Die energetischen Vorteile eines Dachfenstertausches

Dachgeschosse sind oft die Achillesferse der Gebäudehülle. Während Fassaden gedämmt und Kellerdecken abgedichtet werden, fristen die Fensterflächen im Schrägdach häufig ein vergessenes Dasein. Doch gerade hier, direkt unter der Dachhaut, sind die thermischen Belastungen am größten. Im Winter entweicht teure Heizwärme ungehindert, im Sommer verwandeln sich die Räume durch intensive Sonneneinstrahlung in Saunen. Ein Austausch veralteter Dachfenster ist daher weit mehr als eine kosmetische Maßnahme; es ist eine der wirksamsten Einzelmaßnahmen zur energetischen Ertüchtigung eines Gebäudes.

Der unbemerkte Energiefresser im Obergeschoss

Noch bis weit in die 1990er-Jahre hinein wurden Dachfenster verbaut, die heutigen energetischen Ansprüchen in keiner Weise mehr genügen. Oft handelt es sich um einfache Isolierverglasungen mit einem Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 2,8 W/(m²K) oder schlechter. Dieser Wert beschreibt, wie viel Wärmeenergie pro Quadratmeter Fläche bei einem Temperaturunterschied von einem Grad Kelvin (oder Celsius) verloren geht. Je höher der Wert, desto schlechter die Dämmwirkung.

Solche alten Fenster wirken im Winter wie Kältebrücken. Die warme, feuchte Raumluft kühlt an der kalten Scheibenoberfläche schlagartig ab. Die relative Luftfeuchtigkeit steigt an diesem Punkt auf 100 Prozent und Wasser kondensiert. Diese Feuchtigkeit ist nicht nur ein optisches Ärgernis; sie durchfeuchtet Dichtungen, greift die Rahmenmaterialien an und bildet einen idealen Nährboden für Schimmelpilze. Die Bausubstanz leidet, und die Gesundheit der Bewohner ist gefährdet.

Zusätzlich zu den Mängeln der Verglasung altern auch die Rahmen und Dichtungen. Holzrahmen können sich verziehen, Dichtungen werden porös und spröde. Es entstehen Undichtigkeiten, durch die kalte Außenluft unkontrolliert einströmt. Ein Phänomen, das als Fugenlüftung bekannt ist und die Heizkostenrechnung zusätzlich in die Höhe treibt.

Was moderne Fenstertechnologie heute leistet

Ein neues Austauschfenster von Velux ist ein technologisch hochentwickeltes Bauteil. Der Sprung von einer alten Isolierverglasung zu einer modernen Dreifach-Wärmeschutzverglasung ist immens. Heutige Standardfenster für das Dach erreichen U-Werte von 1,0 bis 1,2 W/(m²K). Hochwertige Modelle, die auch für Passivhäuser geeignet sind, liegen sogar bei 0,8 W/(m²K) oder darunter.

Diese deutliche Verbesserung wird durch ein ausgeklügeltes System erreicht. Statt zwei Scheiben werden drei verwendet. Die Zwischenräume sind nicht mit Luft, sondern mit Edelgasen wie Argon oder Krypton gefüllt, die Wärme schlechter leiten. Zusätzlich sind die Scheibeninnenseiten mit hauchdünnen, unsichtbaren Metalloxidschichten bedampft. Diese Schichten wirken wie ein Spiegel für Wärmestrahlung. Sie reflektieren die langwellige Infrarotstrahlung (Heizwärme) zurück in den Raum, lassen aber das sichtbare Licht der Sonne passieren.

Auch die Rahmenkonstruktionen haben sich gewandelt. Moderne Fensterrahmen, sei es aus Kunststoff-Mehrkammerprofilen, massivem Holz oder einer witterungsbeständigen Kombination aus Holzkern und äußerer Aluminiumverkleidung, sind thermisch getrennt. Das bedeutet, dass im Inneren des Rahmens Dämmschichten integriert sind, die verhindern, dass der Rahmen selbst zur Kältebrücke wird. Hochelastische Dichtungsebenen sorgen für eine fast perfekte Luftdichtheit.

Winter: Heizkosten spürbar senken

Die Reduzierung des U-Wertes von beispielsweise 2,8 auf 1,0 W/(m²K) bedeutet, dass der Wärmeverlust durch das Fenster um mehr als 60 Prozent reduziert wird. Was abstrakt klingt, lässt sich konkret in Heizenergie übersetzen. Pro Quadratmeter Fensterfläche und Heizperiode kann dies, je nach Witterung und Raumtemperatur, eine Einsparung von mehreren Litern Heizöl oder Kubikmetern Gas bedeuten. Bei einem durchschnittlichen Dachgeschoss mit drei bis vier Fenstern summiert sich dieser Effekt schnell auf einen beträchtlichen Betrag pro Jahr.

Der energetische Gewinn entsteht aber nicht nur durch die Reduzierung des Transmissionswärmeverlustes (Wärme, die durch das Material hindurchgeht), sondern auch durch die Vermeidung von Lüftungswärmeverlusten. Weil die neuen Fenster dicht schließen, findet kein unkontrollierter Luftaustausch mehr statt.

