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Ungeheizten Keller und Wohnraumlüftung

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  •  chja
3.3.2020 - 19.3.2021
14 Antworten | 8 Autoren 14
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Hallo,

wir planen für unseren Neubau eine kontrollierte Wohnraumlüftung, nun sind war am überlegen ob wir den unbeheizten Keller auch mit der Wohnraumlüftung versorgen können. Ist das möglich oder gibt es Bedenken bezüglich Effizienzverluste und anfallenden Kondensat in den Lüftungsrohren?

Wäre eine dezentrale Lüftung besser? 

Danke für eure Hilfe!

  •  JanRi
  •   Gold-Award
3.3.2020  (#1)
Keine gute Idee! Und das gleich aus zwei Gründen:

Mit der im kalten Keller abgesaugten Luft senkst du die Ablufttemperatur, weil sich die kalte Luft mit der warmen aus dem Haus mischt. Damit wird für den beheizten Bereich die Frischluft weniger vorgewärmt, du hast also kältere Zuluft.

Zum anderen ist die Zuluft deutlich wärmer als der Kaltkeller. Je nach Feuchtigkeit draußen kann sie einiges an Feuchtigkeit enthalten. Das bläst du dann in den kalten Keller -> Luftfeuchtigkeit steigt, Kondensation an kalten Teilen -> Schimmel.

zitat..
chja schrieb: Wäre eine dezentrale Lüftung besser? 


Ja, bzw. ein unabhängige Lüftung für den Keller. Unser Kaltkeller ist so gebaut, dass es letztlich fünf Räume um den zentralen (beheizten) Kellerflur sind (mit zwei Thermotüren). Diese Räume bilden einen Kreis und sind auch über Öffnungen miteinander verbunden (mit Ausnahme einer Wand). Das Lüftungsgerät steht in einem Raum, in den es die Zuluft einbläst. Die Abluft holt es sich aus dem Nachbarraum (zu dem es keine Verbindung gibt). Über die Überströmöffnungen (unterstützt von kleinen PC-Lüftern auf niedriger Spannung) geht es dann im Kreis mit 50 m^3/h.

Das ganze hängt an einer Steuerung von Technische Alternative, die nur dann anschaltet, wenn die absolute Feuchtigkeit draußen etwas geringer ist als drinnen. Im Winter wird also fleissig entfeuchtet, im Sommer läuft es nur bei unkritischem Wetter.

Damit wir nicht zuviel Restwärme aus dem unbeheizten Keller verlieren, hat das Lüftungsgerät eine Wärmerückgewinnung.

Da ich kein preislich ansprechendes einfaches Gerät gefunden habe, habe ich das selbst gebaut. Kiste aus XPS, in die Mitte einen Kreuzstromwärmetauscher (die teuerste Komponente mit irgendwas unter 200 Euro), zwei Filter und zwei Radiallüfter.  Ein 12V-Netzteil (gedrosselt auf 10V) versorgt die beiden Lüfter und die PC-Lüfter zwischen den Räumen. Braucht inkl. Steuerung 15W und sorgt für etwa 50-55% relative Luftfeuchtigkeit und ausreichende Luftbewegung im Keller (90 m^2 in den genannten 5 Räumen).

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  •  massiv50er
  •   Gold-Award
4.3.2020  (#2)

zitat..
JanRi schrieb:
Das ganze hängt an einer Steuerung von Technische Alternative, die nur dann anschaltet, wenn die absolute Feuchtigkeit draußen etwas geringer ist als drinnen. Im Winter wird also fleissig entfeuchtet, im Sommer läuft es nur bei unkritischem Wetter.

Damit wir nicht zuviel Restwärme aus dem unbeheizten Keller verlieren, hat das Lüftungsgerät eine Wärmerückgewinnung.

Da ich kein preislich ansprechendes einfaches Gerät gefunden habe, habe ich das selbst gebaut. Kiste aus XPS, in die Mitte einen Kreuzstromwärmetauscher (die teuerste Komponente mit irgendwas unter 200 Euro), zwei Filter und zwei Radiallüfter.  Ein 12V-Netzteil (gedrosselt auf 10V) versorgt die beiden Lüfter und die PC-Lüfter zwischen den Räumen. Braucht inkl. Steuerung 15W und sorgt für etwa 50-55% relative Luftfeuchtigkeit und ausreichende Luftbewegung im Keller (90 m^2 in den genannten 5 Räumen).

 wow! 


