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·gelöst· Bedenken bei kleinem, jungen Bauträger - berechtigt?

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  •  hinterholzacht
  •   Bronze-Award
25.1. - 27.1.2021
7 Antworten | 4 Autoren 7
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Hallo,

mein Bekannter hat ein Bauprojekt gefunden bei dem er sich gerne eine Doppelhaushälfte kaufen möchte. Nach der anfänglichen Euphorie haben sich jedoch ein paar Bedenken eingestellt, weil das Projekt von einem kleinen Bauträger abgewickelt wird, der scheinbar noch nicht lange am Markt ist.

Kurz zum Projekt - es sind 2 Doppelhaushälften im Speckgürtel. Das Expose sieht gut aus, der Preis ist gut und die Lage des Baugrundstücks ist sehr gut.
Der Geschäftsführer macht einen sympatischen Eindruck, laut ihm ist es ein kleines Familienunternehmen, er hat alle notwendigen Handwerker in der Familie und kann deshalb recht günstig anbieten. Im Nachbar-Ort gibt es bereits ein fertig gestelltes Projekt mit den gleichen Häusern, die sahen bei der Besichtigung gut aus.

Warum nun Bedenken kommen? Die Bank meinte eben der Bauträger scheint noch nicht lange am Markt zu sein, es gibt keine Homepage - was keinen professionellen Eindruck macht.

Mein Bekannter hat daraufhin beim KSV eine Auskunft eingeholt - das Ergebnis war OK, aber nicht überragend. Auch das Grundbuch hat er prüfen lassen - alles in Ordnung, dass Grundstück gehört dem Bauträger.

Scheint soweit schlüssig - ist halt ein kleines Unternehmen, dass noch nicht lange am Markt tätig ist.

Für die Bauphase plant mein Bekannter, den Baufortschritt in Stufen mit professioneller Begleitung abnehmen zu lassen. Ein genauer Vertrag liegt noch nicht vor, er würde den aber von einem Anwalt prüfen lassen.

Was meint ihr - geht man da ein zu großes Risiko ein?
Wie sind eure Erfahrungen mit kleineren Bauträgern?

  •  Jacky1905
  •   Silber-Award
26.1.2021  (#1)
Du kannst Glück haben, oder eben auch nicht. In unserem Fall hatten wir keines.
Bauträger ebenfalls noch nicht sehr lange am Markt, bot aber eine professionell gestaltete Homepage an, konnte einige Referenzhäuser nachweisen, die man auch besichtigen konnte.
Ebenfalls Doppelhaushälfte, die wir gemeinsam mit Freunden bauten.
KSV- und Bonitätsauskunft war gut, der Preis des Hauses fast unschlagbar. 
Den Bauvertrag ließen wir von unserem Anwalt gegenprüfen und einiges abändern. Wir sagten zu.

Zu Anfang lief noch alles gut, wir hatten gute örtliche Baufirmen, die einen sehr positiven Eindruck bei uns hinterlassen haben (mit einer dieser Baufirmen bauten wir dann unser Nebengebäude und Carport auf eigene Faust, weil wir so zufrieden waren), aber nach einer Weile merkte man (gerade beim Innenausbau), dass immer öfter Leute bei uns auf der Baustelle waren, die keiner Firma angehörten, die kaum oder nicht deutsch sprachen, die unzuverlässig waren, und einfach IRGENDWAS machten etc.

Auf Nachfrage beim Bauträger verschloss sich dieser immer mehr, gab uns keine Auskünfte mehr, Termine wurden nicht eingehalten und ein Pfusch nach dem anderen gedreht. Wir waren täglich auf der Baustelle und schauten uns die Arbeiten an und stoppten diese sofort, wenn es offensichtlich falsch ausgeführt war. Ich bin in der Baubranche tätig, kann natürlich auch nicht alles wissen, aber habe mir viel Wissen angeeignet (auch gewerkeübergreifend). Natürlich ging jedes Mal eine Meldung an den Bauträger. Telefonisch war dieser für uns nicht erreichbar, somit per Mail. Jedes verdammte Mal. Wir haben täglich urgiert, Es kam nichts.

