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Mentales Grundgerüst für Hausbau – Wohin mit dem Hass?

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  •  wendl
24.8. - 26.8.2023
31 Antworten | 20 Autoren 31
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Verzeiht mir diese etwas reißerische Überschrift aber nach gut 2 Jahren Hausbau – wir sind im Großen fertig und auch von existenziell bedrohlichen Porblemen verschont geblieben – merke ich situationsbedingt immer noch wie mir die Hutschnur platzt.
Kontext:
Nach den gefühlt ersten 2 Wochen Erdbewegung und Baustelle mekrte ich ich wie ich den "alltäglichem" Baustellenstress gegenüber abstumpfe. Das täglich schlafose Grübeln nach "Hab ich an alles gedacht / koordiniert / vorbereitet" stumpfte ab und ging über in ein produktives Suchen nach dem "geringsten Übel der kurzfristig umsetzbaren Lösung". Manche lang vorbereiteten Entscheidungen mussten an der Baustelle nicht mit Argumenten sondern mit der Dominanz des Auftraggebers und nötigenfalls mit "Löwengebrüll" kundgetan werden – beides ist meinem normalen (Arbeits-)alltag absolut unüblich.
Seit Nov 2022 haben wir das Haus bezogen, immer noch viel Kleinarbeit vor uns, Garten etc. – ebenso sind noch Feinarbeiten Reperaturen und kleine Weh-Wehchens der letzten Gewerke nicht korrigiert und ich merke wie mir zunehmend die Gedult fehlt, ich vielleicht aber auch vom herangehen ein anderer geworden bin...
Was ich vormals im direkten Gespräch mit den Handwerker lösen wollte gehe ich zunehmend über nach 1-2 Erkärungen/Ansagen in eine unumstößliche Regel in weitern Verlauf zu einer schriftlichen Mängelrüge auszuweiten. 
Einerseits habe ich bitter mein Leergeld gezahlt, andererseits merke ich wie meine Haut dünn geworden. Es hat sich zum Ende der Baustelle natürlich auch das Machtgefüge verändert. Wäre mir nach 10% Arbeit der Ausführende abgesprungen wäre das in der Koordination eine Katastrophe für mich gewesen. Jetzt wo 90% abgeschlossen ist lass ich es auch eher auf eine Meinungsverschiedenheit plus Einklagen der Schlussrechnung ankommen wenn die Details unsauber ausgeführt worden sind. 
Aber eins bleibt mir immer noch: ein unnatürlich hohes Mass an Wut über unsaubere Ausführung, Schlussrechnungen, Abwälzen und Anschwärzen andere Gewerke und es am Ende auch nicht besser können. Mäßig liefern - voll verrechnen...
Ich bin mit dem Thema schon fast durch, aber als Vorbereitung für jeden, und Nachebreitung für mich: Wohin mit dem Hass?


bzw. habt ihr zu dem Thema Tipps von Urschreitherapie, mentales Training, Feiertagsbier, einen Brief an das Baustellenmonster oder sowieso alles abgeben? Auf die fachlichen Themen konnte ich mich gefühlt vorbereiten – die Herangehensweise und Einstellung verkrafte ich immer noch nicht...
 

  •  DrShouter
  •   Bronze-Award
25.8.2023  (#21)
Baustart April 2022 - Fertigstellung Haus März 2023. Das anstrengenste Jahr meines Lebens.

Wir hatten durchwegs gute Handwerker bzw. renomierte Firmen im Haus, aber gekracht hat es auch da des öfteren. Wenn man es ordentlich gemacht haben will, muss man selbst so extrem viel koordinieren, planen und dahinter sein, dass hätte ich vor Baustart nicht gedacht. 

Problem bei dem ganzen ist auch die eigene Erwartungshaltung - ich will immer 100% und wie wir wissen sind die letzten 5% immer überproportional viel Arbeit. Da stolpert man des öfteren über den eigenen ungesunden? Perfektionismus und investiert eine Unzahl an Stunden in Details die einem 0815 Heislbauer gar nicht auffallen. 

Jetzt sind die Aussenanlagen auch schon fast fertig und es wurde bis auf Pflaster alles selbst gemacht - ich bin mit dem Ergebnis höchst zufrieden aber mittlerweile total ausgelaugt, überarbeitet und kaputt. Die Zündschnur ist in allen Bereichen eine kurze.

Das einzige Gewerk über das ich mich nach wie vor ärgere ist der Fliesenleger - wobei ich mir da auch nicht so recht sicher bin ob es nicht der eigenen übertriebenen Erwartungshaltung geschuldet ist die ein Handwerker kaum erfüllen kann😂

Jetzt haben wir uns mal 2 Wochen wirklichen Urlaub verordnet und dann sind die Batterien hoffentlich wieder voll für die paar noch offenen Kleinigkeiten.


