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Rechnung (Stunden) deutlich über Kostenschätzung [Stmk]

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  •  pasch
  •   Bronze-Award
  •  [Stmk]
  •  [Steiermark]
13.7. - 21.8.2023
21 Antworten | 12 Autoren 21
21
Hallo zusammen,

wir haben den ziemlich interessanten Fall, dass unsere Schlussrechnung deutlich höher ist, als die Kostenschätzung, bei weniger Material und fast den doppelten Stunden.

Kurz zum Hintergrund:

Wir haben ein lokales Gewerk beauftragt, mit der Zusage „wir werden sicher weniger Stunden und Material brauchen“ als im Angebot. Bis jetzt lief eigentlich alles gut und vor Kurzem kam dann die Endrechnung und siehe da, wir haben zwar weniger Material gebraucht, aber die Stunden für ein EFH (~160m2) sind von 200 auf knapp 350 explodiert. Das macht sich auch in der Gesamtsumme deutlich bemerkbar und wir sind fast vom Stuhl gefallen. Dabei haben wir, bis auf eine Kleinigkeit, nichts verändert. Es gab noch ein Zusatzangebot für eine Erweiterung, aber da waren gleich gar keine Stunden angeführt. Für uns war klar, dass sich das mit den Stunden aus dem ersten Angebot ausgehen wird, da sie dort eh weniger brauchen (Aufwand vermutlich in der Gegend von 20h).

Nun, wir wissen, dass eigentlich alle Angebote/Kostenschätzungen gegenüber Privatpersonen verbindlich sind. In dem Fall würden wir auf die 200 Stunden bestehen und keinen Cent mehr zahlen. Im kompletten Arbeitszeitraum wurden die Mehrkosten/Mehrstunden auch kein einziges Mal erwähnt.

Bei genauen hinsehen steht im Angebot „Geschätzer Aufwand 200 Stunden“ mit dem Nebensatz „Arbeitsaufwand wird nach tatsächlichen Aufwand verrechnet“. Blöd gefragt, hat dieser Satz bei einem verbindlichen Angebot mit einer genauen Stundenaufzählung und Bepreisung überhaupt eine Relevanz? 

Immerhin waren die Stunden und die Aussage, dass es wahrscheinlich weniger wird, schlussendlich entscheidend für die Auftragsvergabe.

Wie würdet ihr vorgehen? Sofern der Nebensatz mit der Verrechnung nach Aufwand „nichtig“ ist, würden wir darauf bestehen, nur die Arbeit aus dem Angebot zu bezahlen. Ebenso bei der Erweiterung mit dem Zusatzangebot. Da gabs keine Zeitschätzung, aber auch keinen Zusatz Verrechnung nach Aufwand/Regie.

  •  MalcolmX
  •   Gold-Award
13.7.2023  (#1)
350h ist doch nix für ein EFH.
Üblicherweise sind das eher so um die 1000 Arbeitsstunden für einen Rohbau?
Habt ihr bei 350h sogut wie alles selber gemacht,  oder reden wir von Holzbau?

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  •  pasch
  •   Bronze-Award
13.7.2023  (#2)

zitat..
MalcolmX schrieb:

350h ist doch nix für ein EFH.
Üblicherweise sind das eher so um die 1000 Arbeitsstunden für einen Rohbau?
Habt ihr bei 350h sogut wie alles selber gemacht,  oder reden wir von Holzbau?

Ah, das ist nicht klar rübergekommen. Es geht um die Elektroinstallationen.


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  •  MalcolmX
  •   Gold-Award
13.7.2023  (#3)
Ach so... das ist wiederum echt viel.
Wir haben (sehr) viel selber gemacht,  daher zählt das wenig,  aber da war es circa Faktor 10 weniger.

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  •  pasch
  •   Bronze-Award
13.7.2023  (#4)

zitat..
MalcolmX schrieb:

Ach so... das ist wiederum echt viel.
Wir haben (sehr) viel selber gemacht,  daher zählt das wenig,  aber da war es circa Faktor 10 weniger.

Das tut auch weniger zur Sache, aber wir wissen, dass die regelmäßig lange Pause gemacht haben, um die dann voll zu verrechnen. Das war uns eigentlich bisher egal, da wir von den 200 Stunden ausgegangen sind. Jetzt hat das schon einen sehr faden Beigeschmack. 


