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NUR mit Strom heizen?

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  •  uwe-haus
17.11. - 18.11.2019
31 Antworten | 15 Autoren 31
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Hallo zusammen,

wir wollen bald ein Passivhaus bauen.
Bisher war - bezüglich Heizung - geplant:
Flächenheizung (vorzugsweise Deckenheizung) mit Sole-Wasser-WP (Grabenkollektor).

Jetzt hatte ich folgende Überlegung:
Ein Passivhaus benötigt max. 15kWh/m2/Jahr an Heizwärme.
Bei rund 200 m2 Wohnfläche macht das einen Heizwärmebedarf von rund 3.000 kWh/Jahr.
Lt. Gradtagszahlen benötigt man davon max. 20% im Januar = 600 kWh.
Die geplante 20 kW PV-Anlage bringt im Januar noch um die 500 kW ... deckt also einen Großteil ab.
600 kWh im Januar = rund 20 kWh pro Tag = theoretisch 20 Glühbirmen a 100 Watt 10 Stunden lang "leuchten/heizen" lassen.

# Betrachtung OHNE PV:
Wenn ich 3.000 kW aus dem Netz - zu 0,30 € - beziehe, kostet mich das Heizen = 900 €/Jahr.

Das Installieren der "Stromheizung" (in Wand oder Decke eingeputzte Heizmatten o. ä.) kostet ??? ... 5.000 €? ... kann da jemand was zu sagen?

Die Heizung aus Grabenkollektor + Sole-Wasser-WP + wasserführende Wand-/Deckenheizung kostet??? ... 30.000 €? ... passt das?

Bei einer JAZ JAZ [Jahresarbeitszahl] von 4 braucht die WP WP [Wärmepumpe] für die 3.000 kW Wärme noch 750 kW an Strom zu 0,30 € = 225 €.

Gegenüberstellung:
Stromheizung hat jährliche Mehr-Stromkosten vom 675 €
Stromheizung ist in der Anschaffung 25.000 € günstiger.
=> 25.000 : 675 = 37 Jahre lang ist Stromheizung billiger ... und das bei Netzbezug.

# Betrachtung MIT PV:
Stromheizung: 3.000 kW zu 0,10 € = Heizen mit 300 € Strom/Jahr
WP-Heizung: 750 kW zu 0,10 € = 75 €/Jahr

Gegenüberstellung:
300-75 = 225 € Mehr-Stromkosten für Stromheizung.
25.000 : 225 = 111 Jahre ...

###

Eigentlich spricht das doch ganz klar FÜR Heizen mit Strom - vor allem mit SELBST produziertem ... oder übersehe ich da was?

Die Frage wäre dann noch:
WIE mit Strom Heizen:
- mit 20 Glühbirnen zu 100 Watt emoji
- großflächig ... zb mit zu verputzenden Heizmatten in Wand oder Decke und geringer Oberflächentemperatur
- kleinflächig mit zb wenigen heißen Platten mit hoher Oberflächentemperatur.

... rein energetisch dürfte es doch egal sein, ob ich das groß- oder kleinflächig mache (im Gegensatz zur wasserführenden Flächenheizung, wo großflächig mit geringer Vorlauftemperatur besser ist).

Wie seht ihr das?

Gruß
Uwe

  •  JanRi
  •   Gold-Award
18.11.2019  (#21)
Hallo,

zitat..
uwe-haus schrieb: Aber es gibt doch - zb von Schwörerhaus - Passivhäuser, die NUR über Heizelemente in der Zuluft geheizt werden ... ist ja auch Strom.


Hast du mal die Nutzerbewertungen zu dem System gelesen? Die sind VERNICHTEND.

zitat..
uwe-haus schrieb: Lt. PVGIS bringt eine 20 kW PV-Anlage im Januar noch um die 500 kW


Sie bringt 500 KWh - 500 KW wäre eine Leistung, keine Energie.