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  •  atma
  •   Gold-Award
25.8.2023  (#22)

zitat..
hektor schrieb: Beim Zuschütten des Arbeitsgrabens bemerkte ich, dass der Polier Baustahlstangen und Bewehrungen darin entsorgte. - Ich gab ihm deutlich zu verstehen, dass mein Grundstück keine Sondermülldeponie sei! - Seine Antwort, - wohin sollen wir es sonst tun, - bist etwa "ein Grüner"? 
Heute kann ich sagen, - wenn man das nicht selbst erlebt hat, - man würde es nicht glauben! Natürlich denke ich mir, dass dazu ein gewisser Modus operandi zu Grunde liegt und dass so etwas nicht zum ersten mal praktiziert wurde..

sowas kenn ich von unsrer Baustelle auch noch - die Fensterfirma hat jede Dose PU Schaum und Tube Dichtmasse und was weiß ich noch im Graben liegen gelassen.
ich hab das dann eingesammelt und ihnen in einem Sack im Schauraum vorbeigebracht. Warum auch immer sind Kunden, die nach mir den Schauraum betreten haben vor mir wieder draussen gewesen. 🤣 

wenn sie es wenigstens in einen Sack geworfen hätten, hätt ichs eh selbst entsorgt, aber so bin ich am Weg zum Baumarkt halt nochmal kurz stehen geblieben. 

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  •  Zypern
25.8.2023  (#23)
Ich kann nur empfehlen, alles in Bild und Schrift festzuhalten und sofort, wenn es beim ersten Gespräch nicht klappt eine Mängelrüge zu verfassen. Niemals, wirklich niemals mit "passt schon so" zufrieden geben. Man ärgert sich später immer wieder.

Schlussendlich haben wir einen hohen 5 stelligen Betrag der Schlußrechnung einbehalten und die Baufirma hat diesen niemals mehr abgeholt. Es waren Putzleisten und ein paar wenige Dinge, wirklich nicht der Rede wert. Wir waren erstaunt, dass das so leicht ging und wurscht war. Sagt viel aus, oder?

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  •  babysnakes
  •   Bronze-Award
25.8.2023  (#24)
Bei uns hat auch im Nachhinein alles soweit recht gut funktioniert, wir haben von Juli 15 - November 16 gebaut.
Viel selbst gemacht bzw. als Hilfstschackl geholfen. Großteils Firmen aus der Nähe gehabt, was nicht immer billig war, aber großteils gepasst hat.
Aber eben nicht immer, teilweise waren große Posten recht mühsam zu verbauen bzw. musste man da einiges nachbessern und sich auf die Hinterläufe stellen, dass es letztendlich gepasst hat. Lustigerweise ist mein Ansprechpartner einer solchen Firma in Sichtweite unseres Hauses wohnhaft. Gerade hier hätte ich mir gedacht, dass sich alle zusammenreißen bzw. es vielleicht auch eine gute Werbung wäre, wenn man sich bemüht.
Uneingeschränkt weiterempfohlen habe ich die Firma mal nicht unter den damaligen Häuslbauerkollegen, sag ich mal vorsichtig :)

Generell gilt, je mehr man sich informiert und anwesend ist, desto eher wird's passen am Schluss.

Dass man eine dicke Haut braucht kann ich auch bestätigen. Erst kürzlich habe ich mit einem Gewerk telefonisch Kontakt aufgenommen um einige Arbeiten im Außenbereich zu vergeben.
Nach langem Hin und Her (ich sag nur Erreichbarkeit) und Finden eines Termins war die bislang letzte Konversation folgende (ausgemacht war ein Treffen an besagtem Tag um 8:00 übrigens):
Ich rufe um 8:30 an und frage nach, ob der Termin heute noch stünde. Man sagt mir, dass der Termin natürlich steht, entschuldigt sich aber nicht und sagt, dass man in einer halben Stunde da sei.
Das war das letzte Lebenszeichen seitens des Gewerkes. Es ist nie jemand aufgetaucht und jegliche versuchte telefonische Kontaktaufnahme meinerseits verlief unbeantwortet.
Nachlaufen tu ich keinem mehr, dann halt nicht. Aber manchmal wundert man sich tatsächlich ein bissl.

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  •  MissT
  •   Gold-Award
25.8.2023  (#25)
Bei unserem Hausbau sind ein paar Sachen auch gewaltig schief gelaufen. Der Großteil lief aber gut und ich habe das summa summarum als extrem anstrengende und fordernde, aber auch sehr schöne Zeit in Erinnerung behalten. 

