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Praxis - Ausschreiben der Gewerbe und Preisvergleiche

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  •  LukasH
27.5. - 30.5.2019
17 Antworten | 7 Autoren 17
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Hallo,
ich bin gerade dabei mir einen Entwurfsplan für unser EFH anfertigen zu lassen. Baugrund ist voll aufgeschlossen, südseitig ausgerichtet und relativ ebenerdig, nähe Ried i. Innkreis "Innviertel"
Bin handwerklich nicht sehr begabt. Recht viel mehr als beim Rohbau mithelfen, Dacheindecken oder das elektrische stemmen wird's nicht spielen.

Unterbau: Bodenplatte
Außenmaße 11,2 x 8,5 m mit 50er Ziegel
Größe: EG + OG ca. 145qm
Satteldach
Fenster: Kunststoff, keine Übergrößen

Punkt 1: Was gibt es beim Ausschreiben der Gewerke allen voran beim Rohbau alles beachten. Sprich welche Punkte soll man bei der Anfrage explizit angeben?

Punkt 2: Wie gewährleistet man, dass bei Einzelvergabe der Gewerke diese nahtlos ineinandergreifen. Was sind hier die kritischen Berührungspunkte?

Punkt 3: Mit welchen Kosten kann ich für dieses Projekt rechnen? Eine erste Grobschätzung eines lokalen BM der mir "Belagsfertig" ohne Bauherrenmithilfe anbot: ca. € 350.000,- jedoch ohne Keramik im Badbereich.

--> Problem ist, dass die Baubrance drzt. brummt. Wenn man überhaupt einen Rückruf der div. Baumeister erhält, dann wartet man bereits auf einen Ersttermin locker 3 Wochen. Wie soll man da Preise vergleichen, wenn die es nicht nötig haben.

Punkt 3: Schließen meine Fragen aus Punkt 1 /2 und 3 die mich als Laien identifizieren eine Einzelvergabe der Gewerke bereits aus und soll daher lieber gleich zum Generalunternehmer gehen oder mindestens ein Jahr hier im Forum verbringen.

Vielen Dank für eure Hilfe. Stehe noch ganz am Anfang. Gruß L.

  •  berhan
  •   Silber-Award
27.5.2019  (#1)
Hallo LukasH,

zu Punkt 1:
Meines erachtens kannst du selber keine Ausschreibung machen und vergleichbare Angebote erhalten. Diese müssen nämlich sehr detailliert sein, sonst liefert dir jeder was anderes. Daher durch einen BM oder Architekten ausschreiben lassen.

zu Punkt 2:
Sowas macht die "Örtliche Bauaufsicht (ÖBA)". Dieser wird vermutlich auch den Punkt 1 machen (und noch vieles mehr wie z.B. die Abnahme der einzelnen Bauabschnitte). Und wenn du nicht mit GU baust, benötigts du auch noch einen Baustellenkoordinator (Baustellensicherheit) welche auch durch die ÖBA erfolgen kann.

zu Punkt 3: Der GU wird teurer sein, da der GU ja auch Subfirmen beauftragt dafür aber auch die Gewährleistung übernimmt.

Mir sagt die Variante 2 aber mehr zu, da die ÖBA deine Interessen vertritt, der GU natürlich seine eigenen. Es ist natürlich mühseliger für jedes Gewerk mehrere Angebote einzuholen, dafür bist du günstiger und auch flexibler in der Auswahl.

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  •  csblack
28.5.2019  (#2)
Hi,

zitat..
LukasH schrieb: Punkt 1: Was gibt es beim Ausschreiben der Gewerke allen voran beim Rohbau alles beachten. Sprich welche Punkte soll man bei der Anfrage explizit angeben?

 das wirst du als Laie nicht alleine schaffen, ohne dir nahe treten zu wollen. Wie berhan bereits schrieb, wird dir jeder etwas anderes schicken wenn du keine genauen Angaben machst. Und für eine detaillierte Ausschreibung musst du dich mit dem Thema vorab schon so auseinander gesetzt haben und genau wissen was du willst, dass du die Angebote gleich selbst vergleichen kannst, ohne einen BM oder Architekten zu beauftragen.

Zu Punkt 2 kann ich dir leider noch nicht viel berichten da wir erst in der Angebotsvergleichsphase sind, wir werden aber gewisse Gewerke "gesamt" vergeben (Also z.B Dachstuhl, Dachdeckerei und Spenglerei zusammen) oder haben bei den Firmen angefragt, mit welchen anderen Firmen sie gerne und gut zusammenarbeiten. Wenn sich die Firmen untereinander kennen, läuft meistens alles ein wenig besser ;)

Zu Punkt 3 - hier bleibt dir nur vergleichen, vergleichen und vergleichen über. Wir hatten drei Baumeister vor Ort und drei verschiedene "Pauschalsummen". Im Endeffekt wird es eine ganz andere Summe werden...