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  •  Stoffal02
  •   Silber-Award
13.7.2023  (#5)
Bei mir wollte der Elektriker 400% mehr Stunden verrechnen als Angeboten.
Kannst du hier nachlesen https://www.energiesparhaus.at/forum-abrechnung-bei-regie/60440_1 

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  •  pasch
  •   Bronze-Award
13.7.2023  (#6)

zitat..
Stoffal02 schrieb:

Bei mir wollte der Elektriker 400% mehr Stunden verrechnen als Angeboten.
Kannst du hier nachlesen https://www.energiesparhaus.at/forum-abrechnung-bei-regie/60440_1

OK, das scheint ja weitverbreitet zu sein. Bei dir hat es ja recht schnell eine Lösung gegeben, bin gespannt wie es bei uns weitergeht.

Rein angenommen, die Kostenschätzung wäre durch den Zusatz „Verrechnung nach Aufwand“ und „Geschätzte Anzahl von x Stunden“ unverbindlich, wären trotzdem nur maximal 15 % Überschreitung möglich. In unserem Fall also 30h. Wobei ich nach wie vor der Meinung bin, dass das Angebot verbindlich ist, da eine Stundenanzahl bepreist wurde.


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  •  baustoff
  •   Bronze-Award
13.7.2023  (#7)
Das Spiel haben wir auch mittlerweile mehrfach gespielt. Es geht so:
  • Es wird eine Arbeit beim Handwerker beauftragt und ein Preis vereinbart.
  • Der Handwerker kommt und arbeitet im Rahmen seiner Möglichkeiten und Motivation.
  • Die Schlussrechnung kommt überhöht oder sie kommt, und die Arbeiten sind nicht ordentlich/vollständig erledigt.
  • Ich weise die Rechnung zurück und bezahle den vereinbarten Preis oder die tatsächlich geleisteten Arbeiten.
  • Man einigt sich oder sieht den Handwerker nie wieder und muss mit jemand anderem fertigstellen.
Irgendwie ist das seeeehhhhr mühsam am Bau. Aber da muss man wohl durch.

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  •  pasch
  •   Bronze-Award
13.7.2023  (#8)

zitat..
baustoff schrieb:

Das Spiel haben wir auch mittlerweile mehrfach gespielt. Es geht so:

Es wird eine Arbeit beim Handwerker beauftragt und ein Preis vereinbart.
Der Handwerker kommt und arbeitet im Rahmen seiner Möglichkeiten und Motivation.
Die Schlussrechnung kommt überhöht oder sie kommt, und die Arbeiten sind nicht ordentlich/vollständig erledigt.
Ich weise die Rechnung zurück und bezahle den vereinbarten Preis oder die tatsächlich geleisteten Arbeiten.
Man einigt sich oder sieht den Handwerker nie wieder.

Irgendwie ist das seeeehhhhr mühsam am Bau. Aber da muss man durch.

Das ist wirklich mühsam, aber anscheinend sind das die Spielregeln. Wir werden mit dem Standpunkt, dass wir nur den Angebotspreis bezahlen, starten.

Im Grunde habe ich auch kein Problem, das rechtlich zu lösen. Dauert halt sehr lange und die Wahrscheinlichkeit, dass wir Recht bekommen, würde ich aus meiner Einschätzung schon sehr hoch sehen. Plus das Geld bleibt so lange bei uns.


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  •  Sparfratz
  •   Silber-Award
13.7.2023  (#9)
Geschätzer Aufwand 200 Stunden“ mit dem Nebensatz „Arbeitsaufwand wird nach tatsächlichen Aufwand verrechnet“.

Also wenn das so im Vertrag steht würd ich mir keinerlei Chancen ausrechnen lediglich 200h bezahlen zu müssen. 

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  •  pasch
  •   Bronze-Award
13.7.2023  (#10)

zitat..
Sparfratz schrieb:

„Geschätzer Aufwand 200 Stunden“ mit dem Nebensatz „Arbeitsaufwand wird nach tatsächlichen Aufwand verrechnet“.

Also wenn das so im Vertrag steht würd ich mir keinerlei Chancen ausrechnen lediglich 200h bezahlen zu müssen.

Was wäre dann deine Einschätzung? Es wurde kein einziges Mal erwähnt, dass es mehr Stunden sind.


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  •  Hohes
14.7.2023  (#11)
Naja, das ist halt der Nachteil bei einem Regieangebot. Da wird halt die Arbeitszeit nur geschätzt und dann je nach Aufwand verrechnet.

Ich hatte beim Rohbau Regiestunden Angebote die zw. 3 Wochen und 8 Wochen lagen.
Gibt halt viele Leute, die auf das günstigere Angebot "reinfallen" obwohl die Schätzung offensichtlich nicht möglich ist.

