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Vorgehensweise Architektenauswahl + Planungsannahmen Kosten

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  •  floriansi
8.11. - 10.11.2020
8 Antworten | 8 Autoren 8
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Hallo,
vielleicht gibt es hier jemanden mit Erfahrungen dazu, der uns ein paar Tipps zur Architektenauswahl und zur Vorgehensweise bei den Planungsannahmen für die Kosten weiterhelfen kann.
Wir haben uns zum Kennenlernen mit ein paar Architekten getroffen, und wollen mit einem von ihnen in die Planung für unser Haus starten. Für uns ist das Thema Kosten recht wichtig und wir haben uns daher auch eine Budgetobergrenze gesetzt. Zum Budget haben wir aber oft das Feedback bekommen, dass es sich so preislich wohl eher nicht ausgehen wird.
Unsere Vorstellung wäre ca. 150m² Wohnfläche auf 2 Ebenen (also 75m² pro Ebene) + Keller mit ebenfalls 75m²
- Wohnfläche mit Standard Aufteilung: WZ Küche und Büro unten, 2 KiZi, SZ und Bad unten
- Dichtbetonkeller
- recht simple Gebäudeform - Quader mit Satteldach ohne Auskargungen
- Ziegelmassivbauweise mit niedrigem Energiebedarf (Niedrigenergiehaus oder Passivhaus)
- größere Verglasungen nur beim Wohnbereich, vielfach fixe Verglasungen und KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung]
- angestrebte Ausstattung würde ich als guten mittleren Standard beschreiben. Aber definitiv nichts extravagantes aber durchaus in einer Ausführung die auch länger hält.
Unser Budget dafür wären 450K-500K, wobei wir die 50K Spanne als Puffer sehen.
 
Damit es sich preislich ausgeht kam der Vorschlag die m² zu reduzieren (Keller streichen wollen wir nicht) und vom Budgets die m² rückzurechnen. Basis dafür waren folgende Kostenschätzungen:
 • Niedrigste Schätzung (die ginge sich als einzige mit dem Budget aus) war 375.000€ (2.500€/m² für 150m² Wohnfläche: 150*2.500 = 375.000)
 • Höchste Schätzung waren 600.000€ (3.000€/m² für 150m² Wohnfläche und 2.000€/m² für Keller mit ca. 75m²: 150*3.000+75*2.000 = 600.000€) – bezogen auf 150m² sind das 4000€/m²
Also fast 40% Unterschied, was zu ca. 40m² weniger Wohnraum führen kann.
Zusätzlich haben uns fast alle Architekten gesagt, dass bei der Planung noch ca. 20% Kostenunsicherheit drinnen stecken, welche noch zu berücksichtigen sind und unsere Kostenrange nochmal verbreitert.
 
Die entscheidende Frage ist klarweise: Geht es sich mit dem Budget aus oder nicht? (falls ihr hier eine Meinung / Erfahrungen habt, wäre ich für jede Info dankbar.) Da ich aber befürchte, dass man das nicht so leicht sagen kann, würde ich euch um Tipps für unsere weitere Vorgehensweise bitten. Dazu die folgenden Fragen:
1) Findet ihr, dass für die Erstellung des Plans die Vorgehensweise der Architekten in Ordnung ist - also die m² an das Budget anzupassen? Wohl wissend, dass die m²-Kosten nicht gerade die belastbarsten Annahmen (siehe Schätzbandbreiten) darstellen.
Oder wäre es eurer Meinung nach besser einen Plan nach unseren Wohnbedürfnissen (150m²) zu erstellen, mit der Gefahr, diesen nochmals revidieren zu müssen?
2) Macht es in unserem Fall Sinn den Architekten rein nach seiner Baukostenschätzung auszusuchen?
Problemmatisch sehe ich dabei, dass ja nicht nicht der Architekt die Hauptkosten verursacht, sondern die dann bei den Ausführungen also den Gewerken anfallen und dass es ja nur eine Schätzung ist.
3) Wenn wir einen Architekten mit einer höherer Kostenschätzung wählen, ist es dann klug ihm zu sagen, dass wir seine Kostenschätzung ignorieren wollen und trotzdem für 150m² planen wollen. Das schafft ja dann erstens von Anfang an keine gute Vertrausbasis und wird viellicht nicht dazu betragen, dass er sich hinsichtlich der Kosten bemüht.
4) Wie würdet ihr mit der zusätzlich genannten Kostenunsicherheit von 20% in der Planung umzugehen? Die m² Berechnung nochmal reduzierten oder erst dann wenn sich die Abweichungabzeichnet nochmal umplanen?
5) Zu guter letzt die generelle Sinnfrage: Meint ihr, dass wir überhaupt mit einer fixen Budgetobergrenze bei einem Architekten gut aufgehoben sind?
 
