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PHPP vs. OIB

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  •  syafon
8.7. - 12.7.2013
41 Antworten 41
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Liebe Alle,

man liest hier in den Diskussionen über "Passivhaus oder nicht Passivhaus" immer wieder, dass EKZ-Werte angeben werden, die mit dem Rechenverfahren nach OIB (Energieausweis) bilanziert wurden. Oftmals werden dann Schlüsse gezogen wie "Mein Haus hat EKZ 10 und ist damit ein Passivhaus" oder "gerade kein Passivhaus weil EKZ 12". Dazu muss mal folgendes festgehalten werden:

Weder das Haus mit EKZ 10 noch mit EKZ 12 oder EKZ 7 kann tatsächlich als Passivhaus bezeichnet werden. Grund dafür ist, dass das Rechenverfahren nach OIB, mit dessen EKZ argumentiert wird, teils grobe Bilanzfehler enthält. Durch verschiedenste Fehler und ungenaue Herangehensweisen eignet es sich in keinster Weise zur energetischen Gebäudebewertung. Die Bilanz kann zudem sehr einfach und schlecht nachvollziehbar gefälscht werden.
Weiters gibt es keinerlei Dokumentation zur Herleitung der vereinfachten Annahmen, die Validierung mit Messdaten fehlt komplett.

Das PHPP dagegen wurde vor 20 Jahren vom Passivhausinstitut Darmstadt auf Basis dynamischer Simulationen entwickelt, durch den Abgleich mit Messergebnissen justiert und seit Bestehen ständig weiter verbessert. Das PHPP ist das derzeit bestentwickelte quasi-stationäre Berechnungsprogramm und seine Tauglichkeit zur energetischen Gebäudebewertung wurde durch den Abgleich mit unzähligen Messprojekten mehrfach bewiesen (Vergleiche: http://bit.ly/18I9lTb).

Einen ausführlichen, direkten Vergleich der beiden Rechenverfahren kann man auf dieser Homepage herunterladen: http://bit.ly/1aSfmxm

Die umfangreichere Arbeit ("Der Weg zum Niedrigstenergiegebäude") ist eine Diplomarbeit, in der die grundlegenden Prinzipien bei der Planung energieeffizienter Gebäude behandelt sowie der methodische und praktische Vergleich der beiden Verfahren ausführlich dokumentiert sind.
Die 10-seitige Zusammenfassung ("Vergleich Rechenverfahren") liefert einen groben Überblick über die Unterschiedliche Herangehensweise der beiden Verfahren und die Auswirkungen der Bilanzfehler im Energieausweisverfahren.

Ich bitte um angeregtes Diskutieren! ;)

SG
syafon

  •  gloitom
  •   Gold-Award
8.7.2013  (#1)
Passivhaus vs. Passivhaus - Im Grunde handelt es sich dabei um eine reine Begriffsdefinition.
Nachdem, das Passivhaus, sowohl nach OIB, als auch nach PHPP als solches bezeichnet wird, ist es nicht falsch zu sagen eine EKZ <10 (neben anderen Kriterien) ergibt ein Passivhaus.
Vielmehr gilt es immer zu hinterfragen wie und zu welchen Zweck wurde die Berechnung gemacht.
Die EKZ braucht auch nicht Validiert zu werden, denn dazu war diese auch gar nicht gedacht. Beim Energieausweis ging es vielmehr darum verschiedene Gebäude energetisch zu vergleichen und in förderungstechnische Kategorien einzuordnen.

Die Schweitzer waren gleich ein wenig schlauer und haben ihre Definition von Passiv in Minergie-P umbenannt.


1
  •  syafon
8.7.2013  (#2)
Hallo,

zitat..
Nachdem, das Passivhaus, sowohl nach OIB, als auch nach PHPP als solches bezeichnet wird, ist es nicht falsch zu sagen eine EKZ <10 (neben anderen Kriterien) ergibt ein Passivhaus.


Doch, wenn das zugrundegelegte Rechenverfahren Bilanzierungsfehler enthält, die eine EKZ < 10 ausweist, obwohl tatsächlich eine EKZ > 10 vorliegt (durch die Fehler rutscht das Gebäude erst unter 10), dann ist es tatsächlich KEIN Passivhaus, obwohl es als solches bezeichnet wird!

Außerdem sind an diese EKZ aus dem Energieausweis Fördergelder gebunden... Bedeutet: Wenn ich damit ein Gebäude bilanziere, das in der Form EKZ 13 hätte, würde es bei korrekter Berechnung (Ausweisung von EKZ 13) nicht als Passivhaus gefördert werden. Durch die Bilanzfehler rutscht es aber in eine höhere Förderklasse. Dadurch entsteht ein volkswirtschaftlicher Schaden, da mit Steuergeldern etwas gefördert wird, das nicht in dieser Höhe förderungswürdig ist.