Ich hatte auch ein paar so spezielle Kandidaten dabei, wie sie hier schon exemplarisch beschrieben wurden. Wenn Inkompetenz, Ignoranz, intellektuelle Defizite und ggf. auch noch ein freches Mundwerk und eine "Mir-ist-alles-wurscht"-Einstellung zusammenkommen, dann gelingt es mir meistens leider auch nicht, meine Emotionen außen vor zu lassen. 

Hauptproblem ist aus meiner Sicht, dass viele Firmen dem privaten Bauherrn nicht auf Augenhöhe begegnen: Der kennt sich (vermeintlich) eh nicht aus, dem kann man alles aufs Aug' drücken und dabei noch gescheit abcashen. Wenn das dann nicht funktioniert, weil sich der Bauherr mit der Materie beschäftigt hat und sich das nicht gefallen lässt, dann kracht's. Besonders, wenn sich bei der vermeintlichen Fachfirma ein Mangel an Fachkompetenz und Berufsethos offenbaren.

Was ich schwierig gefunden habe: Bei so einem Bauprojekt läuft manches einfach anders, als es in den Kreisen, in denen ich mich bewege, der Fall ist. Man kann nicht jedes Detail und jeden Handgriff ständig hinterfragen, merkt aber, dass es immer wieder nötig und sinnvoll ist. Manches muss man durchgehen lassen, manches darf man sich nicht Gefallen lassen und erfordert beherztes Eingreifen. Das von einander zu unterscheiden, ist eine Herausforderung.

4
  •  precision
  •   Bronze-Award
25.8.2023  (#26)

zitat..
rocko567 schrieb:

──────
precision schrieb:

Ich vergleiche gerne mit der Autoindustrie: 
Könnt ihr euch noch an den 3er Golf (der ewig lange gebaut wurde) erinnern? Fast jeder Mechaniker konnte den im Schlaf reparieren. 
Heutzutage wurden fast im Jahrestakt eine neue Golf-Generation aufgelegt mit zig Facelifts und Updates... Der Mechaniker kann das gar nicht alles wie früher wissen. Heute steckt man das Diagnosegerät an und schaut einmal blöd drein, weil man diesen Fehler noch nie zuvor hatte...
───────────────

der golf 3 wurde von 91 bis 97 gebaut (7 Jahre)
der golf 7 wurde von 12 bis 21 gebaut (10 jahre)
das facelift 2017 war sehr zurückhaltend

nur um falschinformationen vorzubeugen

👍 Danke für den Hinweis.
Ich hab nach dem 3er die Golfs ehrlich gesagt nicht mehr wirklich verfolgt.
Mir ging es zu verdeutlichen, dass die alte Technik noch einfacher zu reparieren war. 😉
Da wirst du mir hoffentlich zustimmen. 

Zum Entsorgen von Arbeitsmaterial wie Baustahl und PU-Schaum: Das sind Nebenleistungen, die in der Leistung beinhaltet sind. Wenn eine Firma mit Abschluss ihrer Leistung den Müll nicht entsorgt hat, dann schreibe ich einen Zweizeiler mit Aufforderung zur Erledigung und ein paar Fotos. 
Wenn dann keine Reaktion kommt, dann behalte ich den Betrag ein bis er es erledigt bzw. kündige ich die Entsorgung durch ein anderes Unternehmen an. Die Kosten werden dafür von der Schlussrechnung in Anzug gebracht. 

Aber mit Aussagen wie "Bist vielleicht a Grüner?", da habt ihr wirklich besonders lustige Arbeiter erwischt. 
🤣


1
  •  hektor
  •   Bronze-Award
25.8.2023  (#27)

zitat..
MalcolmX schrieb: Die Sache mit den Baustahlstangen finde ich allerdings weniger schlimm, sind nicht gerade Dosen mit PU Schaum...

Am ersten Blick mag es so sein....
Wenn man aber realisiert, dass man eine vertikale Feuchtigkeitsabdichtung (doppelt geflämmt) nach vorangegangenem geostatischen Gutachten  bestellt hat, die nachfolgende Ausführung mangelhaft und holhlagig erfolgt ist und der Arbeitsgraben nach schriftlicher Reklamation dann eiligst von dem Bauunternehmen zugefüllt worden ist, - dann mag man dass Vorgehen doppelt hinterfragen zukönnen!

Ich habe mir oft die Frage gestellt, was wäre geschehen, wenn ich nicht anwesend gewesen wäre? - Ein ÖBA kann dass wohl nicht feststellen.?! Aufrgraben im Nachhinein wäre auch schwer, - nicht zuletzt wegen der Bewehrung und den Stahlstäben.

Wenn man zuvor mit solch einem Schlag von Menschen und mit einem solchen ausgeprägten "mindset" nicht zu tun gehabt hat, - dann bleibt einem mal zuallerst schlicht die Spucke weg!

