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·gelöst· Richtiges lüften und heizen um Schimmel vorzubeugen

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  •  stevita
28.9. - 2.10.2023
8 Antworten | 6 Autoren 8
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Hallo zusammen,
unsere erste Heizsaison seitdem wir im Haus sind startet bald. Wir haben mit 50er Ziegel gebaut (Fassade fehlt noch), haben einen Kalkzement-innenputz und mit Reliusnaturweiss extra (Dispersionsfarbe, aber diffussionsfähig) ausgemalt.

Nun zu meinen Fragen:
Wenn wir die Raumtemperatur in den kühlen Schlafbereichen nicht unter 18 Grad fallen lassen und 2-3x am Tag für 5 Minuten kurz Stoßlüften sollten wir Schimmel gut vorbeugen können, oder? Lüften (ca. 5-10 min) tu ich übrigens täglich 2x. Trotzdem haben wir leider immer wieder max. 63% Luftfeuchtigkeit. Habe jetzt im Internet mehrere Hygrometer bestellt. Mal schauen, vielleicht misst unser Fühler auch nicht richtig. 

Und wir haben etliche Möbel (Bett, Sofa) mit einem Abstand von ca. 10 cm zur Außenwand stehen. Kann hier trotz Abstand und regelmäßigem Lüften Schimmel am Mauerwerk entstehen?
Und wie sieht es zb bei kleineren Möbeln wie Schreibtischen aus? Muss hier auch ein 10cm Abstand zur Außenwand eingehalten werden? Aktuell berührt nur die Tischplatte die Mauer. Und die Füße sind ca 2 cm von der Wand entfernt. Der Rest ist ja offen. Ich möchte einfach keinen Schimmel. Das ist eine meiner größten Ängste. 

Herzlichen Dank!
LG Stevita

  •  MissT
  •   Gold-Award
28.9.2023  (#1)
Ich bin mir nicht sicher, ob Dir wirklich klar ist, warum sich Schimmel genau bildet? Schimmel bildet sich innerhalb von Gebäuden auf Oberflächen, deren Temperatur den Taupunkt der Raumluft unterschreitet. Das Kondenswasser an der Oberfläche bildet ein dauerfeuchtes Milieu und damit den Nährboden für Schimmel.

Bei 22°C liegt der Taupunkt:
  • Bei 50% relativer Luftfeuchtigkeit bei 11°C
  • Bei 60% bei 13,9°C
  • Bei 70% bei 16,3°C

Sinkt die Temperatur, steigt die relative Luftfeuchtigkeit an. Aus 22°C und 60% rel. LF werden bei 20°C bereits 67% und bei 18°C 76%. Ab 70% rel. LF besteht akute Schimmelgefahr, weil der Taupunkt dann schon gefährlich nahe an der Raumtemperatur ist.

Wenn Du Schimmel vermeiden willst, dann bleib möglichst im Bereich 50-60% rel. LF und deutlich von der kritischen Marke von 70% weg. Das erreichst Du, indem Du:
  • In ausreichender Anzahl im Haus Thermo-Hygrometer verteilst und die Messwerte beobachtest, um ggf. reagieren zu können.
  • Ausreichend heizt, um die Raumtemperatur hoch genug zu halten. 
  • Zu Zeiten lüftest, in denen die absolute (!) Luftfeuchtigkeit draußen niedriger ist als herinnen. Nur dann kannst Du die Luftfeuchtigkeit im Haus senken.
  • In den ersten 1-2 Jahren in einem Neubau bei allen größeren Möbelstücken ausreichend Abstand zu Außenwänden hältst. Sonst kühlt die Mauer in diesen Bereichen stärker ab und die Oberflächen-Temperatur unterschreitet den Taupunkt. 

Ich empfehle Dir die Anschaffung eines Infrarot-Thermometers, dann kannst Du gelegentlich bzw. insbesondere in kritischen Bereichen die Oberflächentemperatur der Wände kontrollieren. Wenn Ihr keine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] habt, würde ich mir zumindest einen Luftentfeuchter besorgen, um in Räumen mit regelmäßig kritischen Bedingungen rasch und zuverlässig gegensteuern zu können. 

In einem Ziegel-Neubau muss in den ersten 1-2 Jahren erstmal eine sehr große Menge an in der Bausubstanz gespeichertem Wasser (= Baurestfeuchte) aus einem sehr dicht gebauten Haus abgeführt werden. Das ist immer kritisch. Danach wird es leichter.

