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Swapsatz & Fixzins

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  •  meursault
15.9. - 16.9.2019
9 Antworten | 6 Autoren 9
9
Hallo,

ich versuche im Rahmen einer geplanten Umschuldung unseres Kredites die Verbindung zwischen dem Swapsatz und einem Fixzins-Angebot zu verstehen. Vielleicht können mir die Experten hier im Forum ein paar Fragen beantworten:

1)
Wenn ich es richtig verstehe, hängt ein Fixzinsangebot zu einem bestimmten Zeitpunkt vom Swapsatz zu diesem Zeitpunkt ab. Beispiel: Der 20 jährige Swapsatz war letzten Freitag (14. September) +0,40467%, am 28. August aber knapp negativ (-0,025%). Die Werte habe ich von hier: https://produkte.erstegroup.com/CorporateClients/en/MarketsAndTrends/Money_Market/Factsheets/Interest_rate/index.phtml?q=&ISIN=&ID_NOTATION=15237560.

Ich interpretiere das so, dass ich von der Bank ein besseres Angebot für einen 20 jährigen Fixzins bekommen hätte, wenn ich am 28. August ein Angebot von der Bank geholt hätte, als jetzt, weil der Swapsatz jetzt viel höher ist. Ist meine Interpretierung soweit korrekt?

Wäre es dann nicht vorteilhafter, dem Swapsatz zu folgen und von der Bank erst dann ein Angebot zu holen, wenn der Swapsatz günstiger ist? Mir ist dabei natürlich bewusst, dass das eine gewisse Spekulation ist, weil der Swapsatz in der Zukunft auch weiter steigen kann und nicht fallen muss.

2)
Wie ist der Zusammenhang zwischen dem EURIBOR und dem Swapsatz? Müsste ein niedrigerer EURIBOR nicht zu niedrigeren Swapsätzen und damit zu besseren Konditionen für ein Fixzins-Angebot führen? Ich verstehe in diesem Zusammenhang nicht ganz, warum die Swapsätze nach der ECB-Entscheidung letzte Woche gestiegen sind...

Danke!

  •  LiConsult
15.9.2019  (#1)

zitat..
meursault schrieb: Wenn ich es richtig verstehe, hängt ein Fixzinsangebot zu einem bestimmten Zeitpunkt vom Swapsatz zu diesem Zeitpunkt ab.

Zwar hängt das Fixzinsangebot nicht alleine vom gegenwärtigen, laufzeitabhängigen SWAP Satz ab, jedoch ist dieser die Basis für die Angebotskalkulation einer Bank. Für die Bank sind bei der Angebotslegung so Fragen entscheidend, wie z.B. die Refinanzierungs- und Liquiditätskosten aussehen, wie die Struktur der Bankbilanz gelagert ist, etc..
Natürlich aber ist die Faustregel, je höher der SWAP desto höher der Fixzins bzw. vice versa.


zitat..
meursault schrieb: Ich interpretiere das so, dass ich von der Bank ein besseres Angebot für einen 20 jährigen Fixzins bekommen hätte, wenn ich am 28. August ein Angebot von der Bank geholt hätte, als jetzt, weil der Swapsatz jetzt viel höher ist. Ist meine Interpretierung soweit korrekt?


Wenn sich für die Bank in diesem Zeitraum ausserhalb der SWAP Bewegung nichts getan hat, dann stimmt das. Es könnte beispielsweise aber auch der Fall sein, dass die Refinanzierungskosten (z.B. bedingt durch ein Downrating oder eine allgemeine Erhöhung der Risikokosten für das individuelle Ratingsegment der jeweiligen Bank) gestiegen sind - dann würde die Bank höhere Konditionen einpreisen (müssen).


zitat..
meursault schrieb: Wäre es dann nicht vorteilhafter, dem Swapsatz zu folgen und von der Bank erst dann ein Angebot zu holen, wenn der Swapsatz günstiger ist? Mir ist dabei natürlich bewusst, dass das eine gewisse Spekulation ist, weil der Swapsatz in der Zukunft auch weiter steigen kann und nicht fallen muss.


Antwort selbst gegeben - richtig: wer kann schon Zinsbewegungen für ein Dauerschuldverhältnis im zeitlichen Ausmaß einer Immobilienfinanzierung vorhersagen?


zitat..
meursault schrieb: Wie ist der Zusammenhang zwischen dem EURIBOR und dem Swapsatz? Müsste ein niedrigerer EURIBOR nicht zu niedrigeren Swapsätzen und damit zu besseren Konditionen für ein Fixzins-Angebot führen?

Einfacher Unterschied: Der EURIBOR (Geldmarkt) wird "künstlich" gebildet, in dem die ca. 20 Panelbanken jeden Vormittag ihre erwarteten Sätze für die Laufzeiten 1-12 Monate einmelden und dann daraus eine Art "Durchschnitt" gebildet wird.

Ein SWAP ist ein unbedingtes Termingeschäft.Die SWAP Sätze kommen durch das tatsächliche Spiel der Kräfte (Angebot und Nachfrage) für das jeweilige Laufzeitensegment zustande.

