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Bauen mit "kleinem" Budget - GU, Baumeister, Architekt?

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  •  ijjiij
18.1. - 22.1.2019
6 Antworten | 5 Autoren 6
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Hallo liebes Forum!

Nachdem wir jetzt entdlich den Grundstückskauf unter Dach und Fach gebracht haben, möchten wir die nächsten Monate für die Planung unseres zukünftigen Hauses nutzen.

Jetzt stehen wir allerdings vor der Frage, mit wem sollen wir planen / bauen?
Ich habe die Suchfunktion im Forum und das Internet zu diesem Thema schon öfters befragt, aber eine so richtig auf unsere Situation passende Antwort habe ich meiner Meinung nach noch nie gefunden.

Wir haben uns bisher einige Firmen (GUs und Baumeister, noch keine Architekten) angesehen und eigentlich von allen bestätigt bekommen, dass das was wir bauen möchten mit unserem veranschlagten Budget machbar ist. Hier im Forum liest man ja viel von euren Projekten die sich finanziell teilweise in ganz anderen Dimensionen bewegen...

Unsere Situation kurz und knackig:
1x Mann (28), 1x Frau (34), 1x Kind (3 Monate), 1x teilzeit Kind alle 2 Wochen + Ferien (11)
Gebaut wird in NÖ, südlich von Wien, geplanter Baubeginn 2020, bis dahin Planung
Grundstück ~600m², voll aufgeschlossen, WNW-OSO Ausrichtung mit ~38m (N + S Seite) mal ~16m (O + W Seite)
Geplante Nutzfläche: ~130m² (etwa 8x8m je Stockwerk) + Keller
Position des Hauses Straßenseitig im (Nord-)Westen, Garten im (Süd-)Osten
Räume im EG: Wohnzimmer, Küche, Speis, Gäste-WC, Mehrzweckraum (Gäste, sonst Spielzimmer + selten Homeoffice), kleiner Abstellraum
Räume im OG: Schlafzimmer, Ankleide für Eltern, Bad mit Dusche + Wanne, 2x KZ gartenseitig
Räume im Keller: Haustechnik + Waschküche, Sport, Werkstatt, Lager
Extrawürste: Keller, KWL+Wärmerückgewinnung, PV, RGK, Trennwand zwischen KZ als Nicht-Tragend - diese soll entfernt werden wenn das ältere Kind nicht mehr kommt, was ja absehbar ist, Rollläden, minimale Hausautomatisierung (Raffstores etc.)
geplantes Budget: 350.000€ + Eigenleistung (belagsfertig, exkl. Außenanlagen, inkl. Anschlüsse)
Massivhaus (Niedrigstenergie, in Richtung Passivhaus)

Wir möchten aus dem Budget jetzt das Beste machen.
Durch meine berufliche Tätigkeit kann und will ich gerne einiges an der Elektrik und die Automation selbst machen. Ebenfalls habe ich keine Scheu vor Stemmarbeiten, Verlegen von Leitungen, Verputzen usw. Ebenfalls durch das berufliche Umfeld haben wir sehr gute Konditionen bei Elektro-Material und PV (Hersteller-Selbstkostenpreis). Weiters haben wir Zugang zu Sonderkonditionen bei einem Kellerbauer.
Alles das würden wir gerne Nutzen um die Baukosten gering zu halten und das Geld in andere Teile des Hauses zu stecken.

Unsere bisherigen Erfahrungen sind eher die, dass Generalunternehmer zwar eine Spur günstiger sind, allerdings dafür auch die gelieferte Leistung eher "Standard" ist. Bei Sonderwünschen war dann meist schluss mit der Flexibilität. Einbringen von Eigenleistung war ebenfalls meist unerwünscht. Verarbeiten von beigestelltem Material (Elektro) ist auch nicht möglich. Kauf das was alle kaufen oder lass es.
Nichtsdestotrotz gibt es hier auch einige Grundrisse etc. die uns gut gefallen, weshalb wir das auch nicht absolut ausschließen.

