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Unbewohntes Haus sinnvoll heizen

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  •  JanRi
  •   Gold-Award
26.9.2025
8 Antworten | 5 Autoren 8
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Hallo in die Runde,

nach längerer Foren-Abstinenz melde ich mich nun mit einem eher traurigen Thema wieder. Mein Vater ist nämlich vor zwei Wochen verstorben, womit sein Haus nun leer steht. Was genau wir (meine Schwester und ich) damit zukünftig machen werden, wird sich im Laufe des nächsten Jahres entscheiden.

Jetzt steht die Frage an, wie wir das Haus von der Heizungsseite her möglichst sinnvoll schadfrei durch den Winter bekommen.

Es geht um ca. 120 qm Baujahr 1927, die aber in den 90ern energetisch saniert wurden. Der Energiebedarf lag in den letzten Jahren bei ca. 22000-25000 kWh Gas (da ist auch Kochen und Warmwasser dabei, allerdings wurde zuletzt kaum noch gekocht). 

Die Heizung ist ein Buderus G-124 LP Lownox-Plus (vollkommen übertriebene 20 kW) mit einer HS3220 Steuerung - alles von ca. 1993 (als Niedrigtemperaturkessel aber weiter betreibbar). Daran hängt ein gewachsener "Verhau" von Heizkreisen: Drei Einrohrheizkreise stammen noch aus DDR-Zeiten und haben eine Mischung aus flachen DDR-Heizkörpern (80er Jahre) und in den 90ern nachgerüsteten Standard-Heizkörpern. Dazu gibt es einen Kreis in Zweirohrschaltung ebenfalls mit Mischaustattung. Einen hydraulischen Abgleich gab es nie (bin ich in den letzten Jahren auch davor zurückgeschreckt vor allem wegen der Einrohrheizung) und die Anlage wurde über die Thermostatventile der Heizung "geregelt". 

Die Heizung einfach wie in den letzten Jahren weiterlaufen lassen, wäre ökonomisch und ökologischer Irrsinn, denn damit würden wir viel Gas sinnlos verfeuern.

Ziel ist darum, den Bau fristfrei zu halten und auf vielleicht 5 Grad heizen, wobei wir eine Mindestbelüftung (Altbau, ist in keiner Weise luftdicht) sicherstellen wollen.

Vor dem naheliegenden Ansatz, die Thermostatventile alle auf Frostschutz zu stellen und das dann bei niedriger Heizkurve (auch die wurde einst nur nach "Hauptsache warm" eingestellt) einfach laufenn zu lassen, schrecke ich zurück, denn das würde extremstes Kurzzeittakten bewirken, bei dem ich mir nicht sicher bin, wie lange der uralte Kessel das überlebt. Dazu kommt noch, dass die Heizgrenze ohne jede Mittelwertbildung knallhart eingestellt wird und 10C das einstellbare Minimum ist. Das würde das Extremtakten noch verstärken, denn der Kessel würde seine Wärme nicht loswerden. Mein Versuch bei ca. 50C Zielvorlauf, eiskalter Anlage und allen Thermostatventilen komplett geöffnet hat zu einem 14 Minuten Takt geführt - damit kann man sich vorstellen, was bei geringerem Bedarf passieren würde.

Dazu kommt noch, dass wir beide weit weg wohnen und den sehr netten Nachbarn nicht zu viel zumuten wollen.

