« Forum für Sonstiges  |

Strommast nah am Haus

Teilen: facebook    whatsapp    email
  •  Ninifi
24.2. - 25.2.2021
7 Antworten | 5 Autoren 7
7
Liebes Forum!

Normalerweise bin ich kein ängstlicher Mensch, aber jetzt interessieren mich eure Meinungen. 

Neben unserem Haus, ca. in 50 m Entfernung wird eine neue Hochspannungsleitung gebaut.

Meine Nachbarin hat mich gestern ganz narrisch gemacht, von wegen elektromagnetischer Strahlung und krank werden usw. 

Ich habe mir bis jetzt keine Gedanken darüber gemacht, weil es sich ja eh nicht verhindern lässt, war mir aber sicher, dass die Mindestabstände eingehalten werden und somit für uns keine Gefahr besteht. 

Kennst sich hier vielleicht jemand aus?

Liebe Grüße
Ninifi

  •  MikeSeeH
24.2.2021  (#1)
Weißt du welche Spannung?
10-20kV, 110kV, 220kV (oder 380kV)?

Es gibt dazu unterschiedliche Ansichten. Ein Richtwert ist 1m Abstand pro kV. 

1
  •  MikeSeeH
24.2.2021  (#2)
Tipp:
1 Isolator 110kV
2 Isolatoren 220kV
3 Isolatoren 380kV

1
  •  Ghamor
  •   Bronze-Award
24.2.2021  (#3)

zitat..
Ninifi schrieb: Meine Nachbarin hat mich gestern ganz narrisch gemacht, von wegen elektromagnetischer Strahlung und krank werden usw. 

Jo, sowas kann diese Art von Mensch gut, dafür meistens sonst auch ned so viel. Aber a bissl spezifischer als "Krank werden" muss es schon sein. Was bekommt sie denn alles von der Hochspannungsleitung?

Es gibt Studien aus den späten 90ern/frühen 2000ern, die einen zusammenhang zwischen Leukämie bei Kindern und einer bestimmten Magnetfeldstärke nahelegen. Diese Studien hatten allerdings sehr geringe Fallzahlen, und die Erhöhung des Krebsrisikos war in einer Studie statistisch nicht signifikant, z.B.:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2363518/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11055621/

Diese Studien wurden aber 2018 teilweise durch eine neue Pool-Studie aus 11 Fallstudien relativiert: 
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29808013/


zitat..
Fazit der Autoren Amoon et al. (2018) ziehen die Schlussfolgerung, dass es praktisch keinen Zusammenhang zwischen Leukämie im Kindesalter und der Entfernung zur nächstgelegenen Stromleitung gibt, wenn man alle Spannungen gemeinsam betrachtet und nur ein kleines, nicht signifikant erhöhtes Risiko in naher Entfernung (weniger als 50 m) zu einer Hochspannungsleitung mit mindestens 200 Kilovolt (kV). Dieser beobachtete schwache Zusammenhang ist nach Ansicht der Autoren jedoch nicht mit der Magnetfeldexposition zu erklären: Zum einen ergab sich in ihrer Studie kein Zusammenhang zwischen den berechneten Magnetfeldexpositionen und dem Leukämierisiko. Zum anderen führte die Adjustierung nach der Magnetfeldexposition nicht zu einer Abschwächung des OR.

Quelle: https://www.bfs.de/DE/bfs/wissenschaft-forschung/stellungnahmen/emf/leukaemie-stromleitungen/leukaemie-stromleitungen.html

Klar, niemand will eine Hochspannungsleitung quasi vorm Haus, ich auch nicht. Aber weils scheiße aussieht, und ned weil ich davon krank werde.


1


  •  taliesin
  •   Gold-Award
24.2.2021  (#4)
Die Spannung ist dabei gar nicht relevant. 380kV Masten sind höher und erhöhen damit den Abstand zum Boden und umliegenden Häusern automatisch, die Ströme sind unwesentlich anders.

Die magnetischen Felder sind vom Strom abhängig und doch beachtlich. Ich habe direkt unter einer 110kV-Leitung einmal 1mT gemessen. Die Freifeldfeldstärken (im Wald) liegen bei ca. 100nT, also etwa 4 Dekaden darunter. Die Messung war im Bereich von 25-400Hz.