Nur weil der EURIBOR sinkt (steigt), muss das nicht gleichzeitig bedeuten, dass die "langen" Zinsen sinken (steigen). Die Darstellung des Zinsgefüges in Abhängigkeit der Laufzeit wird auf der Zinskurve abgebildet. Diese kann steil sein (kurze Zinsen sind tief, lange sind hoch) oder auch flach (kurze und lange Zinsen sind ähnlich hoch). Das ist eher das Ergebnis makroökonomischer Gegenheiten.

Es gibt hier also keine unbeugsame Gesetzmäßigkeit.




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  •  rk515
  •   Gold-Award
16.9.2019  (#2)
Wie immer sehr gut erklärt, Li..... Dem hab ich nix hinzuzufügen

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  •  LiConsult
16.9.2019  (#3)
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  •  meursault
16.9.2019  (#4)
@LiConsult: Vielen Dank für die ausführliche Antwort! 

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  •  DITC101
  •   Bronze-Award
16.9.2019  (#5)
Die Bank passt ihre Konditionen ja nicht auf Tagesbasis an. D.h. es ist relativ egal ob der Swap Satz heute niedriger war als gestern. Sonst müsstest Du Dich ja auch innerhalb von Minuten für oder gegen einen Kredit entscheiden.

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  •  speeeedcat
  •   Gold-Award
16.9.2019  (#6)
Richtig, in der Regel haben die Angebote 14 Tage Gültigkeit.

Aktuell Weitergabe des neg. Eurobors bei Achtel-Rundung von -0,5%.

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  •  LiConsult
16.9.2019  (#7)

zitat..
DITC101 schrieb: Die Bank passt ihre Konditionen ja nicht auf Tagesbasis an. D.h. es ist relativ egal ob der Swap Satz heute niedriger war als gestern.

 Das hängt von der Marktbewegung ab. Natürlich wird sich bei einer SWAP - Tagesbewegung von 2 Basispunkten (0,02%) auf oder ab noch keine neue Kondition ergeben. Wenn es aber Richtung 0,10% und darüber binnen kurzer Frist "in der Kiste rappelt" (z.B. durch ein außerordentliche Ereignis) dann wird man das in der Kondition spüren.


zitat..
speeeedcat schrieb: n der Regel haben die Angebote 14 Tage Gültigkeit.

stimmt. Das ist das Risiko der Bank. Wenn es in dieser Zeit wieder "hinaufgehen" sollte, dann hat man als Kunde den Vorteil. Wenn es in dieser Zeit weiter "hinuntergehen" sollte, dann kann man die Frist auch verstreichen lassen und neu verhandeln.




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  •  speeeedcat
  •   Gold-Award
16.9.2019  (#8)

zitat..
LiConsult schrieb: stimmt. Das ist das Risiko der Bank. Wenn es in dieser Zeit wieder "hinaufgehen" sollte, dann hat man als Kunde den Vorteil. Wenn es in dieser Zeit weiter "hinuntergehen" sollte, dann kann man die Frist auch verstreichen lassen und neu verhandeln.

korrekt. DEN optimalen Einstiegszeitpunkt wird man schwer finden, ähnlich Aktienkauf oder -verkauf. Ist halt pokern, ob man wartet oder das Ding fixiert.

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  •  ChristianIV
  •   Gold-Award
16.9.2019  (#9)

zitat..
speeeedcat schrieb: korrekt. DEN optimalen Einstiegszeitpunkt wird man schwer finden, ähnlich Aktienkauf oder -verkauf. Ist halt pokern, ob man wartet oder das Ding fixiert.

 wenn ich nicht dynamisch gehe (=variabel) dann muss ich mich irgendwann entscheiden, der im nachhinein kann jede Endscheidung goldrichtig oder komplett falsch gewesen sein, man ist bekanntlich schlauer

SWAPs sind die Wette auf die Zukunft von allen Marktbeteiligten was sie denken, von allen Fachleuten, was sie anbieten und kaufen und verkaufen,
für den Endverbraucher sind eigentlich nur 2 Dinge relevant:

- macht eine Fixzinsbindung überhaupt Sinn, ich war ja am Anfang auch superkonserverativ eingestellt bis ich lernen musste zulange ist ein garantierter Verlust, zwar am Papier garantierte Sicherheit aber finanziell ein riesiger Verlust, mit einer kürzerer Fixzinsbindung spart man in der Frühphase so viel Geld ein das später die Zinsen ruhig höher sein könnten, mittlerweile geht es für mich persönlich eher um den Gedanken ruhig schlafen im Kontext der Schuldenhöhe und nicht möglichst lange abgesichert zu sein

- die SWAP Kurse erlauben einem Laien den "virtuellen" Aufschlag zu kalkulieren, wenn man variabel +1 hat und beim Swap 1,3 dann ist das fixe Angebot definitiv nicht so gut wie das variable, auch ein Punkt wo man seinen Banker drauf ansprechen kann


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