Um den Aufwand der Elektriker einzuschätzen müsste man halt wissen, wie aufwändig (Smarthome, ect.) die Installation ist.

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  •  Sparfratz
  •   Silber-Award
14.7.2023  (#12)

zitat..
pasch schrieb:

──────
Sparfratz schrieb:

„Geschätzer Aufwand 200 Stunden“ mit dem Nebensatz „Arbeitsaufwand wird nach tatsächlichen Aufwand verrechnet“.

Also wenn das so im Vertrag steht würd ich mir keinerlei Chancen ausrechnen lediglich 200h bezahlen zu müssen.
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Was wäre dann deine Einschätzung? Es wurde kein einziges Mal erwähnt, dass es mehr Stunden sind.


Meiner Ansicht nach wird man sich im besten Fall auf ein paar weniger Stunden einigen können.

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  •  pasch
  •   Bronze-Award
14.7.2023  (#13)

zitat..
Sparfratz schrieb:

──────
pasch schrieb:

──────
Sparfratz schrieb:

„Geschätzer Aufwand 200 Stunden“ mit dem Nebensatz „Arbeitsaufwand wird nach tatsächlichen Aufwand verrechnet“.

Also wenn das so im Vertrag steht würd ich mir keinerlei Chancen ausrechnen lediglich 200h bezahlen zu müssen.
───────────────

Was wäre dann deine Einschätzung? Es wurde kein einziges Mal erwähnt, dass es mehr Stunden sind.
───────────────

Meiner Ansicht nach wird man sich im besten Fall auf ein paar weniger Stunden einigen können.

Das sieht sogar die WKO anders. Wenn man vom worst case ausgeht und das Angebot als unverbindlich sieht, müssen erhebliche Überschreitungen unbedingt gemeldet werden. Das ist schlicht und ergreifend nicht passiert.

Auch bei einem bloßen Schätzungsanschlag ist der Unternehmer – analog zum unverbindlichen Kostenvoranschlag – verpflichtet, eine voraussichtliche beträchtliche Überschreitung der geschätzten Kosten dem Kunden anzuzeigen. - WKO

Weiters schreibt die WKO:

Nach der Rechtsprechung müssen jedoch Überschreitungen von mehr als 15 % dem Auftraggeber unverzüglich angezeigt werden. Versäumt der Unternehmer die Verständigung des Bestellers oder erfolgt sie verspätet, so verliert er jeglichen Mehranspruch.

Mein Fazit: Er hat nichts gemeldet, also gibt es auch keinen Mehranspruch. 

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  •  Blabla
  •   Silber-Award
14.7.2023  (#14)
Wie Vorposter, nicht auf den Kopf "scheiXen" lassen. Eine gewisse Überschreitung bei Regieangebot werdet ihr wohl schlucken müssen, aber sicher nicht ein Plus von 75%. Auf keinen Fall zahlen jetzt solange das nicht geklärt ist! Zuerst würde ich einmal ein ergebnisoffenes Gespräch in "normaler" Atmosphäre anstreben. Vielleicht einigt man sich dann ohne Probleme zu haben und vielleicht willst du nochmal etwas von der Firma. Viele Firmen "probieren" das auch einfach in der Branche - und wenn man sich gleich aufregt dann hören sie eh auf damit. Erst wenn die auf stur schalten, dann auch schärfer werden. 

Tipp für die Zukunft (das habe ich immer gemacht) - ich habe mir versucht so genau wie möglich aufzuschreiben wie lange Leute bei mir auf der Baustelle waren und falls etwas komisch war (so wie überhöhte Pausenzeiten) dann auch aufschreiben. Falls es Troubles mit der Firma gibt während der Bauzeit (hatten Bekannte), dann den Stundenzettel am Abend sogar unterschreiben lassen. 

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  •  BungalowImGruen
  •   Bronze-Award
14.7.2023  (#15)

zitat..
Blabla schrieb: dann den Stundenzettel am Abend sogar unterschreiben lassen. 

Das würde ich bei einem Regieangebot sowieso immer empfehlen, zumindest wöchentlich. Allein schon deswegen um einen Überblick zu haben. 
Hat bei mir eigentlich jede Firma von sich aus vorgelegt. Man ist die Stunden gemeinsam durchgegangen und hat sie dann abgezeichnet. (Längere) Pausen wurden natürlich immer abgezogen.


