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Zersiedlung

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  •  dandjo
  •   Gold-Award
21.3.2011 - 13.9.2012
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Habe heute in ORF2 in der Sendung Kulturmontag einen sehr interessanten Beitrag zu Österreichs Zersiedlung gesehen, möchte den Inhalt ein wenig diskutieren und mit euch teilen.

Hardfacts:

Durch Zersiedlung und den dadurch aufkommenden Autoverkehr entstehen jährliche Mehrkosten von 1 Milliarde Euro. Ortskerne und einstige belebte Straßen mit Märkten und Geschäften verkommen von Lebensräumen zu Durchzugsstraßen, zu regelrechten Hürden.

51% des neu gewidmeten Baulandes dient dem Gewerbe mit Einkaufszentren und Konsumtempel, selbstverständlich am Rande der Zentren! In Deutschland sind es 17%, kein anderes Land hat einen derart hohen Anteil wie Österreich. Der Grund dafür sind die Gewinne für die Gemeinden, es krankt am System.

Einsame Familienvillen im Grünen abseits des Ortskerns bringt die Leute immer weiter auseinander anstatt zusammen. Hier wieder der Effekt, dass Ortskerne aussterben, Greissler und lokales Gewerbe siedeln ab oder sterben aus. Übrig bleiben wieder die Familien mit ihren Hausfrauenpanzern, die durch die Dörfer in das nächste Einkaufszentrum pendeln (müssen). Hand aufs Herz: wer von euch, geht noch zu Fuß am Morgen zum Greissler einkaufen? Schöne alte (vergangene) Idylle oder seltener Inselbetrieb? Was wünscht ihr euch?

Fakt ist, jedes heute neu gebaute Haus hat auf einem Bauplatz im alten Ortskern einfach keinen Platz, weil sich die Wohnflächen seit den 50ern vervierfacht haben! Nicht nur das, es scheitert an Genehmigungen, der Erhaltung des Ortsbildes und den Kosten für die Gründe. Es werden lieber periphere einsame Siedlungen ohne Infrastruktur aufgeschlossen, anstatt verfallende Häuser in den Ortskernen zum Abriss freizugeben. Da schlägt aber auch der moderne Häuslbauer in die Bresche, denn Pseudoindividualismus ist Mode und keiner möchte sich in ein Ortsbild einfügen. Das soziale Gebilde Ortschaft bleibt hier meistens auf der Strecke.

In Zeiten steigender Ressourcenknappheit begeben wir uns mit der Zersiedlung und sozialer Kälte in eine immer größere Abhängigkeit, sowohl im Bezug auf Mobilität als auch im Bezug auf nicht mehr haltbare soziale Strukturen. Wo soll das hinführen?

Elfie Mikesch behandelt dieses Thema unter anderem in ihrem DokFilm, am 27.03.2011 um 23:05 in ORF2 zu sehen. Ein Blick auf ein verändertes Judenburg.
http://tvthek.orf.at/programs/1662-TVthek-special/episodes/2066111--dok-film----Judenburg-findet-Stadt

  •  dandjo
  •   Gold-Award
14.4.2011  (#61)
@TDI nie - Ja genau, typisch Wien, denn ich bin ja ein Wiener *kopfschüttel*. Ich bin ein Provinzler, wie er im Buche steht, aber da fehlt es anscheinend wieder, dass man meine Beiträge auch liest und nicht mit Vorurteilen brilliert.

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  •  dandjo
  •   Gold-Award
14.4.2011  (#62)
@mikee - Nein, ich sehne mich nicht zurück in die Stadt, kann ihr aber vieles Positives abgewinnen, aber ich wiederhole mich. Ich stelle auch nicht alles außerhalb der Stadt als unterentwickelt hin, wieder so eine grundlose Unterstellung. Ich schrieb von Regionen, die schwerste finanzielle und wirtschaftliche Probleme haben. Die Zersiedlung ist da nur ein Eckpfeiler der Gesamtproblematik.

Ich pauschaliere gar nichts, ihr interpretiert da etwas hinein, was ich nie behauptet habe. Der Huber Bauer steht eben nicht für "die Bauern", sondern für genau die Art von Landbewohnern, die mit "dahoam is dahoam" die Grenzen der Provinz nicht zu überwinden gewillt ist. Ich pauschaliere auch nicht "das Land", ich spreche da immer von betroffenen Regionen.