Da es um wirklich viel Geld bzw. und um ein Haus, in dem man sehr viel Zeit seines Lebens verbringen möchte, geht, würden wir uns über jeden Ratschlag sehr freuen und bedanken uns bei euch im Voraus!

  •  Beachflyer77
  •   Gold-Award
8.11.2020  (#1)
Also einen 150m2 Quader solle man auch mit Keller um 450- 500 bekommen. Wobei man aufpassen muß wei der Keller tatsächlich ausgeführt wird. Wir dachten Anfangs an eine Keller mit verputzten Wänden und Betonboden. geworden ist es schlußendlich ein Keller mit Fußbodenheizung Holztüren und Elektroausstattung wie im Rest des Hauses. Das hat die Kosten doch etwas erhöht.

Wenn du an einen Quader denkst finde ich einen Architekten nicht wirklich nötig. Es gibt schon extrem viele Grundrisse In der FTH FTH [Fertigteilhaus] Branche. Die kann man auch mit Ziegel bauen.

Wichtig wird der Architekt wenn du ein spezielles Grundstück hast und das Haus auch etsprechend plaziert werden muß oder besser gar vom Quader abgewichen werden muß um die örtlichen Gegebenheiten optimal zu nutzen.

Die 375 sind eher unrealistisch außer man kann selbst Hand anlegen.

Ich würde in EG auch ein Zimmer vorsehen dass man ev auch als SZ nutzen kann und ein Bad/WC mit bodenebener Dusche.

Ja und ein Minimum an Außenanlagen wird es auch brauchen (Zaun, Befestigter Zugang Regenwasserableitung)

Ich gehe jetzt einmal davon aus dass das Grundstück schon da ist.

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  •  MalcolmX
  •   Gold-Award
8.11.2020  (#2)
Die Keller m2 kosten vielleicht eine Spur weniger, aber einfach nicht berücksichtigen bei der Kostenschätzung geht garantiert schief.
2500m2 für die Wohnraumflächen und dann nochmal 1500€ (was wirklich ein sehr grober Ausbau wäre) für die Kellerfläche ergeben knappe 500000. Weniger geht sich schwer aus, ausser bei extrem viel Eigenleistung,  mit Kunststofffenstern, mit Gasheizung,  kaum Aufwand bei den Außenanlagen etc
Was man auch schnell vergisst,  auch Erschliessungsflächen (Gänge, Treppenbereiche) muss man in der Schätzung als Flächen berücksichtigen.

Ich würde mir überlegen ob es ein 25m2 Nebengebäude statt des Kellers nicht auch tut...

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  •  Sparfratz
  •   Bronze-Award
9.11.2020  (#3)
Ein Keller ist halt schon was tolles und mit nem Nebengebäude macht man halt viele Abstriche.

Zudem kostet die Bodenplatte ja sowieso auch viel Geld und ein Haus ohne Keller ist einfach weniger wert. Persönlich würd ich mir auch keine Gartenfläche mit Nebengebäuden zustellen wollen. Und dann hat man 25m2 Nebengebäude und erst kaum Platz. 

Wenn sowieso kein grossartig "kompliziertes" Haus geplant ist würd ich keinen Architekten nehmen. Würd mal durch die Fertigteilhausparks tingeln um ein Gefühl für die Grösse und die Grundrisse zu bekommen. Dann einen guten Planer beauftragen und damit die Baumeister abklappern.
Um 450k bekommst sicher ein 150m2 Haus mit Keller.  

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  •  MissT
  •   Gold-Award
9.11.2020  (#4)
Was soll der Architekt alles machen? Wenn es nur um einen Grundriss für ein schlichtes, quaderförmiges Haus auf einem Grundstück ohne besondere Herausforderungen geht, stellt sich tatsächlich die Sinnfrage hinsichtlich der Extrakosten hierfür.