Eine Validierung der EKZ ist nicht erforderlich? Wie begründet sich das deiner Meinung nach? Dann kann ich einfach so ein Berechnungsprogramm auf den Markt bringen, wo keiner weiß, was genau und wie genau es rechnet? Wäre das deiner Meinung nach akzeptabel?

SG
syafon



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  •  gloitom
  •   Gold-Award
8.7.2013  (#3)
Selbst wenn das Rechenverfahren Hausnummern auswirft und eine davon ist unter 10...
Wenn alle Daten korrekt eingegeben wurden, dann ist es Definitionsgemäß ein Passivhaus.

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  •  syafon
8.7.2013  (#4)
Nein, denn die Definition eines Passivhauses beruht nicht auf den Ergebnissen aus dem Normverfahren sondern verlangt einen Nachweis mittels PHPP! (Stichwort "Passivhaus-Zertifizierung", dort musst du eine PHPP Berechnung vorlegen, wenn du es als PH zertifizieren lassen willst)

Das Passivhausinstitut hat niemals eine "Definition" herausgegeben, die auf diesen Ergebnissen beruht. Damit ist es allenfalls eine politische Definition für ein sehr gutes Gebäude, das in dieser Förderlandschaft als "Passivhaus" bezeichnet wird, aber deshalb entspricht es noch lange nicht der offiziellen Definition eines Passivhauses. Das sind zwei komplett unterschiedliche Dinge.

Ich kann auch eine Birne als Apfel bezeichnen, wenn ich festlege, dass alles was ähnlich wie eine der beiden Früchte aussieht und 120 Gramm wiegt per Gesetz ein Apfel ist. Nur ist es deswegen einer?

SG
syafon

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  •  gloitom
  •   Gold-Award
8.7.2013  (#5)
Wie gesagt es ist eine reine Begriffsdefinition und wenn ich einen neuen Mistkübeltyp in Hausform auf den Markt bringen will und diesen Passivhaus taufene, weil der Müll nur passiv drinnenliegt, wer soll mich daran hindern?

Hier geht es nicht um ein zertifiziertes Passivhaus nach Feist, sondern, dass sich irgendjemand eine neue Formel für den Heizwärmebedarf ausgedacht hat.
Ein anderer hat festgelegt, wenn die Hausnummernmaschine etwas unter 10 auswirft, dann heist es Passivhaus.

Das hat alles noch nichts mit einer (richtigen) energetischen Betrachtung eines Gebäudes zu tun!

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  •  TiM
  •   Gold-Award
8.7.2013  (#6)
EKZ vs HWB - Solange hier um EKZ (Energiekennzahlen) diskutiert wird kann man auf keinen grünen Zweig kommen. Die EKZ wird von jedem Programm anders errechnet und hat ja bei Förderungen nochmal andere Rahmenbedingungen, z.B. bei der Bezugsfläche (Abminderungsfaktoren für Fläche unter Dachschräge etc.).
Man müsste also zunächst einmal über Heizwärmebedarf (HWB) diskutieren. Bei einem HWB unter einem gewissen Wert (Hausnummer 10) kann die Restwärme über Lüftung zugeführt werden und dann ist es halt ein Passivhaus (in der Definition V1.0). Und den HWB rechnet ein Monats- oder Jahresbilanzverfahren sicher nicht recht genau. Das liegt u.a. an der nur grob möglichen Einschätzung der solaren Gewinne.
Also ist das OIB-Modell mit einer großen Unsicherheit behaftet, PHPP wird die Wirklichkeit meist etwas besser treffen, und wenn man noch belastbarere Aussagen haben will verwendet man TRNSYS oder andere dynamische Modelle.

1
  •  syafon
8.7.2013  (#7)
Hallo,

zitat..

Wie gesagt es ist eine reine Begriffsdefinition und wenn ich einen neuen Mistkübeltyp in Hausform auf den Markt bringen will und diesen Passivhaus taufene, weil der Müll nur passiv drinnenliegt, wer soll mich daran hindern?


Ich hatte dabei gehofft, dass ich hier in einer Community diskutiere, die weiß, dass der Begriff Passivhaus bereits mit einer exakten Definition belegt ist, ebenfalls ist der Nachweisweg konkret definiert. (Qualitätssicherung über Zertifizierung => Also ja, es geht hier tatsächlich um ein Gebäude, das den Zertifizierungskriterien des PHI entspricht, nur dann spreche ich von einem Passivhaus, alles andere ist nach ursprünglicher Definition keines)

zitat..
Ein anderer hat festgelegt, wenn die Hausnummernmaschine etwas unter 10 auswirft, dann heist es Passivhaus.