"Wenig schmeichelhafte Argumente/Meinungen/Erfahrungen". Wenig schmeichelhaft? Erfahrungen? Krotenlacke und gehasste Weite? Dann bin ich derjenige, der keine Argumente kontra Stadt zulässt? Ich sehe das Positive an der Stadt und kann nicht nachvollziehen, dass von den Landmenschen immer ein regelrechter Feldzug gegen Wien stattfindet. Das ist ja hier das Gleiche. Wenn man "nicht mal tot am Zaun hängen" möchte, sind das bestimmt stichhaltige Argumente gegen die Stadt. Was sind die Argumente? Ich konnte hier noch keine nicht polemisierenden lesen. Faire Diskussion? Wie soll man diese Art von Aussagen kontern und fair diskutieren?

Ich lebe da wo es mir gut geht, keine Sorge!

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  •  dandjo
  •   Gold-Award
14.4.2011  (#63)
@speeeedcat - Pro-Stadt und Kontra-Land? Falsch! Ich male mir lediglich die Stadt nicht schwarz und rede mir das Landleben durch die Rosarote Brille nicht schön, denn es gibt da wie dort Missstände, die seinesgleichen suchen. Wenn manche diese nicht sehen möchten, ist es gleichermaßen traurig wie grotesk.

Ja, zum Rest: schön, dass es dich amüsiert.

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  •  speeeedcat
  •   Gold-Award
14.4.2011  (#64)
dandjo, ich hab die diskussion von anfang an mit einem augenzwinkern geführt, und mich nicht daran verbissen...nur mal so in den raum gestellt...
fakt ist, dass DU mit einer vielleicht ungünstig gewählten wortwahl halt sehr viele vor den kopf gestossen hast, und das kannste nicht abstreiten.

nocheinmal, ich habs doch schon vorher geschrieben: JEDER lebensraum, egal ob stadt oder land, hat was. und gsd sind wird doch alle selbststädnige individuen, die aus freien stücken ihren fixpunkt im leben gefunden haben.
dass diese diskussion immer konträre standpunkte hervorrufen wird, liegt auf der hand.

jeder kann von seinem gegenüber profitieren, egal wie hoch oder niedrig das (aus-)bildungsniveau ist....ob akademiker oder bauhackler, senkgrubenräumer, arzt, beamter oder sonstwer, und das zu erkennen und vor allem zu TOLERIEREN, bedeutet für MICH geistige grösse...

lass gut sein, und das mein ich wirklich freundschaftlich...

btw: gsd kann ich mich noch über die posts amüsieren und seh nicht alles sooo bierernst ;)



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  •  dandjo
  •   Gold-Award
14.4.2011  (#65)
@speeeedcat - Mag sein, dass meine Wortwahl sehr offensiv ist, aber sich dann mit Vorwürfen konfrontiert zu sehen, die in irgendwelche Aussagen hinein interpretiert werden, ist mühsam und da gerät man automatisch in eine Verteidigungshaltung. Das Ganze mit einem Augenzwinkern zu tun macht die Sache nicht besser.

Natürlich kann jeder von dem Gegenüber profitieren, habe ich nie bestritten und es ist, wie du sagst, eine Charaktersache, ob man diese Menschen toleriert oder nicht. Man kann aber mit Menschen, die von gewissen Dingen keine Ahnung haben nicht auf Augenhöhe über die bestimmte Sache diskutieren und nichts anderes habe ich geschrieben. Dass man mit dem Senkgrubenräumer nicht über die technische Analyse medialer Störfälle diskutieren kann, dürfte wohl klar sein, oder? Wenn er mir etwas über das Ausräumen von Senkgruben erzählt kann das auch interessant sein, aber da tue ich mir eben schwer das näher zu diskutieren, und das ist der Punkt. Wenn man über die Expertise des Senkgrubenräumers spricht, diskutiert man auch nicht auf Augenhöhe, das heißt aber nicht gleichzeitig, dass der Senkgrubenräumer etwas "Besseres" ist. Manche tun ja gerade so, als wenn sich mit jedem Menschen eine solide Gesprächsbasis finden ließe, denn das ist einfach definitiv nicht so. Habe genug mit Menschen zu tun um sagen zu können, dass das nicht so ist, ansonsten gäbe es weder Konflikte noch Kriege auf der Welt.

