Im Fensterbau wird heute ausschließlich Mehrscheiben-Isolierglas eingesetzt. Das heißt, dass zwei oder mehr Einzelscheiben (Floatglasscheiben) über einen Abstandhalter verklebt werden, dabei dient Butyl als Primärdichtung des Glasrandverbundes. Zur Verhinderung von Kondensatbildung wird der Abstandhalter mit Trocknungsmittel (synthetische Zeolithe) gefüllt, das überschüssige Luftfeuchtigkeit und nachdiffundierenden Wasserdampf aufnimmt.
Außen umlaufend wird das Isolierglas mit einem Sekundärdichtstoff als Isolierglasrandverbund abgedichtet. Hierbei wird meist Polysulfid (PSR) verwendet (Marktanteil > 50% in Europa). Danach folgt Polyurethan (rund 30%). Silikon als Isolierglasrandverbund wird nur dort verwendet, wo es wegen der extrem guten UV Beständigkeit von Silikon technisch unbedingt erforderlich ist, also bei freiliegendem Isolierglasrandverbund wie z.B. im Structural Glazing Bereich (Silikon-Dichtstoffe sind teurer, die Wasserdampfdiffusion ist deutlich höher, die Gaspermeation ist auch deutlich höher als bei den anderen Dichtstoffen). Dies ist auch der Grund, warum es mit Silikon als Sekundärrandverbund äußerst schwierig ist, die in der EN 1279 Teil 3 geforderten Gasleckraten von < 1 % pro Jahr zu erfüllen. Isoliergläser, welche mit Polysulfid versiegelt wurden, haben ohne besondere Anstrengungen Gasleckraten von nur 0,2 bis 0,6 % pro Jahr.
Die Dicke der einzelnen Floatglasscheiben beträgt im Normalfall 4 mm, bei großen Scheiben können aus statischen Gründen auch Stärken von 5, 6 oder 8 mm notwendig sein, auch bei Schallschutzgläsern werden dickere Glasscheiben eingesetzt.
Der Wärmedämmung von Isolierglas lässt sich im Wesentlichen mit 2 Parametern beeinflussen:
- Gasfüllung des Zwischenraums und
- Beschichtung der Floatglasoberfläche,
sowie auch etwas auch durch den Scheibenabstand.
Gasfüllung des Zwischenraums
Der Zwischenraum des Isolierglases wird mit einem
Edelgas statt Luft gefüllt. Die Wärmeleitfähigkeit (lambda) von Argon
(0,018 W/mK) und Krypton (0,010 W/mK) liegt deutlich unter der von Luft
(0,026 W/mK), damit verringert sich der Wärmeverlust.
Beschichtung der
Floatglasoberfläche
Einzelne Oberflächen des Glases werden mit
einer dünnen Silberschicht bedampft. Diese Schicht reflektiert die
langwellige Infrarotstrahlung (Wärmestrahlung) in den Raum zurück und
senkt damit den Energieverlust.
In Einzelfällen (an wenigen Tagen im Jahr, am Morgen nach einer klaren Nacht) wird bei hochdämmenden Verglasungen ein Beschlagen an der Außenseite beobachtet, welches jedoch eher als positives Qualitätskriterium zu sehen ist, weil es beweist, dass fast keine Wärme mehr durch diese Fenster nach außen dringt.
Die außen auftreffende Solarstrahlung kann
Der absorbierte Anteil wird in der Folge nach außen und innen hin wieder abgegeben (sekundäre Wärmeabgabe). Die Summe der Strahlungsanteile, die direkt nach innen durchgelassen und nach innen sekundär abgegeben wird, wird als Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) bezeichnet. Der g-Wert wird als Anteil der außen am Glas auftreffenden Strahlung angegeben. Ein g-Wert von 0,64 bedeutet also, dass 64 % der außen auftreffenden Strahlung in den Innenraum gelangen.
Ein hoher g-Wert bedeutet einerseits einen hohen solaren Energiegewinn im Winter (positiv), gleichzeitig aber auch eine höhere Überhitzungsgefahr im Sommer (negativ). Energieeffizient Planen und Bauen bedeutet also, Fenster mit einem hohen Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) einzubauen. Achten Sie also bei der Glaswahl auf einen möglichst hohen g-Wert. Dieser soll auch bei 3-Scheibengläsern über 50 % liegen. Die Überhitzungsgefahr im Sommer sollte durch geeignete Maßnahmen zum sommertauglichen Bauen (planerisch optimiert) reduziert bzw. verhindert werden.
Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) des Glases Ug und sein Gesamtenergiedurchlassgrad g hängen von folgenden Faktoren ab:
Glasaufbau | Gas | Anzahl der Scheiben |
Abstand
der Scheiben [mm] |
Anzahl Beschich- tungen |
Ug [W/m²K] |
g [%] |
4b/18Ar/4 | Argon | 2 | 18 | 1 | 1,1 | 63 |
4b/18Ar/4b | Argon | 2 | 18 | 2 | 1,0 | 52 |
4b/12Ar/4/12Ar/4b | Argon | 3 | 12 + 12 | 2 | 0,7 | 47-60 |
4b/16Ar/4/16Ar/4b | Argon | 3 | 16 + 16 | 2 | 0,6 | 47-60 |
4b/12Kr/4/12Kr/4b | Krypton | 3 | 12 + 12 | 2 | 0,5 | 47-60 |
4b/18Ar/4/18Ar/4b | Argon | 3 | 18 + 18 | 2 | 0,5 | 47-60 |
Quelle: Fa. Lagler
Zum Vergleich: In der Nacht (einstrahlungsfreie Zeit, also keine solaren Gewinne) lässt auch das beste 3-Scheibenglas noch immer 3 Mal soviel Wärme durch als eine moderne Außenwand.
Der Ug-Wert des Glases gilt streng genommen nur in der Scheibenmitte. Zum Rand hin nimmt die Dämmung wegen der Wärmeleitfähigkeit des Abstandhalters deutlich ab. Diese Wärmebrücke im Glasrandverbund wird als ψ-Wert (psi-Wert) [W/mK] bezeichnet und beeinflusst nicht nur die Wärmedämmung des Fensters sondern damit auch die Oberflächentemperatur am Glasrand. Das Material des Abstandhalters bestimmt also, wieviel Kondensat am Glasrand entsteht. Auf Fenstersprossen sollten Sie wenn möglich verzichten, denn:
Weiters sind bei 3-Scheiben-Verglasung manche Sprossenvarianten ohnehin nicht möglich.
Abstandhalter aus Aluminium
Billig
Sehr
hoher Wärmeabfluss am Glasrandverbund
Hohe
Kondensatneigung mit den entsprechenden Folgen
Abstandhalter aus Edelstahl/ Niro
Verbesserung
gegenüber Aluminium um rund 35%
Immer
noch relativ hoher Wärmeabfluss und damit Neigung zu
Kondensatbildung
Abstandhalter aus
Metall-/Kunststoff-Verbund
Bei diesen Abstandhaltern besteht das Profil aus einem hoch dämmenden
Kunststoff kombiniert mit Edelstahl, der für die nötige Stabilität und
Gasdichtheit sorgt. Handelsnahmen: TGI, Thermix.
Wenig
Wärmeabfluss
Nur
sehr wenig Neigung zur Kondensatbildung
Etwas
teurer
Abstandhalter aus Kunststoff
Hier wird als Material Kunststoff wie Silikonschaum (Superspacer) oder
Glasfaserkunststoff GFK (Swisspacer) verwendet, der zur Versiegelung
hin mit einer Edelstahlfolie gasdicht gehalten wird. Handelsnamen:
Superspacer, Swisspacer, Ködimelt TPS, Warm Edge System.
Beste
Wärmedämmeigenschaften,
Keine
Neigung zur Kondensatbildung
Etwas
teurer
Die Verwendung von Kunststoff Abstandhaltern, welche mit Eckwinkeln gesteckt werden, also weder gebogen noch geschweißt werden, ist technologisch nicht optimal. Die in der EN 1279 geforderte Gasleckage von < 1% pro Jahr ist mit gesteckten Systemen nur sehr schwer erreichbar.
Produkt/Hersteller | Materialien | Wärmebrücke ψ [W/mK] *) |
Glasrand- Temperatur **) |
Kondensat zu
erwarten ***) |
Diverse | Aluminium | 0,090 | 5,6° | ja |
Diverse | Edelstahl | 0,055 | 9,5° | ja |
Thermix | Kunststoff/ Edelstahl | 0,040 | 11,9° | nein |
TGI | Kunststoff/ Edelstahl | 0,035 | 12,7° | nein |
Swisspacer | Kunststoff GFK | 0,030 | 13,6° | nein |
Superspacer | Kunststoff Silikonschaum | 0,027 | 13,8° | nein |
*) Anwendungsfall Holz-Alu-Fenster System
Royal NT der Fa. Lagler
**) bei -10°C Außentemperatur
***) bei 50% relativer Luftfeuchtigkeit im Innenraum
Quelle: Fa. Lagler
Sicherheitsgläser können nach Ihrer Aufgabe vor verschiedenen Gefahren wie Verletzung, Absturz oder Einbruch schützen. Je nach Fertigungsmethode und Aufbau unterscheidet man zwischen Einscheibensicherheitsglas (ESG) und Verbundsicherheitsglas (VSG). Erkundigen Sie sich z.B. auf www.oib.or.at, in welchen Fällen die Bauordnung Ihres Bundeslands Sicherheitsglas vorschreibt.