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  •  Breitfuss
  •   Gold-Award
4.3.2020  (#3)
Wir haben den unbeheizten Keller in die Wohnraumlüftung integriert. Lt. Planung von Leit-Wolf aber mit Drosselklappen (eine für die Zuluft, eine für den Abluft-Strang). Damit wird im Winter gut gelüftet und entfeuchtet (die durch den Wärmetauscher leicht erwärmte einströmende Luft hat ja trotzdem nur den Feuchtegehalt der kalten Luft von draußen), im Sommer nur gedrosselte Mindestlüftung (bzw. kann man das ja auch ganz zu drehen wenn es besonders feuchtwarm ist draußen).

Für den Hochsommer habe ich dann noch einen Luftentfeuchter rumstehen, den ich bei Bedarf (nach Blick auf den Hygrometer) untertags (-> PV-Strom) laufen lasse und abends die 3-5 Liter ausleere.
Das mit der Feuchte im Hochsommer war aber auch nicht besser/trockener als die KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] noch nicht in Betrieb war.

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  •  Gast-Karl
  •   Gold-Award
5.3.2020  (#4)
@chja : Generell ist ein "unbeheizter" Keller bei unseren feucht-schwülen Sommern der letzten Zeit keine gute Idee. Wofür braucht ihr den?
Ich hoffe, ihr isoliert ihn trotzdem gut nach außen hin und verwendet nur Kalkspachtel - bzw. -anstriche um die Schimmelproblematik nicht zu groß werden zu lassen.

Ich würde den Keller auch wie Breitfuß in die normale KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] einbinden (wodurch er im Winter leicht mitgeheizt wird, und der Fußboden im EG ist weniger kalt). Lüftungsklappen für den Sommer gibt es elektrisch betriebene um ein paar Euro. Die kann man eventuell auch händisch bzw zeitgesteuert (nachts) auf- und zumachen wenn man sich keine TA Steuerung leisten will. Alexa könnte das auch...

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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
5.3.2020  (#5)
Ich nehme an, es handelt sich um einen Neubau, bei dem der Keller in der gedämmten Hülle integriert ist. Im Sommer sollte man immer die relative Feuchte im Blick haben und gegebenenfalls mittels Entfeuchtung gegensteuern.
Einbindung einer KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] ist so wie von Breitfuss erläutert, möglich.
Die KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] wird aber nichts an der Kellertemperatur ändern können. Dazu sind die transportierten Wärmemengen viel zu gering im Verhältnis zur Speichermasse.

Eine Möglichkeit wäre, den Keller zumindest im Sommer zu temperieren und somit vor Schimmel zu schützen, in dem man ein Split-Klimasystem integriert. D. h. Kühlung im EG/OG, Heizung (Außenteil) im KG. 

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  •  Breitfuss
  •   Gold-Award
5.3.2020  (#6)
Sollte ich vielleicht noch dazusagen: unter "ungeheiztem Keller" verstand ich, dass einfach keine Fußbodenheizung oder Heizkörper vorhanden sind

Er ist bei uns aber in der gedämmten Gebäudehülle, also gut gedämmt, und wird natürlich durch Warmwasserspeicher, PV-Wechselrichter und Netzwerkschrank leicht erwärmt. Ich denke so 14-15°C hat es da ohne Heizung.
Für Bedarfsfälle hätte ich noch eine kleine Infrarotheizung für die Steckdose, habe ich bisher nur ganz selten genutzt.

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  •  SMiak
  •   Bronze-Award
5.3.2020  (#7)
bei mir liegt der Keller auch in der Gebäudehülle. Bei Jan ist dies m.E. nicht so!

Die Technik und KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] beheizen den Keller somit passiv. Aber im Sommer ist der Keller bei mir so oder so deutlich wärmer als jetzt im Winter bei ca. 17 Grad.

Passive Kühlung hat ja auch die selben Grenzen im EG/OG.

Was ich natürlich nicht so gut finde, ist die etwas kältere Ab- und Zuluft dadurch... 


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  •  JanRi
  •   Gold-Award
5.3.2020  (#8)

zitat..
SMiak schrieb: Bei Jan ist dies m.E. nicht so!

