zu schonen)
- reinige Gullis und kontrollier die Heizungen, Ecken etc.
- kontrollier die Dachdurchführung wo Kabel und Strangentlüftung hochlaufen
- begehe jeden Quadratmeter um Schwachstellen bzw. Leckagen zu erkennen/erfühlen
- Falls es mal zum Sanieren ist rüste ich vlt. ein Monitoring System nach

Soviel mir bekannt braucht es den Notüberlauf zwingend, nur wenn es einen Gulli gibt. Kann mich aber auch täuschen.

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  •  Informatiker
  •   Bronze-Award
4.11.2025 9:50  (#10)
Bzgl. Notablauf konnte ich folgendes in der ÖNorm finden:

ÖNORM B 3691 Dachentwässerung:

- Bei Dachflächen mit punktförmiger Entwässerung (Dachgully) muss zusätzlich zu den Abläufen der einzelnen Teilflächen mind. ein für die Summe aller Teilflächen dimensionierter Notüberlauf oder Notablauf vorhanden sein. Dies hat gemäß ÖNORM B 2501:2016, zu erfolgen, wonach auch die Dimensionierung eines oder mehrerer regulärer Dachabläufe als Notüberlauf/Notablauf möglich ist, sofern mehrere Abläufe eingebaut sind.

- Das Entwässerungssystem für den Regelfall und das Notentwässerungssystem müssen zusammen das am Gebäudestandort zu erwartende 5-Minuten-Regenereignis mit einer Wiederkehrzeit von 100 Jahren r(5,100) entwässern können

Link: https://aut.sika.com/dam/dms/at01/3/RILI-Dachabdichtung-Einbauteil-Dachentwaesserung-Entwaesserungsrinne-Bewegungsfuge-10.pdf

Meine Infos/Gedanken dazu:
Da ich 2 Gullys am Dach habe, gilt der 2. Gully dann als Notentwässerung meint auch meine ÖBA...

Ob es so einem "100 Jahr" Regenereignis standhält will ich nicht prüfen ;)

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  •  Magnum2
  •   Silber-Award
4.11.2025 11:11  (#11)
Meine Gedanken dazu, ist es dicht, macht sicher dauerhafte Feuchtigkeit oder stehendes Wasser nichts aus, siehe Swimmingpool. Geflämmte Flachdächer sind Mist, bzw. schnell wieder sanierungsbedürftig. EPDM dürfte das Beste sein, habe ich auch seit 15 Jahren, aber durchgängig, beziehungsweise die Anschlüsse verschweisst. Weiß gar nicht, ob man das keben kann.

Überlauf, auch wenn es mal 300mm regnet, so passiert das doch über Tage/Stunden, wenn da kurzfristig am Dach ein paar cm Wasser stehen, dürfte das nicht so schlimm sein.

Auch kommt über die Abdichtung doch auch noch XPS und Schotter, glaube nicht das es da jemals trocken wird darunter, irgendeine Restfeuchte bleibt doch immer.

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  •  Informatiker
  •   Bronze-Award
4.11.2025 13:59  (#12)
Das Thema Stagnationsnässe (stehendes Wasser) auf dem Flachdach wird uns wohl weiterhin begleiten, was bei dieser Bauart leider oft der Fall ist – Stichwort "unvermeidbarer Restwasserfilm". Solange unsere EPDM-Folie intakt ist, sollte das zwar keine unmittelbare Gefahr darstellen, aber es bleibt formal ein Mangel, der eine jährliche, genaue Überprüfung der Folie und der Nähte erfordert. Wie seht ihr das: Ist es wirklich nur eine Sache der regelmäßigen Wartung, oder müsste man hier von vornherein auf eine komplett andere Entwässerungslösung setzen?

Bzgl. Notüberlauf Ich habe zwar zwei Dachgullys, aber beide entwässern in meinen Sickerschacht. Das Problem: Wenn das Regenrohr oder der Sickerschacht selbst verstopft ist, haben wir keine zweite, unabhängige Sicherung.
Der Notüberlauf ist doch genau dafür da: Er soll das Wasser dann gezielt ableiten – und zwar unabhängig vom Hauptentwässerungssystem, idealerweise ins Freie und sichtbar (damit man die Verstopfung bemerkt).
Kurz gesagt: Wenn mein Sickerschacht verstopft ist, läuft das Wasser über kurz oder lang irgendwo über die Attika...

Übersehe ich hier etwas Grundlegendes in Bezug auf die Funktion von Notüberläufen und Sickerschächten... Wie habt ihr dieses Thema gelöst?




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  •  derLandmann
  •   Gold-Award
4.11.2025 14:10  (#13)
Ich würde auf Einbringung eines Speiers zur Außenentwässerung bestehen. Wird normalerweise auch direkt in den Fangkasten der außenliegenden Dachrinne eingeleitet. Wenn die Dachrinne verstopft ist sieht man es also, zeitgleich bleibt kein Wasser am Dach stehen.

Wie soll ich jährlich alle Nähte überprüfen wenn auch noch ein Vließ/Schotter drauf kommt wie es üblich ist?

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  •  Informatiker
  •   Bronze-Award
4.11.2025 15:19  (#14)
Ich habe 2 Gullys an den Rändern beim Dachüberstand und keine Dachrinne...

Bei mir klebt nur die Folie am Dach, kein Schotter oben drauf...

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  •  derLandmann
  •   Gold-Award
4.11.2025 15:58  (#15)

zitat..
Informatiker schrieb: Der Notüberlauf ist doch genau dafür da: Er soll das Wasser dann gezielt ableiten – und zwar unabhängig vom Hauptentwässerungssystem, idealerweise ins Freie und sichtbar (damit man die Verstopfung bemerkt).

dann wirst du diesen Anspruch ohne Änderung nicht realisieren können :)


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