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Wie funktioniert ein altes Haus ?

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  •  nickwing
4.5. - 5.5.2015
7 Antworten 7
7
Hallo,

wir haben ein ca. 150 Jahre altes Haus, Mischbauweise, die Decke besteht aus Holzbalken mit ca. 80 cm Abstand. Oben drauf Lattung, Schüttung und ein begehbarer Ziegelboden am Dachboden. Am Dachboden sieht man von innen die Dachziegel und Ziegellatten.

Nun meine Frage:
Wenn man z.b. "Pfusch am Bau" schaut, genügt bei modernen Häusern schon ein kleiner Riss in der "Plastikfolie" damit Wasserdampf in die "Konstruktion" gelant. Schon heisst es, dass wird alles Schimmeln und man kann sich gleich einen neuen Dachstuhl kaufen.

Wenn wir im Winter duschen, will ich garnicht wissen wieviel Wasserdampf ungehindert in die "Konstruktion" und in den Dachboden gelangt und dort kondensiert, müsste ja ein wahres feuchte Becken dort oben sein.
Aber trotzdem haben wir keine Probleme und das Haus steht ja nun auch schon über ein Jahrhundert.

Die Frage:
Wie funktioniert das nun bei einem alten Haus ?

Die Frage zielt in die Richtung, dass ich das Dach korrekt sanieren lassen möchte.

  •  eggerhau
4.5.2015  (#1)
Wie funktioniert ein altes Haus ? -

zitat..
nickwing schrieb: Wenn wir im Winter duschen, will ich garnicht wissen wieviel Wasserdampf ungehindert in die "Konstruktion" und in den Dachboden gelangt

Du gibst Dir die Antwort eh selber. "Ungehindert" hinaus. Es zieht halt einfach durch alle Fugen. Und Eisblumen am Fenster! emoji
Vieleicht gibt es dazu ja ein eigenes Forum. Ein emoji "Energiesparhaus" ist es jedenfalls nicht.
Gruss HDE

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  •  rainer1977
  •   Gold-Award
4.5.2015  (#2)

zitat..
nickwing schrieb: Wie funktioniert das nun bei einem alten Haus ?


Bei einem alten Haus ist es eben so, dass du gar keine Plastikfolie hast. Der Wasserdampf steigt durch die Bauteile direkt in den Dachboden auf. Dort kondensiert nichts, da ohnehin aufgrund fehlender Dichtheit eine ständige Be- und Entlüftung vorherrscht. Im Neubau wird alles dicht verpackt und es kann die Feuchte nirgends entweichen, schlägt sich also auf und in den Bauteilen nieder ---> Schimmel ist die Folge.
In deinem Fall ist es nun so, dass die Feuchtigkeit die in den Dachboden gelangt, dort auf "natürlichem" Weg weggelüftet wird, ist quasi deine Form der "Wohnraumlüftung".

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  •  AnTeMa
4.5.2015  (#3)
Funktion von alten Häusern - Wie auch schon gesagt wurde:
In deinem Fall brauchst du dir keine Sorgen zu machen-
alte unverbastelte Gebäude sind mangels Folie, Abdichtung, Dämmung und dauerhaften Baustoffen und Bauweisen
sehr fehlertolerant.
Bei euch kann bei jetzigem Bauzustand problemlos feuchte Luft entweichen.

Wenn energetische Verbesserungen durchgeführt werden können Bauschäden durch die eigentlich korrekte Ausführung entstehen, wenn nicht die Besonderheiten alter Bausubstanz berücksichtigt werden.

Die Frage ist was euch momentan stört?
Gibt es irgendwelche Schäden?
Soll der Dachboden anderweitig genutzt werden?
Ist der Energieverbrauch zu hoch?

Ohne konkrete Notwendigkeit würde ich nichts ändern.
Wer nichts dagegen hat, sich bei Kälte einen Pullover anzuziehen kann durch niedrigere Raumtemperaturen auch in einem alten Haus bei erträglichen Energiekosten wohnen.

Wenn gedämmt werden soll muß ggf euer Verhalten entsprechend angepaßt und vor allem auf korrekte Bauausführung geachtet werden.
Andreas Teich




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  •  dyarne
  •   Gold-Award
4.5.2015  (#4)

zitat..
AnTeMa schrieb: Ist der Energieverbrauch zu hoch?

das ist der knackpunkt.

man baut ja nicht zum spaß sensible hochwertige und damit teure aufbauten.
ein modernes haus verbraucht dafür nur mehr wenige prozentpunkte deines alten.

allein bei unserem 45-jährigen (fast)-neubau ließen sich die heizkosten durch eine zeitgemäße sanierung um 90% reduzieren - vom neuen wohngefühl ganz abgesehen.

aber dafür mußte die bauphysik wie bei einem neubau beachtet werden - wenn nicht sogar mehr...

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  •  nickwing
4.5.2015  (#5)
Dach neu - Danke für die zahlreichen und informativen Antworten.

Der Grund meiner Frage und Sorge sind Aussagen von Dachdeckern. Unser Dach ist schon ziemlich in die Jahre gekommen, die Dachziegel und Lattung gehört erneuert.
Wenn es nicht exakt wieder so aufgebaut wird fangen anscheinend schon die Probleme an.
Alleine eine Folie die Flugschnee abweisen soll würde laut dem Dachkdecker schon zu Problemen führen, weil der Dachboden dann "dicht" ist und eben keine "natürliche" Lüftung besteht.