Ursprünglich definierte Feist das Passivhaus, also wenn von diesem Standard gesprochen wird, dann setze ich auch diese Definition als Grundlage der Diskussion an. Eine "Neudefinition" unter Verwendung des ursprünglichen Begriffs ist in so einer Diskussion nur irreführend. Also bitte ich darum, wenn wir über ein Passivhaus sprechen, dann sollte auch der von Feist definierte Standard zu Grunde gelegt werden und nicht etwas, das "irgendjemand" definiert hat, nachdem er sich seine Randbedingungen so zurechtgelegt hat, wie ers braucht. Jegliche Diskussion über das Thema ist unnötig, wenn du irgendeine aus den Fingern gesogene Definition als Grundlage für die Diskussion ansetzt.

zitat..
Also ist das OIB-Modell mit einer großen Unsicherheit behaftet, PHPP wird die Wirklichkeit meist etwas besser treffen


Wie bereits gesagt, wurde das PHPP schon in sehr vielen Messprojekten abgeglichen und zeigte immer sehr gute Übereinstimmung. Natürlich rechnen ALLE quasi-stationären Verfahren "physikalisch ungenau". Genau abbilden lässt es sich nur mit Simulation oder Messung. Der Grund ist die von dir angesprochene, ungenügende zeitliche Auflösung.

Ich spreche aber nicht von physikalisch ungenau (oder großer Unsicherheit), sondern von "Bilanzfehler, die den physikalischen Grundsätzen nicht entsprechen" (Energieerhaltungssatz => die Bilanzen des OIB Verfahrens sind niemals ausgeglichen, wenn man Gewinne und Verluste gegenüberstellt, sollten sie aber dem Erhaltungssatz nach sein!). Das ist ein riesen Unterschied.
Von diesem Standpunkt aus, rechnet das PHPP "richtig".

SG
syafon

1
  •  bautech
8.7.2013  (#8)
Mangelnde Information ist kontraproduktivDas Passivhaus als solches ist lt Feist klar definiert... und beinhaltet halt auch kein wassergeführtes Heizsystem, sondern nur eine Restwärmebedarfsabdeckung, welche tunlichst über eine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] mit WRG oder Vorheizregister passieren sollte -> sonst kein PH lt Definition...
Nun ist aber die Förderungsstelle in Ö so frech und weitet die Richtlinien dahingehend aus, dass auch Häuser, welche mittels FBH FBH [Fußbodenheizung] oder Infrarot oÄ geheizt werden... welch Fauxpas!

Die Entrüstung entzieht sich meiner Kenntnis, dass Förderrichtlinien bewusst nach eigenem Ermessen festgelegt werden, is nix Neues. Dass ein Haus (egal welche EKZ, egal wie berechnet) ein gewisses Plus an Wohlfühlfaktor mit sich bringt ist mir jedoch kein großes Rätsel... und auch hier im Forum kein großes Geheimnis mehr. Dass sich genug Leute finden, die ein gewisses Plus an monetären Mitteln aufwenden möchten, um genau diesen Komfort genießen zu können, sei Ihnen vergönnt - neidig bins ich Ihnen jedoch noch immer nicht!

Und wenn man ein PH lt Feist in Ö errichten möchte, muß auch der PHPP als Fördergrundlage geliefert werden... nur für die "Komfortler" unter Hausbauern, die halt unter die magische EKZ 10-Grenze drunterfallen (vlt hätten die halt auch gern geringe Energiekosten), sollten wir nun nach der Meinung von syafon die Förderungen kürzen, weils auf Komfort stehen?

Außerdem ist die Differenz der NEH-Förderung zur PH-Förderung so gering, dass der Mehraufwand (bei einem wassergeführten System mit WP WP [Wärmepumpe] zB) mMn nicht abzugleichen ist...

bautech

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  •  gloitom
  •   Gold-Award
9.7.2013  (#9)

zitat..
syafon schrieb: Ich hatte dabei gehofft, dass ich hier in einer Community diskutiere, die weiß, dass der Begriff Passivhaus bereits mit einer exakten Definition belegt ist, ebenfalls ist der Nachweisweg konkret definiert.


