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Kellerwände ohne Eisenbewehrung

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  •  chris48
17.12. - 22.12.2012
29 Antworten 29
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In meiner näheren Umgebung wird gerade ein Rohbau errichtet und dabei wurde vermutlich aus Kostengründen auf die Eisenberwehrung in den Kellerwänden verzichtet und mit Faserbeton gearbeitet. Die nächste Überraschung war für mich, dass nicht einmal Steckeisen aus der Bodenplatte zur Stabilisierung der Kellerwände gesetzt wurden sondern die Kellerwände nur auf das Dichtungsband gestellt wurden. (geschalter Keller)

Laut Bauherren sind auch weitere Vorgangsweisen der Baufirma fragwürdig und daher stellt sich die Frage ob hier nicht ein bewusster Pfusch gemacht wird. Die Baufirma hat das Hinterfüllen des Kellers auch ausdrücklich verboten solange die Decke des Obergeschosses nicht fertig ist weil die Gefahr besteht das die Kellerwände ohne den Gegendruck des Obergeschosses die Last der Hinterfüllung nicht aushalten.
Für mich könnte dieser Bau bald ein Fall für ATV "Pfusch am Bau" werden.

Geldsparen ja, aber nicht so.

LG Chris

  •  mikee
  •   Gold-Award
17.12.2012  (#1)
.Mal vorweg: Faserbeton stellt keinen Mangel dar. Wenn bei Faserbeton zusätzliche Bewehrung verwendet werden würde, wäre ja der Faserbeton selbst unnötig. Ob Faserbeton aber die gleiche Qualität hat wie normaler Beton mit Stahlbewehrung, da scheiden sich die (Fach-)Geister.

Richtig ist aber, dass auch bei Faserbeton auf konstruktive Bewehrung sowie Anschlussbewehrungen keinesfalls verzichtet werden sollte - "sollte" deshalb, weil es meines Wissens nach diesbezüglich keine genau definierten Normen oder Vorschriften gibt. Konstruktive Bewehrung ist zB rund um ausgesparte Fenster.

Die Sache mit dem Hinterfüllen kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Klar erreicht der Bau seine Stabilität erst mit Fertigstellung der Decke, und die Baufirma kommt diesbezüglich ihrer Warn- und Hinweispflicht nach, was ja auch richtig ist.

Gruss,
mikee

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  •  bautech
17.12.2012  (#2)
mikee hats richtig erkannt! - Ich würd auch keine weiße Wanne einschütten ohne die Decke draufzulegen (das statische System ist ohne Decke unvollständig!)

ABER: Faserbeton ist lt Norm nicht als Stahlbeton nachweisbar, also darf der Beton (beinahe) nicht auf Zug belastet werden, nur auf Druck.

ABER (2): In Wahrheit kommt bei Kellermauern (ausgenommen Weiße Wannen) als Bewehrung im Normalfall rechnerisch ein 8er alle 30cm raus - die Mindestbewehrung, die gehört quasi immer rein. Und für die Rißbreitenbeschränkung ist der Faserbeton eindewutig im Plus verglichen mit der oben genannten Bewehrungsmenge...

Mich würd einzig die fehlende Anschlußbewehrung an die BoPla stören...

ng

bautech

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  •  chris48
17.12.2012  (#3)
Danke für eure Beiträge, jedoch dürfte ich mich ein wenig unverständlich ausgedrückt haben und zwar bezüglich Decke.

Der Baumeister hat nicht die Kellerdecke sondern auch noch die Obergeschossdecke als Voraussetzung für die Hinterfüllung genannt und das ist für mich nicht nachvollziehbar.

Aus euren Beiträgen sehe ich, dass der Faserbeton kein Nachteil ist und der Grund für diesen Faserbeton dürfte vermutlich der finanzielle Aspekt sein wird.

Warum ein Bauunternehmen trotzdem solche Aktionen setzt (fehlende Steckeisen usw.) nur um mit aller Gewalt einen Auftrag zu bekommen ist natürlich bedenklich.

In der Zwischenzeit hat der Bauherr dieser Baustelle schon bereut keinen Baumeister aus der Umgebung genommen zu haben aber im Nachhinein ist man immer klüger.

Der günstigere Preis ist oft sehr verlockend und stellt sich später als die falsche Wahl dar.

Jeder kocht nur mit Wasser und daher muss das Geld irgendwo wieder hereingebracht werden.

LG Chris

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  •  Jelly
17.12.2012  (#4)

zitat..
der Bauherr dieser Baustelle

wird dann vielleicht auch noch größere augen machen, wenn er von der baufirma nur einen "kostenvoranschlag" bekommen hat, denn dann wird die rechnung vielleicht auch noch um 20% (lt. ÖNORM) teurer, da werden ganz schnell aus 25.000,- tolle 30.000,- ;)

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  •  kreuzenstein
18.12.2012  (#5)
Kann mich mike nur anschliessen. - Auch wir haben Faserbeton. Und sind bis heute nicht bei Pfusch am Bau gewesen. Aber wir haben auch Bewehrungen von der Platte in die Wände.