Die magnetische Feldstärke sinkt mit 1/r, d.h. verdoppelter Abstand halbe Feldstärke. Wenn man meine Messung zugrunde legte, hieße das (ca. 20m zum Draht = 1mT) bei vielleicht 100m etwa 200µT. Im Fernfeld ist die Kompensation der 6 Phasen aber erheblich und man wird es wohl messen müssen, kann sein dass da Faktor 10 bis 100 weniger herauskommt.

Die deutsche BIMSCH (Immisionsschutzverordnung  https://www.bfs.de/DE/themen/emf/nff/schutz/grenzwerte/grenzwerte.html) gibt bei 50Hz genau 200µT als Grenzwert an.

Nichts ist es wohl nicht, eine Messung kann hier Gewissheit schaffen.

Mein Dachständer verursacht im Obergeschoß etwa 400nT, während im EG typ. 100nT zu messen waren. Das Bügeleisen in der Hand macht lässig 50mT, also vielleicht nicht ganz verrückt machen lassen.

1
  •  querty
  •   Gold-Award
25.2.2021  (#5)
Was man bei geringem Abstand merken kann: ein surren bzw. knistern.
Ist mir halt aufgefallen bei eher feuchtem Wetter und wenn man direkt unter der 380kV Leitung steht. Wenn du bisher nichts davon gemerkt hast, bist du wohl weit genug weg, um das zu hören.

1
  •  chrismo
  •   Gold-Award
25.2.2021  (#6)
Der Grenzwert für die magnetische Feldstärke liegt in Österreich bei 100µT [1], wie in den meisten EU-Ländern. Die Grenzwerte werden locker eingehalten, wenn man sich Messergebnisse ansieht [2,3] und passen auch zu dem was taliesin selbst gemessen hat.


2021/20210225127233.png
Quelle: https://akademie.oesterreichsenergie.at/tl_files/AKADEMIE/Publikationen/Downloads/EMF.pdf

Die Studien zu Leukämie sind wie gesagt nicht bestätigt worden [3]. Es gibt auch noch Hinweise zu mögl. Hirnerkrankungen wie Alzheimer [4], die aber auch noch umstritten sind.

Das Problem dabei ist, dass man ja keine kontrollierte Studien machen kann, wo man Leute unter Laborbedingungen bewusst bestahlt und dann die Auswirkungen davon analysiert. D.h. meistens werden statistische Auswertungen gemacht, z.B. Vergleich von Leukämieerkrankungen bei Kindern und ob deren Wohnort in der Nähe einer Hochspannungsleitung ist. Es ist jetzt mit statistischen Methoden vergleichsweise einfach herauszufinden, ob Kinder, die näher bei einer Hochspannungsleitung wohnen, auch häufiger an Leukämie erkranken. Das heißt aber nicht, dass das eine (Entfernung) auch tatsächlich eine Auswirkung auf das andere (Leukämie) hat, also eine Kausalität zw. beiden herrscht. Vor allem weil die Zahlen ja so gering sind. In der Schweiz wäre es z.B. 1 Fall mehr pro Jahr, falls die Studie tatsächlich so stimmt [3]. 

Persönlich hätte ich keine Bedenken bzw. glaube, dass die Sorgen bzw. Ängste davor mir eher Schaden würden, als die elektromagentischen Felder selbst.

[1] https://www.bfs.de/DE/themen/emf/kompetenzzentrum/netzausbau/schutz/grenzwerte-europa.html

[2] https://www.bfs.de/DE/themen/emf/kompetenzzentrum/netzausbau/basiswissen/feldbelastungen.html
[3] https://www.stadtplanungsamt-frankfurt.de/show.php?ID=19002&psid=uh3n8cq1p1452g2l4tun9sa3o1

[4] https://www.emf.ethz.ch/emf-info/themen/gesundheit/krebs/leukaemie

[5] https://www.emf.ethz.ch/de/emf-info/themen/gesundheit/neurodegenerative-erkrankungen/

1
  •  taliesin
  •   Gold-Award
25.2.2021  (#7)

zitat..
querty schrieb: surren bzw. knistern.

Das ist ein Magnetostriktionseffekt, die Leitungen schwingen mit Grund- und Oberwellen auf dem Strom (Lorenzkraft). Das kann wirklich ordentlich laut werden und nervt, glaube ich, auf Dauer auch ordentlich.

1


Beitrag schreiben oder Werbung ausblenden?
Einloggen

 Kostenlos registrieren [Mehr Infos]

Nächstes Thema: Lehmiger Bodenaushub