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KWL – Rohre in der Decke vs. Blechrohre mit abgehängter Decke

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  •  mbeihig
23.11.2025
9 Antworten | 4 Autoren 9
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Hi zusammen,
ich überlege gerade, wie ich unsere KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] am besten umsetze und schwanke zwischen den Varianten. Im Forum sieht man ja oft die Lösung mit abgehängten Decken und Blechrohren. Hab jetzt aber mit einem guten Insti aus der gegend geplaudert, der gemeint hat: Rohre direkt in der Decke sind einfacher und sie machen fast nur das.
Seine Punkte:
  • Mit 75er Rohren und 125er Auslässen gibt’s keine Probleme mit Geräuschen.
  • Im Schlafzimmer kann man auch zwei 75er auf einen 125er Auslass fahren, passt angeblich problemlos.
  • Schaldämpfer brauchst nicht so viele da die langen rohre in der Decke bereits dämpfen
Jetzt frag ich mich halt, ob ich da irgendwas übersehe. Klar, für Blech spricht die bessere Zugänglichkeit zur Reinigung, weniger Volumen strom durch noch dickere Rohre. Aber dafür hat man halt die abgehängte Decke, mehr Schalldämpfer usw.
Mich würd interessieren:
  • Welche Erfahrungen habt ihr mit den beiden Varianten gemacht?
  • Warum habt ihr euch für Rohre in der Decke oder für Blechrohre entschieden?
  • Hat jemand von euch schon beides kombiniert – also teilweise Rohre in der Decke, teilweise Blech? (zb um einen weiter enfernten Raum zu erreichen)
  • Wie schaut’s mit Reinigung in der Praxis aus (rohre, verteiler usw) – macht ihr das überhaupt, und wenn ja, wie aufwendig war’s?
Bin gespannt auf eure Erfahrungen und warum ihr euch für die eine oder andere Lösung entschieden habt.
Danke schon mal!

  •  Pflunz
23.11.2025 12:10  (#1)
Ich werde ziemlich sicher beides Kombinieren. Liegt bei mir aber an Details. Teilweise sind die Decken mit Schattenfuge abgehängt, da kommt man dann teilweise "komisch" heraus wenn auf der anderen Seite das Wickelfalzrohr nah an der Decke verlegt wird.
Die Bäder im DG werde ich mit Schläuchen anfahren, während Schlafzimmer und Kinderzimmer mit Wickelfalzrohr gemacht wird. Prinzipiell bietet es sich bei mir an, die Abluft meist über Flex zu machen und Zuluft über Wickelfalz. Dann kann man auch gut so auslegen dass man mit Umluft entfeuchten kann. 

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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
23.11.2025 13:15  (#2)

zitat..
Hi zusammen,
ich überlege gerade, wie ich unsere KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] am besten umsetze und schwanke zwischen den Varianten. Im Forum sieht man ja oft die Lösung mit abgehängten Decken und Blechrohren. Hab jetzt aber mit einem guten Insti aus der gegend geplaudert, der gemeint hat: Rohre direkt in der Decke sind einfacher und sie machen fast nur das.
Seine Punkte:

Mit 75er Rohren und 125er Auslässen gibt’s keine Probleme mit Geräuschen.
Im Schlafzimmer kann man auch zwei 75er auf einen 125er Auslass fahren, passt angeblich problemlos.
Schaldämpfer brauchst nicht so viele da die langen rohre in der Decke bereits dämpfen

Das Argument, dass es überwiegend so gemacht wird, deutet nicht zwangsweise auf die optimale Lösung hin. Siehe auch: die meisten Wärmepumpenanlagen sind weit vom Optimum ausgelegt und hydraulisch mangelhaft installiert. Trotzdem wird es in der Mehrzahl weiterhin so gemacht. Der Nutzer erhält nicht das optimale System, weil noch andere Interessen am Markt mitbestimmen.

