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Dämmung Zellulose oberste Geschoßdecke und viele Fragen

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  •  Delaluna
14.12.2017 - 9.1.2018
8 Antworten | 4 Autoren 8
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Hallo,

wir haben ein Haus aus dem Jahr 1960.
Unser Dachboden ist gut belüftet, altes Dach, keine Dämmung drauf.
Wir möchten nun die oberste Geschoßdecke dämmen da es im Winter kalt und im Sommer sehr heiss ist.

Der Aufbau der Decke ist folgender:
von oben nach unten:

- dünne Estrichschicht von ca. 2 cm
- dann Holzbretter
- ca. 15 cm Luftraum/Hohlraum
- wieder Bretter
- und dann vermutlich eine Schilfdecke
- dann wissen wir es nicht mehr

von unten sehen wir eine verputzte Decke.

So nun zu meinen Fragen:
- das erste Problem ist dass die Zimmerdecke durchhängt und wir gerne mit Zellulose dämmen möchten... ( vom Rand bis in die Mitte des Raumes haben wir 2 Zentimeter Höhenunterschied )
sollte diese Decke angehoben werden?? ( habe Angst dass uns die Decke runterkommt wenn die Zellulose in den Hohlraum eingeblasen wird.)

- ist eine Dampfbremse / Dampfsperre im Hohlraum oder wo auch immer notwendig wenn ja wo
wenn nein warum nicht.

Das Thema Dampfbremse/Dampfsperre versteh ich einfach nicht, hab schon gefühlte 100 Themen darüber gelesen... ich verstehe es einfach nicht. emoji

Vielen Dank für eure Hilfe

Delaluna

  •  leitwolf
  •   Gold-Award
14.12.2017  (#1)
Die Zellulose hat so ein geringes Flächengewicht bei 15cm Dämmstärke, dass das auch eine alte Holztramdecke, die meist einige cm durchhängt, aushalten sollte, sofern die Holzbalken noch gesund sind.
Die Dampfbremsfunktion übernimmt die Putzschicht, die vermutlich auf die Schilfmatten als Putzträger aufgebracht ist. Es sollte nur darauf geachtet werden, dass diese keine Löcher oder gröbere Risse aufweist.
Wir haben selbst bei unserem Haus BJ 1956 mit der thermischen Sanierung so begonnen und haben uns vorher ausreichend informiert.

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  •  Kleinermuk
  •   Silber-Award
15.12.2017  (#2)
Hallo,

zitat..
Delaluna schrieb: Das Thema Dampfbremse/Dampfsperre versteh ich einfach nicht, hab schon gefühlte 100 Themen darüber gelesen... ich verstehe es einfach nicht.


Das geht mehren Leuten so, aber so schwierig ist das Thema auch nicht, dass es der Laie (und ich bin auch Laie, also bitte habt Nachsicht) nicht in den Grundzügen versteht. Und das reicht für den Häuslbauerbereich völlig aus.

Ich Prinzip geht es um die "Wassertropfenläufer" (Wassermoleküle), die sich in der Luft zu Hauf befinden. Diese haben immer eine gewisse Ladung Wasser (meistens in Form von Wasserdampf) bei sich. In den meisten Fällen stehen die nicht ruhig (nur wenn die Lufttemperatur Innen und Aussen gleich ist), sondern laufen in eine bestimmte Richtung. In welche Richtung (Dampfdruckgefälle) diese laufen, hängt von den Temperaturverhältnissen Innen un Aussen ab. Wenn die Temperatur Innen höher ist als Aussen, dann wollen diese Kerle alle nach aussen laufen. Das sollte man so gut es geht baulich verhindern. Den Begriff dafür nennt man Luftdichte-Ebene. Es finden aber immer wieder Wassertropfenlaüfer den Weg in die Bauteile Wand und Decke. Was macht man dann mit diesen? Eigentlich kann man dann nichts mehr machen, ausser diesen Kerlen
den Weg (Wasserdampfdiffusionswiderstand) nicht zu erschweren, damit diese den betreffenden Bauteil so schnell als möglich durchqueren können. Dies erreicht man durch die richtige Wahl von (dampfdiffusionsoffen) Baumaterialen . Man muss auch festhalten, dass diese Wassertropfenläufer beim Verlassen der Innenraumes schon einen gewissen "Druck" (rel. Luftfeuchte) auf der Blase verspüren. Dieser Druck erhöht sich, je weiter sich der Läufer nach Aussen bewegt (Temperaturgefälle, bzw. Temperatur und rel. Luftfeuchte). Ab einen gewissen Druck (Taupunkt) auf der Blase - jeder Mann/Frau kennt dies - kann das Wasser nicht mehr gehalten werden und man lässt es laufen. Bei Mann/Frau ist es halt ungut, wenn die Hose noch oben istemoji. Der Wasertropfenlaufer lässt dann seine Ladung in die Dämmung laufen, die dann feucht wird, wenn dieser auf Grund von Behinderungen auf seinem Weg nach Aussen nicht rechtzeitig das Freie erreicht hat, bzw. auf Grund einer löchrigen "luftdichten Ebene" es zu einer Wassertropfenläuferinvasion kommt.
Und was nasse Kleidung, bzw. Dämmung nach sich ziehen, weiß eh jeder - sie verlieren massiv an Wärmedämmungwirkung und begünstigen Schimmelbildung. Ich hab das einmal in Bildern versucht grafisch an Hand von zwei Wassergefäßen, die am Boden mit einer Leitung verbunden sind und daher sich der Wasserstand immer ausgleicht, dar zu stellen. Als luftdichte Ebene fungieren in der Regel bei einer Ziegelmauer der Innenputz und bei Leichtbauten (Holzriegel, Dämmfilz, Gipskarton, u.s.w.) eine Dampfbremsfolie.
Es gibt dann auch noch Dampfbremsen mit variablem Diffusionswiderstand, vergleichbar mit verspiegelten Sonnenbrillen. Von Aussen nach Innen niedriger Diffusionswiderstand und von Innen nach Aussen hoher Diffusionswiderstand.
Dampfsperren (sd-Wert >1500m) gibt es kaum. Ich kenne nur zwei Materialen,die diesen Wert erzielen. Es sind dies Glas und Metall.