Bei den Baumeistern mit denen wir bisher gesprochen haben waren die Preise dann doch etwas höher, aber immer noch im Budget machbar. Hier müssten wir halt die Vergabe einiger Gewerke selbst übernehmen und alles selbst koordinieren. Dafür könnten wir die Eigenleistungen und eigenes Material einbringen wie wir es möchten.
Mein Bedenken hier ist einerseits der Planungsaufwand, andererseits dass dann auch kein Experte unsere Vorgaben hinterfragt und Verbesserungen vorschlägt. Oder im anderen Extrem jedes Gewerk Änderungen vorschlägt, weils ja jeder "schon immer so gemacht hat". Die Sorge ist einfach die, dass dann ein riesen Mischmasch dabei raus kommt.

Die dritte Überlegung war ein Architekt oder sonstiger "Planer". Hier haben wir aber noch keine Vorgespräche gemacht. Meine Hoffnung dabei wäre, dass auch hier wie beim Baumeister unsere Eigenleistungen gemäß unserer Wünsche eingebracht werden können, aber eben jemand da sein Auge darauf hält, dass das auch ein stimmiges Ganzes wird.
Meine Bedenken dabei sind wiederrum, dass dadurch die Kosten noch mehr als beim Baumeister steigen, oder das Haus eher dem Geschmack des Architekten entspricht als unserem . Das einzige Architektenhaus, das ich kenne, gefällt mit z.B. überhaupt nicht und würde ich nicht haben wollen. Ich weiß allerdings auch nicht ob das von den Bewohnern nicht eben genau so gewünscht war.

Daher bitte ich um eure Meinungen!

LG,
Georg

  •  berhan
  •   Bronze-Award
18.1.2019  (#1)
Dein Gedankengang ist falsch, der Planer ist unabhängig ob GU oder BM + Einzelgewerke. Es gibt natürlich auch GUs oder BM die eine Planung mit anbieten.

Ich habe einen Planer (BM), der die Planung, Einreichung, Energieausweis, Ausschreibung, Baubegleitung, den Baukoordinator, Abnahme und Abrechnung der Leistungen durchführt. Wobei ich auch nur Teile der oa. Leistungen hätte machen können (mit Ausnahme des Baukoordinator, dieser war nur in Verbindung mit der Baubegleitung möglich).

Ein GU wird in den meisten Fällen teurer kommen als die einzelnen Gewerke. Wenn du die Gewerke selbst vergibst, benötigst du aber einen Baukoordinator (bzgl Baustellensicherheit) gemäß BauKG. Dieser ist gesetzlich vorgeschrieben, ausser du erfüllst die Vorgaben des Paragraph 3 des BauKG.

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  •  ijjiij
18.1.2019  (#2)

zitat..
berhan schrieb: Dein Gedankengang ist falsch, der Planer ist unabhängig ob GU oder BM + Einzelgewerke. Es gibt natürlich auch GUs oder BM die eine Planung mit anbieten.


 Du meinst also, dass ein GU die Planung ebenfalls mit hinein nimmt ist eher die Ausnahme? 
Wir haben jetzt mit mehreren Firmen (in der Blauen Lagune und außerhalb)gesprochen und überall wären die Grundrisse quasi vor definiert und nur leicht abänderbar. Größere Änderungen nur mit Kosten verbunden möglich.

Darf ich fragen wo du baust?
Wenn das nicht all zu weit weg ist kannst du mir vielleicht eine Empfehlung per PN geben?


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  •  berhan
  •   Bronze-Award
19.1.2019  (#3)
Eichgraben, etwa 40 km Luftlinie von dir entfernt.

Bei mir ist ein GU nicht umbedingt ein FTH FTH [Fertigteilhaus]-Anbieter. GUs bei denen du mit Ziegel baust, werden dir vermutlich auch alles umsetzen können. Ich hatte z.B. auch ein Angebot von Wimberger, da hätte ich einzelne Gewerke auch herausnehmen können. Das Angebot welches von meinem Einreichplan und den Ausschreibungsunterlagen erstellt wurde, war aber das mit dem höchsten Preis. Manche Dinge hätte Wimberger gegenüber der Ausschreibung aber anders gelöst (z.B. Gefälledämmung statt Gefälledecke).

Prinzipiell wirst du wenn du die Gewerke einzeln vergibst, mehr Auswahl zwischen den Anbietern haben, aber auch mehr Zeit investieren. 