Ich bin keinem hier Böse, so sind hartnäckige Diskussionen nun mal, wenn man austeilt muss man aber auch einstecken können, da nehme ich mich nicht aus.

Ich finde es weniger amüsant denn erschreckend, welche Vorurteile man hier besonders über Wien heraus liest. Das scheint ja gerade zu eine Erzfeindschaft zu sein. Da prallen Welten aufeinander und ich verstehe die "Argumente" beider Seiten irgendwie nicht. Überall ist es schön, wenn man nicht nur die schlechten Dinge sieht. Wenn ich nur die schlechten Dinge hier am Land sehen würde, wäre ich schon lange weg, bin aber trotzdem gewillt Missstände aus dem Weg zu räumen. Leider war das in meiner Heimatgemeinde aussichtslos (die sich so nebenbei seit 1980 in der Einwohnerzahl halbiert hat).

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  •  mikee
  •   Gold-Award
14.4.2011  (#66)
@dandjo - Ich denke, solche Themen lassen sich ab einem gewissen Punkt bzw. einer gewissen Tiefe nicht mehr schriftlich diskutieren, schon gar nicht in einem Forum. Es fehlen bei diesem Kommunikationsmittel gegenüber einem persönlichen Gespräch einfach zu viele Dinge, die eine Diskussion für beide Seiten verständlicher, einsichtiger, lebhafter und konsensbereiter machen. Geschriebene Worte sind lesen sich anders, als wenn man sie aus dem Mund seinen Gegenübers inkl. dessen Gestik und Mimik vernimmt, bestimmte Dinge hinterfragen und aufklären kann. Aus diesem Grund gleiten derartige Forendiskussionen oft in persönlichen Schlammschlachten ab, und das sollten wir in diesem wirklich hilfreichen Forum vermeiden - ist zumindest meine Meinung.

Gruss
mikee



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  •  dandjo
  •   Gold-Award
14.4.2011  (#67)
@mikee - Danke, da bin ich seit längerem wieder deiner Meinung. ;)
Naja, ich bin jetzt schon müde geworden noch weiter darüber zu diskutieren, wie du sagst, kommt nichts dabei raus. In diesem Sinne, vertragen wir uns wieder. :)

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  •  mikee
  •   Gold-Award
14.4.2011  (#68)
@dandjo - Vertragen haben wir uns doch eh immer, wir waren/sind bei einem Thema nur nicht einer Meinung - das passiert mir sogar bei meinen besten Freunden hin und wieder emoji *gg*

Also: Prost! emoji)

Gruss
mikee



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  •  TDI nie
  •   Silber-Award
14.4.2011  (#69)
Vielleicht braucht der Huber Bauer von Hintertupfing - ja auch gar keine Weltoffenheit dandjo? Darüber schon mal nachgedacht?
Also wozu soll er sich damit befassen?
Und wenn er sie braucht, wer entscheidet dann das er sie "zu brauchen hat"? Vielleiht interessierts ihn einfach nicht?

Warum bleiben die Stadtmenschen denn nit einfach wo sie sind und die Landmenschen auch. Und alle sind zufrieden.

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  •  dandjo
  •   Gold-Award
15.4.2011  (#70)
@TDI nie - In Zeiten der Globalisierung ist Weltoffenheit ein Konkurrenzkriterium. Gerade weil der Huber Bauer nicht weltoffen ist, noch immer nicht weiß, dass doppelt gespritzte Äpfel niemand mehr freiwillig kauft und auf Sorten setzt, die biologisch angebaut im Nachbarland dreimal billiger sind, wird er den Sprung nicht schaffen. Ob er es zu brauchen hat, entscheidet die Wirtschaft. Mir ist's wurscht, was der Huber Bauer macht, das erledigt sich von ganz alleine. Auch eine Ortschaft voll mit Huber Bauers "erledigt" sich von selbst, im wahrsten Sinne des Wortes.

Auf das Stadt/Land Thema gehe ich nicht mehr ein.

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  •  TDI nie
  •   Silber-Award
15.4.2011  (#71)
Gegen die Globalisierung - ist sowieso mit aller Härte vorzugehen.
Diesen Schwachsinn braucht ersten keiner und verschlechtert künstlich unsere Lebensbedingungen um einen A........n die Taschen vollzumachen.
Hoffentlich kommt bald der große "Knall", dann können wirs das nächste mal besser machen.

