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Hauskauf derzeit sinnvoll? Einschätzung Machbarkeit

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  •  sijajo
8.9. - 11.9.2022
6 Antworten | 3 Autoren 6
6
Liebe Forumsmitglieder,
Liebe Spezialisten,
Wir haben die Absicht ein Haus zu kaufen vor ein paar Jahren ad acta gelegt, da bei uns in der Stadt (in der Stmk.) der Immobilienmarkt quasi tot war.
Jetzt haben wir unerwarteterweise ein Haus angeboten bekommen, welches uns sehr gefällt.
Zum Haus:
Doppelhaushälfte eines bekannten Fertigteil/Reihenhausanbieters.
Erstbezug 2017
120m2, komplett unterkellert
Außenanlage fertig und eingezäunt
Doppelcarport
Terrasse vergrößert und komplett überdacht
Solaranlage
tlw. Sonderausstattungen
Sehr guter Zustand, max. ausmalen, Möbel rein und einziehen 🙈😁
VB: € 395.000,-
Zu uns:
Er: 45, unbefristetes DV, 100% angestellt, Durchschnittsverdienst: 3500,- ohne Weihnachts/Urlaubsgeld
Sie: 42, unbefristetes DV 75% angestellt, Durchschnittsverdienst: € 2500,- ohne Weihnachts/Urlaubsgeld, ohne FBH FBH [Fußbodenheizung].
3 Kinder 14, 12, 12 Jahre
Wir besitzen eine Eigentumswohnung in einem älteren Haus in der gleichen Stadt, die seid 2012 von uns bewohnt wird, letztes Jahr wurde der Kredit dafür abbezahlt.
Unseren Schätzungen zufolge dürfte die Wohnung zw. 160.000 und 190.000 Wert sein.
Sie wird aber heute noch geschätzt.
Wie schon oben erwähnt, die Haussuche wurde vor ein paar Jahren eingestellt, darum haben wir uns heuer einen Bus auf Leasing genommen und € 35.000,- angezahlt.
Der Leasingbetrag inkl. Haftpflicht und Motorbez. Steuer beträgt monatlich € 761,-
Aus diesem Grund haben wir derzeit nur € 15.000,- in bar verfügbar.

2024 wird mir eine Versicherung ausbezahlt in der Höhe von € 36.000,-
Einen Teil davon möchte ich für den Restwert des Fahrzeuges verwenden.
(dieser beträgt € 28.000,-)

Wie schätzt Ihr unsere Bonität ein?
Wie ist das jetzt mit den 20% Eigenkapital? (In bar haben wir das derzeit nicht)
Welche Verzinsung? fix, variabel, gemischt?
Heute ist ja in den Nachrichten gestanden, dass die EZB den Zinssatz um 0,75% erhöhen wird, kommen die 0,75% bei den Kunden an, oder sogar ein noch höherer Zinssatz?
Ist es derzeit eine „Schnapsidee“ ein Haus zu kaufen?
Könnt Ihr mir bitte weiterhelfen?
Vielen lieben Dank! ☺️
LG Sijajo

  •  LiConsult
  •   Gold-Award
8.9.2022  (#1)
Rein aus Finanzierungsssicht:

zitat..
sijajo schrieb: Wie schätzt Ihr unsere Bonität ein?

Sehr gut.

zitat..
sijajo schrieb: Wie ist das jetzt mit den 20% Eigenkapital? (In bar haben wir das derzeit nicht)

Eigenkapital ist ja vorhanden - nur aktuell nicht liquid.
Das hat zur Folge, dass nach Maßgabe der neuen Verordnung auch der zwischenzufinanzierende Teil (160k - 190k) rein kalkulatorisch und unter Berücksichtigung eines "gestressten" (= Fiktiv-)zinssatzes ebenfalls langfristig leistbar sein muss - so wie wenn dieser Teil der Finanzierung ebenfalls langfristig aufgenommen werden würde - und sich von der Schuldendienstquote innerhalb der regulatorischen Grenze (40%) befindet.

Sicherheitentechnisch sollte die Darstellung mit der notwendigen Simultanbesicherung auf beiden Objekten je nach Bankbewertung ebenfalls klappen (Stichwort Beleihungsquote) - vorbehaltlich Bankbewertung.

zitat..
sijajo schrieb: Welche Verzinsung? fix, variabel, gemischt?

Das hängt von deiner persönlichen Risikopräferenz ab, deiner Zinsmarkterwartung, deinem Bedürfnis nach Zinsänderungsabsicherung, deiner Möglichkeit Sondertilungen durchzuführen, etc..
Wenn mal konkretes Zahlenmaterial (Angebote) vorliegen, kann man diese Entscheidung auch danach treffen - oder auch im Vorfeld durch den Einsatz eines Kreditrechners.

zitat..
sijajo schrieb: Heute ist ja in den Nachrichten gestanden, dass die EZB den Zinssatz um 0,75% erhöhen wird, kommen die 0,75% bei den Kunden an, oder sogar ein noch höherer Zinssatz?