Dies stellt allerdings neue Anforderungen an das Lüftungsverhalten. Wo früher durch undichte Fugen ein permanenter (wenn auch ungesunder) Luftwechsel stattfand, muss nun bewusst gelüftet werden (Stoßlüften), um die Luftfeuchtigkeit abzuführen. Viele moderne Dachfenster begegnen dem mit integrierten Lüftungsklappen, die einen minimalen, kontrollierten Luftaustausch auch bei geschlossenem Fenster gewährleisten, ohne die Energiebilanz zu stark zu beeinträchtigen.

Sommer: Hitzeschutz als zweiter Energievorteil

Die Energieeffizienz eines Gebäudes wird nicht mehr nur am Heizbedarf im Winter gemessen. Angesichts steigender globaler Temperaturen rückt der sommerliche Wärmeschutz in den Mittelpunkt. Dachgeschosse sind hier besonders exponiert. Die Sonne trifft im Sommer steil auf die schrägen Fensterflächen und heizt die Räume unbarmherzig auf. Temperaturen von über 30 Grad Celsius sind keine Seltenheit und machen den Aufenthalt unerträglich.

Die logische Konsequenz ist oft die Anschaffung mobiler Klimageräte. Diese sind jedoch wahre Stromfresser und verschlechtern die Energie- und Klimabilanz des Haushalts drastisch.

Hier bieten moderne Dachfensterlösungen einen entscheidenden Vorteil, der oft übersehen wird: effektiven Hitzeschutz. Dieser wird primär durch außenliegende Beschattungen realisiert. Außenrollläden oder spezielle Hitzeschutz-Markisetten (ein textiles Gewebe, das vor der Scheibe sitzt) sind der wirksamste Schutz. Sie stoppen die Sonnenenergie, bevor sie auf die Glasscheibe trifft und diese aufheizen kann. Studien zeigen, dass eine außenliegende Verschattung die Hitzereduktion um bis zu 90 Prozent verbessern kann.

Auch die Verglasung selbst trägt dazu bei. Über den sogenannten g-Wert (Gesamtenergiedurchlassgrad) wird definiert, wie viel Prozent der Sonnenenergie ins Rauminnere gelangt. Spezielle Sonnenschutzverglasungen können diesen Wert senken, was im Sommer kühle Räume bewirkt, im Winter aber den gewünschten solaren Wärmegewinn (passive Heizung durch die Sonne) leicht reduziert. Die Kombination aus einer Verglasung mit hohem Lichtdurchlass und einem flexiblen, außenliegenden Sonnenschutz ist meist die beste Lösung.

Wohngefühl, Licht und Wertsteigerung

Neben den messbaren energetischen Einsparungen bei Heizung und Kühlung führt ein Fenstertausch zu einer unmittelbaren Verbesserung der Behaglichkeit. Die "kalte Abstrahlung" alter Fenster, die man als unangenehmen Zug empfindet, verschwindet. Die Oberflächentemperatur der Innenscheibe liegt bei neuen Fenstern auch bei starkem Frost nur wenige Grad unter der Raumlufttemperatur. Man kann sich direkt neben das Fenster setzen, ohne zu frösteln.

Moderne Fenster bieten oft auch größere Glasflächen bei gleichen Rahmenaußenmaßen, was den Einfall von Tageslicht verbessert. Dies reduziert den Bedarf an künstlicher Beleuchtung und steigert das Wohlbefinden. Nicht zuletzt verbessert sich der Schallschutz beträchtlich, was den Wohnwert in städtischen Lagen oder an befahrenen Straßen steigert. All diese Faktoren – verbesserte Energiebilanz, höherer Komfort, Schutz der Bausubstanz – führen zu einer direkten Wertsteigerung der Immobilie.

Kosten: Was der Austausch preislich bedeutet

Eine solche Modernisierung ist naturgemäß mit Investitionen verbunden. Die Kosten für den Austausch von Dachfenstern variieren stark und hängen von mehreren Faktoren ab:

Die Preisspanne ist groß und hängt von vielen Details ab. Eine detaillierte Aufschlüsselung der verschiedenen Posten, von einfachen bis hin zu Premium-Modellen, findet sich bei unabhängigen Ratgebern. Verbraucherschutz.tv bietet hierzu eine transparente Übersicht, die hilft, Angebote von Handwerksbetrieben besser einzuordnen und versteckte Kosten zu erkennen.

Förderung und Amortisation

Hausbesitzer müssen diese Investition nicht allein tragen. Da der Fenstertausch eine Maßnahme zur Verbesserung der Energieeffizienz ist, wird er staatlich gefördert. Über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) können Zuschüsse (beim BAFA) oder zinsgünstige Kredite mit Tilgungszuschüssen (bei der KfW) beantragt werden. Voraussetzung ist, dass die neuen Fenster bestimmte technische Mindestanforderungen erfüllen, insbesondere einen sehr guten U-Wert (meist ≤ 1,0 W/(m²K) für Dachfenster).

Die Amortisationszeit – also der Zeitraum, bis die Einsparungen bei den Energiekosten die Investitionssumme decken – hängt stark von der Preisentwicklung bei Öl, Gas und Strom ab. Bei den aktuell hohen Energiepreisen verkürzt sich dieser Zeitraum beträchtlich. Rechnet man die eingesparten Stromkosten für eine Klimaanlage im Sommer hinzu und berücksichtigt die staatliche Förderung, kann sich der Austausch oft schon nach 10 bis 15 Jahren rein finanziell rechnen. Der Zugewinn an Lebensqualität und der Schutz der Bausubstanz stellen sich hingegen sofort ein.

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