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Haustechnik für unser Tinyhaus (30 m²)

 
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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
24.7.2025
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Haustechnik
Wie anfänglich erwähnt soll hier die Vorstellung unserer gewählten Haustechnik erfolgen und mögliche (vielleicht auch neue) Alternativen und deren Vor- und Nachteile diskutiert werden.

Der Ursprungsthread zu Grundriss, Einrichtung und Bauweise, etc. ist hier zu finden:
https://www.energiesparhaus.at/forum-von-300-auf-30m-kleingarten-tiny-haus/83382

Da es sich primär um ein Sommerhaus handelt, aber dieses ganzjährig an einzelnen Wochenenden (später in der Pension wahrscheinlich noch öfters) genutzt werden wird, ist eine Heizung eigentlich unverzichtbar. Bei einem reinen Sommerhaus wäre sicherlich eine kleine Elektroheizung vollkommen ausreichend, um kühle Sommerphasen komfortabel zu überstehen.

Wie groß ist eigentlich die Heizlast? Ich habe diese nur überschlägig ermittelt und bin auf Werte von 1000-1100 W gekommen.
Wie kann ich diese geringe Heizlast hinsichtlich Invest- und Betriebskosten kostengünstig und platztechnisch kompakt abdecken?
Gibt es Alternativen zum Elektro-WW-Speicher?
Ist eine Klimaanlage bei einem Sommerhaus unumgänglich, oder doch verzichtbar?
Ist eine Wohnraumlüftung unbedingt notwendig?

Lauter Fragen, denen man sich frühzeitig stellen muss.

Variante 1 – Elektroheizung mit verschiedener Wärmeabgabe
Mit einem günstigen Heizlüfter haben wir im Winter die Baustelle beheizt. Man darf nicht übersehen, dass man ein Wochenendhaus nicht einfach so mit einem Heizlüfter mit 1500 W in einer Stunde hochheizt. Wenn man das Haus mehrere Tage auskühlen lässt und dann um 5 bis 10 Grad innerhalb kurzer Zeit hochheizen will, benötigt es sicherlich mindestens das Drei- bis Fünffache der berechneten notwendigen Heizleistung. Komforttechnisch wäre ein Durchheizen sicherlich angenehmer, da die Oberflächentemperaturen der Raumoberflächen höher gehalten werden und es dadurch zu weniger störenden konvektiven Luftströmungen an kühleren Oberflächen kommt. Kostentechnisch ist das Durchheizen aber natürlich nicht gerade energiesparend bezogen auf die Anwesenheitszeit.
Abgesehen von den Heizkosten und dem ökologischen Aspekt der reinen Elektroheizung waren die konvektive Luftbewegung, die Optik, der Platzbedarf und mögliche Geräusche die Ausschlussgründe für elektrische Konvektoren.
Sind Elektrofußbodenheizung, Infrarotpaneele und Elektrospeicher die etwas komfortablere und gehobene Alternative? Es gibt sicherlich Anhänger dieser Heizungsvariante, da sie investitionstechnisch relativ günstig und komforttechnisch auch sehr gut ist. Der große Nachteil ist die fehlende Möglichkeit der sommerlichen Klimatisierung und natürlich die höheren Energiekosten.
Variante 2 - Split-Klima für Klimatisierung und Heizung
Das ist vermutlich eine sehr häufig gewählte Ausstattung im Kleingartenhausbereich. Es gibt sogar Systeme mit eingebundenem Warmwasserspeicher.
Für uns war die konvektive Wärmeübertragung wieder das K.o.- Argument. Der WAF ist und bleibt eine wichtige Entscheidungsgrundlage.
Variante 3 – Kompaktgerät
Kommt ein Kompaktgerät für Lüftung, Heizung, Warmwasser und Kühlung in Betracht? Allein die Investkosten sind hier bezogen auf so ein kleines Haus schon ziemlich abschreckend. Abgesehen davon sind zu hohe Außenluftwechsel für die Wärmeübertragung erforderlich, die zu sehr trockener Raumluft im Winter führen würden. Also alles in allem keine wirkliche Option für uns.