Wie bereits gesagt (nun zum letzten mal) Feist hat sein Passivhaus exakt definiert, aber es haben staatsnahe Stellen ebenfalls den Begriff Passivhaus für etwas verwendet, dass nicht nach PHPP sondern OIB berechnet wird.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird nie explizit darauf hingewiesen, um welches Passivhaus es sich denn nun handelt!
Wenn es die österreichischen Kriterien dafür erfüllt, dann kann man es auch Passivhaus nennen.

btw.
Wie nennt man ein Haus, dass alle Kriterien von Feist erfüllt, aber nicht zertifiziert wurde?
Passivhaus kann es dann ja nicht heißen, oder?


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  •  syafon
9.7.2013  (#10)
Es ist erschreckend - wie hier Fakten verdreht werden... bin ich von einem Fachforum nicht gewohnt...

zitat..
Mangelnde Information ist kontraproduktiv...


Richtig, und wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit falschen Infos um sich werfen!

zitat..
bautech schrieb: Das Passivhaus als solches ist lt Feist klar definiert... und beinhaltet halt auch kein wassergeführtes Heizsystem, sondern nur eine Restwärmebedarfsabdeckung, welche tunlichst über eine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] mit WRG oder Vorheizregister passieren sollte -> sonst kein PH lt Definition...


Das ist einfach NICHT wahr! Das allererste gebaute Passivhaus in Darmstadt-Kranichstein wird über eine Gastherme und Radiatoren beheizt. Warum? Weil sich das Team um Feist damals nicht 100% sicher war, dass es rein über die Lüftungsanlage funktioniert, den Wärmebedarf zu decken. Daher haben sie sicherheitshalber die Radiatoren zusätzlich eingebaut. Im Laufe der Messungen wurde dann erst klar, dass es rein über die Lüftung geht. Tatsächlich ist es so, dass der Großteil der heute gebauten Passivhäuser über wassergeführte Systeme beheizt wird.

Beim Passivhaus werden Anforderungen nur auf funktionaler Ebene festgelegt - es gibt keine speziellen Anforderungen an einzelne Komponenten im konkreten Gebäude, nicht einmal eine "gute Wärmedämmung" ist explizit vorgeschrieben. Gerade durch diesen funktionellen Ansatz wird für Bauherren, Investoren und Planer die maximal mögliche Gestaltungsfreiheit geschaffen. Scheinbar sind die Passivhauskritrien hier noch nicht angekommen (und das in einem Fachforum mit dem Titel "Passivhaus-Form" - sehr interessant...). Daher nochmal die Kriterien im Überblick:

[Flächenspezifische Werte immer bezogen auf die Energiebezugsfläche nach Wohnflächenverordnung Deutschlands mit Anpassungen - wie vom PHI so definiert und im PHPP so angewandt]

Heizen
Heizwärmebedarf ≤ 15 kWh/(m²a)
oder alternativ:
Heizlast ≤ 10 W/m²
Primärenergiebedarf für sämtliche Anwendungen maximal 120 kWh/(m²a)
Luftdichtheit: Drucktestluftwechsel n50 ≤ 0,6 1/h
Die Übertemperaturhäufigkeit im Sommer sollte unter 10 % liegen. [Quelle: www.passipedia.de]

Das Kriterium an die maximale Heizlast von 10 W/m² ermöglicht es, den Restwärmebedarf ausschließlich über die Zuluft zu decken, das bedeutet aber nicht, dass es so sein MUSS. (sprachlich besteht vielleicht nur ein kleiner Unterschied zwischen "es muss ausschließlich über die Zuluft beheizt werden" und "es muss möglich sein, ausschließlich über die Zuluft zu beheizen", inhaltlich sind es zwei völlig versciedene Dinge!)

Weiters sind in Österreich nicht die "Richtlinien erweitert worden", es wurde lediglich die Definition verwaschen und mit dem gleichen Begriff belegt. Möglich ist das nur, weil Feist damals den Namen nicht geschützt hat (er hatte seine guten Gründe). Heute würde er das anders machen, weil er sieht, wie tagtäglich Schundluder mit dem Begriff getrieben wird. Die vorangegangenen Postings sind das beste Beispiel, ebenso Studien, die zwei NEH miteinander vergleichen und eines davon einfach nur als "Passivhaus" bezeichnet wird (siehe "Rhomberg-Studie"), weil eben das Verfahren nach OIB eine EKZ kleiner 10 geliefert hat, das Gebäude aber in keinster Weise nach den PH-Prinzipien geplant und gebaut wurde!). Sensationsgeile Medien werden dann dazu genutzt, den Begriff in der Öffentlichkeit zu denunzieren. Ich finde das respektlos und unfair!

zitat..
bautech schrieb: Und wenn man ein PH lt Feist in Ö errichten möchte, muß auch der PHPP als Fördergrundlage geliefert werd

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  •  syafon
9.7.2013  (#11)
restlicher Text zum vorherigen Posting - Es mag sein, dass es euch egal ist, ob unsere Steuergelder "korrekt" vergeben werden, mir ist es nicht egal.

zitat..
gloitom schrieb: Im allgemeinen Sprachgebrauch wird nie explizit darauf hingewiesen, um welches Passivhaus es sich denn nun handelt!
Wenn es die österreichischen Kriterien dafür erfüllt, dann kann man es auch Passivhaus nennen.