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  •  viraghg
  •   Bronze-Award
15.4.2011  (#72)
@TDI nie; wir müssen zwischen Globalisierung und...Kapitalismus unterscheiden. Globalisierung hats vor Jahrhunderten gegeben (Personen; Marco Polo, Fuggers etc) (Produkte; Erdäpfel, Mais, Kako, Kaffee, Pfeffer) und wirds auch immer geben.
Der Kapitalismus sollte reguliert werden. Heute sehen wir die negativen Auswirkungen des neoliberalen Kapitalismus ohne jegliche Kontrolle. Da sitzen wir in A mit unserer sozialen Marktwirtschaft eh noch auf der guten Seite.
Der Huberbauer muss halt verstehen was "global" oder noch besser "glocal" heisst, dann kann er auch überleben.

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  •  2moose
  •   Gold-Award
4.5.2011  (#73)
Na da gehts ab ... Euch kann man nicht alleine lassen emoji - Frisch zurück aus einer CO2-lastigen Busreise nach Belgien und Holland, in Hotels mit Elektroheizung und tausend Plastiktrinkflaschen im Bus. *gg*
Ich hab die Beiträge seit meinem letzten Provinz-Liebeserklärung nur grob überflogen ... was mir aber ins Aug gestochen ist, ist der "16 - endlich mobil"-Sager von dandjo. Da ist nämlich meiner Ansicht nach die Wurzel allen Übels zu Hause - wenn die Eltern nicht in der Lage sind, das gegebene Umfeld und dessen Möglichkeiten zu schätzen, zu nutzen und den Kids näher zu bringen. Gegebenenfalls darf man auch zur Verbesserung beitragen ... aber eher nicht als bunter Robin Hood im schwarzen Karpfenteich! Da gibt es subtilere, bedeutend wirksamere Methoden.
Aber ich kenn sie auch, die "16 - endlich mobil"-Kids, die wie terroristische Schläfer, auf Ihren Moment warten um der Welt einen Haxen auszureißen. "16 - endlich mobil" ... und endlich darf man den Alk zum 20fachen Preis in der überfüllten Disco konsumieren, darf sich von besoffenen "18 - endlich Auto"-Kandidaten nach Hause (oder wahlweise an den nächsten Baum) kutschieren lassen. Da funktioniert sogar die Gleichberechtigung ... die Mädels rauchen mit 11, saufen mit 12, schnackseln mit 13 und kurz nach dem Hauptschulabschluss kommt das erste von drei Kindern von 11 verschiedenen "Partnern".
Heute sind viele hier im Forum die Eltern und haben die Chance einiges besser zu machen. Wobei auch meine einiges falsch gemacht haben dürften ... nie eine Disco von innen gesehen, für das dortige Preis/Leistungsverhältnis war ich einfach nicht zu haben. Lieber die Kohle in eine selbstgebastelte HiFi-Anlage investiert oder in Outdoor-Ausrüstung, um mit nem Freund bei -20°C im Freien ein mehrgängiges Menü zu kochen und im Schlafsack zu pennen. Ein paar Jahre davor waren Bach und Wald unser Revier, nach Hause kam ich nur zum Essen, schlafen und trockenes Gewand zu holen.
Zufriedenheit hängt für mich also nicht bzw. nicht maßgeblich von meinem Umfeld ab. Mein Umfeld samt der teilhabenden Personen schaffe ich mir selbst ... habs das aber auch erst nach Auswanderungsgelüsten erkennen dürfen. Klar ist auch hier nicht alles perfekt, die menschliche Verrohung und als Beispiel die wuchernden Alkokid-Abfüllstationen bei sämtlichen (traditionellen) Veranstaltungen tun einfach weh. Wenn selbst die Feuerwehr ihren Hauptumsatz aus den Alkokids lukriert. Erst abfüllen, später dann aus der Karre rausschneiden. Bringt 2x Kohle! Sportclub, Beachgang und Landjugend dito.
Das alles mag aber nicht an meiner Grundeinstellung rütteln, hier zu leben und hier mitzuwirken. Flucht (egal ob Ortswechsel oder gar Auswandern) ist keine Lösung, der Hund steckt im Rucksack.
Und was noch auffiel ... Begriffe wie "Kontrolle", "mit Härte vorgehen", Verbote, Beschränkungen, Zwänge. Damit kommen wir nicht weiter weil jeder Druck Gegendruck erzeugt (dandjo's Gemeinderat!) und sich nix bewegt wenn es nicht von innen heraus kommt. Wo der Hausverstand auslässt, lassen sich die Problem von außen bestenfalls lindern oder eindämmen. Ein Zurück oder ein Hin zu Lösungen gibts damit aber kaum noch.