Der Knackpunkt ist: Sie bringt - mit etwas Glück - im GESAMTEN Januar 500 KWh. Das bedeutet nicht, dass sie jeden Tag 16,6 KWh bringt.

Unsere 10 KWp KWp [kWpeak, Spitzenleistung]-Anlage soll im Januar lt. PVGIS 135 KWh bringen (da ist viel Bergschatten dabei, darum weniger als die Hälfte deiner Zahl). Real waren es im Januar 2019 155 KWh, also theoretisch 5 KWh pro Tag. Es gab dabei 6 Tage mit mehr als 10 KWh Produktion, davon 2 Tage über 20 KWh und 22 Tage UNTER 4 KWh, davon wiederum die Hälfte unter 1 KWh.

Ähnlich wird deine Verteilung auch sein. An den sonnigen Januartagen hast du also PV-Strom, den du aber gar nicht brauchst, weil dein Passivhaus über die solaren Gewinne auch so genug Wärme bekommt. An den übrigen Tagen brauchst du die Wärme, die PV liefert aber nichts, weil nichts da ist.

Sinnvoll bei dir wäre entweder eine wasserführende Flächenheizung oder halt eine Splitklima, wie sie dir schon von vielen geraten wird.

Über Zuluft heizen kann nicht wirklich funktionieren! Dazu ist die Wärmekapazität von Luft zu gering. Das ginge nur über große Volumenströme oder über hohe Temperaturen. Beides ist unangenehm.

Viele Grüße,

Jan

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  •  Puitl
18.11.2019  (#22)

zitat..
dyarne schrieb:
Dieernichtende studie zur behaglichkeit von infrarotheizungen aus der steiermark kennst du?

 Die würd ich auch gern sehen, bin selber auf die Macken dieser Heizungsart "reingefallen"...zum Glück zur als Zusatzheizung im Altbau.

2
  •  uwe-haus
18.11.2019  (#23)

zitat..
berhan schrieb:

Der Sole-EWT entfeuchtet nicht wirklich.

 Aber doch schon "relativ viel" ... weil die feuchtwarme Luft an dem kalten WT kondensiert.

zitat..
JanRi schrieb: Hallo,
__________________
Im Beitrag zitiert von uwe-haus: Aber es gibt doch - zb von Schwörerhaus - Passivhäuser, die NUR über Heizelemente in der Zuluft geheizt werden ... ist ja auch Strom.

Hast du mal die Nutzerbewertungen zu dem System gelesen? Die sind VERNICHTEND. 

Ich weiß, deshalb will ich ja auch nicht über die Zuluft Heizem (Problem: trockene Luft im Winter), sondern Heizen unabhängig von der KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] ... soweit besteht Einigkeit.


zitat..
JanRi schrieb:
Der Knackpunkt ist: Sie bringt - mit etwas Glück - im GESAMTEN Januar 500 KWh. Das bedeutet nicht, dass sie jeden Tag 16,6 KWh bringt.

Hmmm ... gutes Argument, danke!

Ich habe die Studie zur Infrarotheizung aus der Steiermark mittlerweile gefunden ... zumindest Kommentare dazu. Es gab aber auch Kritikpunkte an der Studie, weshalb sie - mit Nachbesserungen am Heizsystem - wiederholt werden soll. Eine FBH FBH [Fußbodenheizung] bzw. ein Ofen ist ja auch eine Art "Infrarotheizung" (im Gegensatz zur Konvektionsheizung). Es kommt also immer darauf an, dass das System richtig ausgelegt/installiert wird.