Ich denke mir halt, wenn ich schon das Dach und vielleicht sogar den Dachstuhl erneuern muss, dann sollte wenigstens etwas Behaglichkeit dabei rausschauen. Idealerweise eben ein gedämmter Dachstuhl und ein moderner Dachaufbau.

Ich wende mich hier an das Forum, weil mehrere Dachdecker eben auch verschiedenen Aussagen treffen und ich mir jetzt ganz unsicher bin was nun die Wahrheit ist.

Was ich am wenigsten haben möchte ist natürlich dass mir dann die Konstruktion kaputt geht bei der Sanierung.


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  •  AnTeMa
5.5.2015  (#6)
Dachaufbau bei Altbau - Wie ist denn zur Zeit der Aufbau der obersten Geschoßdecke?
Lt euren älteren Beiträgen habt ihr eine Dippelbaumdecke?
Wurde die mit Dämmung oder auch einer Dampfbremse versehen?
Welche Räume liegen darunter?
Wurden bisher irgendwelche Sanierungen vorgenommen?
Ist das Dach denn undicht oder siehts nur für euch erneuerungsbedürftig aus?

Handwerker könnten u.U. auch durch die Aussicht auf Aufträge zu negativen Aussagen verleitet werden.
Es gibt mehrere hundert Jahre alte Dachstühle, die einwandfrei sind.

Holz welches trocken ist (oder dauerhaft naß) hat eine praktisch unbegrenzte Lebensdauer sofern kein Schädlingsbefall vorliegt (der bei trockenem, alten Holz aber auch unwahrscheinlich ist).
Ich bin gerade bei einem 300 Jahre alten Gebäude -auch mit Dippelbaumdecke- tätig,
bei dem der sehr große Dachstuhl bis auf einige wenige Bauteile im Außenbereich völlig einwandfrei ist.
Bei Erneuerungen wird häufig nach heutigen Bauvorschriften gebaut,
auch wenn dies nicht immer mit alten Bauweisen harmoniert.

Es gibt aber durchaus Winddichtungen und Unterdachkonstruktionen, die komplett diffusionsoffen sind, sodaß sich kein Kondensat anreichern und zu Holzzerstörungen oder anderen Schäden führen kann.

Die erwähnten Bauschäden finden statt wenn einerseits zu hohe Feuchtigkeit vorliegt und andererseits fehlerhafte Abdichtungsmaßnahmen vorgenommen wurden und Folien falsch eingebaut wurden.

Sinnvoll wären Bilder von innen und außen vom Objekt,
besteht Denkmalschutz?
Wo befindet sich das Gebäude?
Sollen Nutzungsänderungen durchgeführt werden?
Soll der Energieverbrauch gesenkt oder
weitere Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden?

Auf jeden Fall nicht das Dach isoliert betrachten, sondern im Zusammenhang mit dem gesamten Gebäude.

(Ihr könnt auch gerne weitere Infos dazu an meine angegebene Mailadresse schicken)

Andreas Teich



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  •  dyarne
  •   Gold-Award
5.5.2015  (#7)

zitat..
AnTeMa schrieb: Auf jeden Fall nicht das Dach isoliert betrachten, sondern im Zusammenhang mit dem gesamten Gebäude...

sehr wichtiger satz.
wo soll das haus energetisch in 5, in 10, in 20 jahren stehen?

zitat..
nickwing schrieb: Alleine eine Folie die Flugschnee abweisen soll würde laut dem Dachkdecker schon zu Problemen führen, weil der Dachboden dann "dicht" ist und eben keine "natürliche" Lüftung besteht...

hier muß man belüftung und diffusionsoffenheit auseinanderhalten.

ungedämmte dachböden gehören belüftet.
das kann über dachziegel, giebelöffnungen, giebelfenster geschehen.
eine winddichte unterspannbahn würde ich auf jeden fall einbauen!

zitat..
nickwing schrieb: Ich denke mir halt, wenn ich schon das Dach und vielleicht sogar den Dachstuhl erneuern muss, dann sollte wenigstens etwas Behaglichkeit dabei rausschauen. Idealerweise eben ein gedämmter Dachstuhl und ein moderner Dachaufbau...

da hast du vollkommen recht, diese synergien gehören genutzt.
den dachstuhl dämmen ist eh bauphysikalisch die einfachste übung, weil die gebäudehülle dann auch die grenze der warmen hülle darstellt.
wenn du nur die oberste geschoßdecke dämmst mußt du extrem wegen der luftdichtheit am zugang aufpaßen, das fällt dann weg.

wir machen gerade das gleiche, haben den neuen dachstuhl (der alte hatte 16cm sparren) von 22 auf 26cm überdimensioniert, zwischensparrengedämmt, darunter eine feuchteadaptive dampfbremse und dann kommt noch eine konterlattung mit gedämmter installationsebene.

wichtig ist dabei nur daß das verhältnis dämmung innerhalb der luftdichten hülle (dampfbremse) zu der außen mindestens 1 zu 3 ist ...

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