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Frage:
ist eine Dampfbremse / Dampfsperre im Hohlraum oder wo auch immer notwendig wenn ja wo wenn nein warum nicht?

Antwort:
Wenn der Deckenputz keine Risse oder Löcher hat, dann ist aus meiner Sicht keine zusätzliche Dampfsperre notwendig. Heikel sind immer die Verbindungen Decke-Wand und
Deckenauslässe für Stromleitungen. Es muss sichergestellt sein, dass keine warme Innenraumluft in die Decke einströmen kann. Wenn eine Dampfbremse eingezogen werden müsste, dann muss diese hinter dem Schilf angebracht werden. D.h. Deckenputz runter.

Deine Materialien sind ja fast alle dampfdiffussionoffen.
sd-Wert Putz --> ca. 0.3m
Holzbrett Fichte 2cm trocken --> ca. 1m
Schilf - weiß ich nicht, aber eher niedrig
Zellulose 15cm --> ca. 0.3m
Zementestrich 2cm ---> ca. 2m

Solltest du dich entscheiden, auch über dem Estrich noch eine zusätzliche Dämmung in Plattenform auf zu bringen, dann nimm ja kein ESP (sd-Wert 30 bei 15cm). Das wäre der Tod der Deckenkonstruktion, wenn die luftdichte Ebene nicht zu 100% in Ordnung ist. Da kommen dann nur mehr Materialen wie Hanf und Mineralwolle -beide haben einen sd-Wert bei 15 cm wie Zellulose - zur Anwendung.

Gruß

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  •  AnTeMa
16.12.2017  (#3)
kleinermuk@
Schön erklärt-kannst du mir den link zu deinen Grafiken mailen?

Ob deine bestehende Konstruktion langfristig funktioniert hängt vom Feuchteanfall in eurer Wohnung und den Temperaturen im Dachraum ab.
Wie ich ohnehin vermutet hätte fällt Kondensat unter dem Estrich aus.
Ob dies kritisch ist hängt von mehreren Faktoren ab-
bei Undichtigkeiten ist die Gefahr deutlich größer.

2017/20171216264159.jpg

Ich habe deine Decke mit einigermaßen optimistischen Annahmen dargestellt, wobei bei 60 er Jahre Bauten eher ungünstigere Verhältnisse angenommen werden können.

2017/20171216992857.jpg
Ich würde dazu raten:

- auf jeden Fall die Estrichschicht entfernen und
- mindesten 1-2 Bretter
- den Zustand der Dielen und der Deckenbalken überprüfen
- Breite der Deckenbalken und den lichten Abstand feststellen.
- Material und ggf Dicke der Putzträgerschicht feststellen
- den genauen Deckendurchhang feststellen
(dünne Schnur an beiden Wänden an mehrern Stellen 10 cm unter
die Decke halten oder annageln, dann den tiefsten Punkt der Decke
messen)
- evt Deckenbalken durch Anlaschen von schmalen Holzträgern
verstärken, vorher die vorhandenen Deckenbalken langsam
hochdrücken (Pfosten mit untergestelltem hydraulischem
Wagenheber oder Betonstütze).