Es ist natürlich mühsam, alle Gewerke einzeln anzufragen, zu vergleichen und zu beauftragen, allerdings lernst du hier am meisten über die Materie und vor allem, lernst du bei jedem Angebot etwas dazu. Entweder, dass der vorherige Angebotsleger gewisse Positionen vergessen hat anzubieten, überhaupt andere Ideen hat, etc.

Wenn man aber gar keine Zeit oder gar das Interesse daran hat, macht es mehr Sinn, einen GU zu beauftragen...




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  •  Summer2009
28.5.2019  (#3)
Hi,

was kostet eine ÖBA?
findet man online ein Verzeichnis von ÖBA Firmen?

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  •  berhan
  •   Silber-Award
28.5.2019  (#4)
Bei mir € 13.000,- (exkl.) inklusive Baustellenkoordinator.

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  •  Summer2009
29.5.2019  (#5)
Und hat sich diese Summe ausgezahlt/rentiert?

Ich persönlich finde das schon heftig. Bei uns bauen die meisten "selber" bzw vergeben selber... wenn man hier dahinter ist und gute Firmen kennt, sollte das ja auch so machbar sein, oder?
Meine Eltern haben auch keine ÖBA gehabt und das Haus steht/ ist dicht ...

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  •  lbung
29.5.2019  (#6)
Hallo,

Wir sind auch gerade in der Angebotsphase und werden 2020 auch im Bezirk Ried/Innkreis bauen. Haben bis jetzt noch kein Angebot bekommen, warten noch drauf.

Bei welchem BM warst du wenn ich fragen darf?

LG

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  •  Blabla
29.5.2019  (#7)
1) Beim Ausschreiben vom Rohbau musst du schon wirklich viel Zeit investieren oder das ganze durch einen Architekten bezahlen (wenn du niemanden kennst). Großer Nachteil: wie du schon geschrieben hast boomt die Baubranche und die GUs nehmen meistens bei Ausschreibungen gar nicht mehr teil weil sie sehen "oha, da kennt sich einer aus". Vorteil natürlich, dass du die Vergleichbarkeit viel besser wird zwischen den ganzen Angeboten

2) da hast du drei Möglichkeiten: a) Örtliche Bauaufsicht: VT Unabhängigkeit NT am teuersten b) GU, VT höhere Sicherheit und weniger Aufwand als bei Eigenvergabe und billiger als Örtliche Bauaufsicht, NT nicht unabhängig und billig ist das auch nicht (pro Gewerk geht das in Richtung 10% Aufschlag!) c) selber, VT spart viel Geld, NT Zeitintensiv und mühsam. Das hat mich sicher die meisten Nerven gekostet beim Haus bauen weil du ständig am Telefonieren bist. Aber wie gesagt, es spart viel Geld.
Ich habe den Rohbau+Dach+Putz+Estrich beim GU genommen und den Rest selber vergeben (ich wollte vor allem keine Schnittstelle zwischen Haus und Dach). Wichtigste Schnittstelle aus meiner Sicht sind Installateur/Elektriker/Fenster. Da habe ich zwei Wochen vor Baustart alle + GU zusammengeholt für einen Termin und alles besprechen lassen. Hat gut funktioniert, macht aber sicher nicht jeder GU! Da braucht man gute Firmen. Wichtig ist vor allem ein zuverlässiger Elektriker weil die sehr häufig immer mal wieder zwischendurch kommen müssen. Und das ist es dann ärgerlich wenn der erst wieder in 5 Wochen Zeit hat.
Ich habe beim GU Fixpreis mit einer Person Mithilfe während des Rohbaus (6-8 Wochen) genommen und einzelne Dinge rausgenommen (Zwischenwände mauern, Isolierung außen, Glattstrich Fenster) - da kann man schon sparen und ich bin selbst auch nicht sehr geschickt! Einfach zeigen lassen und ausprobieren, vieles ist keine Wissenschaft! Nehmt einen GU der aus der Region ist und viele Häuser bei euch baut, der will auch keine schlechte Nachrede!