Ja, wie eben schon geschrieben, kann man es Passivhaus nennen, weil Feist den Begriff damals nicht geschützt hat. Das heißt noch lange nicht, dass es eines nach der Definition von Feist ist. Und diese "nicht der ursprünglichen Definition entsprechenden Verwendung" ist meiner Meinung nach respektlos (Feist und seiner langjährigen Arbeit gegenüber). Aber was hilft es denn, in einer Diskussion zu sagen "Ich nenne einen anderen Gebäudestandard "Passivhaus" wenn wir über das Thema reden" außer die Diskussion ebenso wie den Begriff zu verwaschen?

Die Verfechter solcher "Nebendefinitionen" sind die ersten, die groß in den Medien schreien: "Das Passivhaus funktioniert nicht!", wobei sie selber nichtmal wissen, wovon sie eigentlich reden. Das ist in meinen Augen einfach nur traurig und auf dieser Basis werde ich nicht weiter diskutieren, damit schlage ich mich jeden Tag herum.

zitat..
gloitom schrieb: btw. Wie nennt man ein Haus, dass alle Kriterien von Feist erfüllt, aber nicht zertifiziert wurde?


Ich habe nie geschrieben, dass es zertifiziert sein MUSS, verdreh bitte nicht die Tatsachen, das ist ebenfalls eine schlechte Basis für eine Diskussion. Ich habe geschrieben, dass es die Zertifizierungskriterien erfüllen muss (diese sind oben beschrieben). Wieder ein kleiner sprachlicher, aber ein großer inhaltlicher Unterschied!

Gibt es Anmerkungen zum eigentlichen Thema? Nachzulesen im ersten Posting. :)

Schönen Abend noch
SG
syafon

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  •  2moose
  •   Gold-Award
9.7.2013  (#12)
Soll das so eine Art - kollektiver Erbsenklauberei werden? emoji

Mal nüchtern betrachet: Für das "österreischische Passivhaus" - wir könnten uns ja drauf einigen, ein solches in Zukunft "ÖPH" zu nennen!? emoji - gibts 50.000,- einkommensunabhängige WBF (zumindest zu der Zeit als wir bauten) ... was denkst Du, wieviele Gedanken an Feist's PH verschwendet werden, für das es keinen Euro mehr gibt? Richtig! Null. Liegt wohl dran, dass es eben KEIN Fachforum ist ist, sondern ein kunterbuntes Userforum.
Ich sag nicht, dass das gut ist ... aber so sind wir Österreicher halt - pragmatisch :) Vielleicht unterliegst Du Du an einem so exponierten Teil Österreichs schon zu vielen umgebenden Einflüssen? emoji

Ich würds a bissl weniger verbissen angehen :)

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  •  Benji
  •   Gold-Award
9.7.2013  (#13)
Ich schließe mich 2moose an: was genau wolltest du uns erklären? (Michi, der ein Passivhaus hat, das kein Passivhaus ist, obwohl nach PHPP berechnet, dem das aber irgendwie ziemlich pikante Extra ist)


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  •  syafon
9.7.2013  (#14)
Nein übehaupt nicht... aber ich lege Wert auf eine gewisse Qualität in Diskussionen. Ich habe einige deiner Postings gelesen und denke dass du das ähnlich siehst... ;)

Und ich sehe das eher so, dass andere Beteiligte es vielleicht mal ein wenig genauer angehen sollten. ;)

Und dieser "österreichische Pragmatismus" wie du es so nett nennst ist oftmals einfach nur zum kot***... ;)
Und ja, wir sind tatsächlich verstärkt von den anderen Gegenden beeinflusst (auch im Tirol übrigens), müssen uns aber tagtäglich diesem (inner)österreichischen Pragmatismus unterwerfen, weil die Richtlinien eben von da kommen... ;)

Und wenn du in dem Fachbereich arbeitest und dich täglich mit dem herumschlagen musst, dann ist das halt nervig und mit der Zeit staut sich da auch eine gewisse Wut auf (auch nicht abwegig, oder? ^^)... ;)

SG
syafon

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  •  Benji
  •   Gold-Award
9.7.2013  (#15)
ja, und wogegen genau richtet sich jetzt deine Wut?