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  •  OneRocket
  •   Bronze-Award
20.1.2019  (#4)
Aus meiner Erfahrung würde ich folgendes raten: Ihr benötigt:

1. Einen richtig guten Architekten (oder guten HTL Bauingenieur)
- Entwurfsplanung: ein guter Entwurf spart in der Ausführung bares Geld und es lebt sich auch schöner darin

2. Einen guten HTL Bauingenieur/Baumeister
- Einreichplan (auf Basis Entwurfsplan)
- Detailplanungen (wo notwendig, entscheidet HTL Bauingenieur/Baumeister)
- Energieausweis

- Einreichplan, Detailplanungen, Energiesausweis sind Grundlage für die ersten Baumeisterangebote. Lass Dir ein Detailangebot ausstellen, verwende das als Grundlage für die Verfeinerung der Ausschreibung. Verlange Fixangebote - KEINE Regieangebote! Versuche dadurch möglichst vergleichbare Angebote zu bekommen. Du gibst vor, wie es umzusetzen ist. Schreibe Firmen an, fahre hin um Dein Interesse zu signalisieren. DU suchst die Firmen aus. HTL Bauingenieur/Baumeister haben sicher auch Ideen, aber DU recherchierst auch im Internet, fährst herum, schaust auf Baustellen in der Umgebung.

3. Ausführende Gewerke. Das kann ein GU sein (ist KEIN Fertighausanbieter!) oder eine Kombination aus Baufirma und von Euch beauftragten Gewerken. Der HTL Bauingenieur/Baumeister ist dabei deine NEUTRALE Kontrollinstanz.

Zu beachten:

Grundsatz 1: Du spast Dir das meiste Geld bei den Ausschreibungen, beim Vergleichen der Angebote, beim Koordinieren. Selber Mitarbeiten bringt im Vergleich Peanuts.

Grundsatz 2: Planer (Architekt, HTL Bauingenieur/Baumeister) sollten vom ausführenden Gewerk getrennt sein. 

Grundsatz 3: Gib das Heizsystem (Wärmequelle und Verteilung) in EINE Hand! Nur 5% der Installateuere kennen sich bei Niedrigtemperatursysteme aus. Setze alles daran einen dieser 5% zu bekommen! Wärmequelle und Verteilung müssen gesamtheitlich geplant und optimiert sein.

Grundsatz 4: NIEMALS im Voraus bezahlen.

Grundsatz 5: ALLES dokumentieren, fotografieren, alle Vereinbarungen (rück)bestätigen lassen - und sei es nur durch eine Email.

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  •  querty
  •   Gold-Award
22.1.2019  (#5)
Grundsatz 6: Hintefrage alles, lasse dir alles erklären, frage hier im Forum nach, BEVOR Gewerke ausgeführt werden. Als Laie hast du keine Chance gegen die Profis in ihrem Gewerk und Dinge die man schon 10 Jahre nicht mehr so macht werden dir als Top aktuell verkauft.

Grundsatz 7: Kontrolliere alles! Bei manchen Dingen brauchst du wohl jemanden vom Fach aber mache Sachen sieht man auch als Laie, ggf. Bilder machen und wieder hier im Forum nachfragen, hat mir schon oft geholfen.

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  •  vestra
22.1.2019  (#6)
ich glaub echt, die sollte man sich ausdrucken und neben das Nachtkastl hängen... Gerade wenn die Handwerker "ganz nette Leut" sind mit denen man auskommst, übersieht man gern, dass es da um riesige Summen geht und im Zweifelsfall man alles kontrolliert, weil hinterher "hört sich beim Geld die Freundschaft auf"... leider auch zuoft in der Familie erlebt, ich bin da auch zu gutmütig und muss die weibliche Hälfte mit mehr Auge für Details und Verständnisdrang was sowas betrifft, ranlassen.

Grundsatz "erklären lasen" - ich muss nicht das Handwerk erlernen aber wenn der Handwerker mir nicht erklären kann, warum er etwas so macht... (wird von mir im Job ja auch erwartet) - mit der Regel bin ich bei allen finanziellen Entscheidungen bisher gut gefahren. Hilfreiche Tipps für alle Bauanfänger, danke querty!


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