3) auch wenn es boomt, musst du trotzdem schauen so viele Angebote wie möglich zu bekommen. Holt euch Finanzpläne von Freunden/Bekannten die kürzlich (!!!) gebaut haben, damit ihr nichts vergesst. Meiner Erfahrung nach sind die Kosten pro m² für ein "normales aber gute Qualität" - Haus bei 1.500 (sehr sehr viel selbst) bis 2.500€ (alles machen lassen). Bei mir pendelt es sich derzeit so bei 1.900€ ein und viele hier im Forum sprechen von Daumen*Pi 2.000€ pro m². 10% Spielraum einplanen für Unvorhergesehenes! Ich bin derzeit bei +7% gegenüber anfänglicher Schätzung - man vergisst immer irgendetwas oder es wird was teurer oder man will irgendwo was besseres haben (ich hab z.B. einen Putzaufschlag genommen weil ich keinen Gipsputz wollte). Wenn ihr euch einen GU ausgesucht hat und schon in der Endverhandlung seids, könnte ihr vielleicht ganz am Ende sagen "wir haben keinen Zeitstress, was würden wir noch Rabatt bekommen wenn wir zeitlich flexibel sind, also wenn du erst kommst wenn eine Baustelle bei dir ausfällt und du einen Füller brauchst"

Viel Erfolg, wir sind vor 3 Monaten eingezogen und auch wenn dieses eine Jahre teilweise mörderisch war, jetzt sind sehr sehr glücklich darüber, dass wir uns getraut haben.

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  •  berhan
  •   Silber-Award
29.5.2019  (#8)

zitat..
Summer2009 schrieb: Und hat sich diese Summe ausgezahlt/rentiert?

Ich persönlich finde das schon heftig. Bei uns bauen die meisten "selber" bzw vergeben selber... wenn man hier dahinter ist und gute Firmen kennt, sollte das ja auch so machbar sein, oder?
Meine Eltern haben auch keine ÖBA gehabt und das Haus steht/ ist dicht ...

Meiner Meinung auf jeden Fall. Die Ausschreibung erfolgte auch durch die ÖBA, Preisdifferenz des Rohbaus lag bei € 50.033,- zwischen dem günstigsten und dem teuersten Anbieter. Durch die Nachverhandlung der ÖBA mit dem Bestbieter wurde dieser nochmals um € 14.101 günstiger. Die Ausschreibung wurde auch einem großen OÖ GU vorgelegt, dieser war nochmals um einiges teurer als die ortsansässigen BM (und er hielt sich auch nicht an die Vorgaben der Ausschreibung).

Die zweite Abschlagrechnung (Bodenplatte) machte € 31.800 aus, nachdem die ÖBA diese 3 x zurückgewiesen hat waren es € 17.310,89. Die Abschlagsrechnung hätte ich aufgrund der sehr genauen Ausschreibung selbst auch teilweise nachrechnen können, ohne wär es aber nicht möglich gewesen.

Für die Decke war bei mir eine Elementedecke ausgeschrieben mit einem Kostenpunkt von € 38.998 für 371 m². Gebaut wurde vom BM aber eine Ortbetondecke. Dadurch hatte die ÖBA die Kosten nachverhandelt, geworden sinds dann € 29.601,47.

Nicht immer sind die Unterschiede in den Kosten so, aber ich würde ohne ÖBA nicht bauen. Und über fehlerhafte Ausführungen braucht man mit den Firmen auch nicht diskutieren.


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  •  Summer2009
29.5.2019  (#9)
Zu ÖBA:
Wie komme ich da zu einem seriösen Kontakt in meiner Nähe?
Wo frage ich an?

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  •  lbung
29.5.2019  (#10)
Hallo,

Wir sind auch gerade in der Angebotsphase und werden 2020 auch im Bezirk Ried/Innkreis bauen. Haben bis jetzt noch kein Angebot bekommen, warten noch drauf.

Bei welchem BM warst du wenn ich fragen darf?

LG

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  •  berhan
  •   Silber-Award
29.5.2019  (#11)

zitat..
Summer2009 schrieb: Zu ÖBA:
Wie komme ich da zu einem seriösen Kontakt in meiner Nähe?
Wo frage ich an?

Kann ich dir ehrlich gesagt nich sagen, Innung oder WK Burgenland vielleicht, oder euer Planer.

zitat..
lbung schrieb: Bei welchem BM warst du wenn ich fragen darf?

War die Frage an mich gestellt? Ich baue in NÖ in Eichgraben, den BM habe ich noch immer aber der wird nicht in OÖ bauen. Hatte aber ein Angebot aus OÖ eines GU (Wi****ger) war aber der teuerste und ein Angebot eines BM aus OÖ (Fa. Berger Bau GmbH aus Wels) welcher aber nur leicht über dem Preis meines lokalen BMs war. 