  •  leitwolf
  •   Gold-Award
24.7.2025  (#1)
Variante 4 – kleine Luft-Wasser-Wärmepumpe
Wo gibt es denn eine Heizungswärmepumpe mit so kleiner Heizleistung? Brauchwasserwärmepumpen (BWWP) sind in diesem kleinen Leistungsbereich angesiedelt, erwärmen prinzipbedingt aber nur Brauchwasser. Es gibt jedoch auch Varianten mit innenliegendem Glattrohrwärmetauscher, um als Backup externe Wärmeerzeuger zur Warmwasserbereitung einsetzen zu können. Man könnte also über diesen Wärmetauscher auch Wärme aus dem Speicher entnehmen und so für die Heizung, vorzugsweise Flächenheizung verwenden.
Da BWWP Luft als Wärmequelle verwenden, könnte man das Haus damit kühlen und entfeuchten (Umluftbetrieb). Voraussetzung ist, dass gleichzeitig mit dem Kühlbedarf auch genügend Warmwasser gezapft wird. Außerhalb der Kühlsaison dient nicht die Raumluft als Wärmequelle, sondern die Außenluft. Die Umschaltung zwischen Umluftbetrieb kann man durch die Schaltung von Luftklappen bewerkstelligen. Denkbar wäre auch ein gemäßigter Kühlbetrieb, bei dem Umluft als auch Außenluftbetrieb parallel erfolgt. Dabei ist die Kühlleistung für das Haus geringer, im Gegenzug wird der Raum aber mit gekühlter Frischluft versorgt.
BWWP sind auch relativ kostengünstig in der Anschaffung und inklusive Luftleitungsführung kompakt zu installieren. Alle diese Vorteile und die erweiterten Möglichkeiten mit der Kühlung/Entfeuchtung passen sehr gut zu unseren Anforderungen. Deshalb haben wir relativ rasch diese Variante favorisiert und schließlich auch umgesetzt.
Als Modell für die BWWP habe ich mich für eine Viessmann Vitocal 262-A T2H-R290 entschieden. Einen Trocken-Elektroheizeinsatz habe ich selbst nachgerüstet.
Die Einsatzgrenze wird vom Hersteller bei -10°C angegeben. Heizleistung bei Außenluft +2°C/Wassertemp 10-53°C laut Hersteller 1,03 kW. Ich kenne die Norm und das Zapfprofil dazu nicht. Tatsache ist, dass die verfügbare Heizleistung mit der AT AT [Außentemperatur] stark absinkt und unterhalb von ca, +7°C auch gelegentliche Abtaupausen erforderlich sind. Zusätzlich erfordert der Warmwasserbedarf zusätzliche Laufzeiten der Wärmepumpe. Eine Anhebung der Außenlufttemperatur wäre grundsätzlich über einen Solekollektor möglich, wäre aber amortisationstechnisch sicherlich schwierig zur argumentieren und benötigt noch dazu weiteren Platz, der ohnehin schon knapp ist.
Fußbodenheizung und Steuerung
Wir haben uns für eine Trocken-Fußbodenheizung entschieden. Ein Estrich für so eine kleine Fläche wäre bezogen auf den m² sehr kostenintensiv und auch vom Heizverhalten sehr träge. Da ich Variotherm von früher kenne, habe ich diesen Anbieter gewählt. Es gibt natürlich noch andere Hersteller mit ähnlichem Aufbau. Zusätzlich zur Fußbodenheizung haben wir mit den gleichen Platten auch ca. 2m² Wandheizung in der Dusche verlegt. Die Heizflächen wurden in Mäanderform mit kurzen und etwa gleich langen Heizkreislängen verlegt.
Die Vorlauftemperatur wird über einen thermostatischen Mischer ohne Stellmotor, also mit fixer Vorlauftemperatur von ca. 35°C eingestellt. Die Heizungspumpe wird über einen Shelly angesteuert, der mit einem Shelly-Raumthermostat verbunden ist. Ich kann damit auf dem Handy alle Parameter einsehen und gegebenenfalls verändern. Die BWWP verfügt über eine App Steuerung, die mir ebenfalls Zugriff auf die meisten Einstellparameter erlaubt, sowie Zugriff auf Temperatur- und Analysedaten (Leistungsaufnahme und thermische Leistung) ermöglicht. Zusätzlich habe ich einen Shelly zur Leistungsmessung vor die Wärmepumpe gehängt. Die Energiewerte stimmen mit den Daten der App relativ gut über ein. Leider gibt es keine appinterne Aufzeichnung der Speichertemperatur. Man bekommt lediglich die aktuelle obere Speichertemperatur angezeigt. Hier werde ich wohl einen Shelly nachrüsten müssen.
Ebenso ist ein weiterer Shelly für die Luft-Klappensteuerung (Schließen der Klappen bei Stillstand der Wp) geplant. Da die Umschaltung von Umluft- auf Außenluftbetrieb nur 2-3 mal jährlich notwendig ist, habe ich mich für die günstige manuelle Version auf der Umluftseite entschieden.
Statt einzelnen Shellys hätte man natürlich auch eine kleine SPS einsetzen können (z.B. Technische Alternative).
Hier ein paar Fotos vom Einbau


