Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für ein Passivhaus

Hohe Ansprüche an die Dichtheit!
Ein Passivhaus muss luftdicht sein. Anzustreben sind n50-Luftwechselraten von maximal 0,6 pro Stunde, und das ist nicht einfach zu lösen.

Bei Undichtheiten steigt der Energieverbrauch drastisch an, weil viel Luft ins Haus kommt, die vom Wärmetauscher nicht vorgewärmt werden kann. Die notwendige Wärme muss dann durch andere Systeme zugeführt werden (meist elektrisch). Eine sehr sorgfältige Planung aller Baudetails ist hierbei unumgänglich. Das Problem wird nämlich sogar mit der Zeit verschärft: Wie dicht ist das Haus nach einigen Jahren? Das Holz bewegt sich, da und dort wird der PU-Schaum porös oder das Silikon/ Acryl reißt - So kann sich die Dichtheit (und damit der Energieverbrauch, evtl. auch bauphysikalische Probleme) schleichend verschlechtern.

Thermische Zonierung bedenken!
Im Haus gibt es keine Heizkörper mehr. Wie kann man also sinnvoll realisieren, dass es im Bad 23°C und im Schlafzimmer 18°C hat? Lösungsansätze sind hier z.B. ungedämmte Zuluftrohre, die im Bad die Wärme und im Schlafzimmer die Luft abgeben. Fenster kippen in der Nacht ist nicht möglich, weil damit das ganze Haus auskühlt (die kalte Lut wird im ganzen Haus verteilt). Diese Problematik ist nicht einfach zu lösen, oft bleiben nur Notlösungen (Heizstrahler im Bad) übrig.

Keller in die thermische Hülle oder kalter Keller?
Wenn der Keller außerhalb der thermischen Hülle liegt müssen alle Bauteile zum Keller passivhaustauglich sein (Dämmung der Wände zum Keller wie Außenwand, Dämmung des Kellerabgangs und der Stiege wie Außenwand, Kellertüre muss wie eine Passivhaus-Eingangstüre ausgeführt werden inkl. Dichtheit, Kompaktheit sinkt usw.). Um diese Probleme (und Kosten) zu vermeiden wird manchmal der Kellerabgang außen ausgeführt, was als Komforteinschränkung empfunden werden kann. Der Keller erhält bei diesen Ausführungen keine Wärme vom Haus und kühlt stark aus, was zu Feuchtigkeitsproblemen durch Kondensation im Frühling führen kann. Überlegenswert ist deshalb, den Keller gleich in die thermische Hülle zu integrieren und ihn somit für höherwertige Zwecke (Arbeiten, Hauswirtschaftsraum, Gästezimmer) nutzbar zu machen.

Temperaturregelung
Wie kann man es im Bad etwas wärmer haben, ohne die anderen Räume mitzuerwärmen? Es gibt ja keinen Heizkörper, den man mehr "aufdrehen" kann. Eine Erhöhung der Zulufttemperatur führt im ganzen Haus zu höheren Temperaturen. Der Ansatz über die Zuluftmengenregelung ist auch nicht wirklich sinnvoll, da dann eine Erhöhung der Temperatur zu einer Erhöhung des Luftwechsels führt (und umgekehrt). Somit wird z.B. niedrigere Temperatur im Schlafzimmer mit verminderter Zuluftmenge erkauft. Was bleibt, sind Nachheizregister bei den Zuluftöffnungen (entweder elektrisch = teuer / unökologisch oder alternativ über ein wassergeführtes System = aufwändig).

"Psychologie" beachten!
Wo werden die Handtücher getrocknet?
Wo kann ich mich hinsetzen, wenn mir kalt ist (näher zum Heizkörper jedenfalls nicht)?

Problem "Zu trockene Luft"
Die Lüftungsanlage stellt hygienische Verhältnisse für die Bewohner her. Aber: Wenn niemand zu Hause ist (und somit auch niemand Feuchtigkeit produziert), ist im Winter die Luft oft zu trocken. Als Abhilfe kann man beim Verlassen das Hauses die Lüftungsanlage auf die kleinste Stufe zurückstellen. Leider kann dies dazu führen, dass das Haus auskühlt, weil ja die benötigte Restwärme nur über die Lüftungsanlage ins Haus kommen kann. Auch die anderen Lösungsansätze (Luftbefeuchter, mehr Zimmerpflanzen) sind nicht wirklich empfehlenswert. Weiters kann es auch an kalten Tagen passieren, dass die Luft zu trocken ist, da ja die benötigte Wärmemenge nur über ein hohes Luftvolumen zugeführt werden kann.

Insgesamt gesehen haben sich in der Praxis auch beim Passivhaus oft Lösungsansätze bewährt, bei denen die zugeführte Wärmemenge vom Luftstrom entkoppelt wird. Dies kann z.B. über eine Bauteilaktivierung geschehen oder auch über einen raumluftunabhängigen Kaminofen.

Bewusstes Nutzerverhalten
Durch ungeeignetes Verhalten kann der Energieverbrauch auch doppelt so hoch liegen, wie berechnet. Dies wurde in Messungen bereits bestätigt. Wenn dann mit Strom nachgeheizt wird, ist die Heizkostenersparnis gegenüber einem Niedrigenergiehaus schnell dahin.