Ich würde als Ausgangsbasis das Wohnhaus mit 2.500€/m2 und den Keller mit 2.000€/m2 veranschlagen. Das sollte sich ganz gut ausgehen und unter normalen Bedingungen bleibt ev. sogar ein bisschen was übrig. Eine wesentliche Frage bezüglich Kosten ist, ob ihr selber auch etwas machen könnt/wollt, oder ob alles von Professionisten gemacht werden soll?

Was Eure Wohnbedürfnisse angeht: Definiert diese nicht über m2, sondern über Anforderungen - und daraus resultieren dann m2. 

Ein guter Architekt/Planer sollte Euch aufzeigen können, wo es Kostenfaktoren gibt - auch aber nicht nur über die m2. Er/sie sollte aufschlüsseln können, wie es zu den von ihm/ihr zu erwartenden Gesamtkosten kommt. Leider scheint es gerade hier bei vielen Architekten sehr zu hapern: Der Plan passt nicht zur Budgetobergrenze und/oder die Kostenschätzung ist unrealistisch. Von einem Architekten, der Euch eine deutlich geringere Kostenschätzung nennt als die meisten anderen, dies aber nicht fundiert begründen kann, würde ich mich ganz schnell verabschieden - er/sie spielt mit einem großen finanziellen Risiko, das aber ihr zu tragen habt.

Was ihr bei all Euren Plänen und Überlegungen von Anfang an bedenken solltet: Ihr braucht auch noch einiges an Geld für Nebenkosten, ggf. Einrichtung und Außenanlagen (Carport?), Grundstückseinfriedung, Terrasse, Überdachung, Rasen anlegen etc.). Es gibt wohl kaum einen Bauherrn, der nicht schlucken muss in Anbetracht dessen, was noch alles zu zahlen ist, wenn das Haus einmal steht und einzugsfertig ist.

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  •  querty
  •   Gold-Award
9.11.2020  (#5)

zitat..
floriansi schrieb: Die entscheidende Frage ist klarweise: Geht es sich mit dem Budget aus oder nicht? (falls ihr hier eine Meinung / Erfahrungen habt, wäre ich für jede Info dankbar.)

150m² Haus und 75m² Keller um 375k€ sind meiner Meinung und Erfahrung vom selbst bauen mit Austattung "mittlerer Standard" mit Baufirma nicht möglich. Durch Eigenleistung kann man schon sparen, aber hast du so viel Zeit, Erfahrung im Hausbau, Werkzeug und Helfer um fast alles selbst zu machen, damit es sich ev. ausgehen würde?

Wir haben auch viel selbst gemacht, mehr wäre m.M.n. nicht mehr möglich gewesen und waren ca. um 100k€ über eurem Budget, jedoch für ca. 180m² und OG ist noch nicht fertig, also kein Boden und Türen.


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  •  tacd
9.11.2020  (#6)
Hallo
wir haben mit Architekten gebaut - aus meiner Sicht zahlt sich das aus insbesondere wenn man für die einzelnen gewerke eine Ausschreibung macht, die auch vergleichbar sind. Wir hatten da Preisunterschiede von 20-30% je nach Gewerk. Wenn ich mir meine Kosten anschaue dann komme ich "schlüsselfertig" sprich alles drinnen inkl. Aussenanlagen auf 3000 Euro/m2. denke mit 2600 Euro kommt man auch hin je nachdem welche ausstattung die haben möchtest/ wir haben z.B. zragenlose raumhohe Vollholztüren und Parkett Eiche etc... )


