« Finanzierung  |

Frage zur Bewertung und Beleihungswert nach Hauskauf

Teilen: facebook    whatsapp    email
  •  lsplsas
26.8.2025
2 Antworten | 2 Autoren 2
1
3
Hallo zusammen,

vor einigen Monaten haben wir ein EFH gekauft und den gesamten Finanzierungsprozess mit meiner Bank abgeschlossen. Nach der finalen Zusage habe ich das Gutachten angefordert.

Dabei ist mir etwas aufgefallen, das ich gerne mit euch teilen und diskutieren würde:

Im Gutachten wurde zunächst ein vorläufiger Marktwert der Immobilie ermittelt, der deutlich über dem Kaufpreis lag. Zur Veranschaulichung ein Beispiel mit fiktiven Zahlen:

Kaufpreis: 400.000 EUR
Vorläufiger Marktwert laut Gutachter: 485.000 EUR
Abschlag von 20 % → Marktwert: 388.000 EUR
Abschlag von weiteren 10 % → Beleihungswert: 349.200 EUR

Der Abschlag ist so begründet:

Marktanpassung marktindiziert:
Es wurde eine sorgfältige Beobachtung des relevanten Immobilienmarktes und der
Verhältnisse im redlichen Geschäftsverkehr für vergleichbare Liegenschaften mit
vergleichbarer Bebauung, vergleichbarer Objektgröße und Nutzung durchgeführt. Die
Marktpreisstrukturen weisen demnach ein 20% niedrigeres Marktpreisniveau auf.
Abschläge aufgrund des bei der Besichtigung bestätigten durchschnittlichen
Gesamteindrucks begründbar.

Meine Frage ist:

Ist es üblich, dass der Gutachter zunächst einen so hohen Marktwert ansetzt und diesen dann durch pauschale Abschläge reduziert, sodass der Beleihungswert am Ende unter dem tatsächlichen Kaufpreis liegt? Ist es wirklich so begründet?

Ich verstehe, dass Banken konservativ bewerten, aber mich interessiert, ob diese Vorgehensweise (erst hoher Marktwert, dann starke Abschläge) und bei euch auch so war oder ob das eher eine Ausnahme ist.

LG

  •  Namor1
26.8.2025  (#1)
 Ich bin jetzt nicht vom Fach aber ...

...ich würde es so vermuten. Die 10% Abschlag sind ein Sicherheitspuffer. Zb wenn ihr die Immo schnell "abwohnt" und die Kreditrate nicht zahlt, oder der Gutachterpreis bei Versteigerung nicht geboten wird, oder etc.

Die 20% sind eine Markteinschätzung, nachdem mit einem geeigneten Verfahren (hier wohl Sachwertsverfahren) ein erster Wert ermittelt wurde. Es gibt drei gängige Verfahren, das genannte, das Ertragswertverfahren und das Vergleichswertverfahren. Da kommen dann oft unterschiedliche Werte heraus und da gibt es wieder Formeln die einen Wert errechnen. Das ist ein rein technischer Wert.

Wenn Sie eine nicht thermisch sanierbare Immo in einem Ballungsgebiet in Deutschland haben, können Sie diese aktuell ganz gut vermieten. Vergleichen können diese mit anderen Immos mit ähnlichen Eigenschaften. Die Grundstückskosten und den Bausubstanzwerz können Sie auch ermitteln. Aber keiner der Werte passt, da die Eigenschaft "nicht thermisch sanierbar" ein unkalkulierbares Risiko für die Zukunft darstellt.

Auch Rechte, Miete, Wohnrecht, fehlendes Wegerecht, fehlende Baubewilligung für Teile, etc werden über den abschließenden Abschlag eingepresst. Oder die unklare Marktlage nach den Zinserhöhungen 2022, die den Markt stillgelegt hat, was zu Risikoaufschlägen führt.


1
  •  LiConsult
  •   Gold-Award
26.8.2025  (#2)

zitat..
lsplsas schrieb: Ist es üblich, dass der Gutachter zunächst einen so hohen Marktwert ansetzt und diesen dann durch pauschale Abschläge reduziert, sodass der Beleihungswert am Ende unter dem tatsächlichen Kaufpreis liegt? Ist es wirklich so begründet?

das hängt im Wesentlichen vom Bodenwert ab. Die Wertermittlung bei eigengenutzten Bestands-Wohnimmobilien erfolgt mittels Vergleichswertverfahren (allenfalls ein zusätzlicher Teil durch das Sachwertverfahren berücksichtigt wird). 

Dass eine fertige Immobilie einen derartige Bewertungsdifferenz zwischen Kaufpreis und "Gutachterwert" von +20% aufweist, ist schon mal ungewöhnlich - und mir im laufenden Immo- und Finanzierungsgeschäft eigentlich noch nie "passiert". 

Eine Beleihungswertreserve lässt sich auch dadurch nicht generieren, da viele Banken den Kaufpreis als Basis für den Abzug des Belehnwertabschlages (= Wertreduktion durch Einrechnung eines "Sicherheitspolsters") heranziehen. Das wird auch der Grund sein, warum der Beleihungswert unter dem Kaufpreis liegt. 

Auffällig ist wie erwähnt der deutlich positive Aufschlag des Gutachters auf den Kaufpreis. 


2
  • ▾ Anzeige
    Energiesparhaus.at ist Teilnehmer des durchblicker-Partnerprogramms.
Hallo LiConsult, kostenlos und unverbildlich kann man Kredite auf durchblicker.at vergleichen, das hilft auch das Angebot der Hausbank besser einschätzen zu können.


Beitrag schreiben oder Werbung ausblenden?
Einloggen

 Kostenlos registrieren [Mehr Infos]

Nächstes Thema: Wie gut bin ich aufgestellt, wann Kreditangebot unterschreiben?