Und Faserbeton hat weniger mit "billiger" zu tun, sondern mit wasserdicht.

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  •  bautech
18.12.2012  (#6)
@kreuzenstein - warum ist Faserbeton dichter? - Ist ja die gleiche Betongüte, nur mengens einen Stahlanteil zwecks Rißbreitenbeschränkung bei emoji

Und außerdem ist der Aufpreis für die Fasern beim Transportbeton günstiger als die Eisenlegerei, also doch Sparmaßnahme.

btw hab ich schon Fundamentplatten ohne Bewehrungsstahl gesehen, Faserbeton machts möglich.

Da hab selbst ich so emoji geschaut...

ng

bautech

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  •  Bauaufsicht-01
18.12.2012  (#7)
Stahlfaserbeton würde ich für die Bodenplatte nehmen (1m³ Beton = 30-35kg Stahlfasern). Normalerweise sind solche Bodenplatten besser und teurer als herkömmliche Bopl.
Für die Kellerwände würde ich diesen Beton allerdings auf gar keinen Fall nehmen weil die Innenseite der KGW rostig werden. Es gibt auch Kunststofffasern aber auf diese würd ich mich nicht verlassen.


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  •  bautech
18.12.2012  (#8)
@bauaufsicht-01 - echt jetzt? Statisch nicht nachweisbaren Baustoff als Fundierung?
Die 30-35 kg/m3 sind ja recht nett... aber in meiner (vom Statiker gerechneten) Fundamentplatte sind auf 30m3 Beton mehr als 3000kg BST 550... da brauch ich keinen Taschenrechner, um die Differenz zu ermitteln.
Also nochmal fürs Verständnis: Fundamentplatte ganz ohne Stabstahl / Mattenbewehrung?

ng

bautech

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  •  chris48
19.12.2012  (#9)

zitat..
Und außerdem ist der Aufpreis für die Fasern beim Transportbeton günstiger als die Eisenlegerei, also doch Sparmaßnahme.


Ich glaube auch, dass bei es bei diesem Bau nur um den Kostenfaktor geht weil es eine Firma ist die ca. 35 km zur Baustelle hat und trotzdem 6.000 Euro billiger war als der ortsansässige Baumeister.

Heißt zwar nicht, dass es nicht sein kann, dass ein auswertiger billiger sein kann.

Ich habe selber mit dem ortsansässigen Baumeister gebaut und weiß, dass er preislich günstig und realistisch ist. Und wenn man die Anfahrtskosten und die damit verbundenen zu bezahlenden Arbeitszeiten rechnet dann müsste diese Firma normalerweise um 5.000 bis 6.000 Euro teurer sein.

Also stellt sich die Frage: Ist der örtliche Baumeister ein Gauner und verdient um 12.000 Euro mehr bei diesem Bau (natürlich nicht) oder holt sich der andere das Geld woanders zurück.

Ich glaube, dass keiner Geschenke macht auch nicht vor Weihnachten.
Zum Leidwesen des Bauherrn wurde inzwischen ohnehin ein Bausachverständiger eingeschaltet weil es schon mehrere Ungereihmtheiten gibt.

Wird schon werden!

LG Chris

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  •  niceguymarty
  •   Bronze-Award
19.12.2012  (#10)

zitat..
Normalerweise sind solche Bodenplatten besser und teurer als herkömmliche Bopl


In welcher Hinsicht sind Faserbetonbodenplatten besser? In statischer wohl kaum, und das wäre aber eine der Hauptaufgaben einer Bodenplatte.

Faserbeton hat sicher seine Berechtigung z.B.: in Industriefußboden, Spritzbetonversiegelungen und andere Bauteilen, die Bewehrung nur konstruktiv erfordern.

Aber in tragenden Bauteilen können die Faser NIEMALS die Aufnahme der Biegezugspannungen übernehmen, sondern nur in unterstützender Funktion eingesetzt werden. (Rissbreitenbeschränkung)

Kann auch jederzeit in der "Richtlinie Faserbeton" des ÖBV nachgelesen werden (kostet leider was).

Scheinbar haben das aber viele Baufirmen noch immer nicht kapiert, und bauen munter Fundamentplatten, Kellerwände, manchmal auch Decken oder sogar weiße Wannen.



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  •  chris48
19.12.2012  (#11)
Also stehe ich nicht alleine da mit meinen Bedenken. Ich bin auch noch immer der Meinung, dass eine Eisenbewehrung sicher besser sein müßte als Faserbeton jedoch lasse ich mich auch gerne eines Besseren belehren.