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  •  dyarne
  •   Gold-Award
18.11.2019  (#24)
hier der link zur studie...

zitat..
auszug...
   •  Investitionskosten - überraschenderweise kein wesentlicher Vorteil für IR, wo doch genau damit argumentiert wird.
   •  Energie- bzw. Betriebskosten - überraschenderweise kein wesentlicher Nachteil für IR, da beim Fernwärmesystem die Verteilverluste sehr hoch sind und zusätzliche Wartungskosten anfallen
   •  Ökologie - hier schneidet Direktstrom natürlich viel schlechter ab; die PV auf dem Dach hilft da wenig überraschend auch nicht.
   •  Zufriedenheit - die Behaglichkeit wird von den Nutzern sehr niedrig wahrgenommen; hauptsächlich aufgrund der großen Strahlungsasymmetrien durch die relativ kleinen Heizflächen mit sehr hohen Temperaturen.


http://www.aee-data.at/downloads/inframess.pdf

zitat..
uwe-haus schrieb: Aber doch schon "relativ viel" ... weil die feuchtwarme Luft an dem kalten WT kondensiert.

frühsommer eher ja, spätsommer eher nein.
ist ein sehr komplexes thema. wir setzen gerade ein foschungsprojekt zum thema auf...

zitat..
uwe-haus schrieb: Eine FBH FBH [Fußbodenheizung] bzw. ein Ofen ist ja auch eine Art "Infrarotheizung" (im Gegensatz zur Konvektionsheizung). Es kommt also immer darauf an, dass das System richtig ausgelegt/installiert wird.

ja, infrarotheizung ist wie wassergeführte flächenheizung eine strahlungsheizung.

oben im wort 'flächenheizung' steht schon das problem der infrarotheizung:

die leistung ist proportional zur abgabefläche, daher sind im neubau mit vollflächigen auslegungen geringste heizflächenübertemperaturen von typisch ~2° ausreichend bei entsprechend großer behaglichkeit und perfektem selbstregeleffekt.

bei infrarotheizungen wird aus kostengründen 'fläche' durch 'temperatur' ersetzt mit enstprechender annäherung an den hühnergrill.

wird mit viel fläche komfortabel ausgelegt ist eine infarrotheizung teurer als jede wassergeführte heizung...

es ist einfach physik...

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  •  uwe-haus
18.11.2019  (#25)
Danke dyarne für den Link ... ja, sowas dachte ich mir schon:

- Behaglichkeit: Die untersuchten Gebäude haben einen rund doppelt so hohen Wärmebedarf, wie ein Passivhaus. Grob gesagt: Kalte Wände, heiße Hotspots durch die IR-Panelen ... das ist nicht gut!
Bei einem Passivhaus sind auch die Wände/Fenster "warm". In sofern dürfte es keine/kaum Probleme wegen "kalten Ecken" geben.
Wenn, dann würde ich eh nicht solche Panelen wählen, sondern solche Heizmatten, wie man sie auch zb in Bädern nutzt: https://www.aeg-haustechnik.de/de/home/produkte-loesungen/fussbodenheizung/fussbodentemperierung/bad.html und diese im Bereich der Aussenwände (an Wand oder Decke) verlegen.
Diese bieten den gleichen Komfort/Behaglichkeitsempfinden, wie wassergeführte Flächenheizungen.

In dem Bericht steht unter 4.2 Betriebskosten aber auch:
"Bei  Objekten  mit  noch  geringerem  Heizwärmebedarf spielen  die  Fixkosten  eine  signifikante  Rolle,  deshalb  wird  die  elektrische  Beheizung  relativ  gesehen günstiger."

Und genau das ist ja mein Punkt:
Mal angenommen, die Verlegung von Strom-Heizmatten würde genauso viel kosten, wie die Verlegung von wassergeführten Kapillarrohrmatten (wie zb diesen: https://www.beka-klima.de/ ) , dann würde ich mir beim Stromsysten die Kosten für Grabenkollektor und WP WP [Wärmepumpe] sparen, und könnte mir dem gesparten Geld lang, lang heizen (siehe Berechnung Eingangspost).

Die Frage ist letztendlich: Wie hoch sind die Kosten für RGK RGK [Ringgrabenkollektor] + WP, die ich mir ersparen würde?