Zinserhöhung +0,75% ist mit 14.09. wirksam. Zinsen haben sich die letzten Tage bereits angepasst und tun dies laufend weiter - sowohl EURIBORs als auch Fixzinssätze (SWAPs).
Aktuell preist der Terminmarkt weitere Erhöhungen ein.
lg
Thomas

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Hallo LiConsult, kostenlos und unverbildlich kann man Kredite auf durchblicker.at vergleichen, das hilft auch das Angebot der Hausbank besser einschätzen zu können.
  •  speeeedcat
  •   Gold-Award
8.9.2022  (#2)
Bei diesen Voraussetzungen meiner Meinung nach 2 Möglichkeiten:
1. ETW wird gehalten, Simultanhypothek, volle Besicherung, Top-Kondition möglich
2. ETW wird verkauft, Verkauf und Hauskauf werden zwischenfinanziert, Verkaufserlös der ETW reduziert das Gesamtobligio, der Rest wird langfristig ausfinanziert.

Derzeit würde ich persönlich wohl zum Fixzins greifen, den es Best Case für 25J fix ab 2,75% geben sollte.

1
  •  sijajo
9.9.2022  (#3)
Vielen Dank für eure Antworten und Einschätzungen Thomas und speeeedcat!! ☺️

Die Wohnung wurde auf € 180.000 bis € 200.000 geschätzt.
Also etwas besser als unsere Einschätzung 😁

Nächste Woche sind die ersten Banktermine vereinbart. Mal schauen...
Grundsätzlich sind wir sehr vorsichtig und nicht risikofreudig was das Geld angeht, daher tendieren wir eher zu Fixzinsen, auch angesicht der aktuellen Entwicklungen.

zitat..
LiConsult schrieb: Das hat zur Folge, dass nach Maßgabe der neuen Verordnung auch der zwischenzufinanzierende Teil (160k - 190k) rein kalkulatorisch und unter Berücksichtigung eines "gestressten" (= Fiktiv-)zinssatzes ebenfalls langfristig leistbar sein muss - so wie wenn dieser Teil der Finanzierung ebenfalls langfristig aufgenommen werden würde - und sich von der Schuldendienstquote innerhalb der regulatorischen Grenze (40%) befindet.

Verstehe ich das richtig, das bedeutet, dass wir quasi den vollen Kaufpreis + Nebenkosten als Kredit nehmen und dafür auch eine dementsprechende Rate zahlen. Sobald die Wohnung verkauft ist, mit dem Ertrag eine Sondertilgung vornehmen und dadurch die Rate wieder niedriger wird.


zitat..
LiConsult schrieb: Sicherheitentechnisch sollte die Darstellung mit der notwendigen Simultanbesicherung auf beiden Objekten je nach Bankbewertung ebenfalls klappen (Stichwort Beleihungsquote) - vorbehaltlich Bankbewertung.

zitat..
speeeedcat schrieb: 1. ETW wird gehalten, Simultanhypothek, volle Besicherung, Top-Kondition möglich

D.h. zwischen Kauf des Hauses und Verkauf der Wohnung wird auf die Wohnung ebenfalls mit einer Hypothek belastet? Dafür werden auch Kosten anfallen, oder?

Sorry für die vielen Fragen, aber da ich aus einer komplett anderen Branche bin... 🙈🙈

Bei speeeedcat habe ich mitbekommen, dass du Finanzdienstleister bist, oder?
Ist das bei dir, LiConsult, auch der Fall?

Wäre es sonst evtl. möglich mit euch bzw. einem zusammen zu arbeiten, bzw. euch zu engagieren?

Danke!

LG Sijajo


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  •  LiConsult
  •   Gold-Award
9.9.2022  (#4)

zitat..
sijajo schrieb: Die Wohnung wurde auf € 180.000 bis € 200.000 geschätzt.
Also etwas besser als unsere Einschätzung 😁

das ist schon mal sehr gut

zitat..
sijajo schrieb: Grundsätzlich sind wir sehr vorsichtig und nicht risikofreudig was das Geld angeht, daher tendieren wir eher zu Fixzinsen, auch angesicht der aktuellen Entwicklungen.

das auch

zitat..
sijajo schrieb: Verstehe ich das richtig, das bedeutet, dass wir quasi den vollen Kaufpreis + Nebenkosten als Kredit nehmen und dafür auch eine dementsprechende Rate zahlen. Sobald die Wohnung verkauft ist, mit dem Ertrag eine Sondertilgung vornehmen und dadurch die Rate wieder niedriger wird.