Und weil wir schon beim Thema Faserbeton sind möchte ich gerne wissen ob es heute üblich ist auch beim E-Strich Faserbeton zu verwenden?

Bei meinem Haus wurde nämlich überall Faserbeton verwendet, vermutlich auch zur Vorbeugung von Rissbildung.

LG Chris

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  •  bautech
19.12.2012  (#12)
Faserbeton Estrich - setzt man mMn eher mit Kunststofffasern (Korrosion) ein, aber alles ist möglich... Macht den Estrich nur hochwertiger

ng

bautech

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  •  Stefan86
19.12.2012  (#13)
Hab grad das atv pfusch am bau buch gelesen, und auch dort werden stahlfaser beton bei bodenplatten geraten da es billiger und weniger zeitaufwändig sein soll

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  •  chris48
20.12.2012  (#14)
@bautech

Bei mir sind es auch Kunststofffasern beim E-Strich gewesen. Danke für deine Antwort.

LG Chris

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  •  Bauaufsicht-01
20.12.2012  (#15)

zitat..
Da sich die Stahlfasern gleichmäßig im Beton verteilen, kann überall Kraft aufgenommen werden. Sichtbare Risse werden behindert. Entstandene Risse werden überbrückt. Die Tragfähigkeit des Teils wird erhalten. Außerdem wird ein Abplatzen und Ausbrechen verhindert. Stahlfaserbeton eignet sich sehr gut für flüssigkeitsdichte Bauteile. Er behindert die Rissbildung und sorgt so dafür, dass keine Kapillaren entstehen, in welche Flüssigkeit eindringen könnte.


http://www.zement.at/service/literatur/fileupl/faserbeton07_schadde.pdf


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  •  niceguymarty
  •   Bronze-Award
20.12.2012  (#16)
@Bauaufsicht-01 - Aber das in der von Dir zitierten "Faserbetonjubelschrift" (verfasst von einer Firma, die Stahlfaser vertreibt) gleich auf der ersten Seite in den schematisch dargestellten Kellerwänden sehr wohl Bewehrung um die Öffnungen und im Anschlußbereich der Bodenplatte eingezeichnet ist, hast Du nicht bemerkt?

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  •  csi
20.12.2012  (#17)
Unsere Bodenplatte sowie die Kellerwände wurden ebenfalls mit Faserbeton hergestellt.
Es wurden in der Bodenplatte trotzdem Eisenmatten verlegt, ebenso Steckeisen im Anschlußbereich der Wände und teilweise Bewehrung in der Wand (im Bereich des Treppenhauses).

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  •  Bauaufsicht-01
20.12.2012  (#18)

zitat..
hast Du nicht bemerkt?


Selbstverständlich weiß ich das und habe es auch gesehen. Ich unterstütze diese Art von Beton für Kellerwände nicht aber für die Bodenplatte bei Einfamilienhäuser sehe ich keine Nachteile.

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  •  Bauaufsicht-01
20.12.2012  (#19)
bautech

zitat..


zitat..
aber in meiner (vom Statiker gerechneten) Fundamentplatte sind auf 30m3 Beton mehr als 3000kg BST 550... da brauch ich keinen Taschenrechner, um die Differenz zu ermitteln.


für deine Bodenplatte hat nur das Eisen und die Verlegung 5.000 - 6.000€ gekostet. Also hat deine fertiggestellte Bodenplatte um die 20.000€ gekostet. So wie du sehen kannst schreiben hier Leute das sie für das gesamte KG 30.000€ zahlen was ich für unmöglich halte.

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  •  bautech
20.12.2012  (#20)
@Bauaufsicht-01 - Mein Eisenpreis war ca. 0,8/kg, also rd 2,5k€. Und Eisen verlegt hab ich selbst. 30 M3 Beton a 74,- sind 2,2k -also Materialkosten <5k -so geht ein Keller um 30k schon wieder...
Und ist vom BM abgenommen und für gut befunden

Nochmals zwecks Interesse: Faserbeton ist (ohne zusätzliche Bewehrung) wirklich für Fundamentplatten zugelassen? Denn mein Schulwissen sagt was anderes...

ng

bautech

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  •  niceguymarty
  •   Bronze-Award
20.12.2012  (#21)
Wenn die Fundamentplatte dick genug ist, dann wird es auch ohne Bewehrung gehen.
Aber die Praxis sieht doch so aus: Die Baufirma nimmt statt der Bewehrung einfach Faserbeton, und da braucht man gar nicht nachzurechnen....ein statischer Nachweis geht sich da nie und nimmer aus.
.
Man hat sich ein paar Euro Bewehrung erspart (Faserbeton kostet ja auch was), und hat die größte Investition seines Lebens (jedenfalls für die meisten...) auf ein (statisch) suboptimales Fundament gestellt!

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