Richtig. Das Haus ist so gebaut, dass die thermische Hülle nur den Kellerflur, aber nicht den Rest des Kellers umfasst. Entsprechend sind die Wände des Kellerflurs (Dämmziegel), dessen Boden sowie die Decke zwischen KG und EG gedämmt. Der Keller selbst besteht zwar aus Dämmziegeln (36,5er W9 mit U-Wert ca. 0,24, also schlechter gedämmt als das Haus), aber der Boden ist ungedämmt und eine Heizung gibt es auch nicht. Aktuell sind da ca. 15C. Im letzten Winter waren es minimal 11C, aber da startete der Keller deutlich kälter und es gab auch weniger Wärmeeintrag durch Geräte. Im Sommer kommen wir knapp an 20C ran. Die Heizlastberechnung ergibt je nach Kellerraum 9-10C im Auslegungsfall und eingeschwungenen Zustand ohne Fremdwärmeeintrag durch Geräte oder so.

Die Mitheizung durch den beheizten Teil ist ziemlich gering. Nach Heizlastberechnung im Auslegungsfall (Raum 21C, Keller 9-10C, draussen -12C) beträgt der Wärmeeintrag durch die Kellerdecke (U-Wert 0,16) etwa 160W und der durch den Kellerflur inkl. der beiden Thermotüren 112W. 

Diese Konstruktion fanden wir sinnvoller als einen voll gedämmten Keller, der nicht beheizt wird, aber eben auch keine besondere Dämmung gegen den Wohnbereich besitzt.

Da es da also recht kalt werden kann, finde ich das separate Lüftungssystem besser, als Lüftungswärme aus dem Haus dahin zu verlieren. Die Lüftung mit 50 m^3/h bedeutet bei 10C innen und -12C außen einen Wärmeverlust des Kellers von 374W, den wir dank der ca. 75% WRG des Eigenbaugerätes auf 93W reduzieren können. Ohne WRG würde es also deutlich kälter werden bei dem Luftdurchsatz.

Die Lufttrocknung im Keller (das war der zweite Grund für das Gerät in dieser Bauweise) funktioniert prima. im letzten Winter habe ich an den kalten Tagen jeweils ca. 1 Liter weggeschüttet, diesen Winter ist der Kondensatanfall wesentlich geringer, weil wir dank des konsequenten automatischen Lüftens (solange die absolute Feuchtigkeit draussen geringer ist als drinnen) über ein Jahr lang entfeuchtet haben. Nur an Tagen mit Minusgraden fällt jetzt überhaupt noch nennenswert Kondensat an. Entfeuchtet wird natürlich trotzdem, denn die Lüftung tauscht ja ungeachtet des Kondensatanfalls feuchtere gegen trocknere Luft aus.


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  •  Klartext
6.3.2020  (#9)
JanRi mich würde die selbstgebaute KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] mal interessieren, vielleicht kannst du ein Foto reinstellen

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  •  JanRi
  •   Gold-Award
6.3.2020  (#10)

zitat..
Klartext schrieb: JanRi mich würde die selbstgebaute KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] mal interessieren, vielleicht kannst du ein Foto reinstellen

 Gerne:


2020/20200306567665.jpg

Da kommt dann noch ein Deckel mit zwei Löchern drauf. Oben links sieht man in der Decke das Loch mit dem Fortluftlüfter. Dieser bläst die Luft nach hinten durch ein 100er KG-Rohr raus. Im Inneren des 100er Rohrs liegt das Wellrohr, das man da sieht. Draussen trenne ich die beiden Rohre in Form eines T - außen Fortluft, innen Frischluft. Die Frischluft landet unten links und wird dann nach oben rechts durch den Wärmetauscher gesaugt. Der Lüfter ist da frei montiert, der bläst dann durch den Deckel in den Raum. Unten rechts ist ein grosses Loch im Deckel, von da geht ein HT-Rohr in den Nachbarraum. Das ist die Abluft. Die geht durch den WT nach oben links, wo der Ventilator sie dann nach draussen bringt.

Das ganze hat unten kleine Löcher für das Kondensat, das dann in einer Auffangwanne landet. In den beiden unteren Fächern sind noch G4-Filter mit selbstgebogenen Metallrahmen, die den WT schützen. Die habe ich erst nach diesem Bild (Nov 2018) eingebaut.

Das ganze ist mit Montagekleber verklebt und benutzt Heizungsisolation und Türdichtungen als Dichtung. Der Deckel wird davorgestellt und dann mit zwei Dachlatten mittels der vier Gewindestangen verschraubt. Ist nicht hübsch, funktioniert aber prima. 