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  •  PhilippG
  •   Bronze-Award
15.7.2023  (#16)

zitat..
pasch schrieb:

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Sparfratz schrieb:

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pasch schrieb:

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Sparfratz schrieb:

„Geschätzer Aufwand 200 Stunden“ mit dem Nebensatz „Arbeitsaufwand wird nach tatsächlichen Aufwand verrechnet“.

Also wenn das so im Vertrag steht würd ich mir keinerlei Chancen ausrechnen lediglich 200h bezahlen zu müssen.
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Was wäre dann deine Einschätzung? Es wurde kein einziges Mal erwähnt, dass es mehr Stunden sind.
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Meiner Ansicht nach wird man sich im besten Fall auf ein paar weniger Stunden einigen können.
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Das sieht sogar die WKO anders. Wenn man vom worst case ausgeht und das Angebot als unverbindlich sieht, müssen erhebliche Überschreitungen unbedingt gemeldet werden. Das ist schlicht und ergreifend nicht passiert.

Auch bei einem bloßen Schätzungsanschlag ist der Unternehmer – analog zum unverbindlichen Kostenvoranschlag – verpflichtet, eine voraussichtliche beträchtliche Überschreitung der geschätzten Kosten dem Kunden anzuzeigen. - WKO

Weiters schreibt die WKO:

Nach der Rechtsprechung müssen jedoch Überschreitungen von mehr als 15 % dem Auftraggeber unverzüglich angezeigt werden. Versäumt der Unternehmer die Verständigung des Bestellers oder erfolgt sie verspätet, so verliert er jeglichen Mehranspruch.

Mein Fazit: Er hat nichts gemeldet, also gibt es auch keinen Mehranspruch.

Die 15% maximale Überscheitung beziehen sich auf die gesamte Auftragssumme oder nur auf den Posten der Arbeitszeit? 


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  •  mone7
19.7.2023  (#17)
Hätte pasch bei "Arbeitsaufwand wird nach tatsächlichen Aufwand verrechnet“ nicht min.  wöchendlich eine Stundenaufzeichnung zur Prüfung und Abzeichnung bekommen müssen?

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  •  Akani
23.7.2023  (#18)
Hat der auf Regie gearbeitet. 
Dann wären die Wochenberichte mit Unterschrift mal interessant.
Den Nachweis sollte er schon liefern können und müssen
Vor allen wenn das schlussrechnung ist definitiv die 150 Mehrstunden bei weniger arbeit erst mal nicht bezahlen.
Bei uns sind auch Mehrpreise max 10% der Angebotssumme, da kommst dann auch ordentlich drüber

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  •  pasch
  •   Bronze-Award
21.8.2023  (#19)
Kurzes Update zu unserem Fall.

Wir haben den Elektriker darauf beim Schlussgespräch noch mal angesprochen und auch gefragt, warum er nie etwas gesagt hat, dass er so viele Stunden darüber ist. Er hat daraufhin sofort auf 100 Stunden verzichtet und ist uns beim Material auch noch etwas entgegengekommen, sodass wir im Endeffekt genau bei dem Angebotspreis rausgekommen sind.

Schon eine etwas seltsame Geschäftspraxis, aber wenn einer einfach bezahlt, hat er bereits gewonnen.

Wir waren auf alles vorbereitet, aber dass er direkt uns so entgegenkommt, damit haben wir nicht gerechnet.

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  •  Blabla
  •   Silber-Award
21.8.2023  (#20)

zitat..
pasch schrieb:

Kurzes Update zu unserem Fall.

Wir haben den Elektriker darauf beim Schlussgespräch noch mal angesprochen und auch gefragt, warum er nie etwas gesagt hat, dass er so viele Stunden darüber ist. Er hat daraufhin sofort auf 100 Stunden verzichtet und ist uns beim Material auch noch etwas entgegengekommen, sodass wir im Endeffekt genau bei dem Angebotspreis rausgekommen sind.

Schon eine etwas seltsame Geschäftspraxis, aber wenn einer einfach bezahlt, hat er bereits gewonnen.

Wir waren auf alles vorbereitet, aber dass er direkt uns so entgegenkommt, damit haben wir nicht gerechnet.

Ähnliches gab es bei mir. Eigentlich eine betrügerische Geschäftspraxis wenn man es sich genau überlegt. Aber schön dass es für euch gut ausgegangen ist. 


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  •  derLandmann
  •   Gold-Award
21.8.2023  (#21)

zitat..
pasch schrieb: Er hat daraufhin sofort auf 100 Stunden verzichtet und ist uns beim Material auch noch etwas entgegengekommen

🤪 unglaublich seriös!


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