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  •  dandjo
  •   Gold-Award
4.5.2011  (#74)
16 - endlich mobil - Ich weiß nicht wie alt du bist, aber ohne Motorisierung bist du als Jugendlicher in einer zersiedelten Gegend heute sozial ein Außenseiter. Ist so, man braucht sich nur umzusehen. Da helfen die besten pädagogischen Ansätze der freundlichsten Eltern nichts. Dass sich die "Aufklärung" in jeder Hinsicht bei unseren Kindern immer mehr im Alter nach unten schiebt, ist ein beängstigender Effekt, hat aber nicht unbedingt jetzt mit Mobilität oder gar der Stadt/Land Diskussion zu tun. Das ist ein globaler gesellschaftlicher Wandel durch den Wohlstand.

Ansonsten stimme ich dir zu, besonders der Alkoholkonsum stört mich auch enorm hier in der Pampa. Kein traditionelles Fest ohne Massensaufen, das kann es nicht sein.

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  •  2moose
  •   Gold-Award
1.6.2011  (#75)
Ich bin 35 und war mit 16 lieber "sozialer Außenseiter" als - "asozialer Insider" emoji Wenn ich damals mit der Menge geschwommen wäre, wären mir vermutlich ein paar Führerscheintzüge, Schlägerein mit Körperletzung, Anzeigen, Allimente, der Drang in die große Stadt, Kredite für Lebenshaltungskosten, und was sonst noch zum sozialen Umfeld gehört, nicht erspart geblieben. So aber hab ich 19 von 20 Klassenkameraden ziehen lassen (wir waren nicht in der selben Klasse weil wir gemeinsame Interessen hatten, sondern weil wir zufällig gleich alt waren) und hab im laufe Zeit ein paar wenige wirklich brauchbare Begleiter dazugewonnen. Begleiter deshalb, weil der Begriff Freund heut nur noch abgedroschen ist.
Und genau DAS schaffen viele Eltern heute nicht mehr - dass sie die Kids mit Hausverstand auszustatten und auf IHREM EIGENEN Weg bestärken ... anstatt auf dem "DenKannIchAberNurMitMarkenklamottenGehen"-Weg des "sozialen Umfelds". Heute werden dir Kids doch in Markenklamotten "uniformiert", mit Handy bestückt (angeblich nur aus Sicherheitsgründen) und (direkt oder indirekt) mit Kohle für die wöchentlichen Saufgelage ausgestattet - alles nur im besten Glauben und damit das arme Hascherl nicht ausgegrenzt wird.
Zeit für die Kids hingegen ist natürlich nur noch sehr beschränkt vorhanden -der ganze Krempl muss ja erst mal im Beruf verdient werden. Künstliocher Druck ohne Ende von allen Seiten von und für alle Beteiligten. Da würde ich auch einfach nur weg wollen und in der sozialen Anonymität untertauchen.

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  •  dandjo
  •   Gold-Award
1.6.2011  (#76)
@2moose - Nicht jedes soziale Umfeld ist "asozial". Hat vielleicht auch mit der Schule zu tun, die man besucht hat. Bei uns gab es weder Prügeleien noch Führerscheinentzüge, aber das möge von Region zu Region unterschiedlich sein. :)

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  •  mikee
  •   Gold-Award
1.6.2011  (#77)
@2moose - Bis auf die Einleitung stimme ich vielem in deinem letzten Posting zu, obwohl ich es wieder mal nicht ganz so eng, krass und pauschal übertrieben sehe bzw. formulieren würde, wie es eben deine persönliche Art ist.