Von der "Technik" gibt es mehrere Herangehensweisen. Entweder es wird ein Baukonto (= Zwischenkonto) eröffnet, bei dem der zu zwischenzufinanzierende Teil zur Verfügung gestellt wird und nach Wohnungsverwertung abgedeckt wird. Auf diesem Konto werden dann nur Zinsen verrechnet und keine Tilgung vorgenommen. Der verbleibende Kreditbetrag für die Endfinanzierung wird mittels eigenem Kreditkonto bereitgestellt und mittels "gewöhnlichem" Abstattungskredit finanziert.
Oder beispielsweise der komplette Betrag (Kaufpreis + Nebenkonsten) wird mittels Kreditvertrag finanziert und eine verbindliche Sondertilgung (Verkaufserlös) vereinbart. Das hat bei Fixverzinsungen jedoch den Nachteil, da dann die Pönale (1%) anfällt. Nach Eingang des Sondertilgungsbetrages kann dann der Tilgungsplan entsprechend adaptiert werden.

Die Leistbarkeit (auch im Sinne der Schuldendienstquote 40%) muss zum Beantragungszeitpunkt jedenfalls für den vollen Kreditbetrag inkl. Nebenkosten dargestellt werden können - auch wenn durch den Verkaufserlös am Ende wesentlich weniger Kreditlast zu tragen ist (das sagt die neue Verordnung).

zitat..
sijajo schrieb: D.h. zwischen Kauf des Hauses und Verkauf der Wohnung wird auf die Wohnung ebenfalls mit einer Hypothek belastet? Dafür werden auch Kosten anfallen, oder?

Die simultane Sicherstellung auf Haus und Wohnung wird vermutlich notwendig sein, da sonst die Beleihungsquote (max. 90%) nicht dargestellt werden kann. Kostenseitig gibt es durch die Simultanhypothek hier keinen wirklichen Mehraufwand, da sich die Bank ohnehin am Kaufobjekt grundbücherlich besichert und hierfür einmalig 1,2% vom Besicherungswert an Gerichtsgebühren anfallen.

zitat..
sijajo schrieb: Ist das bei dir, LiConsult, auch der Fall?

ja - bin ehemaliger Banker und auch Finanzierungsdienstleister (sollte in meinem Profil auch entsprechend hinterlegt sein) emoji

zitat..
sijajo schrieb: Wäre es sonst evtl. möglich mit euch bzw. einem zusammen zu arbeiten, bzw. euch zu engagieren?

Freilich - sehr gerne

LG
Thomas

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  •  speeeedcat
  •   Gold-Award
9.9.2022  (#5)
Bitte gerne 😊

zitat..
sijajo schrieb: Vielen Dank für eure Antworten und Einschätzungen Thomas und speeeedcat!! ☺️

Mein Senf:

zitat..
sijajo schrieb: Nächste Woche sind die ersten Banktermine vereinbart. Mal schauen...

zitat..
sijajo schrieb: Wäre es sonst evtl. möglich mit euch bzw. einem zusammen zu arbeiten, bzw. euch zu engagieren?

Ja, gerne. Du musst aber die Entscheidung treffen: selber bei den Banken anfragen, Vermittler nehmen (z.B. LiConsult oder gerne auch mich), und wenn einen von uns beiden, welchen😉.


zitat..
sijajo schrieb: Verstehe ich das richtig, das bedeutet, dass wir quasi den vollen Kaufpreis + Nebenkosten als Kredit nehmen und dafür auch eine dementsprechende Rate zahlen. Sobald die Wohnung verkauft ist, mit dem Ertrag eine Sondertilgung vornehmen und dadurch die Rate wieder niedriger wird.

Richtig. Du bezahlst nur die Zisen vom aushaftenden Betrag. Die BA bildet die Vorfinanzierung des Verkaufserlöses ETW mittels Bau-Wohnkonto ab, aufgeschlagen wird variabel auf den 1-Monats-Euribor.

Der Kaufpreis des Hauses wird mittels Fixzinskredit abgebildet, wenn das euer Wunsch ist. An Eigenmittel wird der Verkaufserlös der ETW angeführt (und die Frage nach der Vorfinanzierung mit "JA" beantwortet). 
Somit kommt

zitat..
LiConsult schrieb: Oder beispielsweise der komplette Betrag (Kaufpreis + Nebenkonsten) wird mittels Kreditvertrag finanziert und eine verbindliche Sondertilgung (Verkaufserlös) vereinbart. Das hat bei Fixverzinsungen jedoch den Nachteil, da dann die Pönale (1%) anfällt.

das Pönale nicht zum Tragen, da bei der Einreichung der Verkauf der ETW (als Eigenmittel) angegeben wird, die Bank somit Bescheid weiß und der Verkaufserlös Bestandteil des Deals ist.

Alles klar?

lg, Alex







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  •  sijajo
11.9.2022  (#6)
Dank euch beiden für eure Erklärungen!
Jetzt hab ich auch mal auf eure Profile und dann weiter auf euer HP geschaut. 👍

Morgen bin ich mal bei der ersten Bank, mal schauen in welche Richtung es geht.

LG und noch einen schönen Sonntagnachmittag.
Sijajo

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