Rohrdurchmesser: Hier muss man zu Aussagen bezüglich Schall sehr aufpassen. Viele Anlagen sind nicht raumweise einreguliert oder werden nachts leistungsmäßig abgesenkt, um die Nutzer nicht akustisch zu belästigen. Ich gehe immer von einem Zielwert für CO2 (gleitender Stundenmittelwert) von 1000 ppm aus. Wählt man gleiche Bedingungen, dann sind Anlagen mit größerem Querschnitt und Schalldämpfern signifikant leiser, als Anlagen mit kleinen Querschnitten und längeren Leitungen. Die Schalldämpfer dämpfen nämlich nicht nur den Telefonieschall besser, sondern vor allem den störenden Rest des Geräteschalls. Noch dazu erzeugen Ventilatoren mehr Lärm, wenn sie gegen mehr Strömungswiderstand (= längere Leitungen mit kleinerem Querschnitt) arbeiten müssen.

Ausnutzung der Kapazität des Gerätes: Die meisten Geräte können heute 300 m³/h oder mehr liefern, während die Luftverteilsysteme max. den Nennvolumenstrom von etwa der Hälfte zulassen. Ist das sinnvoll insbesondere, wenn ich die Option habe, sommerliche Entfeuchtung und/oder Unterstützung der Kühlung zu integrieren, wo ich mehr Luftdurchsatz benötige?

Flexibilität der Raumnutzung: Insbesondere bei Zulufträumen kann sich die Belegung ändern (2 Personen im Kinderzimmer, 2 Personen im Homeoffice, 2 oder mehr Personen im Hobbyraum, etc. Bei Schlauchsystemen legt man meist nur für 1 Person aus. Nutzen aber dann doch mehr als eine Person den Raum, kann man den Volumenstrom nicht erhöhen.

Abhängung: man muss eigentlich nie das ganze Geschoß abhängen (außer man will das oder braucht das). Abgehängte Decken sind abhängig vom Grundriss meist nur im Flur oder untergeordneten Räumen von der Steigleitung weg erforderlich. Größere Rohrquerschnitte lassen sich auch auf der obersten Geschoßdecke in der Dämmebene oder im Fußboden (DN80 Wickelfalz) unterbringen. Um Kreuzungen zu verhindern verwendet man die sogenannte Combi-Box, eine Verteilbox, die innerhalb der Box auskreuzt und die Möglichkeit bietet, Räume auch nachträglich zwischen Zu- und Abluft zu wechseln.

Reinigung: je kleiner der Querschnitt, desto öfter muss er gereinigt werden. Zuluftleitungen bleiben bei Feinfilterung jahrzehntelang frei von Staub, während Abluftleitungen ohne Filter am Abluftdurchlass alle 5 bis 20 Jahre je nach Querschnitt und Staubanfall gereinigt werden müssen. Das geht prinzipiell bei allen Systemen sehr einfach, die wenig Umlenkungen und kurze Leitungslängen aufweisen. Lange Wege, eine Vielzahl an Umlenkungen oder Querschnittsänderungen ohne Wartungszugänge sind deutlich komplizierter. Wir gestalten unsere Anlagen so, dass man das System mit Leihequipment selbst reinigen kann. Eine professionelle Lüftungsreinigung kann schnell 1500€ oder mehr kosten.

Warum werden hauptsächlich flexible Kunststoffrohre verwendet? Die Systemanbieter müssen möglichst viele Komponenten und Material verkaufen. D. h. sie verdienen am Umsatz, aber nicht an der Qualität der Anlagen. Außerdem gibt es viel zu wenig fachkundige Planer und Installateure. Die Baubranche nimmt außerdem keine Rücksicht auf die baulichen Anforderungen einer Lüftungsanlage. Aus diesem Grund geht man den Weg des geringsten Widerstandes und wählt ein Verteilsystem, bei dem man hofft, dass es bei jedem Bauprojekt irgendwie Platz finden könnte, ohne dass es sofort abgelehnt wird. Der Installateur baut das dann in gutem Glauben ein, ohne zu wissen, wie weit es eigentlich von der optimalen Funktion entfernt ist. Reklamiert der Kunde die Akustik, wird geraten die Stufe nachts entsprechend abzusenken. Der wichtigste Punkt ist aber, dass fast niemand die erzielte Luftqualität in den Räumen kontrolliert, d. h. ob die Anlage entsprechend der Planvorgaben einreguliert wurde.