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Einbau Außenwandfilterkasten für BWWP


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Heizflächenplanung


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Verlegung FBH FBH [Fußbodenheizung]


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BWWP platziert


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innenliegender Glattrohr-Wärmetauscher


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Hydraulikverrohrung fast fertig


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Beginn der Luftleitungsinstallation


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  •  leitwolf
  •   Gold-Award
24.7.2025  (#2)
Erste Erfahrungen zur Gebrauchstauglichkeit
Wir haben nun das System seit Anfang März in Betrieb und konnten erste Erfahrungen sammeln.
Will man das Haus im Winter bei 0°C oder darunter von 17 auf 22°C hochheizen, dann benötigt man zusätzlich den E-Heizstab, sonst dauert es sehr lange, möglicherweise mehrere Tage bis man die Zieltemperatur erreicht. Heizt man das Gebäude durch, dann läuft die Wärmepumpe fast rund um die Uhr. Wird eventuell noch täglich geduscht, Geschirr gespült, dann benötigt man auch zusätzlich den Heizstab. Das war mir von Anfang an klar, schränkt aber die Nutzung nicht ein.
Die Wärmepumpe steht im Bad derzeit noch frei, wird in naher Zukunft aus optischen Gründen noch mit abnehmbaren Möbelplatten verkleidet. Das wird dann zu einer besseren Geräuschdämmung beitragen. Bei geschlossener Badtüre ist vor allem bei sehr niedrigen AT AT [Außentemperatur] die Wp zu hören. Uns beide stört das tagsüber nicht wirklich, haben aber vor, in der Schlafenszeit im Bedarfsfall nur mit Heizstab zu heizen. Die übrige Zeit wird die Wärmepumpe laufen. Ich muss mich bezüglich der Steuerungsmöglichkeiten noch besser informieren. Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit eine Umschaltung im Zeitprogramm zwischen den Betriebsmodi.
Die thermische Behaglichkeit empfinden wir als sehr gut, auch im Bad. Will man kurzzeitig höhere Temperaturen (Bad), könnte man dies relativ einfach durch einen E-Heizlüfter bewerkstelligen. Bislang hatten wir die Wärmepumpe nur im Eco-Modus laufen, versuchsweise natürlich auch im Normalbetrieb. Nächste Saison können wir sicherlich noch mehr Erkenntnisse gewinnen.
Der Sommer hatte eine heiße Phase im Juni. Durch den umliegenden Wald und die Wiesenflächen, haben wir gedämpfte Sommertemperaturen und eine rasche Abkühlung, wenn die Sonne untergeht. D. h. nachts hat es fast immer unter 15°C und wir hatten dadurch kaum Tage mit Überwärmung. Man muss natürlich aufpassen, dass man die Terrassentür tagsüber immer rasch wieder schließt, da man doch sehr oft hin- und hergeht. Dann bleibt es auch im Haus angenehm kühl. Mitverantwortlich ist sicherlich auch das extensive Gründach, das durch die Dämmung, die Speichermasse und die Verdunstung praktisch nichts zur Erwärmung des Raumes beiträgt. Wir hatten bislang nur an 3 Tagen den Umluft-Kühlbetrieb laufen, wo die Raumtemperatur 25°C erreichte. Durch die Umluftkühlung während der WW WW [Warmwasser]-Bereitung konnten wir die Raumtemperatur um ca. 2°C senken und die Luftfeuchte merkbar reduzieren.