Es kam soweit, dass er meinte, uns den Zutritt auf die Baustelle zu verwehren. Ich setzte ihn dann in Kenntnis, dass das Grundstück, auf dem er mein Haus baut, in meinem Besitz ist, und er der einzige ist, dem der Zutritt verwehrt werden kann, wenn er das so möchte.
Es war im Vertrag auch geregelt, dass jeder noch so kleine Bauabschnitt im Einvernehmen mit den Bauherren passiert und alles vorher besprochen und festgehalten wird.
Naja, dass es nicht so war, kann man sich ja denken.

Im Prinzip ging es so aus, dass wir kurz vor Ende der Bauzeit unseren Anwalt hinzuziehen mussten, weil eine Kommunikation nicht mehr möglich war. Unser Anwalt war auch bei der Übernahme mit dabei und hielt alles fest. Unter Vorbehalt der im Übernahmeprotokoll angeführten Punkte, die noch zu erledigen waren, übernahmen wir dann das Haus. Die Streitigkeiten gingen dann noch ein weiteres Jahr über die Anwälte, weil nichts erledigt wurde. Im Endeffekt hatten wir bis zum Schluss den längeren Atem und bekamen unser Recht.
Unser Glück waren die hunderten Mails, die wir geschickt haben, wo nachweislich um Antwort und Rücksprache bzw. um irgendeine Form der Kommunikation von uns gebeten wurde und trotzdem nichts oder nur freche Antworten kamen.

Ich will es niemandem ausreden, denn Hausbauen kann so schön sein und ich denke, auch kleinere Unternehmen sollten die Chance bekommen, sich zu beweisen, auch wenn sie noch nicht lange am Markt sind. Leider kann man vorher nie sagen, wie es ausgehen wird.
Die größten Verbrechen der Welt passieren täglich am Bau.

Ich denke, man sollte sich beide Seiten anhören (positive, wie negative) - die Entscheidung liegt dann bei jedem selbst.

Ich wünsche deinem Bekannten jedenfalls, dass er für sich die richtige Entscheidung trifft und das Glück hat, einen kompetenten Bauträger zu bekommen.

Alles Gute
Jacky

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  •  MissT
  •   Gold-Award
26.1.2021  (#2)

Ob der Bauträger eine Homepage hat oder nicht, ist nicht wirklich relevant. Besser er hat keine, als er hat eine schlechte.

zitat..
hinterholzacht schrieb: Im Nachbar-Ort gibt es bereits ein fertig gestelltes Projekt mit den gleichen Häusern, die sahen bei der Besichtigung gut aus.

Die Außenoptik der Gebäude ist wenig aussagekräftig. Versucht mit den Besitzern dieser Häuser ins Gespräch zu kommen. Fragt nach, wie der Bau abgelaufen ist, ob Probleme aufgetreten sind und wie sie gelöst wurden, ob sie grundsätzlich zufrieden sind mit der Leistung.


zitat..
hinterholzacht schrieb: Der Geschäftsführer macht einen sympatischen Eindruck, laut ihm ist es ein kleines Familienunternehmen, er hat alle notwendigen Handwerker in der Familie und kann deshalb recht günstig anbieten.

Hier würde ich auf jeden Fall Details anfordern. Der Hauptgrund für den günstigen Preis ist der Umstand, dass er Fußfassen möchte auf dem Markt und dazu Projekte umsetzen muss, um auch Referenzen vorweisen zu können. Das Argument mit den notwendigen Handwerkern in der Familie gefällt mir nicht recht, denn es klingt nach Pfuschern bzw. nach „Wunderwuzzis“, die alles machen - aber tatsächlich nichts normgerecht können. Lass Dir die konkreten Firmen nennen, mit denen er zusammenarbeitet. Wenn er das nicht kann oder will, dann Finger weg. 