Einscheibensicherheitsglas (ESG)
Einscheibensicherheitsglas wird durch so genanntes Vorspannen in einem
Vorspannofen bei rund 600°C erhitzt und danach mit kalter Luft
abgeschreckt. Es zeichnet sich durch erhöhte Spannungsfestigkeit,
insbesondere bei Temperaturwechsel aus. Im Bruchfall zerbricht ESG in
kleine, auch zusammenhängende Stücke und verhindert damit Verletzungen
durch scharfe Kanten. ESG wird im Automobilbereich für Seiten-
und Heckscheiben verwendet, im Fensterbau wird es zur Vermeidung von
Spannungsbrüchen und Verletzungen eingesetzt. In der Regel wird ESG
durch einen entsprechende Stempelung „ESG“ an der Glasoberfläche
gekennzeichnet.
Verbundsicherheitsglas (VSG)
Verbundsicherheitsglas besteht aus mindestens zwei
Floatglasscheiben (auch als ESG), die mit reißfester 0,38 mm dicken
Polyvinyl-Butyral (PVB)-Folie ein- oder mehrlagig verklebt werden. Bei
Belastung berechen die einzelnen Scheiben zwar, die Splitter bleiben
aber in der Folie hängen. Die Scheiben und die Folie werden
sandwichartig übereinander gelegt, unter Druck bei hoher Temperatur
verpresst und danach im Autoklav bei Hitze verschmolzen. Scheibenzahl,
die Scheibendicke und die Zahl der Folienlagen bestimmen die
Sicher-heitsstufe des Glases. VSG kann je nach Aufbau splitterbindend,
durchwurfhemmend (DIN-Klasse A), durchbruchhemmend (DIN-Klasse B),
durchschusshemmend (DIN-Klasse C) oder sprengwirkungshemmend
(DIN-Klasse D) sein. Anwendungsgebiete für VSG sind im Automobilbereich
Windschutzscheiben, im Fensterbau z.B. einbruchhemmende Verglasungen,
Überkopfverglasungen und Absturzsicherung bei Brüstungen.
VSG-Typ | Folienstärke [mm] | Glasstärke [mm] | Widerstands-Klasse EN-DIN | Anwendung |
VSG6 | 0,38 | 6 | Basis-Sicherheitsglas | |
VSG8 | 0,38 | 8 | Basis-Sicherheitsglas | |
VSG8-0,76 | 0,76 | 9 | P2A-A1 | Absturzsicherung, Sicherheitsglas für WK I |
VSG8-1,52 | 1,52 | 10 | P4A-A3 | Sicherheitsglas für WK II |
WK1 und WK2 sind genormte Sicherheitsstandards. Da doch ein Preisunterschied zwischen den Varianten ist, kann auch überlegt werden, nur im Erdgeschoß den WK2-Standard einzusetzen. Lassen Sie sich am besten die Prüfzeugnisse für die von Ihnen gewählte Fenstervariante zeigen. Wichtig ist auch immer, dass wirklich alle Fenster und Terrassentüren dem gewählten Standard entsprechen. [mehr zum Thema Einbruchsschutz]
Die Idee des Sonnenschutzglases ist es, den
g-Wert so weit wie möglich abzusenken und so die Aufheizung des
Innenraums zu vermindern. Dafür wird das Glas entweder mit einer stark
reflektieren Schicht oder mit einer absorbierende, färbigen
Schicht (Eisenoxid oder Kupferoxid) versehen. Der g-Wert von
Sonnenschutzglas liegt zwischen 15 und 40 % (bei normalem Isolierglas
typischerweise zwischen 50 und 65 %.).
Überhitzungsgefahr
wird wesentlich reduziert
Geringe
Lichtdurchlässigkeit (Abdunklung des Innenraumes)
Permanente
Maßnahme ohne Veränderungsmöglichkeit
Solare
Gewinne im Winter reduzieren sich wesentlich, dadurch
Verschlechterung der Energiebelanz (und dadurch schlechtere Ergebnisse
im Energieausweis).
Aus Schallschutzüberlegungen werden Fenster mit unterschiedlicher Glasdicke angeboten, z.B. Außenscheibe 8mm und Innenscheibe 4 mm. Es gibt Gesamt-Schallschutzwerte, die die gesamte Einbausituation samt Rahmen bewerten. Dieser Gesamt-Schallschutzwert ist wichtiger als nur der Schallschutzwert Wert des Glases alleine.