Im letzten Winter gab es unten links ordentlich Eis, aber das hat die Funktion nicht beeinträchtigt.

Die Lüfter sind Radiallüfter von Pollin für 2,95 das Stück emoji Tierisch laut, aber mit ordentlich Druck bei 50 m^3/h. Die Lautstärke stört aber nicht, hört man außerhalb des Kellerraums nicht. In dem Raum übertönen sie sowohl die KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] als auch die Nibe F1155-6.

So in etwa ist das Ding gebaut.

Wenn ich es nochmal bauen würde, dann ohne das Koaxialrohr. Das Problem war aber, dass ich nur eine Durchführung hatte. Die Lüftung war eigentlich nicht vorgesehen und das 100er KG-Rohr hat die Baufirma versehentlich mit eingebaut, weil sie dachte, dass da die E-Leitungen zum Drainageschacht durchgehen. Als ich diesen Fehler bemerkt hatte, war das Ding schon eingebaut, so dass es geblieben ist. Später war es dann praktisch für die Lüftung, aber da ich keine zweite Durchführung durch die schwarze Wanne bauen wollte, wurde es dann die Koaxiallösung. Draussen steht das ultimative Provisorium:


2020/20200306236880.jpg

Irgendwann wird das mal hübsch gemacht. Von links wird Frischluft gesaugt, nach rechts geht die Fortluft. Für die 50 m^3/h gibt es da quasi keinen Kurzschluss. Durch das gleiche Rohr geht jetzt noch ein KNX-Kabel zum Außensensor der TA-Steuerung. Der ist in ca. 1m Höhe an der Absturzsicherung des Kellereingangs montiert (links im Bild, die Absturzsicherung fehlte damals noch). Das KG-Rohr geht ab Oberkante Lichtschaft ca. 50 cm in die Tiefe und dann mit 2 45er Bögen zur Durchführung.

Viele Grüße,

Jan


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  •  Klartext
6.3.2020  (#11)
Danke für die ausführliche Beschreibung, Respekt gefällt mir

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  •  fmw3000
14.3.2021  (#12)
Hallo Jan,
bin neu hier und plane aktuell neben einem beheizten Keller unter dem Haus auch einen unbeheizten Keller unter der Garage. Zu deiner selbstgebauten Lüftungsanlage würde mich interessieren, ob die Belüftung nach längerer Testphase weiterhin gut funktioniert?
Könntest du nähere Angaben zum verbauten Kreuzstromwärmetauscher und den Lüftertypen machen?
Viele Grüße 
Bernd

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  •  JanRi
  •   Gold-Award
16.3.2021  (#13)

zitat..
fmw3000 schrieb: Zu deiner selbstgebauten Lüftungsanlage würde mich interessieren, ob die Belüftung nach längerer Testphase weiterhin gut funktioniert?

Das Teil läuft jetzt den dritten Winter problemlos. Außer einmal Filterwechsel habe ich nichts dran gemacht. Die Feuchtigkeit im Keller ist dauerhaft gesunken und bleibt um oder unter 50%.


zitat..
fmw3000 schrieb: Könntest du nähere Angaben zum verbauten Kreuzstromwärmetauscher und den Lüftertypen machen?


Der WT ist von Untroma, ich glaube, es ist der hier:

https://untroma.com/KreuzstromWaermetauscher200x200x200x24-Aluminium

Kann man aber auch günstiger haben, wenn man statt Alu Kunststoff nimmt.

Die Lüfter sind von Pollin (Elektronik-Restposten-Versender):

https://www.pollin.de/p/dc-radialluefter-avc-ba10033b12hp077-12-v-320607

Sind so aber nicht mehr lieferbar. Ich habe mir angesichts des Preises gleich fünf Stück gekauft... bislang läuft die Anlage noch mit den ersten beiden. Wichtig ist, dass sie ordentlich Druck schaffen - PC-Lüfter schaffen zwar viel Durchsatz, aber quasi keinen Druck, so dass Filter und WT einen unüberwindbaren Widerstand darstellen. Diese Dinger sollten die 50 m^3/h auch mit G3-Filter und WT schaffen.




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  •  fmw3000
19.3.2021  (#14)
Super, herzlichen Dank für die Infos!

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