Wenn diese Punkte passen und Du mit ihm ins Geschäft kommen möchtest, dann zieh eine professionelle Baubegleitung bei - informiere den Bauträger darüber noch vor Unterzeichnung und achte auf seine Reaktion - und vereinbare sinnvolle Zahlungsmodalitäten: Zug um Zug - zuerst die Leistung, dann die Bezahlung. Damit hältst Du Dein Risiko auch geringer.


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  •  Beachflyer77
  •   Gold-Award
26.1.2021  (#3)
Ob eine Firma neu oder alt ist sagt nicht wirklich was über die Qualität dahinter aus . Da gibts im FTH FTH [Fertigteilhaus] THread genug Beispiele.

Für mich kommt ein Bauträger oder GU eigentlich nicht in Frage.Ich finde es am besten wenn man die Gewerke getrennt an lokale Firmen vergibt. WobeiPutz Estrich Fassade für mich Baumeister ist

Wichtig dabei ist, dass sich die Leute untereinander kennen und miteinander reden können

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  •  hinterholzacht
  •   Bronze-Award
26.1.2021  (#4)
@Jacky1905 danke für den Erfahrungsbericht. Wenn etwas unter so guten Vorzeichen startet ist es wirklich blöd gelaufen, dass es so endet.
Hast du in deinem Fall vorher das Grundstück gestellt oder kam das vom Bauträger?

@­MissT - gute Ratschläge, dankeschön! Zug um Zug Zahlung wäre sowieso angedacht, der Bauträger hat gegen die Baubegleitung nichts einzuwenden und gemeint sie sollen ruhig so oft sie können auf die Baustelle kommen.

@Beachflyer77 - mir ist eh bewusst, dass hier im Forum die meisten am liebsten selbst alles vergeben und sich die Firmen selbst aussuchen. Oft kann man sich das aber auch nicht ganz aussuchen, man muss ja auch erst einmal ein passendes Grundstück finden. Das ist bei uns in der Gegend Mangelware.

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  •  Jacky1905
  •   Silber-Award
26.1.2021  (#5)
@hinterholzacht gerne. Ja wir fanden es auch schade, dass es so gelaufen ist. Wir hatten uns so auf das Projekt gefreut. Am Ende ist ja Gott sei Dank noch alles gut ausgegangen, auch wenns einen Haufen Nerven gekostet hat 😉
Das Grundstück hatte regulär der Bauträger in Aussicht, wir kannten aber den Verkäufer privat und kamen dem Bauträger zuvor. Damit wollten wir auch verhindern, dass es sich um ein richtiges "Bauträger-Projekt" handelt und wir für Grund + Haus Grunderwerbssteuer zahlen. Geht hierbei ja doch um einige Summen Geld, die man sich ersparen kann.

Leider hatten wir ebenfalls nicht die Möglichkeit, alles selbst zu vergeben (mein Mann ist Berufsreisender und ich war es damals auch noch zu einem kleinen Teil), obwohl wir es sehr gerne so gemacht hätten. Daher kam nur die Option mit Bauträger in Frage.
Unsere Freunde, die die zweite Haushälfte bewohnen, haben uns natürlich in stressigen Zeiten super unterstützt und wir haben uns während dem Bau und auch jetzt gegenseitig immer unter die Arme gegriffen. 👍

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  •  hinterholzacht
  •   Bronze-Award
27.1.2021  (#6)
In eurem Fall habt ihr eigentlich alles richtig gemacht, sogar das Grundstück selbst noch gekauft - das war nachher dann sicher ein Trumpf wo es ans Streiten ging.

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  •  Jacky1905
  •   Silber-Award
27.1.2021  (#7)

zitat..
hinterholzacht schrieb: In eurem Fall habt ihr eigentlich alles richtig gemacht, sogar das Grundstück selbst noch gekauft - das war nachher dann sicher ein Trumpf wo es ans Streiten ging.

Danke - DAS auf jeden Fall.


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