Was ich aber nicht so stehen lassen kann, ist dein Sager über den "Begriff", wie du es abschätzig nennst, Freund oder Freundschaft. Diese Sichtweise kann sich nur daraus ableiten, dass du keinen wahren Freund hast und auch nie gehabt hast, und darum die Bedeutung wahrer Freundschaft nicht kennen und wertschätzen kannst. Aber daraus abzuleiten, dass es echte Freundschaften sowieso nimmer gibt, ordne ich eher als Wunschdenken deinerseits ein, mit dem du dich tröstest, weil du selbiges bisher nicht erfahren durftest.

Nicht böse sein, aber nicht alles, was für dich persönlich "die Wahrheit" sein mag, trifft in pauschaler Weise auf die ganze Welt zu.

Gruss
mikee

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  •  gdfde
  •   Gold-Award
2.6.2011  (#78)
najo, das Alkproblem der heutigen Jugendlichen hat aber eher wenig mit Stadt/Land zu tun.

Am Land fällts einem vielleicht mehr auf, weils weniger Möglichkeiten gibt, und diese wenigen Möglichkeiten von mehr Leuten angenommen werden (Feuerwehrfest, Dorfwirt).
In der Stadt hast an fast jeder Ecke einen Branntweiner oder Würstlstand, wo eben dieses Publikum verkehrt...man aber mit seiner Familie dort nicht zum Essen hingehen wird.

Dieses kollektive "Vorglühen" mit Alkopops ausm Supermarkt gehört heutzutage halt dazu und wird sowohl in der Stadt, wie auch am Land zelebriert.
GsD haben sie aber großteils verstanden, dass man nicht besoffen Autofahren soll...das war in meiner Jugendzeit noch anders.

Die Jugendlichen tauschen sich heute übers Internet aus und verbringen ihre Zeit mit irgendwelchen dummen Onlinespielen ala WoW, anstatt sich irgendwo zu treffen und die Natur unsicher zu machen.
Das hat aber wenig mit Stadt oder Land zu tun...



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  •  2moose
  •   Gold-Award
7.6.2011  (#79)
@mikee - Ich hab den "Begriff" nur zur Vermeidung von Missverständnissen umschrieben - weil ich in meinem Umfeld einige kenne, die zwar sehr viele "Freunde" um sich scharen ... aber bei Problemen (Krankheit oder wenig Zeit/Geld) dann doch immer wieder ganz alleine da stehen. Der Begriff wird ein wenig inflationär verwendet. Musst nix daraus ableiten.

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  •  dandjo
  •   Gold-Award
7.6.2011  (#80)
Gibt ja viele Begriffe dafür. - Busenfreund, bester Freund, Kumpel, Hawara und dann gibt es Zweckbeziehungen, hat alles seine Berechtigung. Wenn man aber bereits örtlich beschränkt ist, sprich nicht mobil ist, kann man eben manchmal nicht mitziehen, wo es andere hin verschlägt. Wenn man eine Partie mit Burschen ist wird der Fahrer oft gewechselt und ohne Führerschein oder Auto ist man da meist der Buh-Mann, das schlägt dann schnell um in "warum eigentlich nie du".

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  •  2moose
  •   Gold-Award
7.6.2011  (#81)
@dandjo - Schön langsam solltest du mich kennen ... es nicht JEDES Umfeld asozial! Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass der Preis sich ins Umfeld einzufügen bzw. dazuzugehören zu wollen mitunter ein hoher ist. Oder mit einem asozialen Verhalten Außenstehenden gegenüber verbunden ist. Beispiele sind hier z.B Landjugend, BeachVolleys, Feuerwehr ... da bestimmt allein der Alk das Wochenendprogramm. Möglicherweise ist es aber eh ehrlicher, wenn gleich gesoffen wird anstatt das Ganze mit einem Rahmenprogramm zu "tarnen".

@gdfde
Der Unterschied beim Alk zwischen Stadt und Land ist jener, dass am überschaubaren Land zusieht, wie die Elterngeneration die Kids die sie allesamt persönlich kennt, abfüllt und einen nicht unerheblichen Umsatz (ein x-faches früherer Zeltfeste, bei denen auch mal was gegessen wurde emoji daraus generiert. Anstatt Alternativen zum Sau-Rauslassen anzubieten wird noch eine weitere Party eingeschoben. Besoffen Autofahren müssen die Kids schon seit Jahren nicht mehr - heute werden sie bequem vor die Haustür geshuttlet. An dem solls nicht scheitern.
Es "fehlt" mir einfach die Anonymität der Stadt ... um einfach zur Tagesordnung überzugehen.



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