Hier findest Du Rechner für die relative als auch absolute Luftfeuchtigkeit und den Taupunkt:
https://rechneronline.de/barometer/luftfeuchtigkeit.php
https://rechneronline.de/barometer/taupunkt.php

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  •  stevita
28.9.2023  (#2)

zitat..
MissT schrieb:

Ich bin mir nicht sicher, ob Dir wirklich klar ist, warum sich Schimmel genau bildet? Schimmel bildet sich innerhalb von Gebäuden auf Oberflächen, deren Temperatur den Taupunkt der Raumluft unterschreitet. Das Kondenswasser an der Oberfläche bildet ein dauerfeuchtes Milieu und damit den Nährboden für Schimmel.

Bei 22°C liegt der Taupunkt:

Bei 50% relativer Luftfeuchtigkeit bei 11°C
Bei 60% bei 13,9°C
Bei 70% bei 16,3°C

Sinkt die Temperatur, steigt die relative Luftfeuchtigkeit an. Aus 22°C und 60% rel. LF werden bei 20°C bereits 67% und bei 18°C 76%. Ab 70% rel. LF besteht akute Schimmelgefahr, weil der Taupunkt dann schon gefährlich nahe an der Raumtemperatur ist.

Wenn Du Schimmel vermeiden willst, dann bleib möglichst im Bereich 50-60% rel. LF und deutlich von der kritischen Marke von 70% weg. Das erreichst Du, indem Du:

In ausreichender Anzahl im Haus Thermo-Hygrometer verteilst und die Messwerte beobachtest, um ggf. reagieren zu können.
Ausreichend heizt, um die Raumtemperatur hoch genug zu halten. 
Zu Zeiten lüftest, in denen die absolute (!) Luftfeuchtigkeit draußen niedriger ist als herinnen. Nur dann kannst Du die Luftfeuchtigkeit im Haus senken.
In den ersten 1-2 Jahren in einem Neubau bei allen größeren Möbelstücken ausreichend Abstand zu Außenwänden hältst. Sonst kühlt die Mauer in diesen Bereichen stärker ab und die Oberflächen-Temperatur unterschreitet den Taupunkt. 

Ich empfehle Dir die Anschaffung eines Infrarot-Thermometers, dann kannst Du gelegentlich bzw. insbesondere in kritischen Bereichen die Oberflächentemperatur der Wände kontrollieren. Wenn Ihr keine KWL KWL [Kontrollierte Wohnraumlüftung] habt, würde ich mir zumindest einen Luftentfeuchter besorgen, um in Räumen mit regelmäßig kritischen Bedingungen rasch und zuverlässig gegensteuern zu können. 

In einem Ziegel-Neubau muss in den ersten 1-2 Jahren erstmal eine sehr große Menge an in der Bausubstanz gespeichertem Wasser (= Baurestfeuchte) aus einem sehr dicht gebauten Haus abgeführt werden. Das ist immer kritisch. Danach wird es leichter.

Hier findest Du Rechner für die relative als auch absolute Luftfeuchtigkeit und den Taupunkt:
https://rechneronline.de/barometer/luftfeuchtigkeit.php
https://rechneronline.de/barometer/taupunkt.php

Vielen lieben Dank für deine ausführliche und kompetente Antwort. Du hast mir sehr geholfen! Du hast absolut recht, ich wusste nicht genau warum sich Schimmel anfängt zu bilden - jetzt schon! 

Du hast geschrieben:
  • Zu Zeiten lüftest, in denen die absolute (!) Luftfeuchtigkeit draußen niedriger ist als herinnen. Nur dann kannst Du die Luftfeuchtigkeit im Haus senken.

Wenn ich das richtig verstanden habe, sollte ich lüften, wenn die Außentemperatur niedriger als die Innentemperatur ist? Außer an Sommertagen, wo es sehr schwül ist, denn da hole ich mir Feuchtigkeit ins Haus ? 

Und danke für deine Tipps! Luftentfeuchter haben wir schon - den möchte ich nutzen, wenn ich im Winter drinnen Wäsche aufhängen muss. Das mit dem Thermometer ist auch noch eine gute Idee - den besorge ich mir!