- dass Leute ihr Haus als Passivhaus bezeichnen, obwohl es keines ist?

- dass das österreichische Fördersystem andere Richtlinien als das PHPP hat? (was ja durchaus sinnvoll ist, alleine die Standortfrage)

- dass das österreichische Fördersystem keine Tantiemen an den guten Dr. Feist überweisen will?

- dass das österreichische Fördersystem sowieso komplett an der Realität vorbeigeht (Stichwort Solarpflicht)?

- oder wogegen sonst?




1
  •  syafon
9.7.2013  (#16)
___ - - Sie sollen ihr Haus bezeichnen wie sie wollen, aber es nicht anderen als Passivhaus verkaufen, wenns keins ist. Das schädigt den Ruf des Begriffs und damit von allen Gebäuden, die tatsächlich Passivhäuser nach Feist sind. (von diesen Gebäuden kommen dann nämlich die Klagen, dass das Konzept nicht funktionieren soll)

- dass in den Medien das Passivhaus ständig schlecht gemacht wird (ungerechtfertigterweise) durch solche "Neudefinitionen" und verwaschenen Beschreibungen, die mit dem gleichen Begriff belegt sind. Für Lobbyisten und vor allem für die Medien ist das ein gefundenes Fressen um dagegen mobil zu machen. Denn Richtigstellungen von solchen Verwendungen werden natürlich in den Medien nicht/kaum gebracht.

Vergleiche:
http://bit.ly/186s4su
http://bit.ly/14GDRIU
http://bit.ly/184Y3Wx
http://bit.ly/15u46Ub

Und Berichtigung der Studie:
http://bit.ly/18KYeJp
http://bit.ly/12W7pm5

Bei dieser Studie sind sogar einige der befragten Bewohner auf die Barrikaden gestiegen, weil sie sich für "zu dumm um ein Haus zu betreiben" verkauft fühlten.
Das ist einfach nicht korrekt, und das prange ich an. Denn die Auswirkungen von solchem Misständen sind einfach enorm!
Die wissenschaftliche Qualität der Studie ist ein Witz, und auf Basis dieser sollen nun in Vorarlberg und anderen Bundesländer die Förderrichtlinien nochmals abgeschwächt werden... Ich verstehe, dass das die meisten nicht im Geringsten kratzt, ich wollte hier versuchen, ein paar Leute für das Thema zu sensibilisieren, weil es mir gegen den Strich geht.

- das österreichische Fördersystem ist generell ein Witz ^^

SG
syafon

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  •  2moose
  •   Gold-Award
9.7.2013  (#17)

zitat..
syafon schrieb: ... ich lege Wert auf eine gewisse Qualität in Diskussionen ...


Ich glaub da bist Du falsch hier ... bzw. liegen die forentypischen "Qualitäten" nicht dort, wo Du sie suchst emoji

Du kannst nix dafür ... aber in den letzten Tagen haben zwei Firmen in unseer Umgebung (Glaser Bau und Waidhofen/Ybbs und Mokesch aus Gmünd) die Patschen gestreckt, die pipifeine Holz- und auch Passivhäuser gebaut haben. Auch unseres. Da frag ich mich schon, warum man sich wegen der zweiten Kommastelle in der EKZ die Finger wund schreibt, wenn offenbar nicht mal die Grundbotschaft angekommen ist. Z.B. bau regional, bau mit NaWaRo's, leben und leben lassen, keep it easy.
Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.

1
  •  syafon
9.7.2013  (#18)
Ja, du hast sicher recht, dass der Aufwand nicht in Relation zum Nutzen stehen wird. Aber wenn sich nur einer nach dieser Diskussion mehr Gedanken darüber macht, passt das schon. :)

Auch stimme ich dir zu, dass die Grundbotschaft nicht angekommen ist (weil sie eben auch durch solche Darstellungen falsch vermittelt wird ^^)

Aber ich werde eben meine Patschen nicht strecken und schreibe mir lieber die Finger wund.

Auch geht es mir nicht darum, um die zweite Kommastelle bei der EKZ zu diskutieren, sondern darum, dass durch solche Aktionen wie von der Rhomberg Bau GmbH das offizielle Nachweiswerkzeug für Passivhäuser aus der WBF rausgedrängt und durch ein Verfahren ersetzt wird, das nicht geeignet ist, hocheffiziente Gebäude zu bilanzieren und nachweislich grundlegende Bilanzfehler enthält. (Damit keine Qualitätssicherung und falsche Vergabe von Fördermitteln = Steuergelder)

SG
syafon

1
  •  ildefonso
  •   Gold-Award
9.7.2013  (#19)

zitat..
Damit keine Qualitätssicherung und falsche Vergabe von Fördermitteln = Steuergelder


Ich will mich gar nicht in die PH-Diskussion einmischen. Kenne ich mich mit solchen PH-Details zuwenig aus, und interessiert mich ehrlichgesagt auch zuwenig (für einen Nicht-Freak wirkt diese Diskussion ... naja, lassen wir das).