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Hallo mbeihig,
hier gibt es dazu Erfahrungen und Preise: KWL – Rohre in der Decke vs. Blechrohre mit abgehängter Decke

  •  christoph1703
23.11.2025 16:09  (#3)
Aus eigener Erfahrung in einer Wohnung mit Schlauch-KWL: 
Man hört die Lüftung auf niedrigster Stufe schon. Aber selbst auf Vollgas steigt die CO2-Konzentration bei geschlossener Schlafzimmertür schnell über 2000 ppm. Mit offener Zimmertür schaffen wir es meistens unter 1000 ppm.

Dagegen kann ich im Haus mit passend ausgelegter Wickelfalzverrohrung den vollen Volumenstrom der Anlage durch einen einzelnen Auslass blasen, ohne merkbare Geräuschentwicklung.

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  •  Pflunz
23.11.2025 17:04  (#4)
christoph1703 schrieb:

zitat..

Man hört die Lüftung auf niedrigster Stufe schon. Aber selbst auf Vollgas steigt die CO2-Konzentration bei geschlossener Schlafzimmertür schnell über 2000 ppm. 

Wie wurde die denn ausgelegt? Ein oder zwei Schläuche im Schlafzimmer? Ein oder zwei Ventile?

zitat..
christoph1703 schrieb:

Dagegen kann ich im Haus mit passend ausgelegter Wickelfalzverrohrung den vollen Volumenstrom der Anlage durch einen einzelnen Auslass blasen, ohne merkbare Geräuschentwicklung.

Wie "passend" soll die denn ausgelegt sein? Dort wird ein 100er Rohr, gegebenenfalls DN120 genommen. So viel mehr wie durch zwei Schläuche geht beim 100er auch nicht. Und richtig kritisch (akkustisch) sind ja nur die Schlafräume.


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  •  taliesin
  •   Gold-Award
23.11.2025 17:58  (#5)
Die Reibbeiwerte sind bei Kunststoffschläuchen sehr viel höher als bei glatten Wickelfalszrohren gleicher Dimension! Ich würde auf Faktor 2 tippen ohne genaue Recherche. Daher ist die Angabe der Strömungsgeschwindigkeit nur die halbe Miete. Durch die gewellte Struktur bleibt ein geringerer effektiver Innendurchmesser, der Innendurchmesser eines 75er Schlauches liegt bei ca. 63mm, bei Krümmungen wird der Reibbeiwert noch drastischer.

Die Reinigung dieser 'Rohre' entsprechend schwieriger,  weil sie eben innen nicht sonderlich glatt sind.

Bei 50m³/h und DN100 Wickelfalz liegt man bei ca. 1.77m/s, wenn man vom doppelten Reibbeiwert ausgeht, dürfte man nur 0.85m/s im Kunsstoffschlauch haben, bei zwei DN75 (innen 63mm) wären das unter 20m³/h.

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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
23.11.2025 18:12  (#6)
zu obiger Tabelle von komfortlüftung.at: die ist leider irreführend, weil die zulässige Strömungsgeschwindigkeit mit kleiner werdendem Durchmesser stark abnimmt. Bei kleineren Rohrquerschnitten ist die Randströmung nämlich dominierend. Eine "freie" Kernströmung mit geringer Reibung gibt es nur bei entsprechendem Abstand zur Rohrwand, also bei größeren Durchmessern.
Auch die Übergänge vom Rohr auf den Durchlass sind sehr wichtig. Es gibt z. B. Übergangsstücke aus Kunststoff mit Anschlüssen für 2 x 75 mit ovalem Übergang auf das "Knie" für ein DN125 Ventil. Das Ovalstück ist so eng, dass es Geräusche ab 30m³/h verursacht.
Eine weitere Quelle für Strömungsgeräusche ist die Einströmung vom Verteiler in die Rohre. Da ist ein scharfkantiger Übergang. Die Dämpfung der Rohre allein (egal ob Flexschlauch oder Wickelfalz) ist nicht ausreichend, um diese Geräusche zu eliminieren.



