Dichtheit beim Fenster (Luftdichtheit, Regendichtheit)

Unter Dichtheit versteht man beim Fenster sowohl

Während die meisten Fenster hohe Luftdichtheit garantieren, gibt es bei der Schlagregendichtheit deutliche Unterschiede. Um beide Dichtungsfunktionen zu gewährleisten, findet man am Fenster je nach Konstruktion verschiedenste Dichtungsebenen:

Zwischen Stock- und Flügelrahmen sind
die Flügelüberschlagsdichtung (1)
die Flügelfalzdichtung (2)
die Stockdichtung (3)
die Alurahmendichtung (4)
zwischen Glas und Aluminium die
Trockenverglasungsdichtung außen (5)
und zwischen Glas und Holz die
Trockenverglasungsdichtung innen (6). 

Dichtungen für die Luftdichtheit beim Fenster

Die Flügelüberschlagsdichtung (1) und die Flügelfalzdichtung (2) zwischen den Holzrahmen von Stock und Flügel sind maßgeblich für die Luftdichtheit eines Fensters und bestimmen damit die Größe der Energieverluste durch Undichtheit und die Schalldämmung (gemeinsam mit dem Glas).

Die Luftdichtheit wird am Prüfstand gemessen und nach EN 12207 in die Klassen 1 bis 4 eingeteilt, wobei die meisten Fenster die höchste Klasse 4 erreichen. Als Qualitätskriterium einer Dichtung gelten das Rückstellvermögen und die Eckenfestigkeit. Ersteres ist eine Frage hoher Materialgüte (z.B. EPDM), zweiteres kann durch einen Verstärkungsfaden in der Dichtung oder durch Verschweißen der Ecken gesichert werden.

Dichtungen für die (Schlag-)Regendichtheit beim Fenster

Die Schlagregendichtheit gewinnt in Zeiten des Klimawandels (Starkregen) rasant an Bedeutung. Sie kann auf dem Prüfstand durch kombiniertes Einwirken von Regen und Wind (Druck) gut geprüft werden. Es wird solange geprüft, bis Wasser durch das Fenster nach innen durchdringt und der entsprechende Winddruck nach Norm EN 12208 klassifiziert. In der Klasse 1A muss die Konstruktion bei Windstille (drucklos) 15 Minuten lang dem Regen standhalten, dann wird Druck aufgebaut und stufenweise erhöht. Die höchste Klasse 9A entspricht einer Windgeschwindigkeit von 114 km/h. Darüber hinaus gehende Ergebnisse werden mit E000 klassifiziert, wobei statt 000 der Prüfdruck in Pascal steht.

Für die Wahl eines Fensters ist es wichtig, dass der Hersteller eine wirklich ausgereifte Konstruktion anbietet und dies auch mit Prüfberichten belegen kann. Wie wichtig konstruktive Überlegungen für die Dichtheit des Fensters sind, zeigen folgende Praxisbeispiele:


Konstruktion und Wege des Wassers an einem LAGLER Fenster mit Stockdichtung (3) und Alurahmendichtung (4), regendicht bis 33 km/h Wind (Klasse 2A)

Praxisbeispiel Fenster mit Stockdichtung

Tests am Prüfstand zeigen alle Stärken aber auch schonungslos die Schwächen einer Fensterkonstruktion. So wurde von der Herstellerfirma LAGLER ein Fenstersystem mit Stockdichtung (3) und Alurahmendichtung (4) am renommierten Institut für Fenstertechnik in Rosenheim (D) geprüft, welche die Dichtheitsklasse 2A (dicht bis 33 km/h Windgeschwindigkeit) erreicht hat. Untersuchungen haben 2 Ursachen für den Wassereintritt ans Licht gebracht: Zuerst erwies sich die Alurahmendichtung (4), die den Wassereintritt zwischen den Alurahmen reduzieren soll, als kontraproduktiv. Wenn nämlich von unten her durch den Wind Druck in der Kammer zwischen den Rahmen erzeugt wird, kann dieser wegen der Dichtung nicht mehr ausströmen und das Wasser wird nach innen Richtung Stockdichtung (3) gedrückt. Dazu war die Stockdichtung bei höherem Druck nicht mehr in der Lage, das Wasser abzuhalten, es wurde über die obere Dichtungsnase nach innen gedrückt. Die Flügelfalzdichtung und die Flügelüberschlagsdichtung können das Wasser dann nur kurz aufhalten, bevor es nach innen sickert.