Aber mit Geld und WBF kenne ich mich ganz ein bisl aus.

Ganz grob gesagt gibt es für NEH 50T WBF und für PH 70T WBF (NÖ, wird anderorts wohl nicht komplett anders sein).

Wie wir alle wissen, werden einem diese Beträge nicht geschenkt, sondern es handelt sich bloß um einen bisl zinsgünstigeren zurückzahlbaren Kredit.

Je nach persönlicher Situation und vieler Einzelfaktoren wirkt sich diese Förderung effektiv GANZ GROB mit etwa 10.000 Euro (tendenziell etwas mehr) aus die einem wirklich geschenkt werden, aber gestreckt auf einem Zeitraum von fast 30 Jahren.
Bei 50 zu 70 ist's bei einem PH (sei es jetzt ein "echtes" oder ein "unechtes") auch nicht viel mehr.

Klar. 10T oder 20T sind schon ein Geld. Aber wenn man sich ansieht was ein Eigenheim heute gesamt kostet, dann sind das bloß ein paar wenige Prozentchen der Gesamtkosten.

Hier groß von "Fördermittel und Steuergeld" zu sprechen halte ich für stark übertrieben.
Die Summen sind so vergleichsweise gering (somit übrigens auch fast ohne Steuerungskraft) dass jegliche Empörung künstlich wirkt.

Würden die Leute nicht oft aus Gewohnheit oder wegen Werbemaschen (Stichwort ELK) die WBF "mitnehmen", würden sich viele gar nicht den Aufwand antun. Soweit ich es aus dem Bekanntenkreis weiß, tun sich ohnehin immer weniger Häuslbauer die Konsumation der WBF an, weil sie merken dass es eher kein Zuschuß (zum gewollten Haus), sondern mehr eine Entschädigung (für oft ungewollte Hauskomponenten) ist.

Ich wäre ohnehin dafür die WBF nur mehr im sozialen Wohnungsbau zu verwenden. Ob man mit der ersparten Summe die Lohnnebenkosten um eine kleine Spur senkt oder sie zum stopfen anderer Löcher verwendet ist da auch schon egal.

1
  •  syafon
9.7.2013  (#20)
Ja, kann ich verstehen, dass man als "Nicht-Freak" das übertrieben findet, aber 20 Jahre lang arbeiten und für eine nachhaltige Entwicklung sorgen zu wollen und dann auf so eine Art und Weise abgeschossen zu werden finden jene, die sich diese Arbeit angetan haben eben manchmal nicht übertrieben.

Versetz dich selber in die Situation, wenn du so lange für etwas arbeitest und dann nur schief angelacht wirst auf die Art: "Wir können das eh alles schon und definieren uns das selber", verwenden dann aber die Grundlage deiner Arbeit um diese "Lightversion" zu verbeiten. Kann mir nicht vorstellen, dass dich das dann auch noch kalt lassen würde.

Deine Zahlen sind sehr interessant, ich habe mir die genauen Beträge nie ausgerechnet. Deine Zahlen gelten aber für Eigenheime oder? Hast du auch ungefähre Zahlen für Großprojekte (Mehrwohnanlagen mit ca. 1500 m² Wohnnutzfläche)?

Und ja, beim Thema Fördergelder = Steuergelder geht es mehr ums Prinzip, da es schlussendlich die Masse über einen langen Zeitraum ausmacht. Auch dass es nur ein kleiner Teil der Gesamtkosten ist aus der Sicht eigentlich weniger relevant, denn wie du sagst, ob 10k oder 20k ist schon ein Batzen, der dann ungrechtfertigt vergeben würde. Ich kann morgen mal eine ungefähre Abschätzung machen, wieviele Projekte "kritisch" sind (für VLBG), dann mach ich mal ne ungefähre Hochrechnung (mit deiner Angabe der geschenkten 10k).

Auch stimme ich dir voll zu, dass durch den Förderdschungel immer weniger Häuslbauer sich dazu motivieren können, diesen Aufwand auf sich zu nehmen. Da kenne ich aus meinem Bekanntenkreis auch genug Beispiele. Die stelle ich auch gar nicht in die Kritik, sondern die politische Führung und deren Lobbyisten, die die Förderrichtlinien ausarbeiten und umsetzen. ^^
Schwierig sind aber die angesprochenen Großprojekte, die diese Förderung dann halt so "mitnehmen" im Planungsprozess. Die sind auch viel tiefer in der Materie und kennen sich mit dem Förderprozess besser aus.