Vielleicht bin ich auch etwas übervorsichtig. Vor allem was die Außenwände betrifft. Der 50er Ziegel ist ja an sich nicht so schlecht von den Dämmwerten.. Wir haben aktuell noch immer 21 Grad im Haus ohne heizen. Auf die Frage mit den Möbeln bin ich eigentlich nur gestoßen, weil das Thema im Freundeskreis aufkam und unsere Küche befindet sich zu 2/3 an einer Außenwand. (Unterschränke, Rückwand aus Stein, Hängeschränke) jetzt hat mich deine Antwort hierzu allerdings zum Nachdenken gebracht. Ich dachte die Wände können bei der Mauerstärke gar nicht so stark auskühlen, dass sie unter dem Taupunkt liegen, außer man heizt nicht in der kalten Jahreszeit? Fürchte ja die kälteren Tage, daher auch mein Beitrag. Aber ich bin gespannt was dieses Infrarotmessgerät messen wird und wenn ich deine Tipps befolge sollte nichts schief gehen.

Danke nochmal und beste Grüße an dich!
LG   


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  •  rabaum
  •   Gold-Award
28.9.2023  (#3)

zitat..
stevita schrieb: Wenn ich das richtig verstanden habe, sollte ich lüften, wenn die Außentemperatur niedriger als die Innentemperatur ist?

Nein, die Temperatur alleine sagt darüber nichts aus.

Ein Beispiel: Außenluft mit 30 °C und 30 % rel. LF hat grob 9 g/m³ gespeichert. Das ist deutlich weniger als die Raumluft bei 23 °C und 65 %. Selbst feuchtes, nebeliges Wetter bei 5 °C und 95 % rel. LF, wo die meisten Leute sagen würden "bloß nicht lüften", ist deutlich trockener als der Innenraum. 

Verwende den ersten Rechner wie von @­MissT verlinkt und spiel etwas herum, dann siehst du den Zusammenhang sehr schnell. 


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  •  stevita
29.9.2023  (#4)

zitat..
rabaum schrieb:

──────
stevita schrieb: Wenn ich das richtig verstanden habe, sollte ich lüften, wenn die Außentemperatur niedriger als die Innentemperatur ist?
───────────────

Nein, die Temperatur alleine sagt darüber nichts aus.

Ein Beispiel: Außenluft mit 30 °C und 30 % rel. LF hat grob 9 g/m³ gespeichert. Das ist deutlich weniger als die Raumluft bei 23 °C und 65 %. Selbst feuchtes, nebeliges Wetter bei 5 °C und 95 % rel. LF, wo die meisten Leute sagen würden "bloß nicht lüften", ist deutlich trockener als der Innenraum. 

Verwende den ersten Rechner wie von @­MissT verlinkt und spiel etwas herum, dann siehst du den Zusammenhang sehr schnell.

Hallo!
Jetzt hat es Klick gemacht. Den Rechner hab ich mir als Link hinterlegt. Herzlichen Dank an euch! Danke für eure Zeit und Mühe!
LG 


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  •  Ulairi
  •   Bronze-Award
29.9.2023  (#5)
Hast du eine Kühlung im Haus? Hast du zufällig Loxone Smart Home?

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  •  stevita
30.9.2023  (#6)

zitat..
Ulairi schrieb:

Hast du eine Kühlung im Haus? Hast du zufällig Loxone Smart Home?

Hallo!
Nein, leider beides nicht! 
Habe mir 3 Hygrometer gekauft. Thermopro T50. Dürften aber sehr ungenau sein, da unser integrierter Hygrometer von unserer Heizungsanlage 53% anzeigt und der gekaufte 64%.

Kann mir jemand evtl. digitale oder analoge Hygrometer empfehlen?

Danke!
Glg


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  •  Hedensted
  •   Bronze-Award
30.9.2023  (#7)
Ich hab 3 Switchbot im Einsatz.
Wie genau die sind kann ich jetzt nicht sagen, aber wenn, gehen sie zumindest gemeinsam falsch :)

Mit einem anderen Hygrometer stimmen sie überein und darüberhinaus lassen sie sich einfach über eine Referenz kalibrieren.

Nachteil ist, dass du einen Account anlegen musst., abrufen der Daten funktioniert über Bluetooth.

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  •  eXTrEm.aT
  •   Bronze-Award
2.10.2023  (#8)
Probleme wirst du als erstes an den 4 Außenecken an der Decke haben. Da hats uns auch mal erwischt im ersten Winter. Viel Baufeuchte und keine Fassade...
Helfen soll angeblich außen die Ecke mit XPS oder EPS umhüllen falls du noch was hast. Dann fällt die Temp in der Ecke nicht so. Hab ich aber nicht probiert.
Irgendwo im Forum schwirrt ein Wärmebild Foto herum von den Wänden und Ecken. Da sieht man das recht gut.

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