Sinnvollerweise sollte die Tragfähigkeit der Konstruktion geprüft und entsprechend angepaßt werden.

Wird der Dachraum genutzt oder besteht die Möglichkeit, den auszubauen?
Auch davon hängt das Maß der Dämmung ab-
zu wenig lohnt aber den Aufwand nicht.

Fragen, auch zum möglichen Tauwasserausfall kann ich gerne telefonisch (ehrenamtlich) beantworten,
nur Berechnungen etc sollten (nach Selbsteinschätzung) vergütet werden emoji emoji emoji
Wo befindet sich euer Gebäude?

Andreas Teich




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  •  Delaluna
17.12.2017  (#4)
erstmals VIELEN DANK für eure Antworten...

@ Kleinermuk
Danke für deine tolle Erklärung bzgl. Dampfbremse/Dampfsperre..... jetzt kenn ich mich auf alle Fälle besser aus emoji

@AnTeMa
Also es handelt sich um eine Haus aus dem Jahr 1963....
die oberste Estrichschicht im Dachboden ist brüchig und mit Sprüngen versehen.... ich denke, so wie du auch geschrieben hast, gehört dieser runter weil als Dampfbremse wird diese nicht mehr durchgehen.
Der Dachboden wird nicht benutzt werden außer wenn der Rauchfangkehrer zum Kamin muss.

Wo gehört denn diese Dampfbremse jetzt hin, wenn eine benötigt werden sollte?
Unter oder über die Schilfdecke?
Wir möchten ja gerne mit Zellulose dämmen.

Wie kann die Tragfähigkeit der Konstruktion geprüft werden, wer macht das?

Wir werden heute mal 1-2 Bretter wegnehmen und schauen was sich drunterbefindet.
Das Problem ist dass das Dach ja auch nicht gedämmt ist und wir auf der Seite runter auch die Räume dämmen müssen... aber das ist dann die nächste Geschichte.

Wir wohnen in Graz.

Danke im voraus für die Beantwortung meiner Fragen

Liebe Grüße
Alexandra


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  •  Delaluna
17.12.2017  (#5)
@AnTeMa
So jetzt haben wir den Estrich bei einer kleinen Fläche gemacht.. der Estrich ist max. 1,5cm dick.
Drunter ist teilweise Zeitungspapier bzw. Teerpappe
dann kommen Bretter in der Breite von ca. 2 cm, dann ist ein Luftraum mit querverlaufenden Holztram.
Unter den Holztram sind quer wieder Bretter mit ca. 2 cam Breite und drunter sind Heraklitplatten.
Weiter haben wir nicht gesehen aber wir glauben dass wir dann bei er unteren Zimmerdecke angekommen sind wo wir den Verputz haben.

Ich habe Fotos gemacht.

Kann ich dir die Fotos schicken oder hier reinstellen?

Danke!!!


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  •  AnTeMa
17.12.2017  (#6)
Sanierung und Dämmung der obersten Geschoßdecke
Besser mir Bilder und Angaben per mail schicken.
Dampfbremsen immer auf der warmen Seite,
in deinem Fall befindet sie sich fälschlicherweise auf der kalten Seite.

Wenn der Estrich brüchig ist hat zumindest dieser keinen hohen Sd-Wert,
dafür aber um so mehr die Unterlagsbahnen.

Den brüchigen Estrich und die Dachpappe entfernen.
Breite der Balken, lichte Abstände und Länge bis zu den Wänden angeben,
dann könnte ich die Tragfähigkeit angeben.

Zumindest im Bereich der Außenwände sollten auch die Deckenhohlräume ausgedämmt werden- ansonsten könnte Zellulose lose auf die Bretter aufgeblasen werden.

Wie groß ist die Bodenfläche und wie hoch ist der Dachstuhl in der Mitte?

Eine Zellulose-Einblasmaschine habe ich

Andreas Teich

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  •  Delaluna
17.12.2017  (#7)
Hab dir die Fotos schon geschickt.

Die Gesamtfläche des Dachboden ist ca. 35m2.
Der Dachstuhl in der Mitte ist ca. 2,5m.
Ist ein Satteldach ungedämmt.

dort wo das Dach runtergeht, sind ja auch Hohlräume... im Stockwerk unter dem Dachboden, sind dies Hohlräume links und rechts bei jedem Zimmer.
Dort wurde eine Wand hochgezogen, dahinter ist wieder Harekltiplatten, Hohlraum und dann das ungedämmte Dach.

( hoffe du kannst meinen Ausführungen folgen emoji )


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  •  AnTeMa
9.1.2018  (#8)
Du kannst mich gerne anrufen, Namen im www eingeben dann findest du mich

Andreas

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