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  •  taliesin
  •   Gold-Award
23.11.2025 18:15  (#7)
... anders gesagt, aber mit dem gleichen Ergebnis emoji

edit: und ich hab mich natürlich verrechnet. Bei doppeltem Reibwert muss die Geschwindigkeit um Wurzel(2) sinken, also nicht 0.85m/s, sondern 1.25m/s und damit 27m³/h.

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  •  christoph1703
23.11.2025 19:05  (#8)

zitat..
Pflunz schrieb: Wie wurde die denn ausgelegt? Ein oder zwei Schläuche im Schlafzimmer? Ein oder zwei Ventile?

Ein Ventil mit einem 90er Schlauch, wenn ich mich richtig erinnere. Ist eine Mietwohnung und schon länger her, dass ich da reingeschaut habe.

zitat..
Pflunz schrieb: Wie "passend" soll die denn ausgelegt sein? Dort wird ein 100er Rohr, gegebenenfalls DN120 genommen. So viel mehr wie durch zwei Schläuche geht beim 100er auch nicht. Und richtig kritisch (akkustisch) sind ja nur die Schlafräume.

Ich habe 125er genommen, damit ich auf der sicheren Seite bin. So kann ich auch deutlich höhere Durchsätze fahren, wenn mal Entfeuchtung oder Kühlung mit Umluft relevant werden. Im Gegensatz zu Experten wie @leitwolf fehlen mir Berechnungstools und Erfahrung, deshalb erkaufe ich mir die Sicherheit durch Überdimensionierung.

Schläuche produzieren halt auch selber Strömungsgeräusche, im Gegensatz zu einer glatten Metallfläche. Bei den Schläuchen wird auch der Außendurchmesser angegeben, wenn ich richtig informiert bin, bei Wickelfalz der Innendurchmesser. Ein 125er Rohr müsste also rund den vierfachen Querschnitt vom 75er Schlauch haben. Wenn die Rechnung mit dem Reibwert stimmt, bräuchtest du also 5 oder 6 Schläuche.

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  •  Pflunz
23.11.2025 19:48  (#9)
Ich denke niemand bezweifelt, dass durch ein großes Rohr mehr Luft passt. Ja, sogar überproportinal mehr. Doch die Luft die durch ein 125er Rohr geht, ist normalerweise auch nirgends nötig.
Vielleicht ist das Problem auch die Planung. Wie ich letztens in einem anderen Thema hier gelesen habe, sind laut Norm in Deutschland für das Schalfzimmer 30m^3/h in Ordnung. Dadurch hat man natürlich entweder das Problem, dass man zu wenig Luft durch das Rohr bekommt, oder es eben laut ist.
Wenn man im Schlafzimmer zwei 125er Ventile mit je zwei 75mm Rohren anschließt, ist auch eine ordentliche Lüftung möglich. Das sind zwei Schläuche mehr als man "normalerweise" nimmt. Ich habe für die Berechnungstools einfach noch einen virtuellen "Ankleideraum" in das Schlafzimmer gesetzt. Damit würde ich keine Probleme vermuten, da der Luftstrom von 15m^3/h bei den 75mm Schläuchen bei allen Quellen durchgängig als unauffällig beschrieben wird. 

Mein Grundriss ist was Zuluft angeht sehr praktisch, so dass sich ein Schlauchsystem für die Luft nicht lohnt. Die Positionierung wäre zwar "schöner" möglich (also oft weiter von der Tür entfernt), aber alle Zulufträume liegen direkt am Flur der an der Steigleitung sitzt.
Abluft wird eine Kombination aus Schläuchen und Rohren.
Ordentlich geplant gehe ich davon aus, dass man ein Schlauchsystem ebenso unhörbar hinbekommt wie eins mit DN100 in abgehängter Decke. Da hat man dann im Einfamilenhaus insgesamt 24-30 Schläuche im Keller ankommen.

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