zu Deinen Fragen:
1) Ich würde den Architekten mal werken lassen bis du einen Entwurf inkl. Grundriss etc.. hast und ihm eine Kostenobergrenze geben (Achtung hier musst du aufpassen weil je nach architekt er nur in Baukosten rechnet allerdings dann nicht die Innenausstattung wie Parkett/ Sanitär/Innentüren berücksichtigt etc... )
Auf jedenfall nach euren Wohnbedürfnissen allerdings halt mit einem Rahmen bzw. Optionen. Braucht Ihr wirklich einen Keller ? Würde dem Architekten den Auftrag geben was ihr braucht und nicht zwingend vorgeben dass es ein Keller sein muss.
Am wichtigsten finde ich dass die Chemie zw. BauherrIn und Architekt passt er soll ja schlussendlich eure wünsche umsetzen.
2) Nein - allerdings ist es wichtig dass der Architekt auch die Kosten im Auge hat weil das ja auch eine Anforderung von Euch ist. Ich persönlich habe mein eigens XLS sheet gehabt wo ich mein Budget7Kostenkontrolle etc.. geführt habe. Wir haben mit den hauptausführenden Firmen Pauschalen ausgemacht - muss man halt releativ genau planen. WIr sind da recht gut gefahren.
3) Würde dem Architekten wenn Budget=100% eine Kostenvorgabe von 80% geben damit Du einen Puffer hast.
4) ich würde 10-15% einrechnen wobei du vorher sehr genau wissen musst was Dir was Kosten ( z.B. Ausmalen / Fliesen / Parkett / Küche etc... ) am besten Angebote einholen.
ich habe mal irgendwo gelesen dort wo man am meisten sparen kann sind die m2 die man nicht baut - sprich wenn Du nur 60m2 Keller baust dann sparts Du mal 2K*15=30K Wir haben z.B. nach dem ersten Entwurf wo wir grundriss und räume hatten mal grobe kosten kalkulation gemacht und entschieden wir müssen m2 einsparen - würde ich wieder so machen.
5) Das Budget würde ich immer verwalten - kernfrage ist bis wohin du den Architekten verwendest. Ich würde auf jedenfall wieder Vorentwurf/Entwurf/Einreichung und Ausschreibung machen - Bauüberwachung kommt drauf an ob man selbst Zeit hat bzw. es unabhängig haben möchte-


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  •  mattmein
  •   Bronze-Award
10.11.2020  (#7)

zitat..
tacd schrieb: Achtung hier musst du aufpassen weil je nach architekt er nur in Baukosten rechnet allerdings dann nicht die Innenausstattung wie Parkett/ Sanitär/Innentüren berücksichtigt etc...

Dann hat er aber nicht viel Ahnung von seinem Beruf, Baukosten sind nach ÖNORM 1801 die Kostengruppen 1 bis 6, also sogar inkl. beweglicher Einrichtung und Außenanlagen.

2020/2020111053057_th.png

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  •  floriansi
10.11.2020  (#8)
Vielen Dank für die guten Kommentare und Tipps!
Bezüglich Kosten stimmt uns das tendenziell wieder zuversichtlicher. Ebenso hat es uns dazu gebracht jetzt nochmal zu hinterfragen was uns ein Architekt im Vergleich zu seinen Kosten wirklich bringt.

Generell haben wir auch gedacht, dass ein Architekt seine Kosten im Rahmen der Ausschreibung zum Teil wieder einbringt. Und daher in einer Gesamtbetrachtung nicht so hohe Zusatzkosten verursacht, wie sein Honorar es ausweist.
Aber es stimmt natürlich, planungstechnisch braucht man bei unseren Wünschen wahrscheinlich kein Mastermind sein. Womit die Frage sehr berechtigt ist, warum man für die Planung so viel Geld ausgeben soll.

Bezüglich selber machen denke ich, dass wir schon einfachere Sachen beitragen könnten: Malen, Bodenverlegen, usw. - aber fix damit planen möchten wir nicht.

Zu den sonstigen Kosten wie Einrichtung, Abriss/Aufschließung Grund, Versicherungen, Garten, usw. haben wir auch schon eine Liste erstellt und auf Basis von geschätzten Kosten davor bereits abgezogen. Sind also bei den 450K-500K nicht dabei. Dafür Terasse, Zaun, Einfahrt, Carport/Garage schon.

Ebenso danke für den Tipp mit den ÖNORM Kostengruppen. Wir werden das nochmal so hinrechnen, dass wir eine Budgetvorgabe machen, die sich an dieser Struktur orientiert und hoffentlich damit Misverständnisse vermeiden.

Nachdem was ihr uns jetzt geschrieben habt, werden wir mal in einem nächsten Schritt versuchen mit ein paar Baumeistern/Fertighausanbietern Gespräche zu führen, um einerseits eine Alternative zum Architekten zu haben und anderseits die Kosten zu verifizieren.
Die Budgetaufstellung im Excel werde ich nochmal um die Stuktur und genannten Positionen verfeinern und ebenso um die Infos die wir dann von den BM/Fertighausanbietern bekommen. Hoffentlich wird es damit dann noch klarer um eine gute Entscheidung treffen zu können.

Vielen Dank aber nochmals für alle Kommentare, das hat uns sehr viel geholfen.
 

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