Das Thema Lüftung im Tinyhaus
Auch wenn die meisten denken, dass für mich eine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] ein unerschütterliches Muss darstellt, haben wir ernsthaft hinterfragt, ob nicht doch die Fensterlüftung ausreichend sein könnte. Gleichzeitig bietet diese durch die bei uns herrschenden kühleren Nachttemperaturen den Vorteil der Nachtkühlung.
Wir haben einige Nächte mit gekipptem Badfenster und offener Badtür geschlafen und den CO2-Gehalt aufgezeichnet. Das Ergebnis war mit Werten zwischen 1400 ppm (leichter Wind) und 2300 ppm nicht gerade optimal. Wir haben sogar unbeabsichtigt (Fenster wurde vergessen zu öffnen) einmal bei geschlossenen Fenstern geschlafen. 4800 ppm und ein nicht gerade erholsames Aufwachen waren die Folge. Meine bessere Hälfte (wir sind eine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] in unserer Wohnung gewohnt) wollte dieses Experiment nicht wiederholen.
Abgesehen von den nicht gerade günstigen Schadstoffwerten, sind wir beide in der zweiten Nachthälfte sehr geräuschsensibel. Wenn also ein Geräusch (vorbeifahrendes Auto, Vogelgezwitscher, schreiender Esel, bellender Hund, Autotür, etc.) zu hören ist, ist es meist mit dem Weiterschlafen vorbei. Ein weiteres Fenster zu kippen wäre also keine Option gewesen.
Da das Haus eigentlich keine Nachtlüftung zur Kühlung benötigt, ist die nächtliche Fensterlüftung verzichtbar. Auch in weiser Voraussicht, dass eine gelegentliche Nutzung im Winter wahrscheinlich ist, und wir eine Beheizung mit der Wärmepumpe mit einem geringen Direktelektroanteil ermöglichen wollen, schließt eine Fensterlüftung im Winter aus. Mit Fensterlüftung müssten wir zu zweit im Haus alle 30 min zumindest zwei Fenster oder die Tür komplett aufmachen, wie man schön am aranet4 ablesen kann. Abgesehen von der Heizlastvergrößerung kann und will sich das niemand antun, und ein Dauerlüften im Winter ist inakzeptabel.
Aus meiner Sicht ist klar: ein Tinyhaus ohne KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] ist für mich eigentlich nur dann vorstellbar, wenn man es nur in der warmen Jahreszeit nutzt und einen sehr tiefen Schlaf besitzt oder in einer „ausgestorbenen“ Gegend wohnt. Ein gesunder, störungsfreier Schlaf ist für mich äußerst wichtig, da es die Grundlage für einen produktiven Tag ohne ständige Müdigkeitstiefs und Konzentrationsstörungen ist.
Alternativ zur KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] (mit Wärmerückgewinnung) wäre für ein Sommerhaus natürlich auch ein reines, bei Anwesenheit durchgängig betriebenes Abluftsystem denkbar, das man mit einer schallgedämmten Nachströmung ausstattet. Für den Winterbetrieb würde ich das aber nicht empfehlen.
PV in Planung
Für den Eigenbedarf ist eine Mini PV Anlage am Dach geplant. Da ich mich mit dem Thema PV noch nicht vertieft auseinandergesetzt habe, erhoffe ich mir durch die Forumsexperten eine Unterstützung bei Dimensionierung und Auswahl der Komponenten. Die Errichtung ist abhängig vom Budget frühestens Ende 2026 geplant.

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