Darum habe ich die folgende Idee: Wir brauchen ohnehin eine Überwachung vor Ort, um Ausfälle (die Anlage ist uralt) zu erkennen. Das will ich mit Zigbee-Sensoren machen, die wir sinnvoll verteilen. Dazu würde ich den Außentemperatursensor der Heizung (sie hat keinerlei sinnvolle Fernsteuermöglichkeiten) per Relais und Widerstände so verfälschen, dass ich aus der Ferne (bzw. gescripted auf dem Steuerrechner) zwischen Sommer und Winter umschalten kann (damit habe ich viele Erfahrungen, weil ich mit meiner Viessmann-Lüftung seit Jahren genau das tue). Damit kann ich beliebig tiefe Heizgrenzen erreichen und verhindere auch, dass jede leicht kältere Nacht sofort zum Takten führt. Strategie wäre dann, die Temperaturen im Haus im Auge zu behalten und die Heizung für eine gewisse Zeit auf Winter zu stellen, sobald das nötig ist. Das wäre dann zwar ein Kaltstart für den Brenner, würde aber Extremtakten vermeiden, weil ich nur so lange auf Winter bleibe, wie die Anlage braucht, um ausreichend Wärme einzubringen. Mit der Länge der Freischaltung kann man dann beeinflussen, wie viel Wärme ins Haus geht. Sobald kein Bedarf vorhanden ist, gehe ich wieder auf Sommer.

Was haltet ihr davon? Gibt es bessere Strategien für diese Situation?

(dass wir trotzdem das Wasser abdrehen und frostgefährdete Bereiche entleeren, versteht sich von selbst)

Viele Grüße und vielen Dank,

Jan

  •  ds50
  •   Gold-Award
26.9.2025  (#1)
Hallo JanRi - mein Beileid, aber auch schön, wieder hier von dir zu lesen.

Doofe Frage: Wäre Strom wegnehmen für die Heizung und damit erzwungene Heizfenster (fernsteuerbar oder auch lokal via Shelly z.B.) auch eine Option?

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  •  JanRi
  •   Gold-Award
26.9.2025  (#2)
Danke für dein Beileid!

Dazu müsste ich die Elektrik umbauen (ist fest angeschlossen), was aber im Grunde machbar wäre. Ich schrecke davor aber zurück, denn wer weiß, wie dreißig Jahre alte Elektronik, die fast immer am Strom war, darauf reagiert, immer mal wieder angeschaltet und zwischendurch eventuell für Wochen ohne Strom zu sein. Gerade die Kondensatoren im Netzteil machen mir da große Sorgen, so dass ich das Ding eher nur kurz (Umbau der Sensorik) vom Strom trennen will (dann kühlt das Netzteil gar nicht erst aus).

Darum die Idee mit der Sensormanipulation per Shelly (die kann ich wunderbar remote schalten) oder Zigbee-Steckdose, mit der ich das Relais der Sensorverfälschung manipuliere. Das hat zudem den Vorteil, dass es im Fall eines Ausfalls kein Problem wäre, die Nachbarn zu bitten, das Ding einfach aus der Steckdose zu ziehen (ich will das Relais so schalten, das Aus= Normalbetrieb ist).

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  •  TiM
  •   Gold-Award
26.9.2025  (#3)
Hallo,
die Idee ist super, ich würd meinen das ist eine gute Lösung. Vor "für Wochen ohne Strom" würde ich etwas zurückschrecken, da die Pumpe ja auch regelmäßig drehen sollte um nicht festzufressen. Lässt sich ja gut automatisieren je nach Temperatur eines Referenzraums bzw. wenn zu warm mit einem Takt einmal pro Woche für 10 Minuten.
Und mit ein paar einfachen Shelly-Temperatursensoren (z.B. einen auf den Vorlauf beim Kessel und evtl. an den neuralgischen Punkten) kann man gut sehen ob nach Freischalten der Heizung der Kessel anspringt und Wärme liefert.

Weniger leicht zu lösen ist eher das Thema Warmwasser. Ich nehme an da gibt es einen Boiler, der ja auch fallweise ganz durchgespült werden sollte, damit dort das Wasser nicht wochenlang stagniert und am Ende zB Legionellen im System verteilt werden. Hier würde ich zumindest daruf verzichten, den Boiler zu heizen, sonst steht das lauwarme Wasser ewig drinnen. Da ist Kaltwasser sicher weniger legionellenanfällig.