SG
syafon

1
  •  bautech
9.7.2013  (#21)
Die Kürzung der Förderung war meinerseits eine Frage an Dich - und keine Vorraussetzung geschweige denn eine Forderung...
Über sinnerfassendes Lesen entscheidet PISA, nicht ich. Tut aber hier eh nichts zur Sache, denn anscheinend möchtest Du nur mit Personen einen Gedankenaustausch, die deine Gesinnung auch vollinhaltlich vertreten können, zu denen ich mich (leider oder Gott sei Dank) selbst nicht zähle.

Eigentlich wurden die meisten deiner Einwände bereits von meinen Vorpostern behandelt - aber unter Rücksichtnahme auf deine persönliche Ansprache in meine Richtung erlaube ich es mir trotzdem, Dir zu antworten...

Deine Erklärung, Feist würde ein Heizsystem (zB Gasheizung) akzeptieren, kann ich so nicht stehen lassen - siehe hier:

zitat..
Ein Wohngebäude ist ein Passivhaus, wenn es folgende drei Anforderungen erfüllt:

1. Ein behagliches Innenklima ist ohne separates Heizsystem und ohne Klimaanlage erreichbar: Dazu darf der Jahresheizwärmebedarf nach Passivhaus Projektierungs-Paket (PHPP) max. 15 kWh/(m²a) sein.


Quelle: http://www.passiv.de/de/02_informationen/02_qualitaetsanforderungen/02_qualitaetsanforderungen.htm

Was nun ohne separates Heizsystem als Qualitätsanforderung bedeutet, bleibt auch deiner Selbst überlassen, dies zu definieren...

zitat..
syafon schrieb: nicht einmal eine "gute Wärmedämmung" ist explizit vorgeschrieben.


Auch das sieht das PHI anders...

zitat..
Wärmedämmumg
Alle opaken Bauteile der Außenhülle des Hauses sind so gut gedämmt, dass sie einen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von max. 0,15 W/(m²K) haben, d.h. pro Grad Temperaturunterschied und Quadratmeter Außenfläche gehen höchstens 0,15 Watt verloren.


Anscheinend kann ich nicht lesen...

Bei der Förderungsaussage hast Du mich wirklich erwischt, die von mir genannten Vorraussetzungen (also Berechnung nach PassivHausProjektierungsPaket) gelten leider nur in Niederösterreich -> sollte aber in ganz Ö so sein, einzig hier dürften wir einer Meinung sein.

zitat..
Wenn ich eine PHPP Berechnung mache und auf 15 kWh/m²a komme, dann entspricht das mit der anderen Bezugsfläche im OIB-Verfahren (Bruttogrundfläche = BGF) ungefähr 10 kWh/m²a, wobei das auch stark von der Geometrie abhängt. Dadurch habe ich noch keinen zusätzlichen Komfort, sondern nur den Absolutwert durch eine andere Fläche dividiert.


Anscheinend willst Du mich nicht verstehen... der Komfortgewinn resultiert mMn aus der Kombination minimaler Energieaufwand (nachgewiesen durch ein vernachlässigbares Instrument wie dem Energieausweis...) mit maximalem Wohnkomfort (was die von mir angesprochenen Personen durchaus mit einem Heizsystem a la Wärmepumpe, Gastherme, wassergeführtem Kamin etc - und damit auch eine FBH FBH [Fußbodenheizung]) kombiniert... nun nehmen wir mal den Idealfall her:

Ich plane ein Haus, welches auf Energieersparnis und Heizkostenminimierung hin getrimmt ist... verzichte jedoch meinerseits (die Gründe dafür liegen bei mir) auf eine Zertifizierung lt PHPP.
Die lt OIB ausgeworfene EKZ liegt bei 7, also eindeutig unter den immer angeprangerten 10 (welche ungefähr einer PHPP-Anforderung entsprechen könnten...), die benötigte "Heizung" erfolgt aus Kostengründen und Vorraussetzungen (Gasanschluss am Grund) mittels Gastherme. Nun würd ich gern deine Definition für diese Bauwerk kennenlernen - PH oder ÖPH (c)2moose oder überhaupt nur NEH, da kein PHPP vorhanden?

Schön langsam sollten Dir meine Beweggründe auch nicht mehr verborgen sein, oder?

Im letzten Absatz deines ersten Antwortposts sagst

zitat..
Mir geht es nicht darum, ob jemand ein paar Euro mehr oder weniger bekommt

- aber eigentlich s

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