Praxisbeispiel Fenster mit Entwässerungsprofil


Konstruktion und Weg des Wassers an einem LAGLER Fenster, regendicht bis 205 km/h (Sonderklasse E1950)

Daraufhin wurde die Konstruktion im Entwässerungsbereich geändert: Die Stockdichtung wurde durch ein speziell konzipiertes Entwässerungsprofil (7) mit großer Mulde ersetzt. In die Holzrahmen des Flügels wurde eine große Tropfnase (8) integriert, von der nach innen drängendes Regenwasser sicher nach unten abtropft. Die Oberseite des Stockprofils wurde stark abgeschrägt (9), sodass abtropfendes Wasser rasch und sicher nach unten in das Entwässerungsprofil läuft. Durch Schlitze in diesem Profil wird das Wasser dann von außen unsichtbar auf die Fensterbank geleitet. Die Alurahmendichtung wurde entfernt, um den nötigen Druckausgleich sicher zu stellen. Mit dieser Konstruktion konnte die Schlagregendichtheit auf extreme 205 km/h Windgeschwindigkeit gesteigert werden (Sonderklasse E 1950, das ist neun Klassen über der höchsten Normklasse 9A).

Abdichtung zwischen Rahmen und Glas

Sehr oft wird die Abdichtung zwischen Aluminium und Glas (außen) bzw. Holz und Glas (innen) mit einer Silikonfuge realisiert („Nassverglasung“). Alternativ kann die Dichtung mit einem Dichtungsprofil („Trockenverglasung“) ausgeführt werden.

Nassverglasung (Silikon):


Glasabdichtung mit Silikon
Abdichtung ist ungeachtet der Toleranzen (Glasstärke, Arbeitsungenauigkeiten etc.) im Neuzustand stets dicht. Zu beachten ist aber, dass Silikon maximal 30 % gedehnt werden darf, es kann also bei einer typischen Fugenbreite von 3 bis 4 mm eine Toleranz (Glasdicke, Rahmenstärke) und Bewegung (Baufeuchte, sich zusammen ziehende Scheiben im Winter) von insgesamt max. 1 mm ausgleichen.
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Silikon versprödet mit der Zeit (beschleunigt durch das UV-Licht) und kann dann womöglich die Ausdehnung der Alurahmen bei Erwärmung nicht mehr mitmachen (die Fuge reißt ab).
Silikonfugen sind immer Wartungsfugen. Das heißt, dass Silikonfugen regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls erneuert werden müssen.

Trockenverglasung (Dichtung):


Glasabdichtung mit Trockenverglasung

Alternativ kann statt des Silikons eine Dichtung im Alurahmen eingezogen werden, die nicht wie Silikon eine Verklebung mit der Scheibe eingeht, sondern angepresst wird und bei Ausdehnung elastisch mitgehen kann. Wichtig ist dabei, dass das Material dieser Dichtung über großes Rückstellvermögen verfügt und die Nenndicke richtig gewählt ist. Eine Trockenverglasung sollte nur mit Drehhaltern eingesetzt werden, weil Drehhalter verglichen mit Clips-Haltern einen besseren Anpressdruck aufbauen. Kunststoff-Fenster werden ausnahmslos mit Trockenverglasung ausgeführt, wobei sich die Qualität der Dichtungen von jener der Holz-Alu-Fenster unterscheiden kann.

Lange Lebensdauer der Dichtung

Während herkömmliche Dichtungen (in der Dicke) ca. 1 mm ausgleichen können (vergleichbar mit einer neuen Silikonfuge), gibt es mittlerweile neue Profile mit Schaumauflage, die bis zu 3 mm überbrücken können.

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