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  •  Shan
29.5.2019  (#12)
Wenn man selber wenig Erfahrung hat, ist berhans Weg sicher ein guter. Wenn man selber gerne schaut, etwas Erfahrung mitbringt und sich genügend Mühe macht und einliest, ist aber auch die Selbstvergabe machbar. Meiner Meinung kommt es da aber ebenso auf Gesprächstermine und das Anschauen fertiger oder in Arbeit befindlicher Projekte an, als komplett auf die Kostenvoranschläge. Nur einen Plan hinmailen und um einen Kostenvoranschlag bitten ... Das funktioniert meiner Meinung nach nicht. Bedeutet halt einen großen Zeitaufwand, aber ist auch nicht die schlechteste Lösung. Selbst ein komplett identes Angebot sagt noch nichts über die Qualität der Arbeitsleistung aus. Es ist einfach was anderes wenn Arbeiter ordentlich bezahlt werden und der Chef etc. ebenfalls ab und an mal nach dem Rechten sieht und ein offenes Ohr für seine Angestellten hat. Und last but not least überhaupt bei Hitze: Getränke für die Arbeiter und eventuell mal auf Verpflegung schauen, ist auch nicht verkehrt.

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  •  berhan
  •   Silber-Award
29.5.2019  (#13)

zitat..
Shan schrieb: Wenn man selber wenig Erfahrung hat, ist berhans Weg sicher ein guter. Wenn man selber gerne schaut, etwas Erfahrung mitbringt und sich genügend Mühe macht und einliest, ist aber auch die Selbstvergabe machbar.

Das bleibt dir aus meiner Erfahrung auch mit der ÖBA nicht erspart. Ich bin täglich auf der Baustelle, lese mich in die jeweiligen Baunormen ein (habe aus beruflichen Gründen einen Zugriff auf die Masse der ÖNormen) und hinterfrage eigentlich alles. Ich prüfe auch alle Rechnungen nochmals nach (finden sich auch manchmal ein paar hundert Euro). Auch bei den Ausschreibungen musst du selber tätig werden, sonst bekommst du keine Angebote oder manchmal gehts auch um die Ausführung. Nur ich bin halt kein gelernter BM bzw. Architekt. Der ÖBA ist halt mein Ansprechpartner, auch für so Sachen wo und wie tief darf ich die Wände schlitzen, wie erfolgt die Terassenabdichtung, wie schaut der Wandaufbau bei einer Wandheizung aus, welchen Putz kann ich dabei verwenden und welche Innenputzfirma schafft das. Oder wie erfolgt der Einbau der Fensterbretter mit Schattennut. Natürlich kann man auch ohne ÖBA bauen, vermutlich hast du halt mehr Fehler und höhere Kosten.

Eine Frage habe ich aber an dich, wie kommst du ohne GU und ohne ÖBA an einen Baustellenkoordinator?


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  •  Shan
29.5.2019  (#14)
@berhan

in unserem Fall hat das die Baufirma übernommen, zumindest haben wir dafür bezahlt - Sicherheitspläne etc. - Terminabsprachen lagen da aber eher auf unserer Seite, genau so wie die Anwendung des ganzen - wobei durchaus von der Baufirma ab und an mal jemand vorbeigekommen ist und z.B. gleich nachdem die Stiegen betoniert waren darauf hingewiesen hat, dass diese zu sichern sind ... Wir hatten mit unserer Baufirma keine gröberen Probleme - Kleinigkeiten, die passieren und die in gütlicher Weise ohne Stress geklärt werden konnten.

Wie das sonst mit der Koordination läuft - ich kann dahingehend nur von unserer Baustelle berichten. Aber außer im Zuge des Dachs und des Anschlusses der Wärmepumpe waren Firmen nicht gleichzeitig anwesend.

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  •  lbung
29.5.2019  (#15)

zitat..
berhan schrieb:

 Bein ich meinte eigentlich den Verfasser des Beitrags @LukasH

Finde deine Antwort aber sehr interessant, da wir auch ein Angebot vom genannten BM "Wi....." bekommen.




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  •  LukasH
30.5.2019  (#16)
Hi ich war bei einem Baumeister Nähe Maria Schmolln, genannt F***l Bau. Der nannte mir halt grob den Preis von min 2.500,- pro qm für mein geplantes LowTech Hütchen ohne Spompanadeln. Darunter kann man nicht bauen meinte er. Die Antwort war etwas präpotent und warten mussten wir auch 1/2 trotz Termin. Als Laie fühlt man sich wie Haifischbecken. Ich werde nun einen befreundeten Architekt fragen was seine Dienste für Einreiplanung und Ausschreibung/Kostenvergleiche sind. Ich Danke für eure Interessanten Beiträge und Antworten. Ohne einen Profi auf meiner Seite traue ich mich da als Laie nicht drüber. Lg L

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  •  LukasH
30.5.2019  (#17)
Bei  Wi*****r Bau hatte ich vor 4 Wochen auch angerufen aber nichtmal einen Rückruf erhalten. 

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