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  •  JanRi
  •   Gold-Award
26.9.2025  (#4)

zitat..
TiM schrieb: Und mit ein paar einfachen Shelly-Temperatursensoren (z.B. einen auf den Vorlauf beim Kessel und evtl. an den neuralgischen Punkten) kann man gut sehen ob nach Freischalten der Heizung der Kessel anspringt und Wärme liefert.

Soweit hatte ich noch gar nicht gedacht, aber das ist in der Tat eine gute Idee. Im Grunde reicht es dafür, einen der Temperatursensoren in der Nähe eines Heizkörpers zu positionieren.

Bezüglich der Sensorik setzte ich derzeit auf Zigbee und zigbee2mqtt, weil das am einfachsten zu scripten sein dürfte und die Steckdosen zudem als Repeater laufen. Das Paket kam heute... mal schauen, was sich damit machen lässt.


zitat..
TiM schrieb: Weniger leicht zu lösen ist eher das Thema Warmwasser.

Das ist sogar ganz einfach zu lösen: Es gibt dafür einen Gasdurchlauferhitzer. Der bleibt einfach aus und schon gibt es kein Problem emoji


zitat..
TiM schrieb: da die Pumpe ja auch regelmäßig drehen sollte um nicht festzufressen.

Das war im Sommer bislang nie ein Problem (die alte Steuerung lässt sich nicht laufen), aber das ist in der Tat auch ein Punkt, den man im Skript beachten kann. Dazu reicht es ja, alle paar Wochen mal auf Winter zu schalten.




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  •  Akani
26.9.2025  (#5)
Ich würde die Thermostate runter nehmen, die Heizkreispumpen alle direkten Strom drauf geben ( Steckdosen Schaltbar).
Einen Fühler am RL RL [Rücklauf] Und VL VL [Vorlauf] der Heizung. 
So kannst du Temperaturen im Laufenden Heizsystem überwachen, das Wasser in Bewegung halten und den Außenfühler wie du gesagt hast einfach zwischen Sommer und Winter vorgaukeln. Somit bekommst 1x nen sauberen Lauf der Heizung und würdest merken wenn das Wasser in den Rohren Gefahr läuft.
Schon alleine bewegtes Wasser gefriert lange nicht.
Oder relativ einfach. Alles entleeren.
Dem Haus passiert wegen 1em Winter gar nix. Den Hausanschluss am besten gleich auf der Straße draußen abdrehen und auch Wasser komplett raus

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  •  Innuendo
  •   Gold-Award
26.9.2025  (#6)
Haben ähnliche Situation. Alles noch die alten verzinkten Rohre verbaut. "Wasser raus" (Heizung/Trinkwasser) würde ja Korrosionsschäden einläuten. 
Also leicht temperieren und öfters Wasserhähne aufdrehen/Klospülung die bessere Option wenn man eh gleich nebenan wohnt?

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  •  Akani
26.9.2025  (#7)
Warum Korrosionsschäden?
Und wenns so wäre dann hätten eh nicht mehr lange gehalten
Das Haus ward letztes Mal vor über 30jahren saniert. 
Ich denke egal was passiert mit dem Haus. Ich kann mir nicht vorstellen dass die alten Rohre dann noch länger drin bleiben

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  •  JanRi
  •   Gold-Award
26.9.2025  (#8)
Die Heizungsrohre sind teilweise aus Kupfer und teilweise aus Stahl, wobei letztere über 40 Jahre alt sind. Ich bezweifele, dass die verzinkt sind. Von daher ist Wasser ablassen sicher keine gute Idee, wenn man keine Schäden anrichten will. Für die Trinkwasserrohre gilt das gleiche mit Ausnahme von ein paar Metern Aluverbund an den Stellen, an denen die Stahlrohre sich so zugesetzt hatten, dass nichts mehr durchgegangen ist.

Sicherlich wird das alles irgendwann rausfliegen, aber bis dahin wäre es gut, wenn man auch Wasser hat und heizen kann...

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