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  •  helyx
  •   Silber-Award
18.11.2019  (#26)
Dann musst du auch noch dazurechnen wie viel ist mir eine passive Kühlung wert die im Sommer mit <100W das ganze Haus temperiert.
Und mach deine Rechnung mal mit steigenden Strompreisen etc....
Stromdirektheizung bleibt für mich auch moralisch ein rotes Tuch (noch vor der Ölheizung)....

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  •  heislplaner
  •   Gold-Award
18.11.2019  (#27)
Warmwasser geht bei der Wärmepumpe automatisch mit.
Wie machst die bei deinem system? Diese Kosten nicht vernachlässigen.
Da wird die Schere immer kleiner.
Gewisse Komfortvorteile noch gar nicht eingerechnet

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  •  chrismo
  •   Gold-Award
18.11.2019  (#28)

zitat..
uwe-haus schrieb: Die Frage ist letztendlich: Wie hoch sind die Kosten für RGK RGK [Ringgrabenkollektor] + WP, die ich mir ersparen würde?

 

zitat..
chrismo schrieb: Ob die 30k realistisch sind? Wir hatten ein Angebot RGK RGK [Ringgrabenkollektor]+WP+FBH für 207m2+300l WW WW [Warmwasser]-Speicher inkl. Montage für 22k netto. Und das für ein Haus mit über 7kW Heizleistung.

Nimm die 22k als Investitionskosten an (da sind sogar 1.400Eur zuviel, da WW WW [Warmwasser]-Speicher dabei). Dann noch die Kosten für die WW WW [Warmwasser]-Bereitung. Dann noch ein realistisches (!) Modell für die Eigennutzung der PV-Erträge zum Heizen. Dann noch die Option per Erdwärme sehr effizient (100W war hier die Rede) zu kühlen, was bei guter Planung eine Klimaanlage komplett ersetzt. Und dann schau wie lange die reine Stromheizung günstiger ist.

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  •  uwe-haus
18.11.2019  (#29)
Die (vermeintlichen) Vorteile der Stromheizung werden immer kleine emoji
Danke für eure Gedanken!

Kennt denn einer von euch solche wasserführenden Kapillarrohrmatten für an die Decke? ... oder andere oberflächennahe Deckenheizungssysteme (keine Betonkernaktivierung). Wie ist da die Gefahr der Leckage/Wasserschadens?

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  •  Vardi17
  •   Gold-Award
18.11.2019  (#30)

zitat..
uwe-haus schrieb: Bei einem Passivhaus sind auch die Wände/Fenster "warm". In sofern dürfte es keine/kaum Probleme wegen "kalten Ecken" geben.

Wir haben kein Passivhaus, sondern lediglich ein solide gebautes Niedrigenergie-Haus mit

zitat..
uwe-haus schrieb: einen rund doppelt so hohen Wärmebedarf

und dennoch sind alle Oberflächen schön gleichmäßig warm. So anders funktioniert unser Haus ja auch nicht als ein Passivhaus (Luftdichtigkeit ...)


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  •  denis
  •   Silber-Award
18.11.2019  (#31)
Warum eigentlich so kompliziert? Im Endeffekt bleibt doch wirklich die Sole WP WP [Wärmepumpe] oder Luft WP WP [Wärmepumpe] an einer stinknormalen FBH FBH [Fußbodenheizung] die simpelste Lösung.
Die Mehrkosten sind sicher da, aber ich frage mich dann muss es wirklich ein Passivhaus sein? Ein Niedrigenergiehaus ist doch heute, wenn sauber umgesetzt, auch schon extrem effizient und ist in der Luftdicht auch nicht weit entfernt (wir haben ohne Passivhaus eine Luftdichtheit von 0,3 1/h). Vielleicht dort einfach sparen (am letzten Zehntel Dämmung) und dann ist die Sole WP WP [Wärmepumpe] locker drin. Oder wenn die Kosten egal sind kann es doch gleich die SWWP sein.
In Deutschland gibt es doch eh noch mind. 4500€ Förderung für die SWWP.

Ich bin für Keep it Simple. emoji

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