Es bedarf schon ein  wenig Zeit um zu realisieren, dass hier durchaus mit einem gewissen System vorgegangen wurde. (Aber dass ist nur meine subjektive Meinung und sicherlich mag es Unternehmen geben, die sich einer anständigen, auftragsbedingten Ausführung verpflichtet fühlen)




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  •  MalcolmX
  •   Gold-Award
25.8.2023  (#28)
Kann ich eh alles Nachvollziehen. Wenn man es selber macht kann man halt nur einem die Schuld geben 😆

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  •  Blabla
  •   Silber-Award
25.8.2023  (#29)
Hatte das Glück dass 95% gut funktioniert haben. Aber wie schon angesprochen, für die wichtigen Dinge Firmen mit guter Mundpropaganda aus der Umgebung hat einen hohen Wert. Zwei der (eigentlich guten) Firmen haben es dennoch mit überhöhten Schlussrechnungen probiert. Das konnte aber alles zu meiner Zufriedenheit aus der Welt geräumt werden - da sollte man halt nicht gleich beleidigt sein und es zuerst mal sachlich und mit möglichst guter Faktenlage (dokumentiert habe ich immer gut) probieren - streiten kann man immer noch. Ist halt eine eigentlich miese Branche und da wird mit Skrupellosigkeit auch Geld gemacht. 

Zu den 5%: Die Stiegenfirma habe ich schlussendlich nicht mehr kommen lassen und auch nichts bezahlt - aber die haben selber eingesehen dass es ein Pfusch war und es war ihnen wohl eher peinlich. Auch der Elektriker hat mir schlaflose Nächte bereitet, aber das konnte ich wegen dem sehr niedrigen Preis akzeptieren. 

Zum Rohbau: Habe mitgearbeitet und ab und zu für leibliches Wohl gesorgt. Hat aus meiner Sicht Wunder gewirkt. Alleine dieses gemeinsame Anpacken und Tratschen (Karten spielen in den Pausen) wirkt bei den Arbeitern - sonst wäre ich bei denen wohl als der "Bürohengst der nur anschafft aber keinen Hammer halten kann" bezeichnet worden. Da gab es dann im Gespräch dann sogar ernstes Interesse was meine Arbeit genau ist.

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  •  hektor
  •   Bronze-Award
25.8.2023  (#30)


zitat..
MalcolmX schrieb: Kann ich eh alles Nachvollziehen. Wenn man es selber macht kann man halt nur einem die Schuld geben 😆

.... genau, -zuerst kommt die Schuld und dann die Lösung! - Aber nur wenn´s alles selber machst!


1
  •  Gemeinderat
  •   Gold-Award
26.8.2023  (#31)
Ärgern ja vor allem auch, weil man es natürlich nicht jedem Recht machen kann (das passiert in meinem Thread oft. "Sofort enfeuchten" -> keine 2 Tage später passierts, heißt es: "hm aber jetzt weiß man nicht woher es kommt"...

Es gibt immer viele Meinungen. Man sollte sich alles anhören aber muss auch selbst entscheiden.
Genauso sehe ich es beim Bau: ich muss es ja bezahlen, also muss die Entscheidung bei mir liegen, aber für Vorschläge sollte man offen sein, wenn man eben "Kunde" ist und nicht vom Fach. 
Meine Mängelliste gebe ich hier (noch) nicht bekannt. Sie umfasst 130 Seiten (in der Regel 1 Mangel je Seite, da Foto + Plan).

Warum? Weil 90% davon kosmetische Hirnfürze sind, die halt ich sehe und mir "einbilde" nach dem Prinzip "ich zahle ja auch 100% und nicht 90%". 
Viele würden das nicht sehen oder sagen, das is ja nix. Ja aber bei einem Haus und dem Preis ist es halt schon was (von elementaren Dingen ganz zu schweigen, das muss passen).

Prinzipiell denke ich, dass man zuerst mal mit einer höflichen aber dezidierten Art weiterkommen muss. Wenn dann abgelehnt oder bewusst nicht entsprochen wird, würde ich die nächste Eskalationsstufe zünden. 
Natürlich grantelt man aus diversen Gründen, die müssen nicht mal mit dem Bau zu tun haben, sondern dessen Folgewirkungen (Zeit, Mehraufwände, usw.). 
Ich tue daher gut daran, mich "emotional" ein wenig abzukoppeln und vor allem zu akzeptieren, dass man es hinterher oft besser weiß als vorher. Das perfekte Haus wird niemand haben ;) kenne niemanden, der wirklich sagt, alles sei 100% perfekt.

Und so wird aus einem Haus eben "das eigene Haus" :)


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